Lebendige Seelsorge 6/2021
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Lebendige Seelsorge 6/2021

Riskante Seelsorge

Verlag Echter, Erich Garhammer, Erich Garhammer

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Lebendige Seelsorge 6/2021

Riskante Seelsorge

Verlag Echter, Erich Garhammer, Erich Garhammer

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18 Jahrgänge der Lebendigen Seelsorge durfte ich gestalten und begleiten. Es war eine Aufgabe, die meinen Alltag bestimmt und mich theologisch auf dem Laufenden gehalten hat. Heute lege ich mein letztes Heft vor.Darin stelle ich noch einmal meine Theologie ins Schaufenster: Ich erläutere das Konzept der Lebendigen Seelsorge – Michael Quisinsky überprüft, ob es eingelöst wurde. Dann beschreibe ich mein Seelsorgeverständnis in der Spur Jesu – Martin Ebner legt seine fachwissenschaftliche Perspektive dazu. Meine prägenden Seelsorge-Bilder schreibt Jan Loffeld weiter.Zwei Ereignisse haben diese Jahre besonders gekennzeichnet und geprägt. Das erste war der Wechsel im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. zu Papst Franziskus. Es war ein hoffnungsreicher Paradigmenwechsel mit allerdings noch offenem Ausgang. Christiane Florin und Michael Seewald formulieren ihre Erwartungen und Enttäuschungen.Das zweite große Ereignis war die Offenlegung der sexualisierten Gewalt, die es in der Seelsorge gegeben hat und gibt. Seelsorge wird künftig anders sein (müssen), nämlich Seelsorge in der Spur Jesu. Das Proprium der Seelsorge wird nicht mehr ihr Klerikalismus sein, auch kein Wellness-Ersatz (Michael Ebertz), sondern ihr diakonischer Grundzug.Karin Klemm nimmt uns mit in ihre Hospizarbeit, Katharina Ganz zeigt Seelsorge in der Arbeit mit Geflüchteten. Sybille Loew beschreibt Krisenberatung in Zeiten von Corona. Seelsorge wird künftig jesuanisch sein müssen, ohne klerikale Attitüde, an der Seite der Armen und Bedrängten.Die Zeitschrift Lebendige Seelsorge war und ist lebendig, weil sie ein plurales Unternehmen war und ist: Ute Leimgruber und Bernhard Spielberg werden künftig in der Schriftleitung zusammen mit Hildegard Wustmans, MatthiasSellmann und Christian Bauer weiterhin für lebendige Seelsorge sorgen.Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank, ebenso der Redaktion in der Person von Christiane Hober, Stefan Weigand, Astrid Schilling, Elisabeth Hasch und Andreas Feige sowie sowie Sieglinde Bieber, Monika Weidner und Thomas Häußner vom Echter Verlag und dem Bonifatiuswerk.

