Ergänzende Beiträge
____________________________________
Grußwort der IHK
Frank Hesse
IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim
Im Namen unserer IHK heiße ich alle Teilnehmer am diesjährigen Osnabrücker Logistikforum herzlich willkommen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, mit welchen Antriebskonzepten der Straßengüterverkehr zukünftig betrieben wird. Eine universelle Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Denn die Anforderungen der verschiedenen Transporte stellen hinsichtlich der Reichweite, der Nutzlast, der Lade- und Tankzeiten oder der Dichte des Tankstellennetzes höchst unterschiedliche Anforderungen.
Fest steht allerdings, dass sich nicht nur die Fahrzeughersteller, sondern auch deren Kundschaft frühzeitig mit den neuen Antriebskonzepten befassen müssen. Denn dies ist erforderlich, um die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen, damit die Transporte weiterhin wirtschaftlich und zugleich klimaverträglicher durchgeführt werden können.
Eines vorneweg: Der Straßengüterverkehr hat Zukunft. Bei allem politischen Willen zu einer Verkehrsverlagerung auf die Schiene und das Binnenschiff bleibt die Straße und damit der Lkw in unserer arbeitsteiligen Wirtschaft unersetzbar. Denn für die erste und letzte Meile im Rahmen der Transportkette gibt es keine Alternative. Zudem ist er bei kurzfristigen Transportaufgaben konkurrenzlos flexibel und schnell.
Der Einsatz fossiler Kraftstoffe ist allerdings endlich. Und dies sowohl hinsichtlich der globalen Erdölreserven als auch wegen der immer strengeren Anforderungen bei den Emissionswerten. Mit dem Green-Deal der EU und dem im Juni dieses Jahres verabschiedeten Klimaschutzgesetz kommt eine neue Dynamik in die Entwicklung alternativer Antriebe.
Abbildung 23: Politischer Druck zur Entwicklung alternativer Antriebskonzepte
steigt stark an
Sollten nach dem alten Klimaschutzgesetz bis zum Jahr 2020 insgesamt 18 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente gegenüber 1990 eingespart werden, sollen nun 65 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente innerhalb von zehn Jahren eingespart werden.
Dies wird auch die Antriebskonzepte im Straßengüterverkehr betreffen. Aus Sicht unserer IHK ist dabei wichtig, dass die Förderung bei der Entwicklung alternativer Kraftstoffe und Antriebe technologieoffen gestaltet wird. Ebenso wichtig ist auch der Fokus auf die Wirtschaftlichkeit von Investitionen in neue Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Ohne entsprechende Investitionsanreize wird der Wechsel zu klimaverträglicheren Antrieben nicht gelingen. Das sieht man aktuell auch bei den Pkw. Dort ist es erst jetzt nach einer deutlichen Anhebung der Investitionszuschüsse gelungen, höhere Zulassungszahlen zu erzielen.
Das Thema alternativer Antriebe ist daher topaktuell. Insofern ist die inhaltliche Ausrichtung des diesjährigen Osnabrücker Logistik-Forums genau richtig. Auch unsere IHK-Organisation befasst sich mit diesem Thema. So hat die IHK Niedersachsen in diesem Jahr eine Umfrage bei Unternehmen des Verkehrsgewerbes durchgeführt.
Demnach gaben 25 % der befragten Unternehmen an, mindestens ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb im Fuhrpark zu haben. 53 % planen die Anschaffung weiterer Fahrzeuge mit alternativem Antrieb.
Die Frage nach der voraussichtlich zum Einsatz kommenden Antriebsvariante fällt in den Fahrzeugkategorien unterschiedlich aus. Während es bei den Pkw und den Lieferfahrzeugen bis 3,5 Tonnen eine Präferenz für batterieelektrische Fahrzeuge (43 %), hybride Antriebe und die Brennstoffzelle (jeweils 23 %) gibt, sind es beim Lkw vor allem die Brennstoffzelle (38 %) und LNG (31 %). Beim Bus dominieren die Brennstoffzelle (38 %) und der batterieelektrische Antrieb (33 %). Ein wesentliches Kriterium bei der Entscheidung, für welche Antriebstechnik sich die Unternehmen entscheiden, ist die Reichweite. Etwa jedem Zehnten reicht eine Reichweite von 200 km. Mehr als 78 % gaben allerdings an, eine Reichweite von mindestens 500 km zu benötigen.
