Vom Urknall zum Xen
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Vom Urknall zum Xen

auf dem Pfad zum kĂŒnstlichen Bewusstsein

  1. 160 pages
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Vom Urknall zum Xen

auf dem Pfad zum kĂŒnstlichen Bewusstsein

About this book

Der Autor Hermann Bolz schlĂ€gt einen weiten Bogen von den ersten AnfĂ€ngen unseres Universums im Urknall ĂŒber unsere Gegenwart in die Zukunft mit dem möglichen Auftreten kĂŒnstlichen Bewusstseins und bettet damit auch aktuelle Ereignisse wie die Erhaltung der BiodiversitĂ€t oder die GewĂ€hrleistung der Nachhaltigen Entwicklung aus einer isolierten Betrachtung in einen Gesamtzusammenhang ein. Zweifellos gehen die Aussagen der einzelnen Kapitel unterschiedlich tief, fĂŒr alle gilt, dass sie auf aktuellem Orientierungswissen beruhen. Die Schlussfolgerungen, zu denen er gelangt, sind mitunter ĂŒberraschend, manches Mal beunruhigend. Gleichwohl sind sie nicht von der Hand zu weisen. Auch sie unterliegen natĂŒrlich dem Urteil des fortschreitenden Erkenntnis- und Erfahrungsgewinnes und werden daher immer wieder vor dessen Spiegel relativiert werden.Das PhĂ€nomen der Emergenz erachtet er allerdings als eine Konstante universeller Entwicklung. Daraus leitet er seine Überzeugung ab, dass nach der Emergenz unseres Universums und spĂ€ter des irdischen Lebens das Auftreten menschlichen Bewusstseins nicht der letzte emergente Akt auf unserer Erde war. KĂŒnstliche Intelligenz ist fĂŒr ihn ein Ergebnis der Kontingenz menschlicher Entfaltung und als solche Grundlage fĂŒr weitere Entwicklungen, nicht zuletzt solcher, die zu einer Superintelligenz fĂŒhren können. Ein Perspektive, die uns alle zutiefst berĂŒhren muss.Ein Buch, das nachdenklich stimmt und in seiner GedankenfĂŒlle eine breite Grundlage fĂŒr zahlreiche, zukunftsorientierte Diskussionen bietet.

