Geschichten für Kinder über Autismus
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Geschichten für Kinder über Autismus

Ein Vorlese- und Arbeitsbuch für Familienangehörige, Therapeuten und Pädagogen

Inez Maus, Katharina Reichert-Scarborough

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  1. 249 pages
  2. German
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Geschichten für Kinder über Autismus

Ein Vorlese- und Arbeitsbuch für Familienangehörige, Therapeuten und Pädagogen

Inez Maus, Katharina Reichert-Scarborough

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About This Book

Inez Maus=s stories provide material to talk about. They trigger feelings and have an ability to explain the world when they connect with everyday experience. The stories collected and illustrated in the book give children of preschool and elementary school age, with and without autism, examples of how to get along together without obstacles or fears about contact. Each story deals with specific aspects associated with the diagnosis of autism. The aim is to bring children closer together and facilitate joint activities. The working sections of the book are aimed at family and professional adult caregivers. They provide background knowledge for using the story book and a variety of ideas for games and activities that arise from the stories or can be drawn from them. The book=s appendix includes a full-page coloring picture to accompany each story illustration.

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Information

Year
2022
ISBN
9783170395060
Edition
1

III Botschaften, Besonderheiten und Einsatz der Geschichten

Der dritte Buchteil wendet sich wieder den Erwachsenen zu, die beruflich oder privat mit autistischen und nicht-autistischen Kindern arbeiten oder zusammenleben. Sowohl Angehörige als auch Fachleute sind Personen, die betreuende Tätigkeiten ausüben. Im konkreten Arbeits- und Lebensumfeld variieren ihre Aufgaben und Zielsetzungen. Zudem werden die betreuenden Tätigkeiten in verschiedenen Arbeitsumfeldern unterschiedlich definiert sowie oft auf Teilaspekte reduziert, was nicht selten zu Missverständnissen bezüglich der Formulierung Betreuer führt.
Betreuung von Kindern umfasst Fürsorge, Aufsicht, Umgang sowie Förderung und lässt sich nicht auf Teilaspekte reduzieren. Eltern erbringen Betreuungsleistungen in sämtlichen Bereichen, was sich zwangsläufig aus ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte ergibt. Verwandte und Bekannte, Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen, Therapeuten, Einzelfallhelfer, Psychologen, Sozialarbeiter sowie alle weiteren Personen, die mit Kindern privaten oder beruflichen Umgang pflegen, decken jeweils unterschiedlich viele, aber nicht alle Bereiche der Betreuung ab (vgl. Maus, 2017, S. 13 ff.). Um diese komplexen Formen der Betreuung von speziellen, auf Teilaspekte reduzierten Formen abzugrenzen, benutze ich für die erwähnten Personengruppen in den folgenden Ausführungen die Formulierung betreuende Person(en).
Betreuende Personen erhalten in den folgenden Kapiteln vielfältige Anregungen, die dazu dienen, eine Beschäftigung mit den Geschichten über das bloße Vorlesen oder Selbstlesen hinaus zu initiieren oder zu unterstützen. Eine weiterführende Beschäftigung mit den Geschichten hat zur Folge, dass sich die Kinder mit den Inhalten auseinandersetzen. Die Bereitschaft, dies zu tun, nimmt zu, wenn die entsprechenden Aktivitäten Interessantes bieten, Spaß machen und frei von Zwängen sind. Dies erfordert von betreuenden Personen eine hohe Kompetenz, um allen Kindern – sowohl den autistischen als auch den nicht-autistischen – gerecht zu werden.