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Information

Publisher
Echter Verlag
Year
2021
ISBN
9783429065126

THEMA

Lebendige Seelsorge
Das riskante Konzept einer Zeitschrift
Seit 2004 bin ich Schriftleiter der Zeitschrift Lebendige Seelsorge. Die aktuellen Herausforderungen in der Seelsorge ließen mich nach einem neuen Konzept suchen. Das neue Konzept der Zeitschrift wird im Folgenden geschildert. Erich Garhammer
Die Zeitschrift wurde 1949 von Alfons Fischer, damals Dozent für Pastoraltheologie an der Fachhochschule Freiburg, und Alfred Weitmann, dem späteren Rottenburger Domkapitular gegründet. Beide hatten auf dem Bochumer Katholikentag diese Idee geboren. Dazu gesellte sich noch der Kamillianerpater Josef Schulze. Die Zeitschrift wurde 1969 mit dem Oberrheinischen Pastoralblatt – begründet 1899 – fusioniert.
Die anfängliche Programmatik der Zeitschrift war, den Seelsorgern in den Umbrüchen der Zeit geistige und geistliche Begleitung anzubieten. Der Garser Redemptorist Viktor Schurr (Seelsorger in einer neuen Welt. Eine Pastoral der Umwelt und des Laientums) und der in Wien lehrende Pastoraltheologe und Homiletiker Bruno Dreher gehörten lange der Redaktion an. Die Lebendige Seelsorge war über Jahrzehnte hinweg ein Organ, das vor allem von Priestern gelesen und für sie gemacht wurde. Dementsprechend war auch der Seelsorgebegriff formatiert.
Im Jahre 1974 übernahmen die Professoren Lothar Roos und Werner Rück die Schriftleitung. Sie holten in ihr Redaktionsteam bekannte Namen wie Karl Lehmann, Dieter Emeis, Joseph Sauer, Heinrich Pompey, Gottfried Bitter und Josef Müller. Letzterer hatte lange Zeit für die Redaktion des Oberrheinischen Pastoralblattes gearbeitet und schließlich dazu beigetragen, dass diese Zeitschrift mit der Lebendigen Seelsorge fusionierte. Das Oberrheinische Pastoralblatt erschien bis 1974 als eingeheftete Beilage im Umfang von acht Seiten in der Lebendigen Seelsorge. Der denkwürdige Ort, an dem die Vereinigung beider Organe vollzogen wurde, war das Priesterseminar St. Peter in Freiburg. Daraus kann man ablesen, dass die Lebendige Seelsorge in Freiburg verwurzelt war (vgl. Quisinsky).
Die Lebendige Seelsorge wechselte ab dem Jahrgang 2004 nach Würzburg. Der Leiter des Echter Verlages Thomas Häußner trug mir nach meinem Wechsel von Paderborn nach Würzburg die Schriftleitung der Zeitschrift an. Vorausgegangen war schon meine Aufnahme in das Herausgeberteam der im Echter Verlag erscheinenden Reihe Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge ab Band 37. Mit dieser Reihe und der Zeitschrift hat der Echter Verlag prägenden Einfluss auf den Seelsorgediskurs der vergangenen Jahrzehnte genommen – und nimmt ihn bis heute. In dieser Zeit haben sich allerdings die Rahmenbedingungen für die Seelsorge erheblich verändert. Dem wollte das neue Konzept der Zeitschrift Rechnung tragen.
Erich Garhammer
Dr. theol., Prof. em. für Pastoraltheologie und Homiletik an der Universität Würzburg; Schriftleiter der Lebendigen Seelsorge von 2004 bis 2021.