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Information

Sein-an-sich und Existierendes

Meine ersten Gedanken gelten der Grundlage unserer Existenz. Worin ist sie eingebettet, oder noch weiter gegriffen, woraus ist sie emergiert?
Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist das „Sein-an-sich“. Darunter verstehe ich einzig Umfassendes, nicht Denkbares, alles Ermöglichendes. Dieses verorte ich vor dem Urknall.
Letzterer wiederum ist der Ausgangspunkt alles bisher und in unbestimmter Zukunft in unserem Universum befindlichen Existierenden. Dieses Existierende, das auch uns Menschen umfasst, ist von großer Vielfalt und wird von uns, auch bei Verwendung von Hilfsmitteln der verschiedensten Art, mit denen wir unsere natĂŒrlichen körperlichen und geistigen Begrenzungen erheblich erweitern können, nur unvollstĂ€ndig erkannt. Die Differenz zwischen diesem „Sein-an-sich“ und dem von jeweils begrenzt erkennend Existierenden Erkannten nenne ich in Anlehnung an HEIDEGGER6 „ontologische Differenz“.
Dem Begriff „ontologische Differenz“ bin ich erstmals wĂ€hrend meiner Schulzeit begegnet.7 Er hat mich seither nicht mehr losgelassen und stand auch Pate bei einem meiner anderen BĂŒcher.8 Aus meiner Sicht gibt es unendlich viele ontologische Differenzen, je nachdem, von welchem Existierenden wir ausgehen. Denn das Sein eines jeden Seienden, um in der Terminologie HEIDEGGERs zu bleiben, ist fĂŒr mich das „Seinan-sich“.
Zum Ursprung hin betrachtet bĂŒndeln sich nĂ€mlich diese Differenzen, unserem derzeitigen VerstĂ€ndnis entzogen, ĂŒber die erste Planckzeit und den Urknall ins „Sein-an-sich“. Mit zunehmendem zeitlichem Abstand von dort nĂ€hert sich menschliches oder/und nicht-menschliches Bewusstsein der ErklĂ€rung dieser Differenz. Die Relevanz dieses Umstandes fĂŒr den Gedanken der Nachhaltigkeit wird spĂ€ter erörtert.
Mit dem Begriff des Existierenden vermeide ich den des „Seienden“, denn letzterer könnte eine unmittelbare Teilhabe am „Sein-an-sich“ suggerieren, die derzeit nicht darstellbar ist. Auch verengt er möglicherweise die Betrachtung zu sehr auf den Menschen. Das erkennend Existierende kann jedoch nicht auf diesen begrenzt werden und bleiben.
Auf dem Weg vom „Sein-an-sich“ zu uns heute erkennenden Menschen (als materiell-biologisch-bewusst Existierenden) wurden mehrere Schwellen ĂŒberwunden. ZunĂ€chst der Urknall, danach die Planck-Zeit (tp ≈ 5,391 .10-44s), wobei sich die VorgĂ€nge in der Zeitspanne zwischen Urknall und Planck-Zeit unserem derzeitigen VerstĂ€ndnis entziehen, das Auftreten des biologischen Lebens und schließlich das Auftreten des Bewusstseins als vorlĂ€ufigem Endpunkt der Entwicklung des biologischen Lebens.
An dieser Stelle ist es noch erforderlich, zwei weitere Begriffe einzufĂŒhren, nĂ€mlich die der Natur und der Kultur.
Natur kann in unterschiedlicher Hinsicht interpretiert werden.9 Ich beschrÀnke mich hier auf zwei Interpretationen.
ZunĂ€chst verstehe ich unter Natur alles Existierende, wie es sich nach den fĂŒr dieses Universum gĂŒltigen Gesetzen unter stĂ€ndigem Werden und Vergehen entwickelt.
Bezogen auf das jeweilig Existierende verstehe ich hier unter Natur dann dessen individuelle Eigenschaften, wie sie sich aus seiner Genese ergeben. Diese Eigenschaften nenne ich PrÀdikate.
Über den Begriff der Natur hinaus geht die menschliche Kultur. An dieser hat jeder Mensch Anteil. In ihrer Summe ist sie jedoch weit mehr als das in den Individuen ReprĂ€sentierte. Sie entwickelt möglicherweise im kulturellen Produkt „digitales Netz“ eine eigenstĂ€ndige Existenz. Auf diese Problematik wird spĂ€ter eingegangen.

Sein-an-sich

Ich schließe mich der Argumentation HEIDEGGERs10 zur Notwendigkeit der Frage nach dem „Sein“ grundsĂ€tzlich an und ĂŒbertrage sie auf die Notwendigkeit der Frage nach dem „Sein-an-sich“. Diese ist ebenfalls nicht nur zulĂ€ssig, sondern erforderlich.
Die Natur des „Sein-an-sich“ jenseits des Urknalls beschreibe ich hier in Form einer Negation, denn sie entzieht sich menschlichem VerstĂ€ndnis. Letzteres ist an Raum, Zeit und Struktur gebunden. Das „Sein-an-sich“ ist im Gegensatz dazu
  • raumlos,
  • zeitlos und daher auch
  • strukturlos.
WÀre dem nicht so, könnten wir es erkennen.
Es ist nicht leicht, sich auf eine solche Beschreibung einzulassen. Insbesondere, da wir einer Zeitlichkeit unterworfen sind, liegt die Frage, woher nun wiederum dieses „Sein-an-sich“ kommen mag, nur zu nahe. Dies ist jedoch eine Frage auf der Basis der vier Dimensionen (Raum und Zeit), in die menschliche Existenz, menschliches Erkennen und menschliches Erfahren eingebettet sind. Letztere vermögen derzeit nicht einmal die Schwelle der ersten Planck-Zeit zu ĂŒberschreiten, wie dann jene zu dem „Sein-an-sich“ in seiner TotalitĂ€t? Der Gefahr eines untauglichen ErklĂ€rungsversuchs auf der Basis unseres eingeschrĂ€nkten Erkenntnis- und Erfahrungsvermögens entziehe ich mich durch die negative Beschreibung des „Seins-an-sich“. Es ist in unserem Sinne „nicht“ und damit omnipotent. Keine rĂ€umliche Ausdehnung, keine verstrichene Zeit und keine Struktur haben das „Sein-an-sich“ in seiner Omnipotenz eingeschrĂ€nkt. Es ist daher auch weder endlich noch unendlich.
Es gibt Menschen, die dieses Nichts hinter unserer Existenz als solches akzeptieren, andere nennen es Gott, Allah, Jahwe oder wie auch immer.

