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About this book
Die Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat in den letzten Jahren aufnationaler Ebene unter anderem zur Initiierung des "Reduktionsprogramms chemischerPflanzenschutz" geführt, in dem gefordert wird, den Pflanzenschutzmitteleinsatzzurückzuführen und auf das notwendige Maß zu beschränken.Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Möglichkeiten einer Reduktion des Einsatzes vonPflanzenschutzmitteln sowie deren ökonomische und biologische Folgen ausgehend vomheutigen Standard des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, der "guten fachlichen Praxis", analysiert. Darüber hinaus sollte geklärt werden, inwieweit die heutigePflanzenschutzmittelanwendung schon den im "Reduktionsprogramm chemischerPflanzenschutz" definierten Zielen entspricht. In 3-jährigen Feldversuchen wurde dieseProblemanalyse unter möglichst praxisnahen Bedingungen durchgeführt, um eineÜbertragung der Ergebnisse der Untersuchungen in die landwirtschaftliche Praxis zu prüfenund zu ermöglichen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde eine für dieVersuchsstandorte typische Marktfruchtfolge (Zuckerrübe, Winterweizen und Wintergerste)und eine praxisübliche Bewirtschaftung der großflächig angelegten Versuche gewählt.Im zweiten Teil der Arbeit wurde der Einfluss der Krankheitsresistenz der Sorten beiWintergerste und Winterweizen auf die Möglichkeit der Reduktion des Fungizideinsatzesermittelt. Die Versuche wurden in Wintergerste nach Vorfrucht Weizen und bei Winterweizenals Stoppelweizen durchgeführt. Im Weizen wurde darüber hinaus der Einfluss einerwendenden und nicht wendenden Bodenbearbeitung auf den Befallsdruck von Krankheitenund dem sich daraus ableitenden Fungizidbedarf untersucht.Die heutige Pflanzenschutzmittelausbringung der guten fachlichen Praxis richtet sich schonvielfach nach den bekannten Schadensschwellen. In den Fällen, in denen keineSchadensschwellen bekannt sind oder deren Anwendungen auf Schwierigkeiten stößt, werdenauch protektive Maßnahmen durchgeführt. Die Unkrautbekämpfung ist den vorhandenenUnkrautarten angepasst und wird dem Artenspektrum entsprechend umfassend durchgeführt.Die Pflanzenschutzmittelanwendung nach guter fachlicher Praxis zeigte die sichersteinsektizide, herbizide und fungizide Wirkung. Während bei Zuckerrübe auch ökonomischgesehen die Anwendung der Pflanzenschutzmittel nach guter fachlicher Praxis diewirtschaftlichste war, konnten unter Einsatz von Expertenwissen und Prognosesystemen imGetreide Pflanzenschutzmittel eingespart und dadurch auch ökonomische Vorteileerwirtschaftet werden. Über die gesamte Fruchtfolge gesehen, überwog die Vorzüglichkeitder Pflanzenschutzmittelaufwendungen nach guter fachlicher Praxis in Zuckerrübe dieNachteile im Getreide, sodass insgesamt der Pflanzenschutzmitteleinsatz nach guterfachlicher Praxis den höchsten Gewinn auswies.Gegenüber der guten fachlichen Praxis konnte durch die Anwendung von Expertenwissen undPrognosemodellen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln über die Fruchtfolge gesehen amStandort Ahlum um 35 % reduziert werden. Im Winterweizen waren es über 40 % (davon 30% Herbizide, 40 % Fungizide, 60 % Insektizide und 30 % Wachstumsregler) und in derWintergerste ca. 35 % (davon 40 % Herbizide, 20 % Fungizide, 60 % Insektizide und 15 %Wachstumsregler). In Zuckerrübe war eine Reduktion