Kronprinz Wilhelm: Ein Hohenzoller auf Holzschuhen
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Kronprinz Wilhelm: Ein Hohenzoller auf Holzschuhen

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Kronprinz Wilhelm: Ein Hohenzoller auf Holzschuhen

About this book

Am Ende des Ersten Weltkriegs flohen der Kaiser und Kronprinz Wilhelm in die neutralen Niederlande. Jahrelang lebte der Kronprinz auf der abgelegenen Insel Wieringen unter recht primitiven Umständen. Für ihn persönlich war das Exil ein Kulturschock. Und auch für die Insulaner stellte der berühmte Gast eine Belastung dar. Für einige Jahre schaute die Welt auf Wieringen. Wilhelms Abreise 1923 bedauerten die meisten Wieringer: Trotz einiger Skandale hatte sich der Kronprinz als recht angenehmer Nachbar herausgestellt. Diese Sicht sollte sich ändern, als Wilhelm mit den Nationalsozialisten sympathisierte.Fundiert und unterhaltsam schildern die Autoren, wie sich die Anwesenheit des Kronprinzen auf die Insel und ihre Bewohner auswirkte und umgekehrt. Dabei schlagen sie auch den Bogen zum aktuellen Streit um die Restitutionsansprüche der Hohenzollern, der mit der Person Wilhelms verknüpft ist.

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Information

Year
2022
Print ISBN
9783170410220
eBook ISBN
9783170410244
Edition
1
Topic
History
Index
History