Existierendes

Eine zentrale Frage der Menschheit seit dem Auftreten ihres Bewusstseins ist die nach dem „Woher“ und „Wohin“. Physiker weltweit versuchen mit erheblichem Aufwand, den Ursprung unseres Universums zu verstehen. Weit in ihren Erkenntnissen fortgeschritten sind sie jedoch noch weit von der letzten ErklĂ€rung entfernt.
Die Frage nach dem „Wohin“ bleibt vor dem Hintergrund der Kontingenz der menschlichen Entwicklung offen. Letztere folgt Möglichkeiten, die sich ergeben oder geschaffen werden. Um die damit verbundenen Chancen weiterer Erkenntnis und Erfahrung zu nutzen, muss diese Entwicklung nachhaltig sein. Es mĂŒssen zu jedem auch in der Zukunft liegenden Zeitpunkt die Voraussetzungen fĂŒr erkennendes und erfahrendes, damit zumindest derzeit wesentlich menschliches, Leben gegeben sein. Insofern ist die Kontingenz menschlicher Entwicklung in Verbindung mit dem Streben nach zusĂ€tzlicher Erkenntnis und Erfahrung die LetztbegrĂŒndung der Nachhaltigkeitsidee.11
In dieser Abhandlung starte ich mit der Aussage, dass alles Existierende im Urknall und der darauffolgenden Entwicklung emergierte. Es leitet sich auf eine (derzeit noch) unklare Weise aus dem „Sein-an-sich“ ab. In Raum und Zeit entwickelt es seine eigenstĂ€ndige Natur. Den nachstehenden Betrachtungen hinterliegen folgende AusprĂ€gungen des Existierenden:
  • Materiell Existierendes
  • Materiell-biologisch Existierendes
  • Materiell-biologisch-bewusst Existierendes
  • AbhĂ€ngig-materiell-Existierendes
  • AbhĂ€ngig-materiell-bewusst Existierendes
  • Materiell-bewusst Existierendes
Die AusprĂ€gung „materiell-biologisch-bewusst Existierendes“ umfasst neben dem Menschen und bestimmten Spezies auch den Hybridmenschen. Die des „abhĂ€ngig-materiell Existierenden“ insbesondere Roboter und das digitale Netz, soweit diese vom Menschen beherrscht werden. Das materiell-bewusst Existierende nenne ich in diesem Rahmen in Anhalt an N. BOSTROM12 auch synonym Superintelligenz. Es ist vom Menschen unabhĂ€ngig.

Totipotenz

Die Phase vom Urknall bis zum Ende der ersten Planck-Zeit und damit einer Planck-LĂ€nge beschreibe ich als totipotent. In dieser Totipotenz ist das Entstehen nicht nur eines, sondern vieler Universen denkbar. Unsere physikalischen Erkenntnisse versagen in diesem Zeitraum. Es steht auch nicht zu erwarten, dass fĂŒr diesen Zusammenhang entwickelte Theorien, etwa die String-Theorie als eine der jĂŒngsten ReprĂ€sentantinnen der „Theory of Everything“, in absehbarer Zeit empirisch verifiziert werden können.13 Daher sind fĂŒr mich fĂŒr diese Phase zumindest heute auch metaphysische Überlegungen zulĂ€ssig. Fest steht, nicht zuletzt durch den Umstand, dass ich dieses Buch schreibe, dass unser Universum entstanden ist. Die Frage nach anderen, ebenso wie die, ob diese sich Ă€hnlich, wie das unsere oder völlig anders entwickelt haben, wird hier ausgeklammert.

