H-e-u
Sieben Jahre lebte ich nun schon in der Eifel. Vieles hatte ich gelernt, wovon ich vorher keine Ahnung hatte. FĂŒr mich als StĂ€dter war das Land immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, in dem ich nicht lesen konnte. Landwirtschaft bewahrte fĂŒr mich ihr Geheimnis. Was ein Bauer tat, kannte ich aus der Kinderstunde des Deutschen Fernsehens. Um mir seine Arbeit vorzustellen, reichte meine Fantasie nicht. Vater saĂ im BĂŒro. Akten, Bleistifte, Radiergummis und das schwarze Telefon waren mir vertraut, aber Traktor, Stall und Mistgabel blieben mir fremd.
Doch seitdem ich meinen Dienst in der Eifel angetreten hatte, begegnete ich Bauern, ihren Frauen und ihren Kindern. In irgendeiner Weise hatte dort jedes zweite Haus mit Landwirtschaft zu tun. Die groĂen Bauern behaupteten sich und ĂŒberlebten. Dagegen suchten die Ăbriggebliebenen nach Möglichkeiten, in einem anderen Beruf ihr Geld zu verdienen. Sie zogen tagsĂŒber hinter die Mauern einer Fabrik, machten sich am FlieĂband mĂŒde, und nach Feierabend betrieben sie ein wenig Ackerbau und Viehzucht. Wie es in der Eifel ĂŒblich war, alle erzĂ€hlten, was sie taten. Wenn ich genau zugehört hĂ€tte, wĂ€re ich leicht dahintergekommen. Aber meine stĂ€dtischen Ohren blieben verschlossen, ohne dass ich genau merkte, weshalb. Ich bekam einen groben Ăberblick, die liebevollen Details jedoch, die sie mir erzĂ€hlten, rauschten vorbei, obwohl sie das Leben der Eifler ausmachten.
Trotzdem werde ich eine Begebenheit nie vergessen, weil sie jedes Jahr nach Ostern das GesprĂ€ch bestimmte. Eigentlich spielte sie erst im FrĂŒhsommer. Jedes Mal, wenn ich Ende Mai eine Familie besuchte, wurde sie zum Thema. Im Juni, zur FrĂŒhkirmes, beherrschte sie die ThekengesprĂ€che, und im Hochsommer wiederholte sich das Ganze. Es ging um Heu, den MĂ€nnern wie den Frauen. Sie erzĂ€hlten nicht, wann sie das letzte Mal beim Friseur waren, fĂŒr sie wurde wichtiger der Aufbruch zu den Wiesen, um Heu zu machen. Darum drehte sich alles. Da es wegen des rauen Klimas in der Eifel kaum Weizen oder Roggen auf den Feldern gab, galt den Wiesen die ganze Aufmerksamkeit. Die KĂŒhe brauchten in den langen kalten Wintern genĂŒgend Heu. Heu war fĂŒr die Tiere und damit fĂŒr den Bauern lebensnotwendig. Ohne Heu ging jeder noch so kleine Hof ein. Deshalb wurde ab Mai der Blick zum Himmel eine Zukunftssicherung. Ăberall, wo man sich traf, spĂ€hte man hoch und beurteilte die Wolken. Bildeten sich Regenwolken, die jedes MĂ€hen schon im Vorhinein unmöglich machten? Waren es Wolken, die der Wind wegblies und eine lĂ€ngere Trockenphase einlĂ€utete? Oder lieĂ sich vom Himmel ĂŒberhaupt nichts ablesen?
