No. 38: Runde Songwriter-Geburtstage Mai 2021
Auf gehtâs zur 38. LiveRillen-Ausgabe, es ist Mai, es grĂŒnt und blĂŒht und es wird geimpft, was die KanĂŒle hĂ€lt! Das deutsche Stimmungsbarometerglas sollte trotz Corona-Notbremse also mindestens halbvoll sein, und es wird alles hoffentlich noch besser werden â vielleicht auch durch diese Sendung, zu der ich Stammhörer wie Neulinge sehr herzlich begrĂŒĂe.
FrĂŒhlingsgefĂŒhle und Songwriting, das passt doch zusammen, und wenn dann auch noch ein paar ganz groĂe Barden in diesem Monat runde Geburtstage feiern können, ist die Sendung ja eigentlich schon fertig. Als da sind: Donovan Philip Leitch â er wird am 10. Mai 75 Jahre alt wie auch am selben Tag Dave Mason, und natĂŒrlich Robert Allen Zimmerman alias Bob Dylan, der am 24. Mai seinen sage und schreibe 80. Geburtstag begehen wird!
Ach ja, und noch einen 75JĂ€hrigen Barden gilt es durchaus zu wĂŒrdigen: Am 17.
Mai feiert Udo Lindenberg garantiert seine Corona-Panik-Sause â das spare ich mir aber fĂŒr eine spĂ€tere LiveRillen-Sendung auf!
Starten will ich mit dem Songschreiber, Gitarristen und SĂ€nger Dave Mason. Mit 20 hatte es der Brite nach Jahren in diversen lokalen Bands immerhin zum Roadie der seinerzeit berĂŒhmten Spencer-Davis-Group gebracht, durfte also deren Lautsprecherboxen auf- und abbauen. Seine eigenen musikalischen QualitĂ€ten kamen dann erst bei Traffic zum Tragen, die er gemeinsam mit dem Spencer-Davis-Keyboarder und SĂ€nger Steve Winwood ins Leben rief, der bei Traffic zunĂ€chst auch Gitarre spielte. Hinzu kamen Drummer Jim Capaldi sowie Chris Wood an den Tasten sowie diversen Blasinstrumenten, die er spĂ€ter auch in Ginger Bakerâs Air Force einbringen wĂŒrde.
Dave Mason selbst ĂŒbernahm den Bass und den Gesangspart der neuen Band, die mit âPaper Sunâ, âHere We Go Round The Mulberry Bushâ und âHole In My Shoesâ bereits im GrĂŒndungsjahr 1967 veritable Hits hatte â das âLoch in meinen Schuhenâ erreichte sogar Platz 2 der britischen Charts!
Im Jahr 2018 hat das Label London Calling in einer limitierten Vinyl-Auflage Aufnahmen aus Radiosendungen der BBC vom Herbst 1967 veröffentlicht, bei denen Traffic live im Rundfunkstudio musizierten. Daraus jetzt die genannten Songs â wenn auch leider ohne PublikumâŠ
Traffic: Paper Sun / Here We Go Round The Mulberry Bush / Hole In My Shoes
Dave Mason hat nach seinem baldigen Ausstieg bei Traffic in diversen Bands mitgemischt, war sogar zeitweise Mitglied von Fleetwood Mac und tourte mit Buddy Guy, Blood, Sweat & Tears, Poco und Jim Capaldi â so richtig lange hat er es allerdings nirgends ausgehalten. DafĂŒr stellte er in der Folge aus befreundeten Musikern immer wieder eigene Bands zusammen, mit denen er jeweils durchaus beachtliche Platten herausbrachte â zudem profilierte er sich als Songschreiber, dessen Titel gern auch von anderen gecovert wurden. Bestes Beispiel sein sicher erfolgreichstes StĂŒck: âFeelinâ Alrightâ, das er 1968 noch fĂŒr Traffic geschrieben hatte â der groĂe Erfolg kam allerdings erst spĂ€ter â und durch andere! So findet sich der Song unter anderem in den Setlists von Three Dog Night, Joe Cocker, Isaac Hayes, Gladys Night & The Pips, Paul Weller oder Huey Lewis, um nur einige zu nennen.
NatĂŒrlich hat er ihn auch selbst stets im Konzertprogramm â so ist er auf der 1973 erschienenen Platte âDave Mason Is Alive!â in einer keyboardlastigen Version zu hören, wĂ€hrend die Fassung vom 1976er Doppelalbum âCertified Liveâ rockiger daherkommt â hier dominieren die teils mit Wah-Wah-Effekt versehenen Gitarren.
Ich denke, gerade in diesen Zeiten können wir einen Stimmungsaufheller dringend gebrauchen â deshalb gibtâs die Versicherung, dass er sich prima fĂŒhle, nun gleich in drei ganz unterschiedlichen, durchweg spannenden Versionen zu hören. ZunĂ€chst Dave Mason selbst mit der erwĂ€hnten Version aus dem Jahr 1976 â am Bass begleitet von Gerald Johnson aus der Steve Miller Band, dazu Jim Krueger an der zweiten Gitarre, Rick Jaeger am Schlagzeug und Mike Finnigan an den Tasten.
