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Wussten Sie, dass der Nacktmull nicht altert und im Laufe seines Lebens immer fitter wird? Die Krebsforschung entlockt ihm gerade sein Geheimnis. Oder dass die beim Schnurren entstehenden Schwingungen gebrochene Katzenknochen schneller heilen lassen?Der Veterinärmediziner Dr. René Anour zeigt in diesem Buch faszinierende Heilkräfte, die in Tieren schlummern und die wir uns jetzt oder in Zukunft zunutze machen können. Ein liebevoller Appell für die Erhaltung der Artenvielfalt samt Hinweisen darauf, was wir alle dazu beitragen können.
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Information
MAGISCHE ANPASSUNGEN
Im vorigen Buch haben wir bereits eine Zehenspitze in den Ozean heilsamer tierischer Anpassungen getaucht. Verlassen wir nun das Thema der langen Gesundheit und werfen wir einen Blick auf Anpassungen, die uns auf ganz andere Weise helfen können. Unser Planet ist ein Ort der Gegensätze. Wüsten, Tundren, Wälder, Gebirge und tiefe Ozeane sind nur ein paar Beispiele für die unterschiedlichen Lebensräume, die er uns bietet. Um neue Lebensräume zu erschließen, haben Tiere die unterschiedlichsten Strategien entwickelt und körperliche Anpassungen durchlaufen. Manche dieser Anpassungen sind so extrem und, ja, genial, dass sie immer mehr in den Fokus unseres Interesses rücken. Beginnen wir mit einem Tier, das Sie mit Sicherheit kennen und wahrscheinlich auch mögen. Der guten, alten Kuh.
DAS MINIUNIVERSUM DES PANSENS
Kühe sind Wiederkäuer. Zu dieser Gruppe gehören auch Ziegen, Schafe und natürlich auch Wildtiere wie Antilopen, Bisons, Hirsche und viele mehr.
Viele von Ihnen wissen, dass der Name sich auf das Verhalten der Tiere bezieht, gemütlich herumzuliegen, das bereits gefressene Pflanzenmaterial hochzuwürgen und in aller Ruhe zu wiederzukäuen, bevor es wieder geschluckt wird.
Warum tun Wiederkäuer das? Im Prinzip kann ich diese Frage mit einer weiteren Frage beantworten.
»Können Sie Gras fressen?«
Wahrscheinlich könnten Sie sich dazu zwingen, ein paar Halme zu schlucken. Viel hätten Sie aber nicht davon. Gras besteht zu einem Großteil aus Zellulose, und die kann unser Verdauungstrakt nicht aufschließen. Das Gras würde uns also ziemlich schwer im Magen liegen, und irgendwann würden wir es ziemlich unverändert wieder ausscheiden.
Um aus diesen pflanzlichen Materialien Energie zu gewinnen, brauchte es ein paar ganz besondere Anpassungen, und diese könnten uns in der heutigen Welt bei einem riesigen Problem helfen, das uns alle betrifft.
Lassen Sie mich Ihnen aber vorher noch kurz von der »Magie« der Wiederkäuerverdauung erzählen.
WARUM KÜHE FLEISCHFRESSER SIND
Kühe und alle anderen Wiederkäuer sind Fleischfresser.
Sind Sie anderer Meinung?
Ich werde Ihnen gleich erklären, warum ich das behaupte.
Die Kuh verfügt über drei Vormägen, die die Nahrung erst durchläuft, bevor sie dann in den eigentlichen Magen weitertransportiert wird. Und gerade diese Vormägen verdienen unsere Aufmerksamkeit.
Der größte von ihnen ist der sogenannte Pansen. Im Pansen befindet sich eine grünbräunliche Flüssigkeit. Sie denken jetzt vielleicht an Magensäure, aber der sogenannte Pansensaft ist nichts dergleichen. In den Vormägen herrscht ein pH-Wert von 5,8 bis 7,2. Das ist nur leicht sauer bis neutral.
Warum ist das so? Wir können uns die drei Vormägen wie eine riesige Fermentierkammer vorstellen. Fermentieren bedeutet, dass organisches Material durch Mikroorganismen zum Zweck der Energiegewinnung umgewandelt wird. Wir Menschen machen uns diesen Prozess in vielerlei Hinsicht zunutze. Zum Beispiel bei der Herstellung vieler alkoholischer Getränke, zum Beispiel von Bier oder Wein, aber auch bei der Herstellung von Sauerkraut, Joghurt, Käse, Kimchi und vielen anderen Lebensmitteln. Fermentierte Lebensmittel werden durch diese mikrobielle Umwandlung haltbarer und gelten in vielen Fällen übrigens auch als gesund. Lassen wir den Alkohol hier mal beiseite.
Und da die Kuh gerne etwas extrem schwer Verdauliches, nämlich die Zellulose im Gras, verdauen möchte, trägt sie ihre eigene Fermentierkammer im Bauch herum, ihre Vormägen. In diesen befindet sich eine Unzahl von Bakterien, Pilzen und Einzellern. Sie bewohnen den Pansensaft in unfassbarer Menge.
