Lebendige Seelsorge 1/2014
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Lebendige Seelsorge 1/2014

Global Prayer

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Lebendige Seelsorge 1/2014

Global Prayer

About this book

In den 1960er Jahren rief man Gastarbeiter ins Land, weil es an eigenen ArbeitskrĂ€ften mangelte. Zeitversetzt ist dies nun auch in der katholischen Kirche der Fall. So ist es inzwischen keine Seltenheit mehr, dass in einer Gemeinde am Niederrhein, in Bayern oder Oberösterreich ein indischer, polnischer oder nigerianischer Priester am Altar steht und in der Pastoral tĂ€tig ist. Diesen MĂ€nnern geht es vielfach wie den ersten Arbeitsmigranten: sie beherrschen die Sprache oftmals nur ungenĂŒgend, kommen meist fĂŒr einen befristeten Zeitraum, fĂŒhlen sich fremd und haben Heimweh. Obgleich sie gerufen wurden, um hier zu helfen, sind sie nicht ĂŒberall willkommen. Denn das, was sie mitbringen, scheint nur bedingt kompatibel zu sein mit der hiesigen Kultur und den Gepflogenheiten in den Gemeinden. Das alles sind GrĂŒnde fĂŒr eine wechselseitig vertrackte Situation. Dies haben inzwischen auch die deutschen Bischöfe erkannt, denn sonst hĂ€tten sie wohl kaum eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die sich dem Thema auslĂ€ndischer Priester in deutschen Diözesen annimmt. In seinem Beitrag stellt Karl Gabriel die zentralen Ergebnisse dieser Studie vor. Franz Gmainer-Pranzl beleuchtet die Frage, ob innerhalb der deutschsprachigen Kirche durch den Einsatz von auslĂ€ndischen Priestern ein Prozess begonnen hat, der den Charme von Weltkirche erlebbar werden lĂ€sst. Hans-Joachim Sander stellt in seinem Beitrag die besondere Bedeutung von Migrationserfahrungen fĂŒr die VerkĂŒndigung des Glaubens in globalisierten Zeiten hervor. Dass in einem solchen Prozess des globalen Glaubens Zumutungen wie positive Entdeckungen stecken können, belegen die BeitrĂ€ge von Rockson Chullickal OCD, der als indischer Karmelit im Rheinland tĂ€tig ist, und von Franz Weber MCCJ, der auf seine Jahre als Combonimissionar in Brasilien zurĂŒckblickt. Anne Kurlemann berichtet davon, wie die Erzdiözese Bamberg durch gezielte Schulungsmaßnahmen versucht, auslĂ€ndische Priester besser fĂŒr den Einsatz vorzubereiten und in ihrem Arbeitsalltag zu begleiten und Chibueze Udeani plĂ€diert in seinem Beitrag fĂŒr das EinĂŒben einer Kommunikation, die BrĂŒcken baut.Von weltkirchlichen Erfahrungen berichten außerdem Dietmar MĂŒĂŸig, der ein Institut in La Paz mit seinem schöpfungstheologischen Schwerpunkt vorstellt, sowie Carolin Auner, die von den "Jesuit Volunteers" erzĂ€hlt.

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Information

Publisher
Echter
Year
2014
eBook ISBN
9783429061739

AuslÀndische Priester in der deutschen Kirche: Zwischen Notlösung und weltkirchlicher Avantgarde

