KAPITEL 1
Das Projekt âETERNITYâ
Herr Ihle, was war fĂŒr Sie die Geburtsstunde, um Ihre Erlebnisse und Nachforschungen in einem Kunstprojekt einer breiten Ăffentlichkeit zu prĂ€sentieren?
Die Begegnung mit mir selbst. Also mit dem Licht, das nach dem Tod als feinstoffliche Lebensform weiter existieren wird. So ein auĂergewöhnliches Ereignis hinterlĂ€sst Spuren und bringt eine gewisse Dynamik in VorgĂ€nge, die so nicht geplant waren.
Nun kann es passieren, dass die ersten beim Lesen hier schon aussteigen, weil diese Aussage stark polarisiert und fĂŒr viele zu spirituell oder esoterisch ist.
Ja, das kann passieren. WĂ€re aber schade, weil sie die Möglichkeit verpassen, sich selbst neu zu entdecken, zu entdecken, welche vielfĂ€ltigen KrĂ€fte in ihnen schlummern und in welche Dimensionen sie durch ihr Denken und Handeln vorstoĂen können.
Aha, Sie sind ein Politiker, der Dinge in Aussicht stellt, die Hoffnung machen sollen.
Nein, bin ich nicht. Denn Politiker versprechen meist Dinge, an die sie sich spÀter entweder nicht erinnern können, oder diese Dinge so verbiegen, dass man das Ergebnis nachher nicht wiedererkennt. Mein Versprechen ist der Weg ins Licht. Nach dem Lesen dieses Buches kann dann jeder selbst entscheiden, ob er den Weg mitgehen möchte oder nicht.
Es wĂ€re natĂŒrlich schön, zu erfahren, was sich hinter Ihrem Versprechen verbirgt. Der Weg ins Licht? Ist das eine Art poetische und kreative Pilgerreise, an der am Ende sowas wie Erleuchtung wartet?
Nun, ich zögere jetzt mit einer Antwort, weil ich verhindern möchte, dass ich die Leserschaft um ihren SpaĂ oder die Belohnung bringe. Denn wenn ich jetzt schon, an dieser Stelle, alles rauslasse, sind Sie und die Lesenden auch am Ziel. Aber die Reise wĂ€re vorbei ⊠und Sie hĂ€tten den Weg dahin nicht genieĂen können. Ich kann und möchte hier nur eines sagen: Es ist wichtig, nein, entscheidend zu begreifen, wie alles zusammenhĂ€ngt. Deshalb lohnt es sich, die Kapitel genau in dieser Reihenfolge zu lesen und zu lernen. Am Schluss des Buches können die Leserinnen und Leser dann ihre eigenen Wahrnehmungen und Erkenntnisse mit meinem Fazit vergleichen.
Was waren beim Start des Projekts Ihre ersten Erkenntnisse?
Erstens, dass Bilder allein fĂŒr meine Vision des Projekts nicht ausreichen werden. Zweitens, dass die Bilder sehr groĂ, ja riesig sein mĂŒssen. Drittens, dass ich zur optimalen Umsetzung Installationen, Skulpturen, Gedichte, Lyrik und Musik als zusĂ€tzlichen Reiz einsetzen möchte. Und viertens â dass ich das unmöglich alleine stemmen kann.
Und das fĂŒhrte, wie Sie mir erzĂ€hlten, gleich zu Beginn zu ersten Problemen.
Ja, denn die Auswahl der anderen Mitwirkenden, der anderen KĂŒnstlerinnen und KĂŒnstler, ist hierbei natĂŒrlich ein entscheidender Faktor. Sie mĂŒssen sich vorstellen, da wird im Prinzip von allen verlangt, sich einer Idee und einem Konzept unterzuordnen, das doch auf sehr persönlichen Ereignissen, Erlebnissen und Interessen beruht. Da mĂŒssen die anderen schon ein hohes MaĂ an VerstĂ€ndnis, Toleranz und Begeisterung mitbringen. In dieser Gemeinschaft muss dann nicht nur die sprichwörtliche âChemieâ stimmen. Die Erwartungshaltung an jeden, seinen Part so beizusteuern, dass der angestrebte hohe Level gehalten wird, ist doch sehr groĂ und kann zur Belastung werden.
