Zukunft, die Hoffnung verheißt
eBook - ePub

Zukunft, die Hoffnung verheißt

Franziskanische Perspektiven für eine globale Gerechtigkeit

  1. 96 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Zukunft, die Hoffnung verheißt

Franziskanische Perspektiven für eine globale Gerechtigkeit

About this book

Franz von Assisi sah in allen Geschöpfen Brüder und Schwestern und lud zu einem umfassenden Lob des Schöpfers ein.Diese lebens, menschen und tierfreundliche Spiritualität lässt Anton Rotzetter beispielhaft an 13 Themen sichtbar werden. Dabei gibt er Denkanstöße für eine Spiritualität der "Compassio", die das Leiden aller Geschöpfe als eigenes Leiden empfindet und deren Anspruch auf Hilfe und Solidarität, auf Respekt und Schonung erkennbar macht.Zu den Themen zählen: Wider den Konsumismus: Eine Kultur des Teilens und der SolidaritätWider die gewalttätige Ausbeutung: Hütende Sorge und ZärtlichkeitWider ein bloß institutionelles Kirchenverständnis: Eine mystisch verankerte und lokal erlebbare Kirche

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Zukunft, die Hoffnung verheißt by Anton Rotzetter in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Theology & Religion & Philosophy of Religion. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Publisher
Echter
Year
2014
Print ISBN
9783429036966
eBook ISBN
9783429061661

Wider die falsch
verstandene Globalisierung:

