1. Strukturieren
Im ewigen Kreislauf von Arbeiten, Schlafen, Essen und Freizeit kann sich leicht Orientierungslosigkeit einstellen. Man konzentriert sich immer nur auf die nächste Aktivität und vergisst, wofür man das alles eigentlich tut.
Viele Menschen sind stets beschäftigt, aber nicht produktiv.
Lässt dich der ständige Fokus auf den nächsten Tag oder die nächste Woche manchmal aus den Augen verlieren, was du wirklich willst? Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, habe ich doch Selbstmanagement von der Pike auf und direkt in der Praxis erlernt. Denn ich bin schon mein Leben lang selbstständig (mein längstes Vollzeit-Angestelltenverhältnis waren 2 Monate Ferialpraktikum während dem Studium)!
Insbesondere, wenn niemand anderer für das eigene Business verantwortlich ist (und somit auch für Erfolg und Misserfolg), wird einem bewusst: man kann niemandem die Schuld daran geben, wenn etwas nicht funktioniert, denn niemand anderer ist verantwortlich für das Ergebnis - außer man selbst. Man wird in die Verantwortung gezwungen! Bei mir kam es so: zum ersten Mal Geld verdient habe ich im zarten Alter von 16 Jahren. Damals habe ich ein Online-Forum moderiert. Ja, ich weiß, was du jetzt vielleicht denkst; und es stimmt: ich hatte damals definitiv zu viel Zeit und zu wenig Geld. Das war gleichzeitig die Grundlage für mein Sprungbrett in die Selbstständigkeit!
Das Forum befasste sich inhaltlich mit Themen rund um Kommunikation, Rhetorik und Körpersprache. Regelmäßig fanden auch Treffen der Community statt. Eines Tages ist jemand der Initiatoren ausgefallen und hat mich als Forumsmoderator gebeten, die Organisation des Events spontan zu übernehmen. Ich habe nicht lange überlegt und zugesagt. Als es dann endlich soweit war und die ersten Leute gekommen sind, habe ich erst mal abgewartet und beobachtet, wer sich schon kennt, denn bisher war ich noch nie in persona bei einem Treffen vor Ort dabei gewesen. Irgendwann haben natürlich manche Teilnehmer gefragt, wer das ganze diesmal organisiert hat. So war ich gezwungen mich vorzustellen. Die meisten der Teilnehmer waren deutlich älter als ich und recht überrascht, dass ich die Organisation übernommen hatte. Aber inhaltlich war ich gut informiert und einige kannten mich schon aus meinen Beiträgen im Forum. Deshalb wurde ich netterweise zumindest für meine fachliche Kompetenz akzeptiert. So kam es, dass ich dann später am Abend (von zwei Achtzehnjährigen) gefragt wurde, ob ich ihnen nicht ein Coaching zum Thema Körpersprache geben könnte. Da habe ich natürlich gerne sofort zugesagt und ich war selbst überrascht - sie haben mir sogar Geld dafür gezahlt! Ich muss ehrlicherweise sagen, ich hätte es auch gratis gemacht, denn es hat mir einfach Spaß gemacht. Aber das Angebot ablehnen wollte ich auch nicht. Natürlich war es nicht viel Geld, aber ich bekam es für eine Sache, die ich gerne getan habe. Ab diesem Moment hatte ich Blut geleckt!
Das war der für mich bestimmende Moment, der mir zeigte, dass ich so den Rest meines Lebens arbeiten wollte. Anders konnte ich es mir gar nicht mehr vorstellen! Ich sagte mir: „Es muss einen Weg geben, wie ich mit dem, was ich gerne tue, auch beruflich erfolgreich sein kann!“ So habe ich mich mit 18 direkt selbständig gemacht. Natürlich noch nicht als Trainer (so gerne ich das gemacht hätte), sondern als Event-Fotograf, Finanzproduktberater und mit Webdesign. Diese drei Nischen habe ich mir ganz bewusst ausgesucht, weil ich wusste: all das sind Bereiche, die nicht nur mir Freude machen, sondern die ich auch später brauchen werde können. Beim Verkaufen zum Beispiel hatte ich zu Beginn noch kaum Spaß daran, im Gegenteil, ich hatte wirklich lange Zeit ein unangenehmes Gefühl, meine Produkte, Dienstleistungen und mich selbst zu verkaufen. Aber das hat mir erst recht die Motivation dazu verliehen, diesen so zentral wichtigen Bereich auch richtig lernen zu wollen. Ich wusste, wenn ich mit meinem eigenen Unternehmen erfolgreich sein möchte, dann muss ich auch verkaufen können und das beginnt bei einem selbst. So gerne du etwas auch tust, aber wenn niemand davon weiß oder es keiner haben will, dann kannst du davon auch nicht leben. Gerade, wenn es darum geht, erfolgreich in deinem Selbstmanagement zu sein, beinhaltet diese Geschichte meines Werdeganges zwei zentrale Aspekte:
1. Bist du bereit, die komplette Verantwortung für dein Leben zu übernehmen?
2. Traust du dir zu, dich selbst zu verkaufen (also zu 100% zu dem zu stehen, wer du bist und was du tust)?
Und wenn du noch nicht exakt dort bist, wo du hinmöchtest: hast du klare Ziele und kennst den Weg, wie du dort hinkommst?
