Unheilvolle Vergangenheit
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Tatort: Iphofen

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Unheilvolle Vergangenheit

Tatort: Iphofen

About this book

Zwei Tote und ein Schwerverletzter in der Adventszeit - keine guten Aussichten auf "Frohe Weihnachten" in Iphofen. Theo Habich und sein Team stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Alle anfänglichen Spuren verlaufen im Sand und es sind keine wirklich Verdächtigen in Sicht. Die Andeutung über eine Schuld aus der Vergangenheit führt den Hauptkommissar ins Iphöfer Stadtarchiv. Wirft eine dort dokumentierte alte Mordgeschichte ihre Schatten bis in die Gegenwart? Im Jahre 1852 geschahen auf Iphöfer Flur zwei Gewaltverbrechen. Die Opfer waren ein junger Handwerksmeister und ein Jagdaufseher. Doch was hat die Winzerfamilie Birkner - aus deren Reihen die aktuellen Opfer kommen - damit zu tun? Welche Rolle spielt ein amerikanischer Historiker, der mit Karola Birkner - einer der Töchter - liiert ist?

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Information

Publisher
Echter
Year
2021
Print ISBN
9783429055882
eBook ISBN
9783429065171

Viel Vergangenes

Erste Erfolgsmeldungen kamen überraschenderweise aus dem Iphöfer Archiv. Am frühen Nachmittag rief Horst Proskov an. Sofort nach dem Telefonat mit dem Hauptkommissar war er ins Archiv gegangen, hatte sich an die Arbeit gemacht und war ziemlich schnell fündig geworden. Zu allen Namen habe er etwas zu berichten, ließ er wissen.
»Dann lassen Sie mal hören, was Sie in so kurzer Zeit herausgefunden haben.«
»Wie Sie schon richtig vermuteten, gibt es niemanden mehr mit dem Namen Dannemann, so wie der getötete junge Mann hieß. Ich habe mir aber bis jetzt noch nicht die Mühe gemacht nachzuforschen, ab wann der Name nicht mehr existent war. Dagegen habe ich zu dem zweiten Namen noch etwas gefunden. Herbrecht gibt es zwar auch nicht mehr, aber das Ende des Namens kam erst vor gut dreißig Jahren. Der letzte Herbrecht hatte nur eine Tochter und mit deren Heirat verschwand der Name. Jetzt zum allerletzten der drei Namen, Burgecker. Am schwierigsten war es, mehr über den verurteilten Wilhelm Burgecker zu erfahren, aber ich habe es geschafft. Er verstarb noch im Gefängnis, nachdem er zirka fünfzehn Jahre seiner Haft abgesessen hatte. Woran, kann ich Ihnen nicht genau sagen, es hieß nur ›aus gesundheitlichen Gründen‹. Ich fürchte, die hygienischen Bedingungen in den Gefängnissen waren damals noch nicht so gut und die medizinische Versorgung auch nicht. Nun zu seinem Halbbruder Ferdinand. Der ist nach der Verurteilung seines Bruders ausgewandert … «
»Weiß man wohin?«, unterbrach Habich.
»Angeblich nach Amerika. So zumindest steht es in städtischen Dokumenten, da er finanzielle Hilfe beantragte, die man ihm auch gewährte. Sie müssen wissen, damals war die Armut in Deutschland groß und viele Städte und Gemeinden versuchten durch die Unterstützung von Auswanderwilligen ihre Armenkassen auf Dauer zu entlasten … «
»Das bedeutet, wir können fest davon ausgehen, dass dieser Burgecker sich nach Amerika abgesetzt hat?«
»Wenn Sie weitere Sicherheit wollen, dann könnten Sie zusätzlich in sogenannten Auswandererlisten nachforschen. Wenn Sie Glück haben, gibt es solche Dokumente noch in den Städten, von wo aus sich die Menschen einschifften, um ihre Heimat zu verlassen. Dort gab es außerdem Passagierlisten, in denen die Auswanderer eingetragen wurden. In unserem Fall wäre das Bremen, wohin Burgecker gegangen ist … «
