Leidenschaft und Fußball
eBook - ePub

Leidenschaft und Fußball

Ein pastoral-theologisches Lernfeld

  1. 465 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Leidenschaft und Fußball

Ein pastoral-theologisches Lernfeld

About this book

Der Fußball ist in Deutschland und in vielen weiteren Ländern weltweit eine omnipräsente Lebensrealität und begeistert zahlreiche Menschen jeden Alters und Geschlechts leidenschaftlich. Insofern ist er ein höchstbedeutsamer theologischer Analysegegenstand. Denn das, was Menschen bewegt, muss Gegenstand der Pastoral sein (vgl. Gaudium et spes 1). Deshalb werden Fußball und Pastoral in diesem Band in ein produktives Spannungsverhältnis gebracht - nicht im Sinne einer unzulässigen Vermischung der beiden Felder (Fußball ist keine Religion!), sondern im Sinne der Qualifikation des Fußballs als einem pastoral-theologischen Lernfeld, das jede Menge kreatives Potential für die Pastoral bereit hält. Der Band bleibt nicht bei den weit verbreiteten Vergleichen von Liturgie und Fußball hängen (so richtig diese phänomenologisch sein mögen), sondern stellt diesen tatsächlich in einer ganz eigenen Perspektive als pastoralen Lernort dar.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Leidenschaft und Fußball by Thorsten Kapperer in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Theology & Religion & Christian Ministry. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Publisher
Echter
Year
2017
Print ISBN
9783429043148
eBook ISBN
9783429063115
I. SEHEN: FUSSBALL ALS REALITÄTSMODELL
Der erste Hauptteil bildet zum einen die Grundlage, auf der die weiteren Überlegungen dieser Arbeit aufbauen. Zum anderen hat er den Anspruch, den Menschen, die mit dem Fußball leidenschaftlich verbunden sind und für die der Fußball ein Realitätsmodell ist, wertschätzend zu begegnen.
Ziel ist dabei nicht, diese Leidenschaft beim Fußball in all ihren Facetten vollumfänglich zu erfassen. Dies würde den Rahmen der folgenden Ausführungen sprengen. Vielmehr soll die Leidenschaft exemplarisch, aber dennoch anhand wesentlicher Merkmale beschrieben werden – ohne sie dabei unzulänglich zu überhöhen.
1. Grundlagen der Leidenschaft des Fußballs
1.1 Die Geschichte des Fußballs – eine Geschichte der Leidenschaft
Zu Beginn soll die Geschichte dieses Sports in groben Zügen beschrieben werden. Es ist letztlich eine Geschichte der Leidenschaft, denn ohne diese hätte es der Fußball aus historischer Sicht nicht zu der Popularität gebracht, die er heute besitzt.
1.1.1 Erste Vorläufer im alten Rom
Schon im alten Rom gab es, vorsichtig formuliert, Vorläufer dessen, was wir heute mit Fußball bezeichnen. Diese Vorsicht rührt daher, da es keine Belege dafür gibt, dass sich der Fußball heutiger Disposition aus der Zeit der alten Römer bis heute entwickelt hat28, auch wenn William Andrews 1891 kurz und bündig meinte: „Fußball wurde von den Römern nach England eingeführt und ist unser ältester Sport.“29
Vielmehr ist Andreas Merkt beizupflichten, der lakonisch bemerkt: „So vieles haben wir den alten Griechen und Römern zu verdanken, die Philosophie, die Schrift, das Rechtssystem, aber eben eines nicht: den Fußball.“30
Ballspiele jeglicher Art gab es in der Antike allerdings. So erfreuten sich die Griechen etwa besonders am sogenannten himmlischen Ballspiel Urania, wo es auf hohes Werfen und sicheres Fangen ankam und der Ball im besten Fall nicht den Boden berühren sollte. Urania wurde meistens, begleitet durch Tanz und Gesang, von jungen Frauen gespielt.31
Zudem gab es auch Mannschaftsspiele, die teilweise schon erstaunlich klar geregelt waren, wie zum Beispiel das unter jungen Männern weit verbreitete Episkyros, das wie folgt beschrieben werden kann: „Gespielt wurde mit zwei gleichstarken Mannschaften auf einem Feld, das man mit Gips (‚Skyros‘) markierte: Man zog eine Mittellinie und jeweils weit davon entfernt je eine Grundlinie. Darüber, wie das Spiel genau ablief, kann man nur Vermutungen anstellen. Logisch wäre etwa folgende Variante: Ein Spieler der einen Partei warf einen kleinen Ball weit in das gegnerische Feld; dort mussten die Spieler nun versuchen, den Ball zu fangen; gelang dies, wurde der Fänger zum Zurückwerfer. Ziel des Spiels war möglicherweise eine laufende Reduktion der Spieler, das heißt, dass immer dann, wenn ein Ball nicht gefangen werden konnte oder außerhalb landete, ein Spieler das Feld verlassen und hinter der eigenen Grundlinie das Ende des Spiels abwarten musste. Sieger war also, wer das Feld des Gegners geleert hatte.“32
