Kapitel 1 – Rhetorik – Die große Kunst der Rede
Rhetorik – Die große Kunst zu Reden
Rhetorik von der Antike bis heute
Erkenne dich selbst.
Inschrift am Eingang des Apollotempels von Delphi
Die Vorläufer der heutigen Rhetorik
Die meisten Ur-Ur-Ur-Vorfahren heutiger Menschen kommunizierten eifrig miteinander. Die von der Gruppe als Leitung bestimmte Person übernahm die Führung durch die Geschicke der Zeit.
Die Führung brauchte rhetorische Überzeugungskraft, um Vertrauen ‚bei ihren Leuten‘ aufzubauen und zu halten. Sie schaffte es dank der Redekunst, die Gruppe, später den Stamm, dann die Bevölkerung gegen Angriffe von innen und außen zu schützen.
Fruchtbare Gebiete konnten besiedelt werden, Aufgaben wurden delegiert und Ziele gesetzt. Die Gesellschaft konnte sich weiterentwickeln.
Die alten Griechen
Spätestens bei den ‚alten Griechen‘ tauchten heute noch namhafte Persönlichkeiten auf, Philosophen, Mathematiker, Rhetoriker, Astronomen, Feldherren und andere, die bedeutende Erkenntnisse erzielten und Wissen für die Nachwelt hinterließen.
Die Schule von Athen
Raffaello Sanzio da Urbina (auch Raffaello Santi, 1483 – 1520),bekannt als Raffael, war ein begnadeter Maler und Architekt.
Schon im Alter von 25 Jahren erhielt er von Papst Julius II. (1443 – 1513)den Auftrag, im Vatikan vier Wände der Stanza della Segnatura großflächig malerisch auszumalen.
Selbst für ein Genie wie Raffael war dieser hochwertige Auftrag bestimmt eine besondere Herausforderung.
Das bekannteste Fresko in seinem Werk ist ‚Die Schule von Athen‘,auf dem die Denker der Antike dargestellt sind.
Raffael gab sie naturgetreu und plastisch wieder, zumindest wie er sich das Erscheinungsbild der Abgebildeten vorstellte.
Im Mittelpunkt des Gemäldes platzierte Rafael Plato(n) mit dem Finger nach oben deutend (steht für die spekulative Philosophie) und Aristoteles (die empirische Philosophie vertretend).
Das Fresko zeigt die wichtigsten Persönlichkeiten der klassischen Philosophie. Unter anderem sind dort abgebildet:
| Sokrates (470 – 399 v. Chr.,von seinen Schülern umgeben): | - Ein großer Denker. Er musste Selbstmord begehen, indem er aus dem Schierlingsbecher trank.
- „Ich weiß, dass ich nicht[s]weiß.“
- Noch am Tag seines verordneten Selbstmordes versammelte er seine Freunde um sich und philosophierte über Leben und Tod.
- „Es ist Zeit, dass wir gehen: Ich, um zu sterben, und ihr, um zu leben.“
- So beendete Sokrates sein Todesurteil, dass das Gericht gegen ihn verhängt hatte.
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| Plato(n) (427 – 347 v. Chr., Schüler Sokrates): | - Der Philosoph begründete die Philosophenschule, die ‚Akademie‘ (Akademos), die erst 529 durch Kaiser Justinian I. (482 – 564) geschlossen wurde.
- „Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit.“
- Dank seiner intensiven Arbeit stellte er sich selbst – und anderen – viele philosophischen Fragen, deren Antworten er anschaulich vermittelte oder sie zur Beantwortung ganz einfach anderen überließ.
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| Aristoteles (384 – 322 v. Chr., der berühmteste Schüler Platons): | - Ein umtriebiger Naturforscher und Philosoph. Er eröffnete das einzige Gymnasium (Lykeion) in Athen. Er gilt als Begründer der Logik. Aristoteles war der Lehrer von Alexander dem Großen.
- „Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen.“
- Durch die Schulung seines Lehrers Plato(n) wurden viele Interessen in ihm geweckt. Seine Erkenntnisse teilte er unter anderem mit dem späteren König Alexander III., genannt der Große.
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In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt:
| Alexander der Große (356 – 323 v. Chr., Aristoteles‘ Schüler): | - ■ Ein makedonischer König.
- Er lernte bei Aristoteles bis zu seiner Thronbesteigung im Jahre 336 v. Chr.
- „Wenn ich nicht Alexander wäre, so würde ich Diogenes sein.“
- Wer hat noch nicht von dem ‚Großen‘ Alexander gehört, der das Ende der (bekannten) Welt zu erreichen suchte.
- Mit einem gigantischen Heer setzte er nach Kleinasien über, um Gebiete bis in die Nähe des heutigen Indiens zu erobern.
- Welche rhetorische Überzeugungskraft muss Alexander gehabt haben, um seine Heerführer über Jahre hunderte von Kilometern von Zuhause wegzuführen?
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Die Lebensleistung dieser Menschen ist beeindruckend.
Allein die genannten Personen haben einen starken Einfluss auf den geistigen und wirtschaftlichen Erfolg der betroffenen Menschheit und deren Nachkommen genommen.
Auf Raffaels Fresko sind noch weitere Größen abgebildet, von denen 5 hier erwähnt werden.
| Pythagoras (etwa 570 – ca. 510 v. Chr.): | - Ein griechischer Philosoph und Mathematiker.
- „Die Zahl ist das Wesen aller Dinge.“
- Bekannt durch den Satz d...
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