In diesem Buchteil werden zahlreiche Hinweise gegeben, wie ausgehend von den Geschichten das Miteinander der Kinder im Alltag gelingen kann. Es handelt sich hierbei um Ideen und nicht um einen Plan, der schrittweise abgearbeitet werden soll. Ich möchte inspirieren und zugleich motivieren, der eigenen Kreativität Freiräume zu lassen, indem die in diesem Buchteil gegebenen Anregungen nicht nur in Taten umgesetzt, sondern auch weitergedacht, abgewandelt oder ausgebaut werden.
Für jede Geschichte finden sich Erläuterungen zu den direkten und indirekten Botschaften, die der Handlung und der Beschreibung der Umgebung zu entnehmen sind. Dies erfolgt in Form einer Aufzählung, damit die relevanten Informationen rasch gefunden werden. Den Botschaften folgen die Erklärung der mit Autismus in Verbindung stehenden Besonderheiten, welche die jeweilige Geschichte thematisiert, und zur Geschichte passende, in den Alltag übertragbare Handlungshinweise. Anregungen zu Gesprächen mit den Kindern schließen sich an. Da diese Anregungen als Fragen, die den Kindern gestellt werden können, gegeben werden, sind sie ebenfalls in Form einer Aufzählung gestaltet. Inhaltsbezogene Aktivitäten und Spiele runden diesen Teil schließlich ab.
Die Inhalte der vier eben genannten Komplexe sind zu jeder Geschichte als fortlaufender Text geschrieben. Auf Zwischenüberschriften habe ich zugunsten der Lesbarkeit verzichtet. Da sich Aufzählung und Fließtext abwechseln, findet man das Gewünschte unter dem Titel der entsprechenden Geschichte problemlos.
Im Text verwende ich die Formulierungen das autistische Kind und die (anderen, nicht-autistischen) Kinder. Diese Formulierungen entsprechen den häufig anzutreffenden Konstellationen. In vielen Familien – meine eingeschlossen – gibt es ein autistisches Kind und ein Geschwisterkind oder mehrere Geschwisterkinder. Ebenso verhält es sich in Kindergarten-, Hort- und Freizeitgruppen oder in Schulklassen. Sollte eine Kindergruppe zwei oder mehr als zwei autistische Kinder einschließen, funktionieren alle Hinweise und Ideen, die in diesem Buchteil gegeben und vorgestellt werden, ebenso.
Als ich begann, den dritten Buchteil zu schreiben, habe ich mit mir gerungen, wie ich meine Leserinnen und Leser anspreche. Einerseits ist für einen solch praktisch orientierten Buchteil eine direkte Ansprache naheliegend. Ich könnte bspw. schreiben: »Günstig ist es, wenn Sie eine Gesprächsrunde auf einem weichen Teppich oder auf Matratzen als Unterlage durchführen.« Oder noch direkter: »Führen Sie eine Gesprächsrunde möglichst auf einem weichen Teppich oder auf Matratzen als Unterlage durch.«
Andererseits weiß ich aus Gesprächen mit autistischen Menschen – einschließlich meines Sohnes –, dass sich viele von ihnen bei direkten Anredeformen genötigt fühlen, bestimmte Dinge zu tun. Sie empfinden solche Formulierungen als Anweisungen oder Aufforderungen, ohne die Option, etwas anderes tun zu dürfen. Daher bereitet ihnen die direkte Anredeform in gedruckten Texten oft Probleme oder zumindest Unbehagen.
Dieses Empfinden der Wahlmöglichkeit haben nicht-autistische Menschen i. d. R. immer, unabhängig davon, ob sie im Text direkt oder indirekt angesprochen werden. Aus Gesprächen und Rückmeldungen weiß ich, dass meine Bücher auch von autistischen Menschen – einschließlich autistischen Müttern oder Vätern – gelesen werden. Die Geschichten in diesem Buch sollen autistische und nicht-autistische Kinder einander näherbringen. Das funktioniert aber nur, wenn für die Erwachsenen keine Barrieren aufgebaut werden. Daher habe ich mich entschieden, auf direkte Anreden bis auf wenige Ausnahmen (bei wichtigen Hinweisen) zu verzichten und stattdessen das obige Beispiel folgendermaßen zu formulieren: »Besser geeignet für eine Gesprächsrunde ist die Zusammenkunft auf einem weichen Teppich oder auf Matratzen als Unterlage« (
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Kap. III-10.1).