Mithilfe diverser Enzyme können sie die Zellulose aufbrechen und wandeln sie in für das Rind verdauliche Substanzen um. Das sind zum einen kurzkettige Fettsäuren, die sich das Rind gleich durch die Pansenwand holt, aber auch Proteine … und die bekommt das Rind, Sie ahnen es vielleicht, indem es die Mikroorganismen verdaut, die in den eigentlichen Magen und den Darm weitertransportiert werden. Daher könnte man also tatsächlich von fleischfressenden Kühen sprechen. Aber auch für die Mikroorganismen im Pansen funktioniert der Deal. Sie finden dort eine so perfekte Umgebung vor, dass sie sich hervorragend vermehren können und die paar verdauten Artgenossen kaum ins Gewicht fallen.
Wiederkäuer wie Kühe besitzen drei Vormägen, die wie riesige Fermentationskammern funktionieren.
Durch diese Vormägen haben sie die Fähigkeit entwickelt, schwer verdauliche Nahrung, wie Gras, zu nutzen.
Unzählige Mikroorganismen sind im größten Vormagen, dem Pansen, im Einsatz und brechen mit speziellen Enzymen die schwer verdauliche Zellulose in den Grashalmen auf.
Das Rind ernährt sich einerseits von den Produkten und Ausscheidungen der Mikroorganismen, gewinnt aber auch Protein, indem es einen Teil der Mikroorganismen selbst verdaut. Die Kuh ist also irgendwie auch ein Fleischfresser.
MAGISCHER PANSENSAFT
Für einen Veterinär ist der Pansensaft von großer Bedeutung, da er viel über die Gesundheit des Wiederkäuers verrät. Stimmt etwas mit der Verdauung des Tiers nicht, wirft man einen genaueren Blick darauf, um zu sehen, was aus dem Gleichgewicht geraten ist. Man beurteilt seinen Geruch, die Konsistenz, die Farbe, und blickt durch das Mikroskop, um nachzusehen, ob die Mikroorganismen darin munter sind und im richtigen Verhältnis vorkommen.
Während meiner Doktorarbeit unterrichtete ich auch Veterinärmedizinstudenten im Fach Physiologie. Dazu gehörte auch, dass sie lernten, den Pansensaft richtig zu beurteilen.
Ich konnte mir nicht verkneifen, ihnen am Anfang der Einheit zu erklären, dass es auch Teil der grobsinnlichen Beurteilung des Pansensafts ist, diesen zu kosten. Leider habe ich die erschrockenen Mienen der Studentinnen und Studenten nie fotografiert. Der Schrecken wurde aber oft schnell zur Faszination, spätestens wenn wir uns das wimmelnde Leben im Pansensaft unter dem Mikroskop ansahen. Manche der Einzeller sind so groß, dass man sogar mit freiem Auge erkennt, dass sich etwas im Pansensaft bewegt, wenn man genau hinsieht.
Ein tatsächlicher Teil der Beurteilung ist übrigens der Geruch.
In den Lehrbüchern steht, gesunder Pansensaft würde »aromatisch« und »nach Heu« riechen.
Das ist eine Beschönigung. Um ehrlich zu sein: Für mich riecht auch der gesündeste Pansensaft einfach nach Kuhfladen. Aber wenn etwas nicht stimmt, dann riecht er wirklich abstoßend, entweder säuerlich oder faulig, und dann geht es auch den kleinen Helfern darin an den Kragen. Wenn der Pansen aus dem Gleichgewicht gerät, dann kann das einen Wiederkäuer das Leben kosten.
Es handelt sich um ein sensibles Gleichgewicht, und nun werde ich Ihnen endlich verraten, welche erstaunlichen Fähigkeiten der Pansensaft und die vielen Organismen darin noch besitzen.
Eine Beurteilung des Pansensafts – seine Farbe, sein Geruch, die Art und Zahl der Mikroorganismen darin – kann Aufschluss über die Gesundheit einer Kuh geben.
Gerät der Pansen aus dem Gleichgewicht, kann das für einen Wiederkäuer lebensbedrohlich werden.
LIFE IN PLASTIC, NOT FANTASTIC
Auf der Erde haben wir ein massives Problem mit Plastik. Was es für uns so praktisch macht, seine Haltbarkeit, stellt uns auch vor ein riesiges Problem. Plastik gelangt überallhin, zersetzt sich aber nicht. Auf den Ozeanen entstehen riesige Plastikteppiche wie der Great Pacific Garbage Patch. Mit 1,6 Millionen Quadratkilometern ist er etwa viermal so groß wie Deutschland. Weil Plastik sich nicht abbaut, wird es mit der Zeit zu Mikroplastikpartikeln zerrieben, die bereits von kleinsten Organismen wie Plankton aufgenommen werden und sich in der Nahrungskette anreichern, in den Tieren, die wir essen, dem Wasser, das wir trinken, sogar in der Luft, die wir atmen. Und natürlich auch in uns.