NEUE DRAMATURGIE

Die neu entwickelte Heftdramaturgie der Zeitschrift ist in den Veränderungsprozessen von Seelsorge und Pastoral zu Beginn des neuen Jahrtausends zu verorten. Bei der Beschreibung der gesellschaftlichen Situation tauchten stets die Begriffe Pluralisierung, Individualisierung und Erlebnisorientierung auf. Wie soll Seelsorge darauf reagieren und wie kann sie in diesen Kontexten fruchtbringend agieren?
Zwei programmatische Ansätze – der eine aus dem evangelischen, der andere aus dem katholischen Bereich – waren gerade erschienen: Hans-Ulrich Gehring hat in seiner Habilitationsschrift mit dem Titel Seelsorge in der Mediengesellschaft den Befund der Pluralisierung zur „reflexiven Pluralisierung“ erweitert. Er verbucht Pluralisierung nicht einfach nur als Fortschrittsvorgang, sondern sensibilisiert ebenso für das Schattige und Ambivalente von Pluralisierung. Seelsorge benötige auf diesem Hintergrund zwei Kompetenzen: zum einen die Fähigkeit mit differenten Erfahrungen umzugehen. Zu dieser Fähigkeit zur Differenz und zur Differenzierung muss sich zum anderen immer mehr eine weitere Kompetenz gesellen, nämlich die Fähigkeit zur Kohäsionsarbeit, d. h. das Vermögen, Verknüpfungen herzustellen und Übergänge zwischen dem Differenten und Disparaten zu bilden. Damit war eine erste Anforderung an die Lebendige Seelsorge erhoben: Kohäsionsarbeit, ohne Differenzen zu leugnen oder sie zu verwischen, sondern sie zur Sprache zu bringen.
Doris Nauer hat in ihrer Habilitationsschrift mit dem Titel Seelsorge im Widerstreit den Versuch unternommen, die pluralen Konzepte der Seelsorgeansätze zu bündeln und zu ordnen. Dabei unterscheidet sie drei Hauptrichtungen: Seelsorgekonzepte mit theologisch-biblischer, theologisch-psychologischer und theologisch-soziologischer Perspektivendominanz. Diesen Hauptperspektiven werden dann einzelne Seelsorgekonzepte zugeordnet. Auch wenn sich über die Zuordnungskriterien trefflich streiten ließe, ist ihr doch ein Überblick über unterschiedliche Seelsorgekonzepte sowie eine inhaltliche Beschreibung über Zielsetzung und Relevanz von Seelsorge gelungen. Die zweite Anforderung an die Lebendige Seelsorge war damit, der Pluralisierung der Lebenswelt mit dem Motto ‚Jeder ist ein Sonderfall‘ und einer Pluralität von Seelsorgeansätzen nicht mit einem Supermarktmodell der Beliebigkeit zu antworten, sondern mit transparenten Kriterien und Optionen.
Die Neukonzeptionierung der Zeitschrift Lebendige Seelsorge entschied sich für folgenden Weg: Es geht nicht um eine Addition von unterschiedlichsten Ansätzen, sondern es geht um ein Gespräch und einen produktiven Streit zwischen den Ansätzen und ihren Vertreter/innen und um den Nachweis ihrer Praktikabilität. So hat die Zeitschrift von Anfang an eine Dramaturgie gewählt, die sie bis heute durchgehalten hat. Ein Streitgespräch eröffnet jedes Heft, gefolgt von einem programmatischen Hauptartikel, einem Projektbericht, einem Interview und vier bis fünf Artikeln aus der Praxis für die Praxis.