1.1 Klare Ziele
Schon die Angst davor, die eigenen Ziele nicht zu erreichen, kann daran hindern, sie sich überhaupt zu setzen. Einen Weg, sich aus der Orientierungslosigkeit zu befreien und selbst Verantwortung zu übernehmen, bietet das GROW-Modell von Sir John Whitmore.
Beim GROW-Modell stehen Ziele im Mittelpunkt. Sie zu definieren, ist der erste Schritt des Prozesses. Der Abschluss kann sein, sie zu erreichen - doch auch aus Zielen, die nicht erreicht werden, kann etwas gelernt werden. Das GROW-Modell ist ein Werkzeug1, um realistische Ziele festzulegen und auf diese hinzuarbeiten.
Diese Methode wird auch im Coaching eingesetzt, doch das Praktische am GROW-Modell ist, dass du es auch sofort selbst anwenden kannst, um herauszufinden, was dir wirklich wichtig ist. So kannst du deinen eigenen Alltag zielgerichteter gestalten. Bereits im Namen sind die vier zentralen Schritte des GROW-Modells enthalten. Das Akronym steht für:
- G (Goals / Ziele)
- R (Reality / Realität)
- O (Options / Möglichkeiten)
- W (Will / Wille)
Der erste Schritt, das Definieren von Zielen, bestimmt die weiteren Schritte - daher muss ihm auch besondere Bedeutung zugemessen werden. Dieser Schritt kann als schwierig empfunden werden, doch es ist wichtig, nicht gleich aufzugeben. Sind die Ziele erst einmal gesetzt, fallen die nächsten Schritte leichter.
Um herauszufinden, in welche Richtung die Zielfindung gehen soll, kannst du dir zunächst ein paar Fragen stellen. Du könntest dich etwa fragen, welches Thema dich zurzeit berührt oder was dir an deiner derzeitigen Situation nicht gefällt. Dann könntest du dir überlegen, warum dir das nicht gefällt und wie du gerne hättest, dass es stattdessen aussieht. Diese Fragen können in Bezug auf Familie, Freunde, Arbeit, Studium oder jeden anderen Lebensbereich gestellt werden und noch sehr allgemein beantwortet werden. Nimm am besten gleich einen Stift heraus und notiere dir stichpunktartig, was dir zu jeder Frage einfällt. Bei der Beantwortung der Fragen wird dir vielleicht bereits eine Richtung auffallen, in die deine Zielfindung geht und auf der du aufbauen kannst. Außerdem bemerkst du vielleicht, ob du bereits spezifische Ideen hast, was du erreichen möchtest, oder ob deine Ziele eher vage Visionen sind.
Hier ist zwischen abstrakten und konkret definierbaren Zielen zu unterscheiden. Bei abstrakten Zielen geht es darum, über bestimmte Themen, Situationen oder generell über den "Sinn des Lebens" nachzudenken, ohne gleich messbare Ziele zu definieren. Ein abstraktes Ziel wäre etwa, weniger Stress zu haben oder einen Sinn im Leben zu finden. Konkret definierbare Ziele hingegen sollten spezifisch, messbar und realisierbar sein - etwa das Ziel, nach drei Monaten Training fünf Kilometer2 laufen zu können. Dies ist ein spezifisch formuliertes Ziel, es ist messbar und kann in kleinere Zwischenziele unterteilt werden und es ist bei einem entsprechenden Trainingsprogramm durchaus realisierbar. Bei konkreten Zielen hilft es, sie aufzuschreiben und auch Zwischenziele zu definieren.
Nach dem Definieren von Zielen solltest du dir anschauen, wie deine Situation jetzt ist. Inwiefern unterscheidet sie sich von dem Ziel, das du erreichen möchtest? Was gefällt dir nicht an deiner jetzigen Situation? Bei unserem Beispiel von dem abstrakten Ziel, weniger gestresst zu sein, könntest du dir aufschreiben, wie deine Stresssituation momentan ist. In welchen Situationen wirst du gestresst und was ist der Auslöser für diesen Stress?
Die Differenz zwischen deiner jetzigen Situation und der Zielsituation zeigt dir, was du verändern musst, um dorthin zu gelangen. Der Schritt "Realitätscheck" im GROW-Modell ist bereits eng verknüpft mit dem nächsten Schritt, der Suche nach Optionen und Handlungsstrategien. Im obigen Beispiel gibt es zwei naheliegende Lösungswege: Stresssituationen zu vermeiden oder Wege zu finden, mit dem Stress besser umzugehen. Nachdem du herausgefunden hast, welche Situationen dich stressen, kannst du zielgerichtet Lösungen dafür finden.