»Und das wissen Sie, weil …?«
»Weil die Kosten für das Schiffsticket – die die Stadt übernommen hat – an entsprechender Stelle im städtischen Kassenbuch festgehalten wurden. Vielleicht ist es wichtig, Burgecker war auf seiner Reise nicht alleine.«
»Wer hat ihn denn begleitet?«
»Eine Clara Zirner – und jetzt kommt das eigentlich Interessante«, hier machte der ehemalige Lehrer eine Pause, um die Spannung zu erhöhen, »diese Clara Zirner hatte auch noch ihre beiden Kinder dabei … «
»Was ist daran so spannend?«
»Wenn ich das richtig recherchiert habe, waren die zwei Kinder, Julius und Philipp, die Söhne des verurteilten Wilhelm Burgecker. Den hat die Zirner jedenfalls als Vater angegeben.«
Sekundenlang herrschte Stille in der Leitung, dann fragte der Hauptkommissar erstaunt: »Das ist für uns durchaus von Interesse. Wie haben Sie das alles in so kurzer Zeit herausgefunden? Wenn ich daran denke, wie wenig wir an einem ganzen Wochenende zu zweit erreicht haben.«
»Nach so vielen Jahren, in denen ich mich mit diesen alten Büchern, Zeitschriften, Urkunden, Plänen, Skizzen, Dokumenten, Aufzeichnungen und Schriftstücken beschäftige, weiß ich, wo ich nachzuschlagen habe. Ein bisschen Glück, gleich das Richtige zu finden, gehört natürlich auch dazu«, sagte Proskov ohne jeden Stolz oder Überheblichkeit.
»Jetzt habe ich eine vorerst letzte Bitte an Sie. Könnten Sie mir ihre ganzen Informationen irgendwie zusammenstellen oder dokumentieren? Es wäre wichtig, dass wir darüber etwas Schriftliches in Händen haben, auch Kopien sind hilfreich.«
»Mach ich gerne«, sagte der ehemalige Lehrer zu.
»Herr Proskov, eine Frage der Vollständigkeit halber noch«, fiel Habich gerade ein, »wissen Sie, wie der jetzige Name der Tochter von diesem letzten Herbrecht lautet?«
»Oh, da müsste ich noch einmal nachschauen. Das habe ich mir leider nicht aufgeschrieben. Ich kann Sie wieder anrufen.«
»Kein Problem, erwähnen Sie es einfach bei Ihrer Zusammenfassung.«
Nachdem das Gespräch beendet war, versuchte Habich das Gehörte zu verarbeiten und einzuordnen. Die Rädchen in Theos Kopf arbeiteten auf Hochtouren, als Jasmin hereinkam. Er starrte dabei auf ein weißes Blatt Papier, das er sich während der Unterhaltung mit Proskov gegriffen hatte. Der Zettel enthielt nur ein einziges Wort. Nein, eigentlich war es ein Name, den Habich in Großbuchstaben dort hingeschrieben hatte. Obwohl das Wort für Jasmin auf dem Kopf stand, konnte sie den Namen »Burgecker« lesen.
»So, ich habe ein bisschen was im Internet über die Familie Burger gefunden. Der Burger-Clan hat seine Finger im Stahl- und Erdölgeschäft, ebenso wie in der Pharma- und Biotechnologie. Ich habe dazu eine Person in den USA ausfindig gemacht, von der man mehr erfahren könnte … «
»Lass doch erst mal hören, was du hast.«
»Wenn ich ehrlich bin, anfänglich nicht allzu viel. Begonnen habe ich mit einigen der ansässigen Zeitungen. Darin steht immer mal wieder etwas über die Familie. Auch im Feuilletonteil kann man über Partys und Wohltätigkeitsfeste lesen, bei denen der Name fällt. Aber ich denke, es ist nicht das, was du suchst. Nichts aus der älteren Vergangenheit. Meist sind es ziemlich aktuelle Dinge über das Unternehmen und seine Vorstandsmitglieder. Einer der Burgers – es müsste ein Cousin von Tomas Burger sein – will scheinbar in die Politik gehen. Was mir aber aufgefallen ist, die Pittsburgh Post-Gazette schreibt am häufigsten über die Familie und die Artikel sind alle von einer Person, einem Jonathan Raleigh. Dieser Raleigh ist ein freier Journalist, der auch seinen eigenen Blog im Internet hat, und auch da erscheinen einige Berichte über die Burgers. Ich hatte das Gefühl, der Mann befasst sich mit der Familie.«