Das fĂŒhrte dann relativ schnell dazu, dass es bei der Umsetzung der verschiedenen Aufgaben unterschiedliche Auffassungen gab und manche sich in ihrer kreativen Freiheit eingeschrĂ€nkt fĂŒhlten. Andere haben Sinn, Inhalt und Zweck des Projekts in grundsĂ€tzlichen Dingen nicht verstanden oder sich nicht ernsthaft damit auseinandergesetzt und haben versucht, âihr Dingâ durchzuziehen. Beides fĂŒhrte zu Spannungen, die fĂŒr so ein Projekt schĂ€dlich sind. Der Austausch dieser Mitglieder und die Suche nach geeignetem Ersatz, fĂŒhrte schlieĂlich zum harten Kern, der nun seit vielen Monaten ernsthaft an seinen Aufgaben arbeitet.
Ich denke, an dieser Stelle wÀre es nun angebracht, diese anderen Mitglieder einmal kurz vorzustellen.
Die erste, die mir wie eine Schneeflocke zutrieb, war Martina Saur. Ich sage das deshalb so poetisch, weil sie nicht nur von Beginn an, ein ganz wichtiger Bestandteil des Projekts wurde, sondern weil das Schicksal dies genauso wollte und sie dafĂŒr bestimmt war. Mir war es wichtig, eine weitere Malerin fĂŒr das Projekt zu gewinnen, weil ich gezwungen war, in meinen Bildern â auch wegen der Klimt-Versionen â sehr personenbezogen zu malen, um so die Botschaft am besten weitergeben zu können. Ihre Malweise, die viel freier und abstrakter ist, gab uns die Möglichkeit, zusĂ€tzliche Bilder zu integrieren, die einen perfekten Gegenpol zu den groĂen GemĂ€lden gewĂ€hrleisten. AuĂerdem ist sie eine Powerfrau, eine Macherin, die keiner Schwierigkeit aus dem Weg geht und dazu auch noch eine sehr angenehme und positive Energie ins Team bringt. Hat man eine Martina im Team, gehört man zu den Gewinnern! Ihr mangelnder Respekt, vor Kameras oder vor groĂen Menschengruppen zu reden, macht sie zur perfekten Botschafterin des Projekts.
Christiane Possmayer ist die Poetin und die Stille und Geheimnisvolle in unserem Projektteam, die sich nicht so gern im Rampenlicht oder vorn an der Front aufhĂ€lt. Allerdings entfaltet sie ein unglaubliches Potenzial an poetischer Kraft und lyrischer Fantasie, welches wir wie ein Geschenk des Himmels empfangen durften. Ich bin mir sicher, dass sich viele, sehr viele Menschen an ihren Gedichten erfreuen werden. Denn diese wunderschöne Lyrik passt nicht nur perfekt zu den Bildern, sondern entwickelt eine fast göttliche, ja beinahe transzendente AtmosphĂ€re, von der man liebevoll umhĂŒllt wird.
Typisch fĂŒr ihren Charakter ist, dass sie sich dessen nicht wirklich bewusst ist. Unsere stille Fee ist ein Ă€therisches Wesen, das ihre Geheimnisse, Gedanken und TrĂ€ume gern verborgen hĂ€lt, die sich dann aber in ihrer Poesie zu sinnlichen GemĂ€lden formen.
Des Weiteren ist sie unsere fleiĂige Biene, die nicht nur die Tuscheskizzen fĂŒr meine groĂen GemĂ€lde mit Aquarellfarben koloriert, sondern auch noch maĂgeblich fĂŒr die Installationen rund um die Bilder verantwortlich ist. Auch die Gestaltung und Pflege der ETERNITY-Webseite gehört zu ihren Aufgaben.
Renate Chisari ist die Frau im Hintergrund, die von dort alle ZĂŒgel in der Hand hĂ€lt und fĂŒr die Ăffentlichkeits- und Pressearbeit zustĂ€ndig ist. Termine fĂŒr Interviews, Anfragen fĂŒr Berichte in den Medien, Kontakte zu Sponsoren und UnterstĂŒtzern laufen ĂŒber ihren Tisch. Unsere Auftritte in den Sozialen Medien fallen ebenfalls in ihren Aufgabenbereich. Um hier den Ăberblick zu behalten und unsere Truppe am Leben zu erhalten, braucht es jemanden, der organisatorisch gefestigt und geschult ist. Ihre kreative Aufgabe im Team ist die der Autorin. Sie schreibt Kurzgeschichten, die das Thema und den Hintergrund der Bilder aufgreifen und somit dem interessierten Publikum einen weiteren Blick in die Thematik der Ausstellung verschaffen.