schwieriger, sodass hier nur ca. 25 %eingespart wurden, davon 25 % an Herbiziden und 40 % an Fungiziden.Die Einsparungen waren bei Herbiziden durch die gezielte Nutzung von Wirkungsreservensowie die Tolerierung einer geringen Restverunkrautung unter der Schadensschwelle möglich, wobei das Reduktionspotential bei Zuckerrübe gegenüber den anderen Kulturen als gering zubeurteilen ist. Die Einsparungen an Fungiziden bei Getreide durch andere Mittelwahl, Terminierung und Aufwandmengen führte insgesamt zu vergleichbaren Bekämpfungserfolgenim Vergleich zur guten fachlichen Praxis. Bei Zuckerrüben führte die Reduktion teilweise zuschlechteren Ergebnissen bei der Wirkung, da der Befall unterschätzt und die Sortenresistenzüberschätzt wurden. Bei Insektiziden konnte durch die konsequente Anwendung vonSchadensschwellen eine Reduktion von 60 % im Getreide erzielt werden. Allerdings bestandein erhebliches Risiko hinsichtlich der ertraglichen Auswirkungen beim Auftreten einesschwer prognostizierbaren Befalls (z. B. Weizengallmücken).Ökonomisch zeigte die Reduktion in Zuckerrübe im Mittel der Versuche gegenüber der gutenfachlichen Praxis Verluste von ca. 100 €/ha. Im Getreide konnten allerdings Mehrerlösegegenüber der guten fachlichen Praxis von bis zu 60 €/ha erzielt werden. Bei steigendenGetreidepreisen verminderte sich aber dieser wirtschaftliche Vorteil. Dabei bleiben noch diezusätzlichen Kosten für den Einsatz von Expertenwissen und Prognosemodellenunberücksichtigt.Die generelle Halbierung der Pflanzenschutzmittelanwendungen zeigte bei Insektiziden undFungiziden insgesamt vergleichbare Wirkungen zur guten fachlichen Praxis. Grund dafür wardas relativ niedrige Befallsniveau mit Pilzen im Getreide im Versuchszeitraum, bei starkemBefallsdruck zeigte sich jedoch ein deutlicher Wirkungsabfall bei reduziertem Aufwand. BeiHerbiziden führte die Halbierung der Aufwandmengen zu einer unzureichendenWirkungssicherheit und im Versuchszeitraum zu erhöhten Dichten beim Unkrautaufgang.Langfristig ist eine starke Erhöhung der Unkrautdichte zu erwarten. Eine Reduzierung desPflanzenschutzmitteleinsatzes um die Hälfte gegenüber der guten fachlichen Praxis ist daheraus biologischer und ökonomischer Sicht nicht möglich.Der generelle Verzicht auf Pflanzenschutzmittel führte zu starken wirtschaftlichen Verlustenund ist für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft unrealistisch.Durch den Anbau von resistenteren Sorten konnte der Fungizideinsatz um ca. 25 % reduziertwerden und war schwerpunktmäßig im Winterweizen der Fall. Die Reduktion der Fungizidegemessen am Gesamtaufwand an Pflanzenschutzmitteln beträgt dagegen nur 5 %.Aus Sicht einer energetischen Bilanzierung ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurSicherung von Erträgen sehr positiv zu bewerten. Eine Reduktion desPflanzenschutzmitteleinsatzes ist daher nur dann gerechtfertigt, wenn keine Ertragseinbußendamit verbunden sind.Trotz kleinräumiger Witterungsunterschiede zwischen den beiden Standorten ergaben sich fürden Einsatz von Fungiziden und Insektiziden nach guter fachlicher Praxis kaumAbweichungen. Sehr wohl differierte der Pflanzenschutzmittelaufwand zwischen den Jahren.Beim Einsatz von Herbiziden wurden demgegenüber auch starke Standortunterschiedefestgestellt. Im Zuckerrübenanbau war der Herbizideinsatz gegenüber der NEPTUNErhebung2005 im Einzelfall sogar doppelt so hoch.Normierte