Damit wären wir schon beim letzten Schritt des Modells, den W-Fragen. Jetzt kannst du genau festlegen, was du machen möchtest. Wahrscheinlich wird es auf dem Weg zum Ziel Hindernisse geben. Es kann hilfreich sein, mehrere voneinander unabhängige Lösungswege parat zu haben und bereit zu sein, im Falle des Falles die Strategie zu wechseln. Notiere dir, welche verschiedenen Wege es zu deinem Ziel gibt und überlege dann, welche Hindernisse dabei auftreten und wie du sie bewältigen könntest. So bist du bereits auf Schwierigkeiten vorbereitet und kannst besser auf sie reagieren.
Unterhalb findest du noch eine Checkliste für das GROW-Modell, damit du gleich durchstarten kannst. Vergiss aber nicht, dass es auch nicht schlimm ist, ein Ziel einmal nicht zu erreichen - daraus kann man mindestens genauso viel lernen wie aus einem erreichten Ziel.
Ziele definieren:
- Was möchte ich erreichen?
- Was möchte ich verändern?
- Derzeitige Situation anschauen:
- Wo bin ich jetzt?
- Wie weit bin ich vom Erreichen meiner Ziele noch weg?
- Handlungsstrategien entwickeln:
- In welchen Bereichen kann ich etwas verändern?
- Was sind meine Handlungsspielräume?
- Was ist zu tun?
- Wann und wie tue ich es?
Nun sind die Ziele und der Weg dorthin definiert - jetzt heißt es anfangen!
Das GROW-Modell ist heute eines der bekanntesten Formate innerhalb der internationalen Coaching-Gemeinschaft. Es wurde von Sir John Whitmore gemeinsam mit Kollegen in den 80er Jahren entwickelt. Von dem Buch „Coaching for Performance“, in dem es erstmalig beschrieben ist, wurden bereits über 500.000 Kopien in 17 Sprachen verkauft.
Während des Durcharbeitens dieser vier Phasen erlangt ein Individuum ein größeres Bewusstsein für eigene Bestrebungen und Ziele, ein größeres Verständnis für derzeitige Situationen, lernt Möglichkeiten zu erkennen und Aktionen zu setzen, die das Erreichen von persönlichen und beruflichen Zielen unterstützen.
GOAL-Fragen
Die Goal-Fragen sollen den Klienten dazu bringen, sich mit seiner besseren Zukunft auseinanderzusetzen und herauszufinden, was er erreichen möchte.
- Was möchtest du in dieser Session erreichen? (Ziel ist es, eine lösungsorientiere Antwort zu erhalten)
- Kannst du in einem Satz formulieren, was du wirklich möchtest?
- Wieviel Kilogramm möchtest du abnehmen oder welches Umsatzziel möchtest du in nächsten Monat erreichen?
REALITY-Überprüfung
Während dieser Phase geht es darum, den Status Quo festzustellen und die Realität zu überprüfen.
Was passiert gerade?
- Was fällt dir in dieser Situation besonders auf, sowohl positiv als negativ?
- Was hast du bisher unternommen, um das Ziel zu erreichen?
- Welche Ergebnisse haben deine Bemühungen bis jetzt gebracht?
- Was hat dich bis jetzt davor abgehalten neue Dinge auszuprobieren?
OPTION-Suche
Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist es die Aufgabe des Klienten, sich für seine Situation Optionen und Strategien zu suchen
- Was könntest du tun?
- Welche Ressourcen stehen dir dabei zur Verfügung?
- Wenn du es nochmals machen könntest, was würdest du jetzt anders machen?
- Was hat bis jetzt in deiner Vergangenheit gut funktioniert?
WILL-Plan
Während der Will-Planung beschäftigt sich der Klienten mit konkreten Aktionen, die er bis zu einem bestimmten Zeitpunkt umsetzen möchte.
- Was nimmst du dir konkret zur Umsetzung vor?
- Bis wann möchtest du diesen Punkt umgesetzt haben?
- Von wem brauchst du dazu Unterstützung?
Dabei ist die richtige Reihenfolge des Prozesses zu beachten. Die G-Phase muss stets vor der R-Phase usw. stattfinden. Nachdem du mit deinem Klienten durch die einzelnen Phasen gegangen bist, ist es hilfreich, ihm deine Mitschriften zu übergeben und sie mit ihm gemeinsam durchzusprechen. Durch den Einsatz des GROW-Modells ist es möglich, eine Zieldefinition herauszuarbeiten und diese in den weiteren Coaching-Prozess einfließen zu lassen.
1.2 Effektiv
Der Schreibtisch ist voll, Chaos…! In deinem Kopf übrigens auch. Was sollst du zuerst machen? Wie schaffst du es dich auf das Wesentliche zu konzentrieren? Was ist überhaupt das Wesentliche? Schon Albert Einstein sagte: “Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.”
Damit du leistungsfähig bist, benötigst du (wie das Wort schon sagt), die entsprechenden Fähigkeiten um Leistung zu erbringen. Auch ein PC läuft auf Dauer nur rund, wenn er entsprechend gewartet und optimiert wird. Beides bedingt einander.
Die...