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About this book
Sogenannte "Totenlieder" sind Brauchtumslieder, die auĂerhalb der Liturgie von den Trauernden gesungen wurden. Sie sind in die Gattung "Geistliche Volkslieder" einzuordnen, hier unter der Bezeichnung "Totenlieder der Funktion nach" (manche Lieder erklangen auch als Wallfahrts- oder Brautlieder).Es sind Strophenlieder mit einem reichen Vorkommen an Stufenintervallen, groĂenteils im Ambitus einer Oktave. Regional unterschiedlich erklangen in Deutsch-Mokra (Karpato- Ukraine) die Lieder ĂŒberwiegend in Moll, in Rudolfsgnad (jugoslawisch Banat) und im Sudetenland ĂŒberwiegend in Dur, wĂ€hrend im Sudetenland auch viel zweistimmig in Dreiklangsharmonik gesungen wurde.Der Text, der der Melodie meist syllabisch unterlegt ist, unterscheidet sich inhaltlich mehrfach: er ist entweder allgemeiner Natur (Heldenepos, Betrachtungen ĂŒber das Leben und die VergĂ€nglichkeit, Totentanzlied, etc.), oder er drĂŒckt sehr persönliche Gedanken aus, die wiederum entweder der verstorbenen Person in den Mund gelegt werden oder von den Angehörigen ĂŒbermittelt werden sollen.Diese Unterscheidungen ergeben folgende regionale Eigenheiten: In Deutsch-Mokra (gegr. 1775), deren Auswanderer Waldarbeiter aus Oberösterreich waren, hat man wĂ€hrend der Totenwacht im Sterbehaus gesungen. Das waren GemeinschaftsgesĂ€nge, bei denen vielstrophige Lieder mit allgemeinen Inhalten erklangen, um die Nacht zu durchwachen.In Rudolfsgnad (gegr. 1866), deren Auswanderer seit 1718 als Bauern ĂŒberwiegend aus Bayern und der Pfalz kamen, erklangen nur am Sterbehaus auf dem Hof nach der Aussegnung und am Grab vor oder nach dem Sargabsenken sehr persönliche Lieder. Sie wurden von einer einzelnen Person vorgetragen, meist nach den lateinischen Liedern, die von der Liturgie vorgegeben waren. In den Liedern verabschiedete sich entweder die verstorbene Person von den einzelnen Angehörigen, oder die Hinterbliebenen drĂŒckten ihren Schmerz und ihre AbschiedswĂŒnsche aus. In den ĂŒbrigen hier dokumentierten Regionen Hauerland, Sudentenland oder Wolga wurde ĂŒberwiegend von GesĂ€ngen am Grab, vereinzelt auch nach der Aussegnung auf dem Hof am Sterbehaus, berichtet.Die Melodien sind immer mĂŒndlich tradiert, dabei hĂ€ufig den persönlichen Texten angepasst und verĂ€ndert worden, weshalb sich deren Alter und Herkunft nicht mehr genau nachweisenlassen.Die Texte sind hingegen seit dem spĂ€ten 17. Jh. schriftlich ĂŒberliefert durch FlugblĂ€tter, selten auch in einem Gesangbuch, meist aber durch die wiederholten Abschriften in die jeweiligen persönlichen Liederhefte.Mit Hilfe dieser "Geistlichen Volkslieder" haben sich die Menschen frĂŒher die Möglichkeit bewahrt, ihre Volksfrömmigkeit nicht nur in Gebeten oder liturgischen GesĂ€ngen auszudrĂŒcken, sondern auch jenseits der strengen kirchlichen Ordnung gerade in den persönlichen Liedern ihre Ehrfurcht vor Gott und ihre Hoffnung nach einem Wiedersehen mit den lieben Verstorbenen im Himmel kundzutun.
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