Ferdinand Maria Walter kam als letzter ins Team und fĂŒgte sich völlig unkompliziert und schnell ins Team ein â der perfekte Mann fĂŒr die Aufgaben, denen er sich stellen muss. Wenn wir die Möglichkeit gehabt hĂ€tten, einen fĂŒr uns zu zeichnen, wĂ€re er dabei herausgekommen. Optisch ein Hingucker fĂŒr sich, kreativ und handwerklich eine Offenbarung, als Mensch ein Typ mit Charakter, festen Werten und klaren Richtlinien. Seine ruhige Art, Dinge anzugehen und zu bewerten, ist ein wertvoller Gegenpol im Team, der die dynamische, ja expressive Art von Martina und mir angenehm entspannt und auflöst.Ferdi, wie er bei uns genannt wird, ist zustĂ€ndig fĂŒr alle Skulpturen in GroĂ und Klein. Stein, Holz, Metall und Bronze sind seine Materialien, aus denen Kunstwerke entstehen, die perfekt die Aussagen unserer Bilder ergĂ€nzen. Auch ist er an der Umsetzung der Installationen, welche vorerst die Bilder verbergen, beteiligt.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Umsetzung des Projekts?
Ich erzĂ€hle Ihnen jetzt eine Vision, die wir alle fĂŒnf in uns tragen: Besucherinnen und Besucher verlassen die Ausstellung mit der Erkenntnis und dem GefĂŒhl, ihr Licht in ihrem Inneren entdeckt zu haben und gehen mit diesem Bewusstsein nach Hause. Ein weiteres Licht, das leuchten wird und dazu beitrĂ€gt, die Welt ein bisschen heller zu machen.
Sie sind ein Romantiker und TrĂ€umer. Ich bin nicht sicher, welchen Empfindungen, die ich gerade in mir wahrnehme, ich nachgehen soll. Dem GefĂŒhl, ich erlebe ein MĂ€rchen und lasse mich voller Vertrauen in dieses goldene Licht fallen, oder ob ich resignierend an die harte, ja grausame RealitĂ€t da drauĂen in der Welt denken soll.
Jetzt geben Sie mir eine gute Vorlage, die ich volley und trocken im Tor versenke. Und ich bitte um Verzeihung, dass ich diese Metapher aus dem FuĂballbereich ĂŒbernehme, aber die passt so gut. Sie selbst können darĂŒber entscheiden, welchen Gedanken Sie nachgehen wollen. Sie selbst entscheiden, kraft Ihrer Gedanken, ĂŒber Ihre RealitĂ€t und Ihre Umgebung. Sie entscheiden mit jedem Gedanken, welchen Weg Sie nehmen wollen. Den in der Dunkelheit, oder den im Licht. Himmel oder Hölle. Das ist den meisten Menschen nicht bewusst, nicht mal annĂ€hernd, wie entscheidend Ihre Gedanken mit Ihrer aktuellen Situation zu tun haben.
Die Welt ein bisschen heller zu machen, ist ein schönes Ziel und eine dankbare Aufgabe.
Um zu begreifen, was das wirklich heiĂt, gebe ich Ihnen jetzt noch eine Hausaufgabe auf den Weg mit. Gehen Sie mal nachts in einen dunklen Wald und zĂŒnden mittendrin eine Kerze an. Sie werden kaum glauben, was dieses kleine Licht bewirken wird.
KAPITEL 2
Die Bilder
Wir haben von Ihnen ja schon einen ersten Ăberblick ĂŒber die Ziele, den Ursprung und Sinn des Projekts bekommen. Lassen Sie uns deshalb nun etwas nĂ€her und detaillierter ĂŒber die Aussage und den Hintergrund zu den jeweiligen Bildern sprechen. Das erste, was mir dabei auffĂ€llt â warum sind die GemĂ€lde so riesig? Bis zu zehn Meter lang.
Um die Botschaft der Bilder unmissverstĂ€ndlich und klar zu vermitteln, bin ich gezwungen, möglichst viel ĂŒber Figuren und Personen darzustellen. Dazu kommt, dass bei den Klimt-Versionen Figuren zwingend notwendig sind. Das ist nun mal sein Stil.
