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FragestellungIm norddeutschen Tiefland besteht ein GroĂteil der heutigen WaldflĂ€che aus Kiefernaufforstungen. Dies widerspricht den heutigen Vorstellungen einer naturnahen und nachhaltigen Waldentwicklung. Daher sind UmbaumaĂnahmen erforderlich, die vorrangig zur Entwicklung von MischwĂ€ldern fĂŒhren sollen. Neben den zwei heimischen Laubbaumarten Buche und Eiche hat auch die neophytische Nadelbaumart Douglasie mittlerweile einen festen Platz in der Reihe der verschiedenen anzustrebenden Waldentwicklungstypen eingenommen. Sie gilt als hochproduktiv und gut angepasst an die ozeanisch geprĂ€gten StandortsverhĂ€ltnisse. Von Seiten des Naturschutzes wird der Anbau der Douglasie jedoch allein auf Grund ihres neophytischen Charakters hĂ€ufig pauschal abgelehnt. Wissenschaftlich begrĂŒnden lĂ€sst sich dies bisher nicht. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die hinsichtlich der ökologi-schen Auswirkungen des Douglasienanbaus bestehende KenntnislĂŒcke zu verkleinern und damit die Diskussionen zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz zu versachlichen. Im Vordergrund der Untersuchung standen der Vergleich von Struktur und DiversitĂ€t der Bodenvegetation und ihr Beitrag zum Stoffhaushalt in Douglasien-, Buchen, und Kiefern- Rein- und -MischbestĂ€nden im nordwestdeutschen Tiefland.MethodikSechs verschiedene Bestandestypen (Buche, Douglasie, Kiefer, Douglasie-Buche, Douglasie-Fichte und Kiefer-Buche) wurde fĂŒr die Untersuchung ausgewĂ€hlt und bezĂŒglich ihrer Vegetation, Samenbank, Biomasse, Boden- und LichtverhĂ€ltnisse miteinander verglichen. FĂŒr jeden Bestandestyp wurden 10 BestĂ€nde (Mindestalter 50 Jahre) mit je zwei 400 mÂČ groĂen UntersuchungsflĂ€chen gutachterlich ausgewĂ€hlt. Um eine standörtliche Vergleichbarkeit zu gewĂ€hrleisten, beschrĂ€nkte sich die Auswahl der FlĂ€chen auf grundwasserferne, oligo- bis schwach mesotrophe Sandstandorte, die sich auf insgesamt vier naturrĂ€umliche Hauptein-heiten verteilen: den NiedersĂ€chsischen KĂŒstenraum, das MittelwestniedersĂ€chsische Tiefland, das OstniedersĂ€chsische Tiefland und das Wuchsgebiet JungmorĂ€nenlandschaft Schleswig-Holstein Ost / Nordwest-Mecklenburg. ErgebnisseDie Artenzusammensetzung der Buchen-Rein- und âMischbestĂ€nde entspricht dem typischen floristischen Inventar der in Norddeutschland als Luzulo-Fagetum ausgewiesenen Waldgesellschaft. Hinsichtlich der Struktur und Artenvielfalt wird deutlich, dass die BuchenreinbestĂ€nde und die Kiefern-BuchenmischbestĂ€nde eine sehr geringe DiversitĂ€t aufweisen. Aber auch die Douglasien-BuchenmischbestĂ€nde sind nur wenig arten- und strukturreicher. Erst die reinen DouglasienbestĂ€nde, und die ihnen floristisch sehr Ă€hnlichen Douglasien-FichtenbestĂ€nde, weisen eine deutlich höhere ArtendiversitĂ€t auf, die sich jedoch von der et-was geringeren DiversitĂ€t der Kiefern-ReinbestĂ€nde in den meisten FĂ€llen nicht signifikant unterscheidet. Die KiefernbestĂ€nde zeichnen sich gegenĂŒber den DouglasienbestĂ€nden vor allem durch hohe Deckungsgrade in der Krautschicht bei wenigen dominanten Arten aus (v. a. Deschampsia flexuosa und Vaccinium myrtillus). Generell bleiben in den NadelholzbestĂ€nden viele Arten der bodensauren BuchenwĂ€lder erhalten, was als Hinweis auf Ersatzgesellschaften fĂŒr diese gedeutet werden kann. Vergleiche der Bodensamenbank mit der aktuellen Vegetation zeigen fĂŒr die einzelnen Bestandestypen nur geringe floristische Ăhnlichkeiten (12-38 %). Allen Bestandestypen ge-meinsam ist eine deutlich geringere DiversitĂ€t in der Bodensamenbank als in der aktuellen Vegetation. Die bei der aktuellen Vegetation hinsichtlich