Olaf Scholz. Der Weg zur Macht
eBook - ePub

Olaf Scholz. Der Weg zur Macht

Das Porträt

  1. 200 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Olaf Scholz. Der Weg zur Macht

Das Porträt

About this book

Der kürzeste Witz, der im Frühjahr 2021 im politischen Berlin erzählt wurde, ging so: "Olaf Scholz wird Bundeskanzler." Im Winter des Jahres wurde er es tatsächlich.Dies ist die Geschichte eines Politikers, der belächelt und als "Scholzomat" verspottet wurde, den die eigene Partei lange nicht geliebt hat und der trotzdem fest daran glaubte, eines Tages Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden. So fest, dass Olaf Scholz schon 2018 genau voraussagte, was drei Jahre später bei der Bundestagswahl passieren würde …

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Olaf Scholz. Der Weg zur Macht by Lars Haider in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Politik & Internationale Beziehungen & Politische Biographien. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Sie nannten ihn „Scholzomat“

Warum Scholz so spricht, wie er spricht

Markus Lanz hat 2021 den Deutschen Fernsehpreis für die beste Information erhalten, er ist innerhalb weniger Jahre vom Moderator einer Unterhaltungssendung zum bei Politikerinnen und Politikern am meisten gefürchteten Fragesteller nach Marietta Slomka aus dem heute journal geworden. Lanz war es, der in einer seiner Sendungen Ende März 2021 den CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet in einer Art und Weise interviewte, dass hinterher Medien schrieben, er habe ihn live im TV „zerstört“. Ein Eindruck, den Lanz so nicht stehen lassen wollte. Er sagte: „Unsere Wahrnehmung des Gesprächs war eine andere. Was man an dem Abend gesehen hat, war ein Politiker, der verletzlich ist, ich mochte das.“ Und weiter: „Das ist mir ehrlich gesagt lieber als Olaf Scholz, der auf Fragen entweder nicht oder dreimal anders antwortet.“ Allerdings musste der preisgekrönte Journalist auch zugeben, dass er sich am Kanzlerkandidaten der SPD „die Zähne ausgebissen hat“, dass der sein unangenehmster Interviewpartner gewesen sei. Scholz habe die seltene Gabe, sich immer unter Kontrolle zu haben, es wirke so, als habe er einen „zweiten Hirnstrom“, der alles, was der erste mache, überwache. Da hilft es, anders als bei anderen Politikern, auch nicht, dass Markus Lanz in den vergangenen Jahren in seiner Fragetechnik noch radikaler geworden ist: „Ich stelle bei mir schon eine zunehmende Ungeduld fest, wenn auf meine Fragen mit Floskeln geantwortet wird. Ich versuche Menschen, die sehr geübt darin sind, Antworten zu geben, aus dem Tritt zu bringen.“ Bei Olaf Scholz ist er damit gescheitert. Und in guter Gesellschaft.
Wie es aussieht, wenn Olaf Scholz auf eine Frage entweder gar nicht oder dreimal anders antwortet, hat ein anderer ausgezeichneter Fernsehmacher kurz vor der Bundestagswahl dokumentiert. Stephan Lamby hat für seinen Film „Wege zur Macht“ die Spitzenkandidaten der Parteien über Monate begleitet, dabei natürlich auch Scholz getroffen. Die Szene, um die es jetzt gehen soll, ist keine spektakuläre und Lamby zeigte sie auch nicht, um etwas über den Wahlkampf oder die Strategie der SPD, sondern um etwas über das Interviewverhalten von Olaf Scholz auszusagen. Bevor der TV-Mann dem Politiker eine wirklich einfache Frage stellt, wurde in dem Film über einen umstrittenen Werbespot der SPD berichtet, in