Der folgende Beitrag stellt die wichtigsten Ergebnisse einer empirischen Studie zur Situation und zu den Bedingungen des pastoralen Einsatzes auslĂ€ndischer Priester in den deutschen Diözesen dar. Gleichzeitig wird danach gefragt, welche Faktoren und Bedingungen fĂŒr ein Gelingen bzw. Misslingen der pastoralen TĂ€tigkeit auslĂ€ndischer Priester verantwortlich zu machen sind. Am Schluss werden Folgerungen aus den Ergebnissen der Studie fĂŒr den kĂŒnftigen Einsatz auslĂ€ndischer Priester gezogen. Karl Gabriel
Von 2007 bis 2009 wurden alle Priester, die nicht in deutschen Diözesen inkardiniert sind, aber hauptamtlich in der deutschen Seelsorge arbeiten, mittels eines umfangreichen Fragebogens befragt (Gabriel/Leibold/Achtermann). Gleichzeitig wurden 10 deutschlandweit ausgewĂ€hlte Gemeinden mit einem auslĂ€ndischen Priester in ethnographischen Fallstudien untersucht. In Experteninterviews kamen zusĂ€tzlich die fĂŒr den Einsatz auslĂ€ndischer Priester verantwortlichen Personaldezernenten der deutschen Diözesen zu Wort. Es ging um die Chancen und Probleme, die sich aus der Sicht der Personaldezernenten rund um den Einsatz auslĂ€ndischer Priester ergeben. Auftraggeber der am Institut fĂŒr Christliche Sozialwissenschaften in MĂŒnster durchgefĂŒhrten Studie war die Kom-mission Weltkirche und die zu ihr gehörende Wissenschaftliche Arbeitsgruppe fĂŒr weltkirchliche Aufgaben. Als Teil der Untersuchung ergaben die Nachforschungen in allen deutschen Diözesen, dass im Jahr 2007 insgesamt 1302 auslĂ€ndische Priester tĂ€tig waren. In der neuesten Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zur Statistik der Katholischen Kirche in Deutschland fĂŒr das Jahr 2012/13 wird eine Zahl von 1742 auslĂ€ndischen Priestern angegeben (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 13). Über Unterschiede in der Abgrenzung hinaus, wer zu den auslĂ€ndischen Priestern zu rechnen ist, deutet die Zahl darauf hin, dass der Anteil der auslĂ€ndischen Priester in den deutschen Diözesen seit 2007 eher gestiegen als gefallen ist. Die folgende Darstellung konzentriert sich auf die wichtigsten Ergebnisse aller drei Untersuchungsteile: der schriftlichen Befragung aller auslĂ€ndischen Priester, der ethnographischen Gemeindestudien und der Experteninterviews der Personaldezernenten.

DIE SITUATION AUS DER SICHT DER BEFRAGTEN AUSLÄNDISCHEN PRIESTER

Zwei HerkunftslĂ€nder – Indien und Polen – stellen mehr als 50 Prozent der auslĂ€ndischen Priester. Hierin zeigt sich ein Ergebnis der gezielten Einsatzprogramme der Diözesen. Neben den indischen Priestern mit 29,2 Prozent und den polnischen Priestern mit 25,9 Prozent spielen nur noch die Afrikaner mit 11,8 Prozent – konzentriert auf die Nigerianer und Kongolesen – eine hervorgehobene Rolle. Mit 54 Prozent ist der Anteil der Ordenspriester unter den auslĂ€ndischen Priestern fĂŒr deutsche VerhĂ€ltnisse außerordentlich hoch. Der Einsatz der auslĂ€ndischen Priester stĂ€rkt damit das Element der Orden in der deutschen Seelsorge. Was die Aufenthaltsdauer angeht, ergibt sich folgendes Bild: annĂ€hernd zwei Drittel der Priester (65,1%) sind seit mindestens fĂŒnf Jahren in Deutschland tĂ€tig. Viele von den auslĂ€ndischen Ordenspriestern (41,8%) sind seit ĂŒber zehn Jahren hier. Von einer „Stippvisite” auslĂ€ndischer Priester kann daher keine Rede sein. 198 Priester (von insgesamt 606) haben angegeben, dass ihr Aufenthalt befristet ist. Knapp zwei Drittel (64,8%) haben ihre Stelle in Deutschland gar nicht oder einmal gewechselt. Sie arbeiten mit einer gewissen KontinuitĂ€t in ihrem Arbeitsbereich. Nur ganz wenige unterbrechen ihren Einsatz in Deutschland, um zwischenzeitlich in ihr Heimatland zurĂŒckzugehen. Die Auswertung der Umfrage zu den Motiven und angegebenen GrĂŒnden des Einsatzes in Deutschland zeigt: In der Mehrzahl kommen die Priester aus dem Ausland nach Deutschland im Auftrag ihres Bischofs oder Ordensoberen. Die Beauftragung spielt auch hinsichtlich der persönlich angegebenen GrĂŒnde die Hauptrolle. Im Rahmen ihres Auftrags möchten sie – so eine deutliche Mehrheit – den Glauben in Deutschland neu entfachen. Der Satz „Mein Bischof/Ordensoberer hat mich geschickt” erweist sich als dominante Aussage zu den GrĂŒnden ihres Einsatzes: 70,5% der Priester haben ihn gewĂ€hlt. Dies schließt eigene, persönliche Motive nicht aus. So ist das Motiv „Mithelfen, den Glauben in Deutschland neu zu entfachen” nach der Beauftragung mit 33,5% das meist gewĂ€hlte Statement. Besonders oft stimmen indische und polnische Priester dieser Aussage zu. Unmittelbar berufsbezogene Motive spielen bei etwa einem Viertel der Priester eine Rolle, ein gutes Sechstel erhofft sich Impulse fĂŒr das eigene Glaubensleben. Es fĂ€llt auf, dass deutlich mehr indische als polnische Priester (50,3% zu 40,8%) mithelfen wollen, den Glauben in Deutschland wieder neu zu entfachen.