Ansonsten sind die üblichen Regeln römischer Ballspiele bis heute kaum geklärt. Immerhin weiß man mit Sicherheit, dass es drei unterschiedliche Spieltypen gab:
  • Wurf- und Fangspiele (datatim ludere)
  • Schlagspiele (expulsim ludere)
  • Kampfspiele (raptim ludere)33
Bis hierhin bleibt zu konstatieren, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach keine Vorläufer des Fußballs gab, „sondern nur brutale, wenig geregelte Ballwettkämpfe (…). Rom (…) war also nicht der Ursprungsort des Fußballspiels.“34
Schaut man sich außerhalb Roms nach uralten Belegen für mögliche Fußstoß-Spiele um, kann man durchaus fündig werden.35 So waren zum Beispiel in Asien Kreisfußballspiele verbreitet, bei denen sich die Spieler Bälle mit dem Fuß zuspielten: „Ein Blick auf diese Spiele lehrt, dass Menschen vermutlich schon seit Tausenden von Jahren komplexe Bewegungsvorgänge mit Fuß und Ball beherrschen.“36 Hier finden sich also erste Ansätze einer Technik im Umgang mit dem Fußball, so dass sich nicht behaupten lässt, dass dies ausschließlich für die europäische Moderne typisch ist.37
In diesem Sinne ließen sich hier noch weitere Phänomene benennen, die Elemente beinhalten, von denen aus Brücken zu unserem heutigen Fußball geschlagen werden könnten. Doch unseren Fußball auf außereuropäische Wurzeln zurückzuführen, wäre laut Christoph Bausenwein „verwegen“38. Weiterführend ist deshalb der Blick nach England, dem Mutterland des Fußballs.
1.1.2 Zur Etymologie des Begriffs „Fußball“
Zunächst einmal soll sich dem, was wir Deutschen Fußball und die Engländer football nennen, etymologisch genähert werden. Woher kommt diese Bezeichnung?
Eine von William Fitzstephens stammende Notiz aus seiner Beschreibung Londons aus dem Jahre 1174 wird als erster Hinweis auf ein Fußballspiel in England gedeutet. Fitzstephens beschreibt hier, dass die ganze Jugend der Stadt nach dem Mittagessen hinaus auf die Wiese zieht, um das berühmte Ballspiel auszuüben. Leider wird aber nicht erwähnt, um welches Ballspiel es sich genau handelt.39 Erst über 100 Jahre später findet sich eine zweite Erwähnung in einer Gerichtsakte aus dem Jahr 1280, in der von einem tödlichen Unfall berichtet wird: „Henry (…) rannte, während er in Ulkham am Sonntag Trinitatis mit David Le Ken und vielen anderen mit einem Ball spielte, gegen David und wurde durch dessen Messer unabsichtlich so verletzt, dass er am folgenden Freitag verstarb.“40 Aber auch in diesem Text wird das Ballspiel nicht weiter spezifiziert.
Der Name Fußball ist historisch erstmals im Jahre 1314 erwähnt. Da der König auf einem Feldzug war, bat er seine Vertreter für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Als in London die Stimmung hochkochte, griff Bürgermeister Nicholas Farndorne ein und stellte fest, dass die Unruhen mit „gewissen Wutausbrüchen, die von großen Fußbällen auf öffentlichen Plätzen herrühren“41 zu erklären seien. Deshalb wurde das Spiel in der Stadt verboten. Wer sich nicht daran hielt, musste mit der Strafe der Einkerkerung rechnen. Diese Worte gelten bis heute als erster Hinweis auf ein Fußballspiel in England42, obwohl hier immer noch nichts auf ein geregeltes Spiel hindeutet, bei dem ein Ball mit dem Fuß geschossen wird. Sichere Quellen, in denen von geregelten Spielen mit begrenzter Teilnehmerzahl die Rede ist, stehen erst für das 16. Jahrhundert fest.43
Im Laufe der Jahrhunderte lassen sich noch weitere Ball-Spielformen ausmachen44, von denen hier lediglich der Königliche Fastnachts-Fußball, der sogenannte Royal Shrovetide Football aus Ashbourne erwähnt werden soll. Dieses Volksfußballspiel findet etwa seit dem 12. Jahrhundert am Faschingsdienstag und am Aschermittwoch statt.45 Von dem ursprünglichen Spiel in Ashbourne und den Verhältnissen rund um dieses Spektakel ist uns Folgendes überliefert: „Wer am Fastnachtsdienstag dort hinkommt, wird Szenen erleben, die an einen Bürgerkrieg erinnern. Alle Geschäfte sind geschlossen, ihre Schaufenster sind mit dicken Holzbalken verriegelt, die Innenstadt ist für den Autoverkehr gesperrt. Nur die Pubs haben geöffnet und sind gut besucht (…). Di...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. I. Sehen - Fußball als Realitätsmodell
  7. II. Urteilen: Die Leidenschaft des Fußballs – ein höchst bedeutsamer theologischer Analysegegenstand
  8. III. Handeln: Die Leidenschaft des Fußballs als Lern-Ort pastoral-theologischer Sprachfähigkeit und die sich daraus ergebenden Haltungs- bzw. Handlungs-Impulse
  9. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
  10. Literaturverzeichnis