»Okay, dann ruf ihn an.«
»Hab ich schon … «
»Ui, so bald schon? Da hast du den Mann ja regelrecht aus dem Bett geholt.«
»Frühaufsteher«, war Jasmins einziger Kommentar dazu.
»Und …? «
Lächelnd setzte sich Jasmin und lehnte sich zurück. »Volltreffer!«
»Jetzt mach es nicht so spannend.«
»Erst war der Journalist etwas misstrauisch, als ich ihm sagte, ich rufe aus Deutschland an und bin bei der Polizei. Nachdem ich ihm von Tomas Burger – den er kannte – und einigen Details der alten Geschichte erzählte, wurde er zugänglicher und taute auf. Raleigh scheint in Sachen JPB Corporation eine wahre Koryphäe zu sein … «
»Wer oder was ist JPB Corporation?«
»Der Firmenname des Unternehmens der Burgers«, erklärte Jasmin. »Aber jetzt weiter mit meinem Bericht. Neben seinem Journalismus schreibt er über Firmendynastien und deren führende Köpfe Bücher. Er hat mir erzählt, dass alles mit einer Biographie anfing, die eine wirtschaftliche Persönlichkeit – den Namen wollte er mir nicht nennen – bei ihm bestellt hatte. Dieses Buch, das den Beginn und den Aufstieg des Unternehmens aus der Sicht dieses Wirtschaftsbosses schilderte, wurde nie veröffentlicht. Trotzdem wurde es in einer Auflage von einhundert Exemplaren gedruckt. Es war nur dafür gedacht, seiner großen Familie vor Augen zu halten, was alles geleistet werden musste, bis man da war, wo man jetzt ist. Darum bekam jeder aus der Familie zum 80. Geburtstag des Mannes ein Exemplar, um sich immer daran zu erinnern. Raleigh hat mir keine Namen genannt, weil absolutes Stillschweigen vereinbart war und er dafür fürstlich entlohnt wurde. Das Buch, von dem ich erzählt habe, entstand ziemlich am Anfang seiner Karriere und Raleigh ist heute um die sechzig, wie ich aus dem Gespräch entnahm. Seit dieser Zeit hat der Journalist Informationen aller Art über solche Imperien und auch über die wichtigen Personen dahinter gesammelt. Er hat mit seinem Wissen auch schon geholfen Dokumentationen zu erstellen, Skandale mit aufgedeckt und Publikationen geschrieben … «
Leicht genervt erkundigte sich Theo: »Wann kommst du jetzt eigentlich zum Wesentlichen?« Immer dieses Drumherum-Gerede bei den Frauen, dachte er sich, ohne es auszusprechen.
Jasmin ließ sich von solchen Zwischenbemerkungen schon länger nicht mehr beeinflussen. »Nur Geduld, immer Schritt für Schritt«, meinte sie gelassen, »schließlich sollst auch du alle Informationen erhalten, die ich habe.«
»Ja, schon, aber hast du jetzt etwas aus der Vergangenheit in Erfahrung bringen können?«
»Hab ich! Angefangen hat alles 1885 mit den Brüdern Jules und Phil Burger – deshalb auch JPB als Firmenbezeichnung. Und ja, die beiden waren deutschstämmig. Mehr war Raleigh aus den Gründerjahren und davor nicht bekannt. Doch, einer soll mit der Stahlbranche zu tun gehabt haben und der andere Bruder hat seine Nase in die boomenden Ölfunde gesteckt. Scheinbar hatten sie alle zwei ein gutes Händchen und damit begann der wirtschaftliche Aufstieg.«