ATMOSPHÄRE

Nach eigenen Angaben sind die auslĂ€ndischen Priester zu ĂŒber 50% in gemeindeleitenden Funktionen tĂ€tig. Ihre eigene Situation schĂ€tzen die auslĂ€ndischen Priester insgesamt positiv ein. Wenn sie auf ihre fehlende oder begrenzte Vorbereitung im eigenen Heimatland hinsichtlich Sprache, Kultur und kirchlicher RealitĂ€t in Deutschland zurĂŒckschauen, sind sie davon ĂŒberzeugt, ungeheuer viel gelernt zu haben. Auch hinsichtlich ihrer sprachlichen Kompetenzen bestĂ€tigen sie sich große Fortschritte und sehen in ihren sprachlichen FĂ€higkeiten kein gravierendes Hindernis fĂŒr eine erfolgreiche seelsorgliche Arbeit. Sie zeichnen ein Bild von ĂŒberwiegend positiven Entwicklungen und harmonischen Beziehungen in den Gemeinden. Auf die Frage „FĂŒhlen Sie sich in Ihrem Seelsorgebereichwohl?“ geben jeweils ca. 43% an, sich sehr wohl zu fĂŒhlen bzw. 43% „eher wohl“. Nur knapp 6% Ă€ußerten, sich „eher unwohl“ und „sehr unwohl“ zu fĂŒhlen. Besonders gute Noten erhielt die Zusammenarbeit mit den Priesterkollegen vor Ort. Die ĂŒberwiegend positive Bewertung der Entwicklungen in der Gemeinde durch die auslĂ€ndischen Priester steht in einem gewissen Kontrast zu den Ergebnissen der ethnographischen Gemeindestudien.

BEDINGUNGEN DES GELINGENS UND MISSLINGENS: ERGEBNISSE DER GEMEINDESTUDIEN

Die ethnographischen Gemeindestudien können belegen, dass es FĂ€lle eines gelingenden pastoralen Einsatzes auslĂ€ndischer Priester in deutschen Gemeinden gibt. Drei der zehn Fallstudien lassen sich als positive Beispiele betrachten. Was haben sie gemeinsam? Es handelt sich durchweg um außerordentlich qualifizierte Priester. Von ihrer Gesamtorientierung her lassen sich sich als „globale Priester” charakterisieren. Sie verfĂŒgen ĂŒber eine lange Erfahrung im Ausland und sind ĂŒberall in der Welt einsetzbar. Man könnte sie auch als hochqualifizierte Fachleute der Seelsorge bezeichnen. Sie bringen eine außerordentlich hohe Sprachkompetenz mit, verfĂŒgen ĂŒber fĂŒr die Seelsorge relevante Zusatzqualifikationen zum normalen Theologiestudium und zeichnen sich durch eine hohe AnpassungsfĂ€higkeit und SensibilitĂ€t fĂŒr die kulturellen und religiösen Gegebenheiten in Deutschland aus. FĂŒr das Gelingen spielt das PassungsverhĂ€ltnis zwischen Priester und Gemeinde eine wichtige Rolle, wobei die AnpassungsfĂ€higkeit der „globalen Priester” die Passung wesentlich erleichtert. Diese Priester besitzen eine charismatische Begabung, die ihnen in der Gemeinde und darĂŒber hinaus AutoritĂ€t verschafft.
Anders sieht es in den FĂ€llen aus, in denen von „entsendeten Priestern“ gesprochen werden kann. Die „entsendeten Priester” kommen nach Deutschland, weil ihr Bischof oder ihre Ordensleitung sie nach Deutschland gesandt hat. PrĂ€gend ist der Auftrag des Bischofs oder des Ordensoberen. Das Eigeninteresse und der eigene Antrieb, in der deutschen Kirche zu arbeiten, sind nur mĂ€ĂŸig ausgebildet. Entsprechend selten haben sich die „entsendeten Priester” langfristig auf ihren Einsatz in Deutschland vorbereitet. Trotz der routinemĂ€ĂŸig durchlaufenen Sprachkurse und weiteren Bausteinen ihrer mehr oder weniger strukturierten Ausbildung reichen ihre sprachlichen FĂ€higkeiten fĂŒr die Anforderungen der Pastoral nicht aus. Am Bild ihrer Heimatkirchen orientiert, fĂ€llt es ihnen schwer, sich auf die ganz anderen kirchlichen VerhĂ€ltnisse in Deutschland nĂ€her einzulassen. Dass auch der Priester sich um AutoritĂ€t bemĂŒhen muss und sie nicht unbegrenzt einfach besitzt, ist fĂŒr sie ungewohnt. Mit aktiven Laien, insbesondere wenn sie „aufmĂŒpfig” in Konflikten ihre Positionen vertreten, tun sie sich schwer. Handelt es sich um Frauen, erschwert sich das VerstĂ€ndnis noch weiter. Sie haben Schwierigkeiten, sich in die unĂŒbersichtlichen VerhĂ€ltnisse in deutschen Gemeinden – zumal wenn es um Auseinandersetzungen rund um die gegenwĂ€rtigen VerĂ€nderungen der Pfarreien geht – einzufĂŒhlen.