Vor nicht allzu langer Zeit hatten meine VorgĂ€nger bei gutem Heuwetter Dispens von der Sonntagspflicht erteilt. Schien die Wetterlage so, dass Heu gemacht werden konnte, hatte der liebe Gott zu warten, bis das Heu in die Scheune gebracht war. Gott will doch nicht, dass ganze StĂ€lle von Vieh verhungern. Im Gegenteil, es war mehr als recht und billig, die Sonntagsmesse zu schwĂ€nzen, um ausreichend Futter fĂŒr die KĂŒhe einzufahren. Der Sonntagsgottesdienst fand auf dem Traktor statt. Das dritte Gebot der Sabbatheiligung wurde fĂŒr die Heumonate aus der Bibel gestrichen. SchlieĂlich blieb das Heumachen immer ein Risiko. Der Bauer fing an einem heiĂen Abend an, das Gras zu schneiden, dann musste er es noch einige Tage auf der Wiese trocknen lassen, bevor das Heu in die Scheune gebracht werden konnte. In der Zeit wendete der Bauer das geschnittene Gras mehrmals, bis es trocken war. Wehe, wenn ĂŒber Nacht ein Gewitter kam. Dichte graue Wolken brauten sich schnell zusammen. Die Himmelsschleusen öffneten sich und innerhalb weniger Minuten war das Gras klatschnass. Kein Grashalm konnte mehr in die Scheune gefahren werden. Alles war umsonst gewesen.
Aus diesem Grund verstand ich die Sorge der Bauern und ihre stĂ€ndigen Himmelsbeobachtungen. Der Blick des Bauern in den Himmel suchte eine Mehr-Tages-Garantie: Bleibt es, wenn ich heute mĂ€he, morgen und ĂŒbermorgen trocken? Und so tauschten sich die Bauern aus, um den richtigen Zeitpunkt der Heuernte gemeinsam abzupassen. Im Heumachen waren sie keine Konkurrenten. Sie hofften und vertrauten auf die Wettererfahrung des jeweils anderen. Vielleicht blickte der noch genauer in die Wolken. Die Wetterberichte im Fernsehen waren in jener Zeit zu vage und konnten kaum mit den praktischen Beobachtungen eines Bauern mithalten. Hatte der Bauer das Heu dann trocken in seiner Scheune, war es wie ein kleines nachgeholtes Osterfest. Regnete es, blieb es Karfreitag.
FĂŒr lange Zeit war Heu meine Lesehilfe fĂŒr Land und Natur. Ich habe mich bemĂŒht zu verstehen, aber ich weiĂ, dass ich immer ein AuĂenseiter geblieben bin. Bis heute frage ich mich, ob meine Osterpredigten davon profitiert haben. Zumindest beobachte ich seit dieser Zeit das Leben in der Natur genauer.
Schmetterlinge
âDann ging er nach Hause, voll Verwunderung ĂŒber das, was geschehen war.â (Lk 24,12b)
Ach, stöhnte ich, als ich diese Predigt vorbereitete, wĂ€re doch ein Naturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts damals als Erster an das leere Grab gekommen! Sein exakter Bericht wĂ€re fĂŒr uns Beweis. Einfachen Frauen glauben wir nicht. Petrus und die Apostel erklĂ€ren wir fĂŒr befangen. ErzĂ€hlen wir uns also doch einmal die Ostergeschichte mit den Worten eines heutigen Wissenschaftlers.
Der Zoologe einer deutschen UniversitĂ€t hatte in Jerusalem alles, was seit Palmsonntag geschehen war, mitbekommen. Um genau zu beobachten, war er angereist, und dafĂŒr hatte er sogar den offiziellen Auftrag der römischen Regierung. Deshalb lieĂen ihn die GrabwĂ€chter gewĂ€hren. SorgfĂ€ltig notierte er in sein Tagebuch: âFreitag, 15 Uhr, Jesus klinisch tot, kein Herzschlag, keine Gehirnströme mehr.â Bevor sie den Leichnam Jesu in das Grab legten, untersuchte er die Höhle genau. Er maĂ ihre Höhe, LĂ€nge und Breite, er nahm Gesteinsproben, er beschrieb die Umgebung, die Pflanzen und die Tiere. Es fiel ihm auf, dass viele giftgrĂŒne Raupen auf den BaumstĂ€mmen herumkrochen. Selbst fĂŒr einen modernen Forscher sind Raupen hĂ€ssliche Tiere, schlangenĂ€hnlich.