Hoffnung für alles, was geschaffen ist
 
79. „Diese Verantwortung erstreckt sich auch auf die Tierwelt. Tiere sind Geschöpfe Gottes, und nach der Bibel umgibt er sie mit der Sorge seiner Vorsehung (Mt 6,26). Die Menschen sollen sie mit Dankbarkeit entgegennehmen und geradezu eine eucharistische Haltung im Blick auf jedes Element der Schöpfung annehmen und Gott dafür danksagen. Einfach durch ihre Existenz preisen die Tiere Gott und geben ihm die Ehre: „Preist den Herrn, all ihr Vögel am Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! Preist den Herrn, all ihr Tiere, wilde und zahme; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!“ (Dan 3,80–81). Außerdem schließt die Harmonie, die der Mensch im Ganzen der Schöpfung begründen oder wiederherstellen muss, seine Beziehung zu den Tieren ein. Wenn Christus in seiner Herrlichkeit kommt, wird er das Ganze der Schöpfung „rekapitulieren“ in einem eschatologischen und endgültigen Moment der Harmonie“ (Internationale Theologenkommission über „Gemeinschaft und Dienstleistung“, 2004).
Globalisierung ist heute eine unumstößliche Notwendigkeit geworden: Alle Güter dieser Erde gehören allen. Wir müssen in kosmischen Kategorien denken. Alles ist mit allem vernetzt. Solchen Sätzen kann ein Christ, vor allem einer, der sich auf Franziskus bezieht, von Herzen zustimmen. Er hatte ja eine globale Sicht der Welt, wie sein Sonnengesang eindrücklich beweist. Noch viel grundsätzlicher erhebt das Christentum Anspruch auf universale Geltung seiner frohmachenden Botschaft: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Deswegen wollte Franziskus durch die ganze Welt ziehen, um die Frohe Botschaft überallhin zu tragen, Frieden zu stiften und die bedingungslose Solidarität mit den Armen zu bezeugen. Er hat die Aussage Jesu als ethisches Postulat begriffen. Auch wir müssen dafür sorgen, dass eine so verstandene Globalisierung spirituell, ethisch, aber auch politisch nicht bloß eine utopische Vorstellung bleibt, sondern tatsächlich einer erlebbaren Wirklichkeit entspricht.
Freilich hat das Wort „Globalisierung“, wenn es in der Wirtschaft gebraucht wird, einen sehr eingeschränkten Sinn. Im Grunde handelt es sich dabei um die universale Ausdehnung von egoistischen Gruppeninteressen auf die ganze Welt. In Tat und Wahrheit werden die Güter, die an sich allen gehören, von einigen Wenigen in Besitz genommen. Nach einer Studie des World Institute for Development Economics Research der Universität Helsinki sieht die Verteilung des Reichtums für die erwachsene Weltbevölkerung wie folgt aus: Wenn man das gesamte Weltvermögen mit einem Kuchen vergleicht und diesen auf zehn Personen verteilt, dann stehen einem einzigen Menschen 99 Prozent des Kuchens zu, während sich die anderen neun an einem Prozent „vergnügen“ dürfen. Und wenn man die großen Weltkonzerne aus dem Blickwinkel der Marktbeherrschung anschaut, muss man feststellen, dass es nur ganz wenige gibt, die den Markt unter sich aufteilen. Das hat zur Folge, dass viele Völker und Menschen benachteiligt sind bzw. sogar unter Not und Elend zu leiden haben. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Angesichts der Bedeutung, welche heute Hühnerfleisch für die Ernährung hat, muss festgestellt werden, dass die Hühnerrasse keine Rolle mehr spielt. Vielmehr hat man das Huhn in der heutigen Ökonomie auf schnelles Wachstum und hohe Eierproduktion getrimmt. Das genetische Material liegt in den Händen von drei, vier multinationalen Konzernen.
Eine so verstandene Globalisierung führt nicht nur zu großer Ungerechtigkeit und grausamen Szenarien in der Welt, sondern bei vielen Völkern auch zu Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, bei andern sogar zu Verzweiflungstaten und Terror. Zudem steht der egoistische Mensch im Zentrum, während Tiere, Pflanzen, Materie zum Objekt egoistischer Gier reduziert werden. Aber nicht nur der ökonomischen Betrachtungsweise ist diese Reduktion anzulasten. Auch philosophische und theologische Positionen sind über die Jahrhunderte von einer solchen Reduktion geprägt gewesen. Unterdessen hat man da und dort ökologische Gesichtspunkte integriert, wobei eigenartigerweise auch heute noch das Tier nur implizit in Erwägung gezogen wird. Das ist umso erstaunlicher, als das Tier in vielerlei Hinsicht mit dem Menschen verwandt ist.
Für die franziskanische Perspektive, welche auch den Stein und den Baum Bruder und die Sonne und die Schwalbe Schwester nennt, ist das oben zitierte Dokument der Internationalen Theologenkommission unter vielen Aspekten von Bedeutung:
1. Der Mensch muss „ein wissenschaftliches Verständnis des Alls erwerben, verantwortungsvoll für die natürliche Welt sorgen (Tiere und Umwelt eingeschlossen) und seine eigene biologische Integrität wahren.“
2. Der Mensch lebt in einer „organischen“ Verbundenheit mit der Natur und gehört mit allem Lebendigen zur „Biosphäre“.
3. Der Mensch lebt eine „Herbergsexistenz“, die Natur ist für ihn Herberge, die er nicht mutwillig zerstören darf.
4. Der Christ muss im Blick auf alle Geschöpfe und in besonderer Weise angesichts der Tiere eine eucharistische Haltung einnehmen.
5. Der Christ bezeugt eine Hoffnung, welche das ganze Universum einbezieht. Er überwindet den Dualismus, den die Tradition von der griechischen Philosophie übernommen hat. Nicht nur die Vernunftseele, also nicht nur der geistig-seelische Anteil des Menschen, wird in das ewige Leben eingehen. Aufgrund des biblischen Zeugnisses wird das ganze Universum in die „Herrlichkeit Gottes“ einziehen und an der „Freiheit der Kinder Gottes“ teilhaben. Nichts geht also verloren, weil Gott nichts erschafft, um es dann wegzuwerfen bzw. zu vernichten. Gott ist vielmehr Schöpfer, und was er erschafft, kann und muss in der Fülle Gottes ewigen Bestand haben. Alles wird in und durch Christus „rekapituliert“, zusammengefasst, bewahrt und aufgehoben. Der Christ, besonders wenn er Franziskus folgt, wird also eine Hoffnung zur Geltung bringen wollen, die für den ganzen Globus gilt und für jeden Stein, jede Pflanze, jedes Tier und natürlich für jeden Menschen.
„Nachdem die Herrin Armut sehr ruhig und doch mäßig geschlafen hatte, stand sie eilends auf und bat, man möge ihr das Kloster zeigen. Die Brüder führten sie auf einen Hügel, zeigten ihr die ganze Welt, so weit man sehen konnte, und sprachen: Das ist unser Kloster, Herrin!“ (Bund mit der Herrin Armut 30).