PROGRAMMATIK

Gleich das erste Heft 2004 hat mit dem programmatischen Titel „Seelsorge hat Zukunft“ eine nachhaltige Kontroverse angestoßen. Die Frage lautete: Wird die Seelsorge in Zukunft mehr orts- und gemeindebezogen sein oder soll sie sich als Kommunikationspastoral, als eine Pastoral der Zwischenräume verstehen? Zwei dezidierte Positionen lagen dazu bereits vor: auf der einen Seite vom Münsteraner systematischen Theologen Jürgen Werbick mit seinem Buch Warum die Kirche vor Ort bleiben muss, das für eine Verörtlichung von Seelsorge plädiert: Seelsorge braucht Gesichter und muss antreffbar sein. Auf der anderen Seite vom Theologen und Religionssoziologen Michael N. Ebertz, der einer er-weiterten Ort-Suche von Seelsorge das Wort redet. Das Erstaunliche war, dass beide noch nicht miteinander in das Gespräch und den Austausch getreten waren. Das sollte das Konzept der neuen Lebendigen Seelsorge sein, solche Gespräche, solche in der Luft liegenden Kontroversen aufzugreifen, zu ermöglichen, auszutragen und ihnen einen Platz zu geben. Dabei sollen keine schnellen Antworten erreicht oder gar harmonisierende Vermittlungen erzwungen werden. Eher soll es um Suchbewegungen gehen, aber auch um die Formulierungen und Präzisierungen der Konsequenzen, die sich ergeben, wenn man sich auf eines der Konzepte einlässt. Die Frage war zentral: Welche Praxis folgt aus den jeweiligen spezifischen theoretischen Optionen von Seelsorge?
Jürgen Werbick kritisierte am Ansatz von Ebertz eine undurchschaute und latente Hierarchisierung von Kirche – das soziologische Design bei Ebertz verwische diesen ekklesiologischen Aspekt, so sein Verdacht – sowie eine Virtualisierung von Seelsorge. „Gute Orte zum Ein- und Ausgehen, zum Bleiben und Ausruhen; Orte der einladenden und möglichst wenig ausschließenden, niederschwelligen Glaubenskommunikation; wenn man will: Stützpunkte und Treffpunkte, an denen Kirche sich antreffen und sich auch als ‚Stütze‘ in Anspruch nehmen lässt, an denen sie feiert, woraus und wofür sie lebt: Wer meint, diese Orte mehr und mehr virtualisieren zu können oder zu müssen, etwa weil die Problematik der Gemeindeleitung und des SeelsorgerInnenmangels unlösbar geworden scheinen, der gibt die Kirche als ‚Leib Christi‘ an der Basis auf“ (Werbick 2004, 6).
Ebertz dagegen konstatierte bei Werbick einen Wohn-Territorialismus – wobei die Assonanz von Wohnort und Milieu-Terror bei ihm gewollt war. Er attestierte den meisten Gemeinden Milieuverengungen mit exkommunizierenden Tendenzen gegenüber anderen Milieus und ihrem Selbstverständnisstil. Viele Menschen fänden jedoch das pastorale Angebot ihrer Gemeinden längst nicht mehr attraktiv. Es sei seiner Meinung nach an der Zeit, die Augen zu öffnen und wahrzunehmen, dass sich die meisten Menschen – trotz Wohnraumnähe – schon längst nicht mehr in die pfarrheimlich verlängerten Wohnzimmer begeben wollen und keine Lust auf die auf Frohsinn und Harmonie getrimmte Pfarrcommunio hätten (vgl. Ebertz, 17).
Die Zeitschrift wählte von Anfang an den Weg einer ‚transversalen Vernunft‘: Sie bringt ins Gespräch, schürt dabei nicht die Kontroversen um der Kontroverse willen, sondern will durch das Gespräch Positionen klären und Theologie im Dialog betreiben. Dabei sollen auch einseitige Zitationskartelle aufgebrochen und einseitige theologische Richtungen oder Schulbildungen vermieden werden. Gab es früher ein mehr oder weniger latentes Schisma zwischen den Zeitschriften Diakonia und Lebendige Seelsorge, so waren in der neuen Lebendigen Seelsorge von Beginn an Autor/innen aller Richtungen und Positionen vertreten. Einzige Voraussetzung: Kompetenz für ein bestimmtes Thema. Als mich nach den ersten Ausgaben Norbert Schuster, ehemaliges Redaktionsmitglied der Zeitschrift und pastoraltheologischer Kollege in Freiburg, spätnachts anrief, war ich überrascht. Er stellte nur eine Frage: „Gibt es eine Chance, in der neuen Lebendigen Seelsorge weiter zu veröffentlichen?“ Ich gab spontan zur Antwort: Ja, sofern Kompetenz für ein Thema gegeben ist. Was mich besonders freute: Er war voll des Lobes für das Konzept der Zeitschrift und bedankte sich ausdrücklich dafür. Sein einziges Bedenken war, ob man das Niveau des neuen Konzepts auf die Dauer durchhalten könnte.

STREITBAR, NICHT FRIEDHÖFLICH

Der Praktische Theologe Albrecht Grözinger kam in seinem Survey über Zehn Jahre Zeitschrift Pastoraltheologie (2003) zu dem Ergebnis, dass in den theologischen Zeitschriften kaum noch gestritten werde, dass alles viel zu höflich – man könnte sogar fried-höflich sagen – zugehe. Mehr Streit würde er sich wünschen, denn die aktuellen Herausforderungen lohnen nicht nur den Streit, sie brauchen ihn regelrecht. Die neue Lebendige Seelsorge wollte das beherzigen: in Gesprächen, Projektberichten und Praxisbeiträgen sollte etwas vom Plural und den unterschiedlichen Realisationsformen von Seelsorge an verschiedenen Orten gezeigt werden.
Bis 2009 hatte ich allein die Schriftleitung inne, ab 2010 wurden Matthias Sellmann, Bernhard Spielberg und Hildegard Wustmans, ab 2018 Christian Bauer und Ute Leimgruber weitere Mitglieder der Schriftleitung. Für Kompetenz, Pluralität und Ideenreichtum war also bestens gesorgt. Ab 2022 werden Ute Leimgruber und Bernhard Spielberg in diesem Gremium die Schriftleitung übernehmen.

