Vorwort
Autos. Was kann man über Autos erzählen? So unendlich viel. Und doch bin ich mir sicher, dass ich nicht jedermanns Nerv oder Geschmack treffen werde. Dieses Buch soll euch das Basiswissen, rund um Tuning, Motoren, Performance und alles was das Herz zum Thema Autos und Automobiltechnik begehrt, vermitteln. Damit niemand zu kurz kommt, erwarten euch aber auch seltene Fakten und jede Menge Fachwissen. Es wird knallharte Vergleiche geben, die euch ab und an auch in Tabellenform begegnen werden. Darüber hinaus soll dieses Buch auch eine Alternative zu den großen YouTubern sein. Vor allem viele junge Menschen beziehen heutzutage ihr komplettes Autowissen aus dem Internet. Oftmals ist daran nicht viel auszusetzen, denn auf jeden Fall ist es eine angenehme Variante. YouTube bietet den Tuningfirmen eine großartige Möglichkeit sich selbst zu vermarkten und darüber hinaus, den Usern eine satte Menge an Wissen zu vermitteln. Leider werden dort aber immer wieder einige Dinge leichtfertig zu vollendeten Tatsachen gebracht, was oftmals nicht der Realität entspricht. So wird leider auch viel Halbwissen verbreitet.
Der Autor. Lasst mich das Vorwort kurz nutzen, um etwas von mir selbst zu erzählen. Ich bin ehemaliger gelernter KFZ-Mechatroniker und ehemaliger gelernter Verfahrensmechaniker (Kunststofftechniker), aktiver Automobilmakler und Tuner und mittlerweile so etwas wie eine allgemein anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Automobiltechnik und des Tuning. Ich arbeite des öfteren in beratender Funktion mit Tuningfirmen, aber auch Privatpersonen zusammen. Mit meinem Team habe ich schon alle möglichen Tests durchgeführt, um die Performance von Autos zu vergleichen. Oftmals beschäftigen wir uns privat, wie auch beruflich mit hochmotorisierten Fahrzeugen und Sportwagen aller Art. Alle Vergleiche, die euch in diesem Buch begegnen, sind in der Realität von uns ausgiebig getestet worden. Natürlich immer auf sicherem und abgesperrtem Gelände.
Jedes Mal explodiert mein Kopf, wenn mich jemand etwas zu Gebrauchtwagenkäufen, Tuning, Performance, Reparaturen oder Automobiltechnik fragt. Ich versuche dann die bestmögliche Antwort zu geben, aber mit wenigen Sätzen ist es oftmals nicht getan. Deshalb habe ich mich entschlossen all meine Gedanken zu diesen Themen, die mir so oft durch den Kopf schießen, niederzuschreiben. Man kann sich das wie einen Schwarm Bienen vorstellen, der auf Befehl der Königin blitzschnell aus den Waben herausfliegt. Jede Biene stellt dabei einen meiner Gedankengänge dar. Und all diese versuche ich nun dem Leser bereitzustellen. Ich möchte euch jedoch gleich zu Anfang im Sinne unserer heuti gen Zeit und der aktuellen politischen Lage warnen. Ich bin kein grüner tempolimitbejahender Ökoaktivist. Ich liebe die Natur (bis auf einige wenige Kreaturen) und bewandere sie auch gerne, wenn ich mal Zeit dazu finde. Aber es geht doch nichts über eine kleine Beschleunigungsorgie auf einer deutschen Autobahn oder einen Tag auf dem Nürburgring. Autos sind meine größte Leidenschaft und meine Kernkompetenz. Ich liebe die WRC (World Rallye Championship), die Formel 1, die GT2, die GT3 usw.
Das Gleiche gilt auch für kleinere Events wie Rallye-Cross-Veranstaltungen und Kartbahnen. Auch dort fühle ich mich pudelwohl. Diese Aktivitäten sind die einzigen, bei denen ich den Kopf mal so richtig frei bekomme. Solltet ihr also für kleine Elektroautos sein, bei denen man fast den Eindruck bekommt, die Designer wollten einen mit der Optik absichtlich ärgern, dann legt das Buch besser beiseite, denn in den nachfolgenden Kapiteln geht es um Motoren, Tuning und vor allem die Performance von einigen sportlichen Autos aller Marken und Hersteller, bei denen sich teilweise haarsträubende Wahrheiten auftun. Es wird kritische Vergleiche geben, um Hypes und Schönrederei zu entlarven. Aber auch mindestens genau so viele positive Dinge sind natürlich mit von der Partie.
Alles Wissenswerte auf einen Blick. Am Ende des Buches findet ihr zudem noch mal alles Wissenswerte aus allen Kapiteln kurz zusammengefasst. So lassen sich Informationen schneller finden und besser nachschlagen.