Eine Untersuchung der University of Newcastle hat errechnet, dass Menschen im globalen Durchschnitt fünf Gramm Mikroplastik zu sich nehmen … pro Woche! Das ist in etwa so, als würden wir uns einmal die Woche zu Tisch setzen und eine Kreditkarte verspeisen. Prost Mahlzeit!
Momentan ist noch unklar, welche Auswirkungen Mikroplastik auf unsere Gesundheit hat. Mir jedenfalls wäre wohler, wenn wir es gar nicht entstehen lassen würden. Wäre es nicht toll, wenn Plastik einfach verrotten und sich zersetzen würde, wie eine Bananenschale, die jemand achtlos in den Wald wirft?
Und vielleicht liefert uns niemand anderes als die gute alte Kuh das Werkzeug, wie das gehen könnte. Das Geheimnis liegt, wie angekündigt, im Pansensaft.
Ein Forscherteam der Universität für Bodenkultur in Wien präsentierte kürzlich ein bemerkenswertes Experiment. Sie wussten, dass bestimmte Bakterien die Fähigkeit besitzen, Kunststoffe zu zersetzen. Allerdings, leider, in ziemlich geringem Ausmaß. Ihre Überlegung ging in die Richtung, dass es auch in der Natur kunststoffähnliche Substanzen gab, und da Wiederkäuer diese verdauen konnten, möglicherweise mehr möglich sein könnte. Eine dieser Substanzen nennt man übrigens Cutin, und man findet sie zum Beispiel in der Wachshaut von Äpfeln.
Das Forscherteam untersuchte daraufhin die Fähigkeit des Pansensafts, Plastik zu zersetzen, und stellte verblüfft fest, dass dieser sogar die Fähigkeit besitzt, das besonders stabile Polyethylenterephthalat (PET), das Sie als den Hauptbestandteil von Plastikflaschen kennen, anzugreifen.
Es scheint, als würden die unzähligen Arten von Mikroorganismen, die im Pansen leben, und die Enzyme, die sie bilden, in ihrem einzigartigen Zusammenwirken diesen beeindruckenden Effekt erzielen.
Die Möglichkeiten sind auf jeden Fall interessant, denn jetzt gilt es herauszufinden, welche der vielen Mikroorganismen so effektiv zusammenarbeiten und welche ihrer Enzyme den Kunststoff hier angreifen.
Gelingt das, erschließt sich die Möglichkeit, die Mikroorganismen in Kultur zu züchten und ihre Stoffwechselprodukte herzustellen. Auf diese Weise wäre es auf einmal möglich, einen gänzlich neuen, umweltfreundlichen Recyclingvorgang zu etablieren. Prinzipiell könnte man natürlich auch den Pansensaft direkt einsetzen. Denn dieser »Wundersaft« landet bei der Schlachtung – Sie ahnen es – einfach im Abfall.
Plastikmüll ist ein globales Problem. Da es sich nicht zersetzt, ist bereits ein Großteil der Weltmeere damit verschmutzt.
Global nehmen Menschen im Schnitt fünf Gramm Mikroplastik pro Woche zu sich. Das entspricht etwa einer Kreditkarte.
Im Pansensaft leben Mikroorganismen, die Kunststoff zersetzen können, selbst das superstabile PET.
Diese Erkenntnis könnte in Zukunft für umweltfreundliches Plastik-Recycling genutzt werden.
PANDA-POWER STATT ANTIBIOTIKA
Was haben ein Panda, ein Komodowaran und eine Python gemeinsam?
Was wie ein schlechter Witz beginnt, ist tatsächlich ein ziemlich spannender Zusammenhang. Bevor wir aber zur Auflösung kommen, lassen Sie uns eine Reise zu den Pandas in ihre Bambuswälder unternehmen. Pandas sind in vieler Hinsicht besondere Tiere, nicht nur wegen ihres schönen schwarz-weiß gemusterten Fells. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Bambus, den kaum ein anderes Säugetier effizient zu verdauen vermag. Da Bambus einen richtigen Bären nur schwer sattmacht, brauchen die Bären natürlich raue Mengen davon, das heißt, sie leben nur dort, wo es ausreichend davon gibt. Das ist tatsächlich nur noch an recht wenigen Orten der Fall. Zusätzlich beanspruchen Pandas große Reviere, das heißt, sie kommen selbst in geeigneten Lebensräumen nur in sehr geringer Dichte vor. Außerdem ist der Panda alles andere als fortpflanzungsf...
Table of contents
- Cover
- Impressum
- Titel
- INHALT
- VORWORT
- VON DER LANGEN GESUNDHEIT
- MAGISCHE ANPASSUNGEN
- DAS ZEITALTER DER TIERGIFTE
- WIE TIERE DIE SEELE HEILEN
- DAS VERBRENNEN DES SCHATZES
- WAS WIR TUN KÖNNEN
- DAS TRAURIGE UND DAS SCHÖNE
- NACHWORT
- DANKSAGUNG