LITERATUR

Ebertz, Michael N., Neue Orte braucht die Kirche, in: Lebendige Seelsorge 55 (2004), H. 1, 7–12 und 16f.
Garhammer, Erich, Lebendige Seelsorge – gestern und heute, in: Lebendige Seelsorge 60 (2009), H. 5, 318–324.
Gehring, Hans-Ulrich, Seelsorge in der Mediengesellschaft. Theologische Aspekte medialer Praxis, Neukirchen-Vluyn 2002.
Nauer, Doris, Seelsorgekonzepte im Widerstreit. Ein Kompendium, Stuttgart 2001.
Quisinsky, Michael, Das II. Vaticanum im „Oberrheinischen Pastoralblatt“. Ein Beitrag zur Erforschung der Konzilsrezeption im Erzbistum Freiburg, in: Freiburger Diözesan-Archiv 128 (2008), 135–160.
Schriftleitung der Lebendigen Seelsorge, Das inhaltliche Anliegen, in: Lebendige Seelsorge 2 (1951), 1.
Schurr, Viktor, Seelsorger in einer neuen Welt. Eine Pastoral der Umwelt und des Laientums, Salzburg 1957.
Werbick, Jürgen, Plädoyer für die Verörtlichung des Glaubens, in: Lebendige Seelsorge 55 (2004), H. 1, 2–6 und 13–15.
Werbick, Jürgen, Warum die Kirche vor Ort bleiben muß, Donauwörth 2002.
Seelsorge als Glaubensrisiko
In der Seelsorge geht es letztlich um alle und um alles. Das ist der erste Eindruck, den man bekommt, wenn man die Inhaltsverzeichnisse von 17 Jahren Lebendige Seelsorge zu analysieren versucht. Gleichzeitig zeigt sich angesichts der Fülle behandelter Themen, diskutierter Thesen und zugrundeliegender Theorien, dass nie alle und alles gleichzeitig bedacht werden können. Lebendige Seelsorge ereignet und vollzieht sich immer konkret – wobei konkrete Ereignishaftigkeit und Vollzug wiederum Voraussetzungen und Konsequenzen von grundsätzlicher Tragweite haben. Michael Quisinsky
Eine Seelsorge, die „lebendig“ sein will, braucht den Blick für ‚alle und alles‘, aber auch den Blick fürs je Konkrete. Erich Garhammer prägt dafür das Begriffspaar Kohärenz und Differenzierung (vgl. Garhammer 2021). „Lebendig“ kann „Seelsorge“ sein, wo die unterschiedlichen Perspektiven von ‚Kohärenz‘ und ‚Differenz‘, des ‚Universalen‘ und des ‚Konkreten‘, letztlich gar – pathetisch formuliert – von ‚allem‘ und ‚nichts‘ in ein risikotranszendierendes Verhältnis wechselseitiger Ent-Grenzung (vgl. Quisinsky 2021a, 103) gebracht werden.
Ein von mir erbetener Rückblick auf 17 Jahre kann in seiner Kürze vieles nicht. Wie sich etwa die Entwicklung von Kirche und Welt im Spiegel der Beiträge darstellt, wie sich der Umgang mit einzelnen Fragestellungen entwickelt hat, welche Entwicklungen einzelne Autor*innen durchgemacht haben – für diese und andere Fragen mehr wäre selbst der einer Qualifikationsarbeit zur Verfügung stehende Rahmen knapp bemessen. In diesem Beitrag soll der Versuch ...

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