Abbildung 24: Antriebspräferenzen variieren je nach Fahrzeugkategorie
Die Entscheidung für die passende Antriebstechnologie ist betriebswirtschaftlich motiviert. Ich hoffe, die heutige Veranstaltung trägt dazu bei, gute Zukunftsentscheidungen treffen zu können. Alle Entscheidungen setzen allerdings eines voraus: eine leistungsfähige Infrastruktur und damit eine gute Erreichbarkeit unserer Region. Dafür setzt sich unsere IHK intensiv ein. Vier Ansatzpunkte nenne ich exemplarisch:
Netzlücken in der Verkehrsinfrastruktur beseitigen
Auch unter der neuen politischen Konstellation nach der Bundestagswahl halten wir es für wichtig, dass bestehende Engpässe und Netzlücken in der Verkehrsinfrastruktur schnellstmöglich behoben werden. Dies gilt nicht nur für die Straße ebenso wie für die Schienen und Kanäle in der Region.
Einiges befindet sich aktuell bereits in Bau, etwa drei der fünf Schleusen in der Nordstrecke des Dortmund-Ems-Kanals oder die A 1 zwischen Holdorf und Bramsche. Andere Vorhaben befinden sich in unterschiedlichen Planungsstadien wie der vierstreifige Ausbau der E 233 oder der Lückenschluss der A 33 Nord. Hier benötigen wir dringend mehr Tempo bei den Planungs- und Genehmigungsprozessen.
Lkw-Stellplätze ausbauen
Wichtig ist weiterhin, dass der Ausbau der Lkw-Stellplätze an den Tank- und Rastanlagen weiter forciert wird. Die letzte Erhebung aus dem Jahr 2018 zur Lkw-Parkplatzsituation auf und neben den Autobahnen ergab, dass für 94.100 Lkws nur 70.800 Stellplätze zur Verfügung standen. Die Situation hat sich dabei innerhalb der letzten zehn Jahren verschlechtert. Denn während das Stellplatzangebot um 31 % zunahm, stieg die Anzahl der nachts dort abgestellten Fahrzeuge um 38 %. Hier besteht also weiterhin Handlungsbedarf.
Leerfahrten vermeiden
Drittens benötigen wir Ansätze, wie die Mobilität von Gütern und Personen umweltverträglicher gestaltet werden kann. Hier ist zum einen jeder einzelne als Verbraucher gefragt, sein Einkaufsverhalten zu überdenken, denn jede Online-Bestellung ist mit zusätzlichem Verkehrsaufkommen verbunden. Die Digitalisierung bietet allerdings zum anderen auch erhebliches Optimierungspotenzial bei der Organisation logistischer Prozesse. Dies gilt zum Beispiel für die Vermeidung von Leerfahrten. Die Güterkraftverkehrsstatistik weist für 2018 einen Anteil der Leerfahrten von 37 % aus. Bezogen auf die Verkehrsleistung entfallen knapp 22 % auf Leerkilometer. Leerfahrten lassen sich nicht immer vermeiden, denn nicht immer steht das passende Fahrzeug am passenden Ort. Gleichwohl gibt es hier noch Rationalisierungspotenzial, bei dem die Digitalisierung sinnvoll unterstützen kann. Grundvoraussetzung um diese realisieren zu können, ist eine leistungsfähige und flächendeckende Mobilfunk-und Breitbandversorgung. Eine Herausforderung, bei der Deutschland vielen anderen Staaten hinterherhinkt.
Ladeinfrastruktur aufbauen
Bei der Suche nach zukunftsfähigen Antriebskonzepten müssen die Kosten und Emissionen über den gesamten Herstellungs- und Nutzungszeitraum betrachtet werden. Da es aktuell noch keine Universallösung für die Nachfolge des Dieselantriebs im Straßengüterverkehr gibt, muss technologieoffen weiterentwickelt werden. Wichtig ist dabei, dass gleich eine flächendeckende Tankstellen- und Ladeinfrastruktur mitgeplant wird, damit der Straßengüterverkehr auch weiterhin seiner wichtigen Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft gerecht werden kann.
Ich bin sicher, dass diese Maßnahmen dazu beitragen werden, unsere Region als zentralen und erfolgreichen Logistikstandort weiterzubringen. In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung einen erfolgreichen Verlauf und wünsche den Teilnehmern zahlreiche Anregungen.
Chancen alternativer Antriebsformen im Fuhrpark
deutsch...