Anmerkungen

1H./J. Bastaire, Un nouveau franciscanisme, Parole et Silence, 2005, 11
2H./J. Bastaire, Lettre à François d’Assise sur la fraternité cosmique, Parole et Silence, 2001, 11
3Ursprünglich geschrieben für den franziskanischen Grundkurs: http://www.ccfmc.net/ – Ausdrücklich möchte ich darauf hinweisen, dass einige Passagen da und dort eingegangen sind in mein Buch: Franziskus – ein Name als Programm, Kevelaer 2013
4 Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
5 Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
6vgl. SKZ 13–14/2013, 231–232
7Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
8Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
9Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
10Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
11zum Ganzen vgl. F. Nikolasch, Priestertum der Frau, in: SaThZ 6 (2002) 209–234
12Luisa Muraro, Villemina und Mayfreda, Freiburg i. Br. 1987; dies., Der Gott der Frauen, Berlin 2009
13http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Bischoff
14Aus: Karl Rahner / Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2008
15Harald Lemke, Das Fleisch der Zukunft, in: Epikur – Journal of Gastrosophie (Universität Salzburg), Internetzeitschrift

Abkürzungsverzeichnis

Ant = Brief an Antonius
BR = Bullierte Regel
Erm = Ermahnung
Fior = Fioretti
GrTug = Gruß an die Tugenden
Kler = Brief an die Kleriker
KQ = Klaraquellen
LebKlar = Leben der hl. Klara
LM = Legenda major
NbR = Nichtbullierte Regel
Ord = Brief an den Orden
Test = Testament
1 C = Erste Lebensbeschreibung des Thomas von Celano
2 C = Zweite Lebensbeschreibung des Thomas von Celano

Propheti...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Wider die vielfältige Krise: Hoffnung, die Zukunft verheißt
  7. Wider die Sinnkrise: Verbindliche Zugehörigkeit
  8. Wider den Traditionalismus: Ein Geschichtsbewusstsein, das der Gegenwart und der Zukunft verpflichtet ist
  9. Wider die Sackgassen der Kirche: Franziskus als Papst
  10. Wider ein bloß institutionelles Kirchenverständnis: Eine mystisch verankerte und lokal erlebbare Kirche
  11. Wider Aggression und Gewalt in der Argumentation: Miteinander die Wahrheit erschließen
  12. Statt politischer Konfrontation Dialog auf der Grundlage der Gegenseitigkeit
  13. Wider den Sexismus: Geschwisterlichkeit und gleichberechtigtes Miteinander von Frau und Mann
  14. Widerspruch zur herrschenden Wirtschaftstheorie und -praxis: Eine Wirtschaft, die dem Leben dient
  15. Wider den Konsumismus: Eine Kultur des Teilens und der Solidarität
  16. Wider die Klimakrise: Ein schöpfungsorientierter Lebensstil
  17. Wider die gewalttätige Ausbeutung: Hütende Sorge und Zärtlichkeit
  18. Wider die falsch verstandene Globalisierung: Hoffnung für alles, was geschaffen ist
  19. Abkürzungsverzeichnis