Das Tao der Erziehung
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Das Tao der Erziehung

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Das Tao der Erziehung

About this book

Die Förderung und Gefährdung seelisch-geistiger Entwicklung aus heilpädagogisch-taoistischer Sicht ermöglicht eine neue Sichtweise zum Verstehen problematischer Erziehungssituationen.In dem Buch werden die sieben Bereiche seelisch-geistiger Entwicklung beschrieben, deren Probleme geschildert und die entsprechenden heilpädagogisch-taoistischen Konsequenzen aufgezeigt.

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Information

Year
2021
Print ISBN
9783754398289
eBook ISBN
9783754383346

Förderung & Gefährdung
seelischgeistiger Entwicklung

1. Die Bedeutung des Antriebs

Historisch gesehen gibt es die Unterscheidung von Geist und Trieb.
Das Geistige ist dabei jene Instanz, die sich unabhängig von natur-gegebenen Bedürfnissen und Neigungen selbst Zwecke setzt, nach denen sie handelt. Durch seine Geistigkeit ist der Mensch autonom.
Das Triebhafte dagegen wird zum Ausdruck von naturgegebenen Instinkten und Zwängen, welche elementaren Vitalfunktionen zum Durchbruch verhelfen.
In seiner Triebhaftigkeit ist der Mensch nicht Herr seiner selbst, sondern wird von unterschwelligen Kräften gedrängt, ist diesen sozusagen ausgeliefert.
Wir verzichten gänzlich auf den vieldeutigen Begriff „Trieb“ und ersetzen ihn durch Antrieb als Prinzip, das durch die ganze Vielfalt des Lebendigen hindurch wirksam ist.
Alle Menschen sind auf die Befriedigung elementarer Antriebe angewiesen, ohne die sie nicht leben können, wie z.B. Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Anerkennung, Selbstachtung, Bindung, Zärtlichkeit, Sicherheit, Stabilität, Abwechslung, Vermeidung von Hunger-Durst und Schmerzen.
Das Antriebsgeschehen ist vom biologisch bedingten Instinktverhalten abzugrenzen. Unter Instinkten verstehen wir komplexe Handlungsabläufe, die auf bestimmte innere oder äußere Reize hin in immer gleicher Form ablaufen. Instinkte machen das handelnde Subjekt zum Vollzugsorgan eines übergeordneten Zwecks, ohne daß sich das betreffende Lebewesen dessen bewußt zu sein braucht.
Triebe sind dagegen einfache Handlungsabläufe mit klar intendierten, immer gleichen Einzelzielen, die aber auf verschiedenen Wegen erreicht werden können. Der Drang nach Verwirklichung des Triebzieles ist dem Individuum mehr oder weniger bewußt, es wünscht sie selbst und strebt sie selbst an.
Ferner muß unterschieden werden zwischen Trieb und Affekt. Affekte sind kurze, starke, manchmal unverhältnismäßige Gemütsbewegungen. Sie verraten eine starke gefühlsmäßige Ansprechbarkeit des betreffenden Menschen. Affekte können Triebkomponenten enthalten, sind aber nicht durchwegs triebhaft. Affekte sind Durchbruchsreaktionen als Folge von unterdrückten und gestauten Gefühlen.
Ebenso muß unterschieden werden zwischen Wille und Antrieb. Der Wille ist die Fähigkeit zu entscheiden. Jeder Entscheid setzt aber mehrere, mindestens zwei Möglichkeiten voraus. Im Willensakt besteht die Wahl zwischen verschiedenen Motiven und Zielen. Der Trieb dagegen hat immer das gleiche Motiv und strebt immer dasselbe Ziel an.
Merkmale des Antriebgeschehens
Wir unterscheiden fünf übereinstimmende Merkmale verschiedener Triebtheorien:
  1. Antriebe stehen im Zusammenhang mit einem endogen verursachten Drang, der die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse zum Ziel hat. Unterschiede ergeben sich darin, was als Bedürfnis zu gelten hat und welchen Umfang man dem triebmäßigen Geschehen innerhalb des menschlichen Lebens zugestehen will.
  2. Das Antriebsgeschehen ist gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel von Spannung und Entspannung. Wird das Triebbedürfnis befriedigt, so verschwindet es und meldet sich erst wieder, wenn ein entsprechender Mangelzustand eintritt.
  3. Das Ziel jedes Antriebs ist immer die Aufhebung eines objektiven Mangelzustandes und des damit verbundenen subjektiven Unbehagens. Die Triebbefriedigung führt zur Aufhebung des Reizzustandes bzw. zur Wiederherstellung eines früheren Zustandes.
  4. Für die Befriedigung eines Antriebes bedarf es eines Objektes, an welchem oder durch welches das Triebziel erreicht werden kann. Das Antriebsobjekt muß bestimmte Bedingungen erfüllen, ist aber austauschbar.
  5. Die verschiedenen Antriebsarten bilden untereinander ein Beziehungssystem und beeinflussen sich gegenseitig.
Weitere Thesen des Antriebgeschehens sind:
1. Antriebe sind an biologischphysiologische Vorgänge gebunden. Nach Freud werden die Triebe durch bestimmte Reize im Innern des Organismus ausgelöst. Sie signalisieren einen Mangelzustand.