8 Direkte und indirekte Botschaften der Geschichten

Die Hinweise zum Gebrauch der Geschichten im Alltag beginnen stets mit der Aufzählung der Botschaften, die die jeweilige Geschichte zu vermitteln vermag. Diese Botschaften unterteile ich in direkte und indirekte Botschaften.
Direkte Botschaften sind Dinge, die die Kinder i. d. R. beim Vorlesen sofort erfassen und meist auch in eigenen Worten wiedergeben können. Gelegentlich – besonders bei autistischen Kindern – bedarf es dazu einer Nachfrage oder gezielter Unterstützung. Diese erfassbaren Dinge aus dem Miteinander der Protagonisten der Geschichten und die damit verbundenen Handlungsweisen und Erlebnisse stehen alle in Zusammenhang mit den im Alltag beobachtbaren Besonderheiten eines autistischen Kindes.
Diese beobachtbaren Besonderheiten sind genau die Dinge, die Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter wahrnehmen, wenn sie mit autistischen Kindern interagieren. Es sind ebenso die Dinge, die betreuende Personen zur Erklärung dessen, was Autismus ist, in dieser Altersgruppe heranziehen können (
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Kap. I-3.2; vgl. Maus, 2017, S. 56–61).
Indirekte Botschaften sind Botschaften, die sich nicht sofort beim ersten Vorlesen offenbaren. Sie werden meist erst erkannt, wenn die Geschichte mehrmals vorgelesen wurde oder wenn eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte erfolgt ist. Die indirekten Botschaften schaffen einen Übergang zu einer konkreteren Beschäftigung mit dem Thema Autismus. Eine solche zielgerichtete Aufklärung kann in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des Kindes im Grundschulalter beginnen (
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Kap. I-3.2 vgl. Maus, 2017, S. 61–70).
Ein Beispiel aus der Geschichte Kastania und Kastagnette (
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Kap. III-F) zeigt die Unterschiede zwischen direkten und indirekten Botschaften.
Direkte Botschaften (Auswahl):
• Manche Feen (Kinder) haben ganz besondere Vorlieben oder Interessen (Musik von Kastania).
• Dinge gemeinsam zu tun (singen und musizieren), ist möglich.
• Dinge gemeinsam zu tun (singen und musizieren), bringt für alle Beteiligten besondere Erlebnisse.
Kinder – sowohl autistische als auch nicht-autistische –, die die Geschichte hören, können die hier beispielhaft aufgelisteten Botschaften erfassen und ggf. mit Unterstützung auch wiedergeben.
Die in der Geschichte thematisierten Aspekte des Alltags finden sie in ihrer eigenen Realität wieder. Sie bemerken die Spezialinteressen des autistischen Kindes, ebenso wie das autistische Kind oft schon recht früh feststellt, dass seine Interessen mehr oder weniger stark von denen der anderen Kinder abweichen.
Die in der Geschichte beschriebenen gemeinsamen Aktivitäten haben alle Kinder entweder schon in ihrem Alltag erlebt oder sie nehmen aus der Geschichte die Botschaft mit, dass es möglich ist, trotz nicht deckungsgleicher Interessen, Dinge gemeinsam zu tun und dabei besondere Erlebnisse zu haben.
Indirekte Botschaften (Auswahl):
• Die Fee (das Kind) ist schon von Geburt an anders als die anderen (Kastanie als Feenbett).
• Die Fee (das Kind) benötigt einen geschützten Raum (Kastanienbaum steht am Rand, nicht inmitten der Obstbäume).
Die indirekten Botschaften der Geschichte, die hier mit zwei Beispielen verdeutlicht werden, sind für Kinder zwar vom Inhalt her zu erfassen, aber eine Deutung des Inhalts gelingt (noch) nicht. Jüngere Kinder entnehmen bspw. der Geschichte, dass die Fee anders ist und schon immer anders war als die anderen Feen. In der Realität erleben sie das autistische Kind in der Gruppe ebenso.
Die Hinweise auf die erbliche Bedingtheit von Autismus und auf notwendige Nachteilsausgleiche werden sich erst älteren Kindern, die sich mit dem Thema Autismus auseinandergesetzt haben, erschließen. Die indirekten Botschaften verstehen sich daher auch als Anregungen für die betreuenden Personen, um mit älteren Kindern das Thema Autismus gezielter zu besprechen.
Die zur jeweiligen Geschichte genannten direkten und indirekten Botschaften lassen sich immer a...

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