Als er genau hinsah, entdeckte er winzige grĂ€uliche SĂ€cke, die wie ZipfelmĂŒtzen an der Baumrinde festhingen. Er wusste Bescheid. Darin hatte sich schon eine Menge Raupen eingesponnen. In diesen Puppen lagen sie wie tot erstarrt und warteten darauf, auszuschlĂŒpfen. Der Forscher schrieb weiter in sein Tagebuch: âFreitag, 18 Uhr, das Grab ist vorschriftsmĂ€Ăig versiegelt. Es gibt nach meinen Untersuchungen keinen Geheimausgang. Elitesoldaten bewachen den Eingang, davor liegt ein Stein von unermesslichem Gewicht. Eine Person allein kann ihn niemals wegschieben. Sonst keine Besonderheiten, auĂer den vielen Raupen. Eine groĂe Anzahl hat sich bereits in ihren Puppen eingesponnen.â
In der Osternacht saĂ der Zoologe bei den JĂŒngern, denen die Angst in den Knochen steckte. Gegen Morgen stĂŒrmten Frauen in das Zimmer. Sie waren auĂer sich. Bleich stammelten sie los: âDas Grab ist leer, Jesus ist weg.â Petrus brach sofort auf. Der Forscher lĂ€chelte in sich hinein. âGeschwĂ€tzâ, dachte er bei sich. Dennoch lief er mit zum Grab. Der Stein war weggewĂ€lzt. Das Grab war leer. Plötzlich sah der Professor zwei MĂ€nner. Sie strahlten ĂŒber den ganzen Körper. âWas suchst du den Lebenden bei den Toten?â, sprachen sie den Forscher an. âDen Lebenden â dass ich nicht lache!â Der Professor schmunzelte. âTot ist tot. Es gibt kein Leben nach dem Leben.â Vom blauen Himmel her umflatterte sie plötzlich eine Schar von farbenprĂ€chtigen Schmetterlingen. Sie waren wĂ€hrend der Nacht aus ihren selbst gesponnenen Höhlen herausgekrochen. Ihr Rot und Gelb leuchtete in der Morgensonne. Einer der strahlenden MĂ€nner zeigte auf sie. âSiehst du die lebendigen Schmetterlinge, die gestern noch tote Raupen waren? Aus hĂ€sslichen Raupen wurden farbenfrohe Schönheiten. Der Raupen Tod ist der Schmetterlinge Leben.â
GerĂ€uschlos glitten die Falter wie bunte FĂ€hnchen durch den Wind. Der Naturwissenschaftler dachte nach: TatsĂ€chlich, die ekelhaften Raupen mussten erst todesstarr in ihrer Höhle liegen, damit sie entschlĂŒpften zu herrlichen Schmetterlingen. Ganz unten, am Rand, schrieb der Professor in sein Tagebuch: âVielleicht ist es doch wahr! Warum sollte Jesus nicht als neuer Mensch aus der Höhle seines Grabes herausgekrochen sein, leicht und bunt wie ein Schmetterling?â
Ein ĂŒberraschender Nachschlag
Ich weiĂ, dass Schmetterlinge als Ostersymbol allzu bekannt sind. Vielfach taucht das Motiv auf. Vielleicht ist man schon seiner ĂŒberdrĂŒssig. Von daher waren die Schmetterlinge jener Osterpredigt lĂ€ngst aus meinem GedĂ€chtnis weggeflogen, als sie mir viele Jahre spĂ€ter wieder begegneten. Mit ihnen hĂ€tte ich nicht mehr gerechnet. Deshalb staunte ich. Erst langsam kam ich dahinter, wie meine Jahre vergangen waren, sich aber meine Suche nach dem Leben verfestigt hatte.