DIE SICHT DER FÜR DIE PASTORAL VERANTWORTLICHEN

Wie sehen die befragten Personaldezernenten deutscher Diözesen die Situation rund um den Einsatz auslĂ€ndischer Priester? GĂ€be es die drĂ€ngende Not nicht, die seelsorgliche Versorgung mit Priestern sicherstellen zu mĂŒssen, kĂ€me wohl nur der kleinste Teil der Personaldezernenten auf die Idee, sich um den Einsatz auslĂ€ndischer Priester in ihren Diözesen zu bemĂŒhen. Insofern dominiert das Interesse an einer zahlenmĂ€ĂŸig ausreichenden und möglichst guten pastoralen Versorgung der Gemeinden mit Priestern die Handlungsperspektive der Personaldezernenten. Daneben können sie sich mit dem Gedanken, der Einsatz der auslĂ€ndischen Priester werfe unter UmstĂ€nden auch einen weltkirchlichen „Gewinn” ab, durchaus anfreunden. Gezielte BemĂŒhungen, den Einsatz auslĂ€ndischer Priester fĂŒr die StĂ€rkung des weltkirchlichen Bewusstseins in den Gemeinden zu nutzen, lassen sich in den Interviews nicht feststellen. Dies schließt selbstverstĂ€ndlich nicht aus, ja es ist sogar wahrscheinlich, dass es weltkirchliche Gewinne fĂŒr die deutsche Kirche im Zusammenhang des Einsatzes auslĂ€ndischer Priester gibt.
GestĂŒtzt auf intensive Erfahrungen in den letzten Jahren haben die Personalverantwortlichen in den deutschen Diözesen in der Regel ein differenziertes und realistisches Bild von den Problemen des Einsatzes auslĂ€ndischer Priester gewonnen. Auch in ihrer Sicht stehen die Sprachprobleme beim Einsatz auslĂ€ndischer Priester an vorderster Stelle. Sie stellen fest, dass es Probleme beim in der Pastoral notwendigen „Auf-die-Menschen-Zugehen” gibt. Viele auslĂ€ndische Priester sind aus der Sicht der Personalverantwortlichen nur begrenzt in der Lage, „sich auf unsere VerhĂ€ltnisse einstellen zu können”. Hinsichtlich der AusprĂ€gungen des Priesterbildes der auslĂ€ndischen Priester sind sich die Verantwortlichen des Problems bewusst, dass es leicht zu erhöhten Spannungen im VerhĂ€ltnis zu den haupt- und ehrenamtlichen Laien in den Gemeinden kommen kann. Defizite sehen sie hinsichtlich der theologischen Ausbildung der auslĂ€ndischen Priester, ihrer religionspĂ€dagogischen Kompetenzen mit Blick auf den schulischen Religionsunterricht in Deutschland und hinsichtlich ihrer FĂ€higkeiten, mit den Leitungs- und Finanzproblemen in den Gemeinden angemessen umgehen zu können.