Motorenkürzel. In den nachfolgenden Kapiteln werden euch Autos aller Hersteller und Marken begegnen. Sie alle sind mit Daten zu ihren Motorisierungen versehen, damit jederzeit klar ist, um welches Fahrzeug und welchen Motor es sich handelt. So habe ich auch grundsätzlich die PSLeistung angegeben. Damit sich dies allerdings nicht unnötig in die Länge zieht, habe ich die gängigen und allgemeinen Abkürzungen genommen. Diese sind auch in der Regel unabhängig von den Herstellern und gelten allgemein für jeden Motor. Nehmen wir zum Verständnis den Porsche 991.2 GT2 RS (3.8 B6TT, 700 PS). Anhand der Kürzel kann man nun erkennen, dass es sich um einen Boxermotor mit 6 Zylindern und 2 Turboladern handelt. Auf den letzten Seiten des Buches findet ihr zu den Kürzeln und Bezeichnungen noch mal eine ausführliche Legende mit Beschreibung.
Funfact. "Was genau ist eigentlich Tuning?" fragte Markus Lanz in seiner gleichnamigen Talk-Show den berühmten und beliebten Ruhrpotttuner "JP Kraemer". "Definitiv das Aufwerten von Minderwertigkeitsproblemen.", antwortete JP auf diese Frage.
Turbolader
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen! So heißt es oft bei Autofans. Aber auch bei weniger autobegeisterten Menschen ist dieser Spruch mittlerweile jedem bekannt. Doch so ganz stimmt es wohl nicht. Das sehen zumindest viele Fans von Turbomotoren als auch die Automobilhersteller so. Denn durch die Effizienzsteigerung des Turboladers und die Möglichkeit der deutlich höheren Leistungsausbeute, hat er unlängst den natürlich beatmeten Saugmotor vom Fahrzeugmarkt verdrängt. Allenfalls in amerikanischen Muscle-Cars und europäischen Hypercars, wie zum Beispiel dem Lamborghini Aventador (6.5 V12, 700 PS – 770 PS) oder dem Porsche 918 (4.6 V8EE, 887 PS), kommen Saugmotoren noch aufgrund ihres dort außergewöhnlich hohen Entwicklungsstandes und ihres exotischen Charakters bei vielzylindrigen Motoren (V8, V10, V12) noch zum Einsatz.
Saugmotor. Widmen wir uns zunächst kurz dem guten alten Sauger. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er weder turbo- noch kompressoraufgeladen ist. Außerdem hat er einen völlig eigenen, absolut unverwechselbaren Charakter. Saugmotoren produzieren einen kernigeren Klang und haben ein schärferes Ansprechverhalten. Für viele eingefleischte Auto fans sind sie das einzig wahre Aggregat. Vor allem Anhänger von amerikanischen Muscle-Cars sind oft der Ansicht, dass man auf Turbolader gänzlich verzichten sollte.
Realbeispiel. Ich gebe zu, auch ich war einige Zeit lang dieser Meinung. Nachdem ich lange Zeit viel Ärger mit in die Jahre gekommenen turbound biturboaufgeladenen Fahrzeugen hatte und irgendwann nur noch enttäuscht und angefressen war, nahm ich mich der Meinung an, dass Saugmotoren alltagstauglicher und zuverlässiger sind. Motoren mit Turboladern ordnete ich eher der Kategorie Spaß- und Sommerfahrzeuge zu. Gewissermaßen war da auch etwas dran. Denn Turbolader sind äußerst sensible Bauteile, die bei falscher Behandlung stark verschleißen können. Außerdem bringen sie extrem viel Technik und Sensorik mit sich, die man bei einem Saugmotor hingegen nicht benötigt.
Sauger vs. Turbo. Heutzutage kommt man um Turbolader kaum noch herum. Und mittlerweile wollen viele das auch gar nicht mehr, denn es gibt doch nichts Schöneres als von dem "Punch" eines großen Turboladers in den Sitz gedrückt zu werden. Saugmotoren haben den Vorteil, dass, ähnlich wie bei Elektromotoren, ihre je nach Drehzahl anliegende Kraft, sofort zur Verfügung steht. Es muss kein sogenanntes Turboloch überwunden werden. Außerdem können sie sportlicher, agiler und drehfreudiger sein, als aufgeladene Motoren. Doch das ist natürlich auch ein Stück weit davon abhängig, wie bissig sie ab Werk gebaut und eingestellt oder vielleicht später getunt sind. Nimmt man jedoch mal gleiche Voraussetzungen zweier Motoren an, also Dinge wie Hubraum, Bauart, Zylinderanzahl, Leistung und Drehmoment, so ist ein turboaufgeladener Motor dem Sauger gegenüber immer im Vorteil. Dies gilt für die Beschleunigung, die Leistungsausbeute, das Drehmoment und den Kraftstoffverbrauch im Teillastbereich.