Behandlungsindizes zum notwendigen Maß der Pflanzenschutzmittelausbringunganhand von NEPTUN-Erhebungen können daher nur für das spezielle Untersuchungsjahrgelten.Insgesamt konnte durch den Einsatz von Prognose- und Expertenwissen gegenüber der gutenfachlichen Praxis im Getreide gezeigt werden, dass noch Reduktionspotential bis zu 40 %unter optimalen Bedingungen besteht. Die Umsetzung ist jedoch nur unter der Voraussetzunggünstiger Beratungsmöglichkeiten und bei Nutzung von praxisrelevanten Prognosemodellenmöglich. Ansonsten ist vor dem Hintergrund gestiegener Getreidepreise eher mit einerIntensivierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu rechnen.Sowohl in Wintergerste als auch in Winterweizen, insbesondere auch Stoppelweizen stehender Praxis derzeit Sorten mit hohem Ertragspotential zur Verfügung, die auf Grund ihrerguten Krankheitsresistenz eine Reduktion des Fungizideinsatzes möglich erscheinen lassen.In den Weizenversuchen konnte gezeigt werden, dass bei Nutzung krankheitsresistenterSorten im Hinblick auf den Befall bis zu zwei Drittel des Fungizideinsatzes gespart werdenkonnte. Dieses war sogar unter extremen Befallsbedingungen mit P. recondita möglich. Auchbei den anderen blattpathogenen Pilzen (S.tritici, und D. tritici-repentis), die schwächerauftraten, war dies der Fall.Die physiologischen Effekte förderten dabei allerdings die Wirtschaftlichkeit desFungizideinsatzes. Im Mittel der Versuche konnte durch den Anbau von resistenteren Sortendas notwendige Maß an Fungiziden z. T. halbiert werden. Dabei ist das notwendige Maß indiesen Versuchen definiert als die wirtschaftlichste Variante der stadienbezogenenFungizidapplikation (unbehandelt, 1-fach, 2-fach oder 3-fach Behandlung).Während durch die Nutzung der Sortenresistenz zur Befallsminderung von P. herpotrichoidesund Fusarium spp. gezielt Fungizidanwendungen eingespart werden können, war diesgegenüber blattpathogenen Pilzen nicht generell möglich. Da es keine Sorte mit gutenResistenzeigenschaften gegenüber allen Pilzen gibt, muss hier das Befallsrisiko und damit deroptimale Fungizideinsatz gegenüber jedem einzelnen Erreger betrachtet werden.Durch die z. T. jährlich wechselnde Bedeutung einzelner Erreger ändert sich auch dieoptimale Fungizidintensität einer Sorte und somit auch das notwendige Maß in Abhängigkeitvom Befallsgeschehen. Insofern ist die Einordnung von Sorten in einen starrensortenspezifischen Fungizid-Behandlungsindex schwierig.Nach wendender Bodenbearbeitung entsprach der Fungizideinsatz nach Expertenwissen undPrognosesystemen (im Mittel der Versuche und Sorten) dem des notwendigen Maßes, imVergleich einzelner Sorten traten aber auch Unterschiede auf. Bei der nicht wendendenBodenbearbeitung wurden demgegenüber 45 % mehr Fungizide in der Expertenvarianteeingesetzt. Grund hierfür war die vorsorglich nötige Absicherung gegenüber dem sehraggressiven Erreger D. tritici-repentis, für den nur Fungizide mit einer sehr begrenztenkurativen Leistung vorhanden sind. Die nicht wendende Bodenbearbeitung erfordert somiteinen höheren protektiven Schutz des Weizens, der im Nachhinein nicht in jedem Jahr nötiggewesen wäre.In Wintergerste wurde nur ein bekämpfungswürdiges Auftreten mit D. teres nachgewiesen.Durch Nutzung der Sortenresistenz war im Hinblick auf den Befall eine Reduktion desFungizideinsatzes bis zu zwei Dritteln möglich.Di
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