FOLGERUNGEN

Nach den Ergebnissen der Studie ist der Einsatz auslĂ€ndischer Priester in den deutschen Diözesen nicht dazu in der Lage, die drĂ€ngenden Personalprobleme langfristig zu lösen. Geht man von Mindestanforderungen fĂŒr Priester in der heutigen Seelsorge und Pastoral aus, so ist das Risiko hoch, dass sie von nicht wenigen auslĂ€ndischen Priestern unterschritten werden. Sie betreffen insbesondere die notwendigen Kommunikations- und LeitungsfĂ€higkeiten in den Pfarrgemeinden. Die „normalen” Anforderungen an die Seelsorge heute und die „durchschnittlich” von auslĂ€ndischen Priestern mitgebrachten Kompetenzen passen zu wenig zusammen, als dass der Einsatz auslĂ€ndischer Priester als „normale” Strategie zur Sicherstellung der Seelsorge verfolgt werden könnte. Hat man den Einsatz auslĂ€ndischer Priester als außerordentliche Maßnahme zur Verbesserung der Seelsorge in den deutschen Diözesen im Blick, ergeben sich andere Bewertungen. Es gibt auslĂ€ndische Priester, die hohe sprachliche FĂ€higkeiten mitbringen, sich auf die Situation der GlĂ€ubigen in den Gemeinden ausgezeichnet einzulassen verstehen und gewissermaßen der Weltkirche vor Ort ein Gesicht zu geben vermögen. Es lohnt sich, fĂŒr diese Priester Einsatzmöglichkeiten in der deutschen Seelsorge vorzusehen und so zu einem internationalen Austausch in der Pastoral zu kommen. Bei der Auswahl muss BerĂŒcksichtigung finden, dass nur bei gefestigten, auf den Einsatz in Deutschland ausgerichteten Motivlagen der Priester die Chance besteht, dass der Einsatz positiv verlĂ€uft. Vor diesem Hintergrund bekommen die Vorteile, aber auch die Nachteile der Einsatzprogramme und Kooperationen einiger deutscher Diözesen mit Orden und Diözesen außerhalb Deutschlands Konturen. Die Programme ermöglichen eine lĂ€ngerfristige Planung und Sicherung des Einsatzes von auslĂ€ndischen Priestern und bieten den Diözesen eine grĂ¶ĂŸere UnabhĂ€ngigkeit gegenĂŒber den ZufĂ€lligkeiten eigener Bewerbungen der Kandidaten und selektiven Kontakten der Bischöfe. Wo die Programme aber dazu fĂŒhren, dass die deutschen Diözesen ihre Entscheidungsmöglichkeit verlieren, wen sie in ihrer Diözese zum Einsatz kommen lassen und wen nicht, sind sie als problematisch einzuschĂ€tzen. Vornehmlich die Einsatzprogramme sind dafĂŒr verantwortlich, dass ĂŒber die HĂ€lfte der auslĂ€ndischen Priester allein aus zwei LĂ€ndern – Indien und Polen – kommen. Die weltkirchlichen Möglichkeiten der Gewinnung auslĂ€ndischer Priester werden so nur sehr eingeschrĂ€nkt wahrgenommen.