Danach dann Three Dog Night, die das StĂŒck bereits 1969 auf ihrem Konzertalbum âCaptured Live At The Forumâ prĂ€sentierten. Das Album erreichte in den USA immerhin Platz 6 der Album-Charts und Gold-Status. Die 1967 gegrĂŒndete Band wurde insbesondere fĂŒr ihre LivequalitĂ€ten gerĂŒhmt; durch eine clevere Songauswahl und nicht zuletzt die Möglichkeit, mit ihren drei SĂ€ngern Danny Hutton, Chuck Negron und Cory Wells jedem Titel eine eigene Note zu verleihen, gehörten Three Dog Night jahrelang zu den bestverdienenden US-Bands â in ihrer groĂen Zeit beschĂ€ftigte ihre Firma, die Three Dog Night Enterprises, rund 150 festangestellte Mitarbeiter!
Etwa in dieser GröĂenordnung muss man sich wohl auch das Imperium vorstellen, das den 1944 in Sheffield geborenen Joe Cocker durch seine ruhmreichen Jahrzehnte begleitete, bis er 2014 dem Lungenkrebs erlag â kein Wunder bei tĂ€glich rund 40 Zigaretten! Und welcher Song hatte die Ehre, seine DebĂŒt-LP âWith a Little Help From My Friendsâ aus dem Jahr 1969 zu eröffnen? â Genau: âFeeling Alrightâ!
Wir hören die Liveversion aus dem Jahr 1990 â in Cockers Band unter anderem Keyboarder Chris Stainton, der auch fĂŒr Eric Clapton die Tasten drĂŒckte und der das Arrangement von âFeeling Alrightâ besorgt hat, sowie Phil Grande an der Leadgitarre.
Hier kommt es also dreifach â das gute GefĂŒhl: âFeelinâ Alrightâ!
Dave Mason / Three Dog Night / Joe Cocker: Feelinâ Alright
âFeelinâ Alrightâ in gleich drei Versionen â ich hoffe, das hat sich auf euer Wohlbefinden positiv ausgewirkt!
Dave Mason versuchte sich auch als Produzent â so zeichnete er unter anderem fĂŒr Produktionen von Family mit Roger Chapman verantwortlich.
Innerhalb der Szene ist Dave Mason offensichtlich gut vernetzt und ein gern gesehener Gast. So habe ich ihn in meinem Livearchiv auf mehreren Produktionen als Gitarristen, teils auch als Keyboarder entdeckt, so unter anderem bei den Eagles.
Mit der musikalisch hochinteressanten, allerdings ebenfalls nur kurzen Beteiligung an den wiederbelebten Traffic zu Beginn der 1970er Jahre soll die WĂŒrdigung von Dave Mason, der am 10. Mai seinen 75. Geburtstag begehen kann, fĂŒr heute enden.
Mit dabei waren die alten WeggefĂ€hrten der ersten Traffic-Ăra: Steve Winwood, Jim Capaldi und Chris Wood, hinzu kamen Bassist Rick Grech von der Ginger Bakerâs Air Force, der gefragte Drummer Jim Gordon, der unter anderem fĂŒr Joan Baez, Eric Clapton, Joe Cocker, Johnny Rivers und John Stewart aktiv war, und der ghanaische Perkussionist âReebobâ Kwaku Baah, der auch bei Eric Claptonâs legendĂ€rem Rainbow Concert mitwirkte; er ist 1983 wĂ€hrend eines Konzertes mit Jimmy Cliff in Schweden nur 38jĂ€hrig an einer Hirnblutung verstorben.
ZurĂŒck zu Traffic â in dieser illustren Neu-Besetzung gaben sie im Juli 1971 einige Konzerte in England, die mitgeschnitten und von United Artists auf der Liveplatte âWelcome To The Canteenâ veröffentlicht wurden.
Daraus der alltagsphilosophische Dave-Mason-Titel âShouldnât Have Took More Than You Gaveâ. So sollte es sein, nicht wahr?!
Traffic: Shouldnât Have Took More Than You Gave
Nach Dave Mason und Traffic wechseln wir in den Mai-LiveRillen die Stilistik und kommen zu einem Singer/Songwriter, der auf den Tag genau so alt ist wie Dave Mason: Donovan Philipp Leitch wird ebenfalls am 10. Mai 75!
Geboren 1946 als Sohn eines Arbeiters im schottischen Glasgow, verschlug es den ZehnjĂ€hrigen mit seiner Familie in einen Londoner Vorort. Dort muss er irgendwann eine Gitarre in die Finger bekommen haben, was zu dieser Zeit des RockânâRoll, der Folk-Bewegung und des beginnenden Bluesrevival wohl nicht ungewöhnlich war. 1964 jedenfalls taucht er quasi aus dem Nichts in der Fernsehshow Ready, Steady, Go der BBC auf und landet 1965 mit dem luftigen Melancholiker âCatch The Windâ seinen ersten Hit.
Seine Songs erreichten nie den Biss von Phil Ochs, T...