dem CDU-Größen wie Armin Laschet, Jens Spahn und Friedrich Merz in einen Zusammenhang mit dem nach rechts außen gerutschten Hans-Georg Maaßen gebracht und ansonsten ziemlich frontal angegangen werden. Der Spot war offensichtlich misslungen, was die SPD um Wahlkampfmanager und Generalsekretär Lars Klingbeil schnell einsah, und ihn deshalb aus dem Verkehr zog. Es blieb die Frage, ob Olaf Scholz den Spot gekannt hatte, man kann sie leicht und schnell mit Ja oder Nein beantworten. Wenn man nicht Scholz heißt. Dessen Dialog mit Stephan Lamby wurde im Film „stark verkürzt“ wiedergegeben und liest sich so:
Lamby: „Kannten Sie diesen Spot?“
Scholz: „Der Kampagnenleiter hat mir berichtet, dass er nicht ausgesendet wird und dass er genau einmal gezeigt worden ist.“
Lamby: „Und warum?“
Scholz: „Es ist so, dass sich die Kampagne auf die Dinge konzentriert, die für die Zukunft unseres Landes wichtig sind. Und deshalb geht es mir um die Plakate und um die Botschaften, die wir damit verbinden, und das, was wir da vorgebracht haben.“
Lamby: „Herr Scholz, es tut mir leid, aber ich muss da beharren. Es gibt doch einen Grund, warum dieser Spot jetzt nicht mehr gezeigt wird. Deshalb eine ganz einfache Frage: Warum?“
Scholz: „Wir brauchen eine klare Debatte, zum Beispiel über die Frage, dass es nicht in Ordnung ist für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und für die Frage, wie wir unsere Zukunft finanzieren …“
Lamby: „Nur damit ich es verstehe: Kannten Sie den Spot?“
Scholz: „Die Maßnahmen, die ich gebilligt habe, sind die, über die wir hier miteinander gesprochen haben und die ich auch richtig finde. Das sind die Plakate, über die wir hier reden, und manches, das noch keiner kennt und das demnächst kommt.“
Um zu verstehen, warum Olaf Scholz in einer solchen und vergleichbaren Situationen antwortet, wie es eben exemplarisch zu lesen war, gibt es zwei Möglichkeiten. Man fragt ihn selbst oder man sieht sich seine rhetorische Sozialisation als Politiker an. Beginnen wir mit Letzterem und der Phase, der Scholz seinen wenig schmeichelhaften Spitzennamen „Scholzomat“ verdankt, dem ihm übrigens ein Journalistenkollege von der ZEIT verpasst hat. Es war die Zeit, in der Scholz Generalsekretär der SPD unter Kanzler Gerhard Schröder war. Generalsekretäre waren und sind die Gesichter der Parteien, die zu jeder Zeit und zu jedem Thema etwas sagen können müssen, insbesondere dann, wenn es den Parteivorsitzenden, Ministern oder Regierungschefs zu heikel wird. Wer Generalsekretär wird, lernt schnell, möglichst unkonkret zu formulieren und Worte wie „Ja“ oder „Nein“ aus seinem Wortschatz zu streichen. Scholz brachte es in dieser Disziplin und in der ersten Phase seiner rhetorischen Sozialisation zu einer Meisterschaft, auf die er damals sogar stolz war. Man hätte ihn fragen können, welcher Tag heute ist, und er hätte sinngemäß geantwortet: „Die Woche besteht aus insgesamt sieben Tagen, von denen jeder einen eigenen Charakter und eine besondere Funktion hat, aus denen sich in der Gesamtschau eine Woche ergibt, die unterschiedliche Schwerpunkte und Herausforderungen mit sich bringt.“