»Ich wusste es.« Habich nickte heftig. Vor dem Hauptkommissar lag noch das weiße Blatt mit dem Wort »Burgecker«, dem er jetzt wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. Er nahm einen Kugelschreiber zur Hand und strich bei dem Wort die drei Buchstaben »cke« durch, zurück blieb der Name »Burger«. Anschließend schrieb er darunter »Jules = Julius« und »Phil = Philipp«. Schweigend sah ihm die junge Kommissarin dabei zu. Theo hob den Kopf und meinte: »Ich finde das ziemlich eindeutig. Jules und Phil sind die beiden Jungen des als Mörder verurteilten Wilhelm Burgecker. Vor- und Nachnamen hat man wahrscheinlich vereinfacht, da die Amerikaner die deutsche Namensvariante nicht richtig aussprechen konnten.«
»Aber einen Haken gibt es dabei noch«, gab Jasmin zu bedenken. »Hieß die Mutter der beiden Jungen nicht mit Nachnamen Zirner? Und meines Wissens waren Wilhelm und Clara ja nicht verheiratet. Also müssten die Kinder eigentlich ihren Namen tragen.«
»Was wäre, wenn Wilhelms Bruder, Ferdinand, diese Clara in Amerika geheiratet hätte? Dann würde es doch wieder passen, oder?«
»Ja, ja, schon! Aber was beweist das jetzt? Was kann das für unseren Fall bedeuten? Mir fehlt da noch der Zusammenhang.«
»Okay, dann in Kurzform. Tomas Burger kennt seine deutsche Herkunft. Er kommt nach Iphofen und beginnt nachzuforschen. Vielleicht ist diese wissenschaftliche Arbeit, die er angeblich schreibt, nur ein Vorwand, um ungestört und ohne neugierige Fragen im Archiv stöbern zu können. Beim ersten Mal findet er nichts. Darum kehrt er erneut zurück und dieses Mal fallen ihm die alten Berichte in die Hand. Er liest, so wie wir, den Namen des Zeugen und erfährt, das just dieser Birkner sich in das gemachte Nest gesetzt hat, das für den getöteten Dannemann bestimmt war. Da Burger nicht dumm ist, kombiniert er genauso wie ich, dass Birkner der Mörder hätte sein können und die Tat seinem Ur…, Na ja eben einem seiner Vorväter angehängt wurde. Also eine späte Rache.«
»Wie ich es drehe und wende, die Sache wirft für mich aber immer noch zwei große Fragen auf. Eine davon habe ich dir schon einmal gestellt und sie besteht immer noch: Was ist mit dem zweiten Opfer, diesem Herbrecht, wie passt er da hinein? Die zweite Frage, die du dir stellen solltest, lautet: Warum sollte Tomas Burger den Birkners an den Kragen gehen? Rein theoretisch müsste er Georg Birkner sogar dankbar sein, denn sonst wäre diese Clara Zirner vermutlich nie ausgewandert und seine Vorfahren hätten nie ein kleines Imperium in den Vereinigten Staaten gründen können.«
»Hmm! Die zwei Fragen stelle ich hintenan. Es gibt dafür sicherlich eine plausible Erklärung.« Mit dem Kugelschreiber deutete Theo auf seine Kollegin. »Was du jetzt noch machen könntest, wäre Folgendes. Um festzustellen, ob Burgecker mit der Frau und ihren Kindern tatsächlich Deutschland verlassen hat, gäbe es noch eine Möglichkeit.« Er gab den Hinweis weiter, den ihm der alte Lehrer mit Bremen und den Listen gegeben hatte. »Versuche mal herauszubekommen, ob diese Verzeichnisse noch existieren und ob man darauf die Namen unserer Auswanderer findet.«
Gerade als sich Jasmin wieder an die neue Arbeit machen wollte, öffnete sich die Tür und Berger, der Chef der Kriminaltechnik, trat in Habichs Büro. In der Hand hielt er ein Schriftstück, das er vor Theo auf den Schreibtisch legte.
»Hier bringe ich dir den Abschlussbericht des DNA-Abgleiches und der Fingerabdrücke. Ich hatte gerade hier zu tun, da dachte ich, ich reich den Bericht persönlich herein.«
»Ist etwas Auffä...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Wilderer
  6. Ein Todesfall
  7. Ein alter Bekannter
  8. Künstlerpech
  9. Frisch gepresst
  10. Die Rebellin
  11. Eine alte Geschichte
  12. Ereignisreiches Wochenende
  13. Erster Lichtblick
  14. Viel Vergangenes
  15. Ermittlungsdruck
  16. Habichs Theorie
  17. Nachwort