Speziell bei den Versuchen, menschliche GefĂŒhle darzustellen, habe ich sehr schnell gemerkt, dass die Wirkung auf den Betrachtenden und die Emotion, die dabei ausgelöst wird, bei lebensgroĂ gemalten Figuren viel stĂ€rker und wirkungsvoller ausfĂ€llt. Dasselbe Thema mit den gleichen Figuren, gemalt auf einer Leinwand mit 1,50 x 2 Metern â was an fĂŒr sich auch schon recht groĂ ist â erzeugt lĂ€ngst nicht die gleiche Wirkung, aber genau um die geht es mir. Das ist enorm wichtig.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor der lebensgroĂ gemalten Figur âHassâ oder âAngstâ. Das ist zwar erschreckend â aber nur so wird Ihnen und jedem Betrachtenden bewusst, welche seelische und körperliche Zerstörung dieses GefĂŒhl auslösen kann. Wenn Sie vor der Figur stehen, bin ich mir sicher, dass Ihnen in diesem Moment bewusst wird, dass Sie das nicht in Ihrem Geist oder Körper spĂŒren wollen.
Das Zweite, das mir sofort aufgefallen ist: Licht! In jeglicher Form. Lichtquellen. Lichtstrahlen. Lichtwesen. Licht als Symbol und Botschaft?
Nun ja. Licht ist doch auch ein faszinierendes ⊠ja, was eigentlich? Bis heute kann die Wissenschaft nicht eindeutig erklÀren, was Licht wirklich ist. Erstaunlich, oder? Definiert wird es lediglich als ein Strom von Quantenobjekten und Photonen, doch seine wahre Natur bleibt rÀtselhaft. Wir werden aber im Kapitel Quantenphysik nÀher darauf eingehen und versuchen, das RÀtsel zu lösen.
Also ist seine Bedeutung vor allem als Symbol zu verstehen. Als Metapher? WofĂŒr? Erleuchtung? Erlösung?
Den Begriff Erleuchtung möchte ich im Zusammenhang mit Licht eigentlich bewusst vermeiden. Wer nach Erleuchtung sucht, wird sie nicht finden, denn ihm entgeht, dass der Gegenstand seiner Suche er selbst ist. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sollen vielmehr das Licht in ihrem Inneren entdecken. Ihnen soll bewusst werden, dass sie selbst eine Lichtquelle sind. Dieses Licht dann hinaus in die Welt zu entlassen, kann und soll dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Sie sind ein Romantiker und TrÀumer.
Ja, das hört sich jetzt sehr romantisch an. Aber was wĂ€re die Welt fĂŒr ein trostloser Ort ohne die Romantik?
Gehen wir ganz kurz auf die Bilder und ihre Bedeutung ein.
Gern. Allerdings bitte ich an dieser Stelle um VerstĂ€ndnis, dass ich mich bemĂŒhen werde, den Inhalt, den Sinn und den Hintergrund des Bildes zu erklĂ€ren. Dabei gehe ich allerdings nicht zu sehr in die Tiefe oder in die Details, um allen Betrachtenden die Möglichkeit zu geben, das GemĂ€lde mit eigenen Augen zu sehen. Ich möchte nicht schon im Vorfeld vorgeben, was im Detail zu sehen ist. Denn diese Interpretation sollte frei und unvoreingenommen geschehen. Aus Erfahrung wissen wir doch, dass jeder dabei etwas anderes wahrnimmt, sieht oder fĂŒhlt.
Sie sagten mir, gleich das erste GemĂ€lde sei ein SchlĂŒsselbild, weil es alles beinhaltet und darstellt, was Ihnen wichtig ist.
Im Bild âMelancholic Memories of a Fallen Angelâ sieht man alles, was ich aussagen möchte. Die Geheimnisse des Universums und der Sinn unseres Lebens. Alles â allerdings teilweise nur angedeutet oder gar versteckt. Manchmal als Symbol dargestellt oder als Metapher oder Allegorie ⊠als Einladung fĂŒr persönliche Interpretationen oder Sichtweisen. Leid, Schmerz und Verzweiflung, aber auch Freude, Hoffnung und Zuversicht, sowie das Wissen, ganz bewusst durch âNeues Denkenâ ĂŒber sich selbst und sein Schicksal bestimmen zu können. Das ist im Prinzip die Botschaft ...