Pluripotenz

Die Pluripotenz unseres Universums gebiert Existierendes mit grundsÀtzlich unterschiedlicher Natur. Eine erste Gliederung kann, wie vorstehend schon skizziert, grundlegend nach den PrÀdikaten materiell, biologisch und bewusst geprÀgt erfolgen.
Materiell Existierendes
Diese Betrachtung greift etwa 13,8 Milliarden Jahre zurĂŒck. Besonders hervorzuheben sind die zunehmend langen ZeitrĂ€ume, die zwischen den verschiedenen Entwicklungsstufen des Universums, dessen Entwicklung auch heute noch anhĂ€lt, bestehen.
Nach der ersten Planck-Zeit ist, wie bereits ausgefĂŒhrt, unser Universum grundsĂ€tzlich festgelegt. Seine Entwicklung danach verlief nach SMOOT14 etwa wie folgt15:
5,391.10-44 Sekunden, Temperatur 1032 Kelvin
Epoche der großen Vereinheitlichung. Starke, schwache und elektromagnetische Kraft sind ununterscheidbar vereint.
10-34 Sekunden, Temperatur 1027 Kelvin
Die starke trennt sich von der elektro-schwachen Kraft. Das Universum ist ein Plasma aus Quarks, Elektronen und anderen Teilchen. Seine Ausdehnung wird durch die Gravitation verlangsamt.
10-10 Sekunden, Temperatur 1015 Kelvin
Die elektromagnetische und die schwache Kraft trennen sich. Ein Überschuss von einem Milliardstel an Materie gegenĂŒber der Antimaterie ist entstanden. Quarks können zu Protonen und Neutronen verschmelzen. Teilchen haben Substanz gewonnen.
1 Sekunde, Temperatur 1010 Kelvin
Neutrinos entkoppeln, daraufhin vernichten sich Elektronen und Positronen, wobei aber ein Rest an Elektronen ĂŒbrigbleibt.
3 Minuten, Temperatur 109 Kelvin
Protonen und Neutronen können sich zu Kernen verbinden, da ihre Bindungsenergie grĂ¶ĂŸer ist als die Energie der kosmischen Hintergrundstrahlung. Es kommt zu einer raschen Synthese leichter Kerne (Deuterium), dann von schweren Elementen wie Helium bis hin zu Lithium.
300.000 Jahre, Temperatur 3.000 Kelvin
Materie und Hintergrundstrahlung entkoppeln, als Elektronen sich mit Protonen zu neutralen Atomen verbinden. Das Universum wird transparent fĂŒr die kosmische Hintergrundstrahlung.
1 Milliarde Jahre, Temperatur 18 Kelvin
Materieansammlungen entstehen, die zu Quasaren, Sternen und Protogalaxien werden. Im Innern der Sterne bilden sich durch die Verbrennung der ursprĂŒnglichen Wasserstoff- und Heliumkerne schwere Kerne wie Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff un...

Table of contents

  1. Der Autor
  2. Widmung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Vorwort
  5. Sein-an-sich und Existierendes
  6. Nachhaltige Entwicklung der Menschheit
  7. Auf dem Weg zum bewusst-materiell Existierenden
  8. Gedanken zu einer komplexeren Ethik
  9. KĂŒnstliche Intelligenz und kĂŒnstliches Bewusstsein
  10. Gedanken zu einer transmemetischen Ethik
  11. Das Problem der Kontrolle
  12. Die Superintelligenz auf dem Weg in die Zukunft
  13. ResĂŒmee und Dank
  14. Zum eingefĂŒgten Titelbild
  15. Glossar
  16. Literaturverzeichnis
  17. Internetquellen
  18. Vom Autor bisher erschienen
  19. Impressum