War die Art zu sprechen als Generalsekretär noch sehr davon geprägt, niemals in den Verdacht zu kommen, sich illoyal gegenüber der Parteiführung – und damit gegenüber dem Kanzler! – zu äußern, entwickelte Scholz in den Jahren danach so etwas wie eine Freude daran, auf Fragen von Journalisten völlig anders zu reagieren, als diese es erwarteten. In der zweiten Phase seiner rhetorischen Sozialisation neigte er dazu, auch lange Fragen nur mit einem, zwei oder drei Worten zu beantworten. Daraus ergaben sich skurrile Interviewszenen, etwa, als meine Kollegen Frank Ilse und Egbert Nießler vom Hamburger Abendblatt bei einem gut vorbereiteten Interview mit Olaf Scholz nach 16 (!) Minuten feststellten, dass von den vielen Fragen, die sie sich überlegt hatten, keine einzige mehr übrig war.
Scholz’ Strategie hinter den kurzen Antworten war klar: Die veröffentlichten Interviews sahen allein schon von der Länge dessen, was die Journalisten sagten und was Scholz sagte, so aus, als würden sie sich an diesem Politiker die Zähne ausbeißen. Was, man muss da so ehrlich sein, in vielen Fällen stimmte und Scholz nicht viele Freunde in den Medien bescherte.
Das änderte sich auch in Phase drei nicht. In der ging Scholz zwar dazu über, wieder ausführlicher zu antworten. Doch das, was er sagte, passte immer häufiger überhaupt nicht zu den Fragen, die ihm gestellt wurden. In seiner Zeit als Bürgermeister hatten wir Hamburger Journalisten uns irgendwann daran gewöhnt und machten uns einen Spaß daraus, ihm eine bestimmte Frage in einem Interview immer und immer wieder zu stellen. Die Leserinnen und Leser sollten wenigstens merken, dass wir uns bemühten, eine Antwort zu erhalten, die irgendwie zu dem passte, was wir eigentlich hatten erfahren wollen.
Als Scholz nach Berlin wechselte, um dort Vizekanzler und Bundesfinanzminister zu werden, passierten zwei lustige Dinge. Nummer eins: Nachdem meine Kollegen aus der Hamburger Landespolitikredaktion das erste Interview mit dem neuen Bürgermeister Peter Tschentscher geführt hatten, kamen sie freudestrahlend zurück und sagten: „Ihr glaubt es nicht: Er hat auf unsere Fragen gewortet.“ Nummer zwei: Nachdem meine Kollegen aus der Berliner Redaktion das erste Interview mit Scholz geführt hatten, riefen sie mich ziemlich konsterniert an. O-Ton: „Sag mal, der Scholz antwortet überhaupt nicht auf die Fragen, die man ihm stellt.“ Ach nee.
Als Kanzlerkandidat kam Scholz in Phase vier seiner rhetorischen Sozialisation an, in der sich Elemente aus den ersten drei Phasen mischten und er (endlich) das machte, was ihm aus seinem Umfeld seit Jahren geraten wurde. Er gab sich etwas offener, zugänglicher, menschlicher, versuchte sich auch mal an einem Witz, stand nicht mehr ganz so steif da wie früher. Was blieb, ist eine Eigenart, die man inzwischen von sehr vielen Politikerinnen und Politikern kennt und die Journalisten wie Publikum nervt: Fragen werden in der Regel nicht direkt beantwortet und sei es, um beim Fragesteller nicht den Eindruck entstehen zu lassen, er könne bestimmen, worüber gesprochen werden soll.
Ich habe Olaf Scholz einmal in einem Podcast, also in einer Situation, die er hinterher nicht durch eine Autorisierung glätten oder verändern konnte, gefragt, warum er auf Fragen so antwortet, wie er antwortet. Er sagte: „Ich versuche, eine geordnete Antwort zu geben, sagen wir es mal so. Jeden Satz, den man als Politiker sagt, muss man so sagen, dass ihn jeder versteht, auch wenn er nicht dabei gewesen ist. Man kann nicht darauf setzen, dass der Rahmen, in dem ein Satz gefallen ist, immer miterzählt wird. Im Übrigen ist es ja so, dass manchmal Dinge im Fluss sind. Dann muss man es aushalten, dass der Prozess des Klügerwerdens und des Beratens noch nicht abgeschlossen ist und man das Ergebnis noch nicht verkünden kann.“