ihrer Artenzusammensetzung und DiversitĂ€t vorgefundene Zweiteilung in Bestandestypen mit Buchenbeteiligung und reine NadelholzbestĂ€nde lĂ€sst sich fĂŒr die Bodensamenbanken nicht aufrechterhalten. Vielmehr wird aufgrund der generellen Artenarmut und -verschiedenheit zur aktuellen Vegetation deutlich, dass der Aufbau einer persistenten Bodensamenbank in WĂ€ldern keine bedeutende Rolle spielt.Als entscheidender Umweltparameter fĂŒr die Entwicklung der Bodenvegetation in den verschiedenen Bestandestypen erweist sich die BeleuchtungsstĂ€rke. Von den untersuchten Bodenparameter deuten lediglich das C/N-VerhĂ€ltnis und die Humusakkumulation einen Zu-sammenhang mit dem jeweiligen Bestandestyp an. Geringen Streuungen der bodenkundlichen Untersuchungsergebnisse lassen jedoch auf ein standörtlich homogenes Untersuchungsgebiet schlieĂen. Die LichtverhĂ€ltnisse differenzieren die BestĂ€nde vor allem ĂŒber den Deckungs-grad der Kraut- und Moosschicht. In den KiefernbestĂ€nden mit einer durchschnittlichen rela-tiven BeleuchtungsstĂ€rke von 25 % liegt der Deckungsgrad bei knapp 100 %, wĂ€hrend alle BestĂ€nde mit Buchenbeteiligung sowohl hinsichtlich des Deckungsgrades als auch der Be-leuchtungsstĂ€rke bei unter 5 % liegen. Die Douglasien- und Douglasien-FichtenbestĂ€nde lie-gen zwischen diesen Extremen. C/N-VerhĂ€ltnis und Humusakkumulation bilden hingegen keinen erkennbaren Gradienten aus. Das C/N-VerhĂ€ltnis ist in den Kiefern-ReinbestĂ€nden gegenĂŒber den ĂŒbrigen Bestandestypen signifikant erhöht, und die HumusmĂ€chtigkeit ist in den Douglasien-ReinbestĂ€nden signifikant niedriger als in den ĂŒbrigen BestĂ€nden.Der Beitrag der Bodenvegetation zum Stoffhaushalt der WĂ€lder ist zum einen von den BiomasseverhĂ€ltnissen abhĂ€ngig und zum anderen von der artspezifischen NĂ€hrstoffkonzent-ration. Bis auf die KiefernbestĂ€nde, in denen die Biomasse der Bodenvegetation immerhin ca. 4 % der oberirdischen Gesamtbiomasse ausmacht, liegt der Anteil der Bodenvegetation ĂŒber-all unter 1 %. Unter BerĂŒcksichtigung der NĂ€hrstoffkonzentrationen erhöht sich dieser Beitrag merklich, in den Douglasien- und Douglasien-FichtenbestĂ€nden auf bis zu 3 % und in den KiefernbestĂ€nden sogar auf ĂŒber 20 %. In den Buchenrein- und MischbestĂ€nden bleibt der Beitrag der Bodenvegetation zum Stoffhaushalt gering. Ursache hierfĂŒr ist nicht nur das spĂ€rliche Auftreten an Bodenvegetation, sondern zugleich eine verglichen mit den anderen Baum-arten hohe NĂ€hrstoffspeicherkapazitĂ€t der Buche. Ein deutlicher Effekt der Baumart Douglasie ist also Ă€hnlich wie bei der Artenvielfalt nur in den ReinbestĂ€nden zu beobachten. SchlussfolgerungenDie mit Douglasie bewirtschafteten FlĂ€chen weisen keine vegetationsökologischen Besonderheiten auf, die gegen einen Anbau dieser Baumart sprechen wĂŒrden. Die Douglasien-Buchen-MischbestĂ€nde schneiden bezĂŒglich ihrer DiversitĂ€t und ihres NĂ€hrstoffhaushaltes schlechter ab als die Douglasien-ReinbestĂ€nde, sind im Vergleich zu den Kiefern-Buchen-MischbestĂ€nden jedoch gĂŒnstiger zu bewerten. Sie weisen, gemessen an ihrer floristischen Ăhnlichkeit zu den BuchenbestĂ€nden, die als dominierende Waldgesellschaft der PNV gelten, einen höheren Grad an NaturnĂ€he auf als die Kiefern-BuchenbestĂ€nde. Die Diskussion der Ergebnisse im naturschutzfachlichen und waldbaulichen Kontext zeigt, dass im ökologischen Bereich noch groĂe WissenslĂŒcken bestehen, insbesondere bezĂŒglich der Douglasien-MischbestĂ€nde. Nach bisherigen Kenntnissen ist einem Anbau der Douglasie in MischbestĂ€nden im norddeutschen Tiefland sowohl ökologisch als auch wald-baulich nichts entgegenzusetzen.
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