Es war in einem Urlaub. Auf der Fahrt in die Wachau wollte ich mir unbedingt den Regensburger Dom anschauen. Meine Besichtigung fĂŒhrte mich ĂŒber das Seitenschiff in ein kleines Museum, das einige Kostbarkeiten des Domes ausgestellt hatte. Die richtige Domschatzkammer war wegen Umbaus geschlossen. Ich erinnere mich genau. Vorne rechts, direkt neben der Kasse, stand eine Vitrine, in der ich eine kleine blĂ€uliche Arbeit entdeckte. Von Ferne blieb sie fast ein Punkt, der die Augen lockte, ihn anzuschauen. Als ich nĂ€her trat, sah ich, wie winzig die Arbeit war. Ein wenig gröĂer als eine ZweieuromĂŒnze war sie, ein bunter Schmetterling. Vom fein gegliederten Rumpf gehen zwei gezackte FlĂŒgel aus, die in verschiedenen Farben leuchten. GrĂŒne BĂ€nder durchziehen den blau-violetten Untergrund. In diese Farbenpracht sind zwei Figuren hineinkomponiert, die ein Heiligenschein auszeichnet. Aus dem Kopf entwickeln sich zwei in Silber gearbeitete FĂŒhler. Sie enden in einer weiĂen Perle. Es könnte ein BlĂ€uling sein, dafĂŒr jedoch ist er zu bunt. Brust und Hinterleib des Schmetterlings werden zum Kreuz, an dem der Gekreuzigte hĂ€ngt. Aus den HĂ€nden blutet er, sein Kopf neigt sich zu der einen Figur, zu seiner Mutter. Auf dem anderen FlĂŒgel steht Johannes. Auf diese Weise fliegt der Schmetterling auĂer Konkurrenz. Seine Gattung ist in keinem Lehrbuch verzeichnet, weil es keinen Kreuzling in der Insektenkunde gibt. Damit beschĂ€ftigt sich kein Zoologe. Deshalb muss der Theologe erklĂ€ren. Ich suchte eine Spur und fand sie.
Die meisten Touristen besuchen in Regensburg das ehemalige Schottenkloster, das wegen seines romanischen Portals bekannt ist. Ich schloss mich an, weil hier das Geheimnis des Schmetterlings zu Hause ist. Ein gotisches Kruzifix des Schottenklosters sollte einst restauriert werden. Als die Restauratoren anfingen, behutsam Korpus und Kreuz zu trennen, entdeckten sie im Kopf des Gekreuzigten einen Hohlraum. Darin lag ein Reliquiar in Schmetterlingsform verborgen. Mein Osterschmetterling. âAls Entstehungszeit des kostbaren Fundes nimmt man die Zeit um 1310/1320 anâ, las ich im Begleitheft.
700 Jahre blieb das kleine Kunstwerk unentdeckt. Der Schmetterling im Kreuz! Was ich vor vielen Jahren in meiner Osterpredigt nur ahnte, wurde fĂŒr mich plötzlich anschaulich. Der Forscher meiner frĂŒheren Geschichte hatte recht. Mindestens der Regensburger Schmetterling flatterte im Grab. Seine FlĂŒgel entfalten ihre volle Schönheit. So war mir der österliche Schmetterling noch nie begegnet. Selbst das Kreuz und der Gekreuzigte wurden flĂŒgge.
Ich konnte mitbeten, was auf dem Gebetszettel stand:
âWenn ich gefangen bin in den Dunkelheiten des Alltags, Gott,
lass mich ĂŒberrascht werden von der Hoffnung.
Wenn ich mich selbst verschlieĂe und niemanden
an mich heranlasse, lass mich NĂ€he und WĂ€rme spĂŒren.
Wenn die vielen Tode mich umgeben âŠ
dann, Gott, wirke das Wunder, verwandle mich,
und lass mich auferstehen zu neuem Leben.â
(Georg Schraml)
Ein kleines Osterlied
Von meinem Vater gĂ€be es viele Geschichten zu erzĂ€hlen. Ich habe mir keine ausdrĂŒcklich gemerkt, aber jedes Mal wenn ich sein Foto sehe, fĂ€llt mir eine ein. Es sind immer wieder neue Geschichten, sogar Geschichten, an denen ich gar nicht beteiligt war.