2. Antriebe sind immer eigenbezogen, nicht ich-bezogen. Antriebsstrebungen stehen im Zusammenhang mit der Sicherung des eigenen Lebensvollzugs. Streng genommen gibt es nach dieser Auffassung weder einen Geltungstrieb noch einen Machttrieb, weil das, was hier angestrebt wird, weit über das hinausreicht, was als Grundlage der Eigenentwicklung nötig ist.
3. Antriebe haben Bedürfnischarakter, d.h. sie sind auf den Erlebniswert der Lust ausgerichtet. Wichtig ist, daß sie vorübergehend zur Ruhe und Ent-spannung gelangen und dann zeitweise auch verschwinden.
4. Antriebe sind spontaner Ausdruck der Vitalität und nicht reaktive Verhaltensweisen. Antriebe machen sich grundsätzlich periodisch und von sich aus bemerkbar, nicht erst auf äußere Gegebenheiten.
5. Antriebe werden als treibende Kraft spürbar, unabhängig davon, ob und wie das Subjekt dazu Stellung nimmt. Das menschliche Antriebsleben ist wirksam, ob sich der Mensch dessen bewußt ist oder nicht.
Modell eines Antriebgeschehens
Jedes Antriebsgeschehen wird zunächst einmal ausgelöst durch einen eingetretenen physiologischen und psychischen Zustand des Ungleichgewichtes.
Dieses objektive Mangelerlebnis, das zugleich verbunden ist mit einem subjektiven Unbehagen, führt vorerst zu einer diffusen Aktivität, die diesen endogenen Reizzustand aufheben soll.
Die unmittelbare Befriedigung des Antriebs in Verbindung mit dem adäquaten Objekt, das bestimmte unerläßliche Bedingungen erfüllt, heißt Endhandlung. Sie löst den triebbedingten Spannungszustand auf und bringt das betreffende Bedürfnis vorübergehend zur Ruhe.
Störungen im Antriebsbereich
Die adäquate Befriedigung von Antrieben hängt von zwei Bedingungen ab:
1. Vom geordneten Ablauf des Antriebsgeschehens.
2. Vom jeweiligen Antriebsobjekt, das für die Befriedigung des Antriebs zur Verfügung steht.
Somit ergeben sich Störungen im Antriebsgeschehen und im Antriebsobjekt:
- Wenn von außen her die Antriebshandlung gestört oder unterbrochen wird.
- Wenn zwei verschiedene Antriebe miteinander in Konflikt geraten.
- Wenn kein geeignetes Antriebsobjekt zur Verfügung steht, dass die jeweils erforderlichen Bedingungen erfüllt.
- Wenn das notwendige Antriebsobjekt überhaupt fehlt.
Unter diesen Umständen kommt es zu einer Stauung der Antriebsenergie, und die ständig sich erhöhende Triebspannung droht sich auf ungewöhnliche Weise zu entladen.
Beispiele gestörter oder unterbrochener Antriebshandlungen:
- Wenn die Befriedigung des oralen Antriebs nach Nahrung beim Säugling durch zu frühe Reglementierung der Essenszeiten hinausgezögert wird, so verhindert dies den Vollzug der Endhandlung und läßt das Kind über längere Zeit in einem chronischen Spannungszustand verharren.
- Der elementare Drang nach Zärtlichkeit und Zuwendung wird durch eine ablehnende Haltung der Bezugspersonen frustriert, was die Bedürfnisspannung übermäßig steigert. Antriebsimpulse werden blockiert, wenn der Mensch aus eigener Unentschlossenheit oder im Konflikt zwischen eigenem Streben und äußeren Verhaltensmaßregeln seine vitalen Strebungen zurückbindet.
- Auch ambivalente Haltungen gegenüber Bezugspersonen blockieren spontanes Verhalten, was Gehemmtheit oder zwanghaftes Verhalten zur Folge hat.
Es ist wichtig, daß das für jede Antriebsbefriedigung notwendige Bezugsobjekt bestimmte Bedingungen erfüllt. Die bloße Anwesenheit einer Bezugsperson ohne Ausstrahlung von Wärme, Mütterlichkeit und liebendem Interesse kann ebenfalls das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Geborgenheit im Kind nicht voll befriedigen.
Fehlt das Antriebsobjekt, so kann das Antriebsgeschehen nicht zum Ziel gelangen, was wiederum eine Stauung der Bedürfnisse zur Folge hat.
Die Auswirkungen von Antriebsspannungen äußern sich in
  • Ersatzhandlungen
  • Leerlaufhandlungen
  • Übersprunghandlungen
Ersatzhandlungen
sind Antriebsentladungen am inadäquaten Objekt.
In Ermangelung des ursprünglichen, nicht zur Verfügung stehenden Antriebsobjekts wird auf ein anderes, vorhandenes, ausgewichen, das aber nicht vollwertiger Ersatz ist.
Ersatzhandlungen an Ersatzpersonen:
- Infolge fehlender Zuwendung und Wärme der Mutter oder Eltern können Kinder mit der Zeit dazu neigen, bei beliebigen Personen ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit abzusättigen, ihnen anzuhängen oder nachzulaufen.
- Kinder, die nicht wagen, mit überstrengen Eltern in Auseinandersetzung zu treten, reagieren ihre aggressiven Spannungen am Lehrer oder schwächeren Mitschülern ab.
Ersatzhandlungen an Ersatzobjekten:
- Die ...

Table of contents

  1. Über den Autor
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Einleitung
  4. Vorwort
  5. Förderung & Gefährdung seelischgeistiger Entwicklung
  6. Impressum