AUSBILDUNG UND BEGLEITUNG AUF BEIDEN SEITEN

Notwendig sind auch lĂ€ngerfristige Überlegungen, welche Gemeinden sich fĂŒr den Einsatz eines auslĂ€ndischen Priesters eignen. Diese sind dann auf eine mögliche seelsorgliche TĂ€tigkeit und Leitung durch einen auslĂ€ndischen Priester vorzubereiten. Dazu gehören auch interkulturelle Trainings mit dem hauptamtlichen Personal und den Aktiven in den Gemeinden. Die bisherigen Anstrengungen und Programme der Diözesen zur Vorbereitung und Begleitung des Einsatzes auslĂ€ndischer Priester reichen hĂ€ufig nicht aus. Notwendig wĂ€re eine intensivere EinfĂŒhrung und Auseinandersetzung mit den westeuropĂ€ischen theologischen Strömungen. Die Sprachförderung muss zu einer kontinuierlichen Anstrengung werden und darf nicht zu frĂŒh angebrochen werden. Wenn sich UnverstĂ€ndnis und Distanz gegenĂŒber den Ambivalenzen der westlichen Kultur zu einer ablehnenden Haltung verdichten und sich mit dem Ziel der Missionierung der deutschen Gesellschaft und Kirche verbinden, belastet dies die Pastoral und Seelsorge vor Ort. Wichtig erscheint eine klare Verpflichtung auf die pastoralen Zielsetzungen und Leitbilder der Pastoral in den Gemeinden. Nach den Ergebnissen der Studie ist davon auszugehen, dass sich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung der auslĂ€ndischen Priester leicht Diskrepanzen ergeben. Notwendig wĂ€re deshalb eine kontinuierliche Begleitung und sensible Supervision der auslĂ€ndischen Priester. Die deutschen Diözesen können auf diesem Feld durch mehr Austausch viel voneinander lernen.
Der Einsatz auslĂ€ndischer Priester kann mit einem erheblichen „weltkirchlichen Gewinn” verbunden sein. Dieser ergibt sich aber nicht automatisch und von selbst. Es bedarf dazu eigener Anstrengungen und Vernetzungen. Bisher spielt beim konkreten Einsatz auslĂ€ndischer Priester die explizite Zielsetzung der weltkirchlichen Öffnung der deutschen Gemeinden keine oder eine nur sehr untergeordnete Rolle. An eine systematische Vernetzung zwischen den fĂŒr die auslĂ€ndischen Priester in den Diözesen ZustĂ€ndigen mit den diözesanen Abteilungen Weltkirche scheint bisher niemand gedacht zu haben. Dasselbe gilt im Hinblick auf die Kontaktnetze mit den weltkirchlichen Werken der deutschen Kirche. Die konkret in der Studie beobachteten Kontakte, die sich durch den Einsatz auslĂ€ndischer Priester in deren HeimatlĂ€nder ergeben haben, beschrĂ€nken sich weitgehend auf einzelne Kontakt- und Hilfebeziehungen.
Besonders prekĂ€r erscheint die Lage der auslĂ€ndischen Priester, die zum Promotionsstudium nach Deutschland kommen und ĂŒber ein Stipendium in den deutschen Diözesen zum Einsatz gelangen. Sie arbeiten hĂ€ufig unter wenig geklĂ€rten Rahmenbedingungen, sehen sich mit hohen Erwartungen der Gemeinden hinsichtlich ihres Einsatzes konfrontiert und tun sich schwer, durch klare Abgrenzung ihrer Aufgabenfelder den Erfordernissen von Studium und Praxis zugleich gerecht zu werden. Ohne eine spezifische Betreuung durch Personen, die die Anforderungen in beiden Bereichen kennen und angesichts der gegenwĂ€rtigen KonflikttrĂ€chtigkeit in den Pfarrgemeinden konkrete Hilfestellungen geben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Einsatz mit großen Schwierigkeiten in beiden Anforderungsbereichen verbunden ist.

Karl Gabriel

Dr. theol., bis 2008 Lehrstuhlinhaber fĂŒr Christliche Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t MĂŒnster; seit 2008 Senior Professor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der UniversitĂ€t MĂŒnster.

L I T E R A T U R

Gabriel, Karl / Leibold, Stefan / Achtermann, Rainer, Die Situation auslĂ€ndischer Priester in Deutschland, Forum Weltkirche: Entwicklung und Frieden Band 13, herausgegeben von der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe fĂŒr weltkirchliche Aufgaben, Ostfildern 2011.
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten 2012/13, Arbeitshilfen 263, Bonn 2013.

Interkulturelle Lernprozesse in der Kirche?

PlĂ€doyer fĂŒr eine polyloge KatholizitĂ€t
GerĂ€t die Kirche im deutschen Sprachraum notgedrungen in eine Situation, die von interkulturellen EinflĂŒssen geprĂ€gt ist, ohne dass sie sich bewusst dafĂŒr entschieden hĂ€tte? Oder könnte die Begegnung mit außereuropĂ€ischen Priestern einen Lernprozess in Gang bringen, der fĂŒr beide Seiten zu einem ĂŒberraschenden – und auch bereichernden – Ergebnis fĂŒhrt? Franz Gmainer-Pranzl
InternationalitĂ€t wird in der katholischen Kirche gerne zur Schau gestellt, beginnend bei der Mitwirkung von VertreterInnen unterschiedlicher kultureller Traditionen bei bestimmten AnlĂ€ssen (etwa am „Sonntag der Völker“) ĂŒber die Einladung von GĂ€sten zu Gottesdiensten und VortrĂ€gen (am „Sonntag der Weltkirche“ bzw. „Sonntag der Weltmission“) bis hin zum Verweis auf die multikulturelle Zusammensetzung von Priesterseminaren und OrdenshĂ€usern, die internationale Beteiligung an Weltjugendtagen oder liturgische Feiern mit einem explizit „weltkirchlichen“ Charakter. Das Faktum, dass...

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  1. Cover
  2. Inhalt
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  4. THEMA
  5. PROJEKT
  6. INTERVIEW
  7. PRAXIS
  8. FORUM
  9. NACHLESE
  10. POPKULTURBEUTEL
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