Mein Vater neigte zur FĂŒlle, was sicher seiner ausgeprĂ€gten Esslust zu verdanken war. Trotzdem wirkte er flink. BehĂ€bigkeit war ihm fremd. Sein rundes Gesicht strahlte Freundlichkeit und GĂŒte aus, nichts in ihm wirkte verkniffen. Als Kind bekam ich mit, wie er ab und zu eine Zigarre rauchte. Handelsgold, 30 Pfennige das StĂŒck. Sie sollte schmecken, aber nicht zu teuer sein. Denn irgendwie kam ihm dieser Genuss wie Verschwendung vor. Es war dann fĂŒr ihn so, als ob er Geld statt Tabak rauchte. Damals trank er zu jeder Zigarre einen deutschen Weinbrand, keinen Cognac, die französischen Produkte waren zu teuer. Mariakron reichte. Erst als ich mitqualmen durfte, fĂŒllte er mir einen Schwenker ein, aber immer nur einen einzigen.
Die mir wichtigste Geschichte erzĂ€hlt von der Beziehung unseres Vaters zu uns Kindern. Es ist eine winzige Geschichte. Abends brachte uns die Mutter zu Bett. Genau genommen ging sie mit meinem Bruder in das Kinderzimmer. Ich durfte lĂ€nger aufbleiben, denn schlieĂlich war ich acht Jahre Ă€lter. Mich konnte keiner mehr so ohne weiteres ins Bett schicken. Morgens jedoch mussten wir um die gleiche Zeit in die Schule. SpĂ€testens um halb sieben hatten wir aufzustehen, wenn wir um acht an unseren SchulgebĂ€uden sein wollten. Neben dem Duschen und dem ZĂ€hneputzen stand ein ruhiges FrĂŒhstĂŒck an. Darauf legten meine Eltern wert, und sie frĂŒhstĂŒckten mit. Wie kamen wir aber aus dem Bett? Im Kinderzimmer klingelte kein Wecker. An so ein unpersönliches Marterinstrument erinnere ich mich nicht. Radiowecker, die schon morgens ihre Schnulzen in die Schlafzimmer sĂ€uselten, waren noch unbekannt.
Deshalb hatte sich mein Vater einen Weckritus ausgedacht, den ich ein Leben lang in Erinnerung behalten werde und den ich heute oft vermisse. In dem Punkt bin ich in den Kinderschuhen stecken geblieben. Die Psychotherapeuten wĂŒrden kritisch eine Regression anmerken. Jeden Morgen um halb sieben, wenn angeblich die Welt in Ordnung ist, öffnete sich leise unsere TĂŒr, mein Vater schlich vorsichtig herein, zog die VorhĂ€nge beiseite, was im Winter nicht viel nutzte, und begann zu singen. Es war das einzige Mal, dass ich meinen Vater singen hörte. Er sang weder in der Kirche noch grölte er bei Karnevalssitzungen mit. Er sang nur fĂŒr mich und meinen Bruder morgens um halb sieben im Kinderzimmer. Eine leise Melodie, mehr geflĂŒstert als gesungen. Durch die Töne wurden wir sanft geweckt. Der Ăbergang vom Traum der Nacht zur Wirklichkeit des Tages vollzog sich fast unbemerkt. Er sang die erste Zeile eines Liedes, dessen Strophen ich nicht kenne. âGuten Morgen, liebe Sonne!â, weiter ging das Lied nicht. Manchmal schien im Sommer die Sonne in das Zimmer. Im Winter hatte sie die Nacht noch versteckt. Trotzdem sang mein Vater die Zeile mit Inbrunst. Auch an winterlichen Tagen wollte er uns Licht schenken. Erst nachdem er ein-, zweimal gesungen hatte, rief er fröhlich, aber bestimmt: âAufstehen, die Sonne ist wieder da!â Wie gesagt, er rief es auch, wenn es regnete oder der Tag auf sich warten lieĂ. âAufstehen, die Sonne ist wieder da!â Bis heute hat sich mir fest eingeprĂ€gt, dass âAufstehenâ und âSonneâ zusammenhĂ€ngen. Jedes Aufstehen am Morgen ist fĂŒr mich e...