Downsizing. Der Turbomotor ist nicht nur effizienter, sondern bringt auch eine deutlich bessere Performance auf die Straße. Deshalb leiden moderne Motoren auch unter dem sogenannten "Downsizing". Dieser Begriff beinhaltet, dass die Motoren immer weniger Hubraum haben, gleichzeitig aber mit Hilfe von Turboaufladung immer mehr Leistung, Drehmoment und Performance entwickeln. Sie werden also "hochgezüchtet". Parallel werden sie durch die Einsparung von Hubraum und magereres Laufen (kraftstoffärmeres Benzinluftgemisch) in Teillastbereichen immer sparsamer. Viele Menschen, auch solche, die nicht mal unbedingt Autofans sind, prangern dies interessanterweise an. Denn all diese neuen positiven Eigenschaften gehen zu Lasten der Haltbarkeit und des Charakters. Während die Technik unweigerlich voranschreitet, verlieren dabei die Aggregate leider auch zunehmend an Charme. Darüber hinaus entstehen so auch noch konzentriertere und giftigere Abgase. Bei Benzinern als auch bei Dieselmotoren. Viele Automobilhersteller passen ihre Produkte natürlich an und verstärken entsprechend die Motoren, benutzen hochwertigere und modernere Materialien oder rüsten sie beispielsweise mit Filtern und neuen Sensoriken aus. Doch trotzdem haben viele moderne hubraumschwache Turbomotoren immer wieder Probleme mit ihren viel zu klein dimensionierten Steuerketten oder den Ladedrucksystemen. Dieses Problem ist vor allem bei VW und Co. bekannt.
Und auch die Zahlen der kompletten Motorschäden häufen sich. Das Downsizing nimmt inzwischen mithilfe von Turboladern Formen an, die sich vor nicht ein mal zwei Jahrzehnten noch niemand vorstellen konnte. Während vor wenigen Jahren noch ein hubraumstarker V8 mit viel Drehzahl und Sportlichkeit für 400 PS benötigt wurde, sprengt mittlerweile der Daimler-Konzern in Sachen Downsizing alle Rahmen und Vorstellungen. Denn ausgerechnet Mercedes-Benz, die Marke die so für ihre pompös großen Achtzylinder bekannt war und gefeiert wurde, macht nun schon seit einigen Jahren mit einem bereits in der vierten Generation entwickeltem 2.0 Liter Reihenvierzylinder mit sage und schreibe 421 PS, Schlagzeilen. Dieses Aggregat kommt im A45 AMG S zum Einsatz. Wo Mercedes-Benz turboaufgeladene Vierzylinder verwendet, kommen bei Audi immerhin noch 2.5 Liter Fünfzylinder in vergleichbaren Autos zum Einsatz. BMW bevorzugt dagegen sogar noch einen Zylinder mehr und versorgt die Liebhaber der Marke mit ihren Modellen M140i (340 PS) und M2 (370 PS und 410 PS) mit 3.0 Reihensechszylindermotoren. Diese sind natürlich auch turboaufgeladen, aber haben dafür zwei Zylinder und einen ganzen Liter Hubraum mehr.
Sportwagen / Coupés
| Audi | BMW | Mercedes-Benz |
| TT RS 8S | M2 F22 | CLA45 AMG S 177 |
| 2.5 R5T | 3.0 R6TT | 2.0 R4T |
| 400 PS | 370 PS 410 PS | 421 PS |
In der Mittelklasse sieht es hingegen ganz anders aus. BMW bleibt bei den Sechszylindern. Audi stockt ebenfalls um einen Zylinder auf und der Erfinder des Automobils, Mercedes-Benz, schreckt dort sogar vor Achtzylindermotoren noch nicht zurück. Erfreulicherweise bleibt sich Mercedes hier wenigstens treu.
Mittelklasse
| Audi | BMW | Mercedes-Benz |
RS4 B9 RS5 F5 | M3 F80 M4 F82 | C63 AMG 205 |
| 2.9 V6TT | 3.0 R6TT | 4.0 V8TT |
| 450 PS | 431 PS, 450 PS 460 PS, 500 PS | 476 PS 510 PS |
Obere Mittelklasse
| Audi | BMW | Mercedes-Benz |
RS6 C8, RS7 C7 | M5 F90 M6 G32 | E63 AMG 213 |
| 4.0 V8TT | 4.4 V8TT | 4.0 V8TT |
560 PS 600 PS 605 PS | 560 PS, 575 PS 600 PS, 625 PS | 571 PS 612 PS |
Oberklasse
| Audi | BMW | Mercedes-Benz |
| S8 D4 | M760Li G11 | S65 L AMG 222 |
| V8TT | 6.6 V12 | 6.0 V12TT |
520 PS 605 PS | 585 PS 610 PS | 630 PS |
In der oberen Mittelklasse unserer edlen Premiumhersteller sieht es dagegen wie folgt aus: Mittlerweile verbauen hier alle drei Premiumher steller biturboaufgeladene Achtzylindermotoren, die bei weitem auch nicht mehr den Charakter ihrer Vorgänger haben. Dafür leisten sie aber eine wahnsinnige Performance. Auch hier ist BMW tatsächlich wieder am hubraumstärksten.
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