Das also ist der Kern: Scholz will verhindern, dass sich Zitate von ihm verselbstständigen, dass sie zu leicht aus dem Zusammenhang gerissen werden und am Ende gegen ihn verwendet werden können. Sein Vergleich des G20-Treffens in Hamburg (das am Ende komplett aus den Fugen geriet) mit dem Hafengeburtstag, den die Stadt auch jedes Jahr geregelt bekomme, war so ein Satz. Scholz hatte ihn nämlich eigentlich nur auf die Verkehrssituation bezogen, nicht auf G20 und mögliche Ausschreitungen und Auseinandersetzungen. Aber das interessiert bis heute niemanden.
Kleine Notiz am Rande, weil oben von der Autorisierung von Interviews die Rede war, die in Deutschland anders als in den USA und Großbritannien üblich ist: Während man als deutscher Journalist mit dem amerikanischen Präsidenten sprechen kann und der darauf vertraut, dass man mit dem, was er gesagt hat, behutsam und wahrheitsgetreu umgeht, gibt es hierzulande Interviews, die man nach der Autorisierung durch Pressesprecher und Politiker nicht wiedererkennt. Scholz hatte auch hierbei eine Eigenart. Er achtete nicht nur ganz genau darauf, was er gesagt hatte und wie es schriftlich wiedergegeben wurde, ihm war auch wichtig, dass sich jedes seiner Interviews so las, wie er sich anhörte. Der Scholz-Sound musste stimmen und dafür sorgte er höchstpersönlich.
Zu den Besonderheiten in der politischen Karriere des heutigen Kanzlers gehörte auch, dass er lange Zeit nicht in Talkshows wie Anne Will oder Maybritt Illner ging. Und als er notgedrungen damit begann, um Werbung in eigener Sache zu machen, legte er sich eine eiserne Regel auf. Er antwortete nur, wenn er gefragt wurde, er mischte sich von selbst nicht in Diskussionen ein, fiel auch anderen Teilnehmern nicht ins Wort. Und hatte deshalb, wenn er Pech hatte und die Moderatorinnen ihn nur selten etwas fragten, einen geringen Redeanteil. Dass er von Talkshows bis heute wenig hält, hat folgenden Grund: „Was viele Bürgerinnen und Bürger bewegt, ist das Gefühl, dass sie in Talkshows Reden hören und sich immer weniger sicher sind, ob diejenigen, die da reden, hinterher auch etwas dafür tun, wenn sie sich aus den Sesseln erhoben haben. Für mich war das große Glück in Hamburg, dass das, was ich vorgeschlagen habe, auch was geworden ist.“
Kommt hin...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. Die Scholz-Story
  7. Eine verzweifelte SPD, ein schwacher Gegner
  8. „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch“
  9. Wo andere einen Traum haben, hat Olaf Scholz einen Plan
  10. Niederlagen? Werden einfach ignoriert
  11. Sie nannten ihn „Scholzomat“
  12. Olaf Scholz und Helmut Schmidt
  13. Olaf Scholz und Angela Merkel
  14. „Wollen Sie nicht doch zurück nach Berlin?“
  15. Das G20-Desaster und andere Skandale
  16. Schulz jetzt!
  17. Scholz’ Spindoktor
  18. Laschet? Baerbock? Söder?
  19. „Ich habe noch nie eine Wahl verloren“
  20. Keine Krawatte, kein Alkohol, viel Sport
  21. Die Umfragen, diese verdammten Umfragen
  22. Die TV-Trielle …
  23. Die Fehler der anderen
  24. An einem Septemberabend in Berlin
  25. Der 26. September 2021
  26. Wie ist der Mensch hinter dem Politiker?
  27. Scholz und die Liebe
  28. Die Ampel, nichts als die Ampel
  29. Die Scholz-Story, Teil II
  30. Zehn Jahre mit Scholz und die Frage, warum es kein Buch über ihn gab