1 Der Kronprinz, 1882–1918

Das Elternhaus

Wilhelm wurde am 6. Mai 1882 als erster Sohn des letzten deutschen Kaisers geboren. Ein Kronprinz, der die Krone nicht mehr erlangen würde, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Dazu bestimmt, seinem Vater auf dem Thron zu folgen und einer der mächtigsten Männer seiner Zeit zu werden, erwies sich Wilhelm als unfähig, mit den Mächten und Kräften umzugehen, die das frühe 20. Jahrhundert prägen würden. Sein Leben würde zu einer Reihe von Widersprüchen werden, die ihn in vielerlei Hinsicht charakterisieren. Er erhielt eine liebevolle Erziehung von seiner Mutter, aber beim Vater stieß er nur auf kalte Distanz; er wuchs am Hof in Berlin und im nahegelegenen Potsdam mit aller Pracht und Pomp auf, doch nach dem Krieg verschlug es ihn fünf lange Jahre unter schlechten Bedingungen auf eine unbekannte Insel in der Zuidersee in den Niederlanden; er war Oberbefehlshaber der Armee, hatte aber keinerlei Autorität. Seine Jugend voller Ehrgeiz und den strahlendsten Aussichten würde im Alter in eine relativ hoffnungslosen Existenz münden. Trotz seiner Stellung qua Geburt schreckte er nicht davor zurück, brüderlich mit dem einfachen Mann auf Tuchfühlung zu gehen. In Berlin genoss er an seinem Hochzeitstag einen ruhmvollen Umzug, bei dem er vom massenhaft zusammengeströmten Volk und Soldaten seiner eigenen Kompanie begrüßt wurde – aber nur Jahre später führte er, beschimpft und verspottet, nur von einer Handvoll Getreuer unterstützt, ein desillusioniertes Leben.
Friedrich Wilhelm Viktor August Ernst von Hohenzollern, wie sein voller Name lautete, wuchs im Neuen Palais im Park von Sanssouci in Potsdam auf. Dort hatte er eine unbeschwerte Kindheit mit seinen fünf Brüdern und seiner Schwester. Er wurde hauptsächlich von seiner Mutter erzogen, Auguste Victoria, Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (geb. Dolzig, 22. Oktober 1858 – gest. Doorn/Niederlande, 11. April 1921). Sie war in bescheidenem bürgerlichen Umfeld aufgewachsen, nachdem ihre Familie in der Folge des Schleswig-Holstein-Aufstands gegen die dänische Herrschaft 1866 nach Thüringen verbannt worden war. Sie besaß eine starke soziale Ader und Wilhelms Beziehung zu seiner Mutter war stets liebevoll. Sie war eine Frau mit »preußischem Pflichtgefühl«, wie Wilhelm-Biograf Ries sagt, und anfangs hatte sie nur wenig politisches Interesse.
Gewiß, im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen auf dem Thron war Auguste Victoria kein politischer Mensch. Dazu fehlte es ihr an Geschmeidigkeit und wohl auch an Übersicht. Darüber hinaus war ihrem Wesen die Fähigkeit zur Intrige fremd, welche die Politik der Wilhelminischen Ära mehr bestimmte, als es dem Staate guttat.1
Ihr Hauptanliegen war die Familie, vor allem ihr psychisch angeschlagener Ehemann, den sie gerade wegen seiner Schwächen und Mängel liebte. Wo ihr Mann den Kontakt mit seinen Kindern zu kurz kommen ließ, versuchte sie, dies zu kompensieren. Wilhelm konnte sich immer an sie wenden, wenn er wieder einmal mit seinem Vater aneinandergeriet oder vergeblich auf eine Antwort von ihm wartete. Die Kaiserin schaffte es regelmäßig, Konflikte zwischen ihrem Ehemann und seinem ältesten Sohn zu befrieden. Prinz Wilhelm schreibt in seinen Erinnerungen:
Der Mittelpunkt für uns Kinder war, seit ich denken kann, unsere geliebte Mutter. Von ihr ist Liebe und ist Wärme ausgegangen und zu uns gekommen. Was auch jemals unsere jungen Herzen an Freude oder Leid bewegen mochte, sie hat Verstehen und ein Mitschwingen und Mitempfinden dafür gehabt. Alles Beste unserer Kindheit, nein mehr: alles Beste an dem, was Elternhaus und Familie nur geben können, danken wie ihr. (Er. 3)
Prinz Wilhelms Vater, Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (geb. Potsdam, 27. Januar 1859 – gest. Doorn/Niederlande, 4. Juni 1941) aus dem Hause Hohenzollern, war als Wilhelm II. der letzte deutsche Kaiser und König von Preußen. Er war ein Mann mit vielen Talenten und ebenso vielen Mängeln. Aufgrund einer Steißlage im Mutterleib war er mit einem verkümmerten linken Arm zur Welt gekommen, was ihm auch psychische Probleme bereitete. Er war ein schneller Denker und ein begabter Redner, aber auch ungeduldig, eitel, impulsiv und taktlos. Zudem entbehrte er jeglicher Menschenkenntnis.
Zwischen dem Kronprinzen und seinem Vater bestand von Anfang an eine große Distanz – was größtenteils die Schuld des Kaisers war. Wenn Prinz Wilhelm auf seine Kindheit zurückblickt, kann er sich nicht daran erinnern, dass sein Vater jemals anwesend war, als er mit seinen Brüdern spielte. Neben seiner Mutter waren Heimlehrern und Erziehern für Wilhelms Ausbildung zuständig. Diese fungierten, wie er es nannte, als ein »System von Dritten« (Er. 10), das den Kaiser über seinen Sohn informierte. Selbst für Kleinigkeiten, bei denen ein einziges väterliches Wort gereicht hätte, griff man auf Vermittler zurück. Ein direkter Kontakt bestand nicht, vor allem wohl deshalb, weil der Kaiser an einem persönlichen Meinungsaustausch mit seinem Sohn einfach kein Interesse hatte. Im Vermeiden von Kontakt konnte er sehr weit gehen.
In Bezug auf uns Söhne also kam es, als wir erst militärischen Rang bekleideten, dazu, daß der Kaiser mit uns im allgemeinen durch den General von Plessen verkehrte, und wir erhielten sogar gelegentlich wegen recht harmloser Dinge rein persönlicher Art Kabinettsorder zugestellt. […] Alles, was ich sprach oder tat, wurde ihm geschäftig zugetragen, und ich war damals jung und unbekümmert und habe so sicher manches unbedachte Wort gesprochen und manchen unbedachten Schritt getan. (Er. 10)
Um sich einzuschmeicheln, berichteten die »Vermittler« eifrig auch jeden noch so kleinen Fehltritt des jungen Wilhelm an den Kaiser, sodass sich die Beziehung zwischen Vater und Sohn stetig verschlechterte.

Kindheit und Jugend

Wilhelm war ein sozialer, temperamentvoller Junge mit vielen Interessen. An seinem sechsten Geburtstag im Jahr 1888 erhielt er seine erste Militäruniform, die bei formellen Anlässen und Festen getragen wurde. In diesem Jahr starb Kaiser Wilhelm I. und kurz darauf auch sein Sohn und Nachfolger, Kaiser Friedrich III. Noch im selben Jahr – man spricht vom »Dreikaiserjahr« – bestieg daraufhin Wilhelms Vater den Thron und Wilhelm war plötzlich Kronprinz geworden. So stand er schon in jungen Jahren im Zentrum des (internationalen) Interesses, was auch das Ende seiner unbeschwerten Kindheit bedeutete.
Mit sieben Jahren lernte er Reiten, was sein ganzes Leben lang eine Leidenschaft blieb. Neben dem Reiten und seiner Liebe zu Militäruniformen entwickelte er bereits früh eine dritte Leidenschaft: Frauen. Laut seinem Biografen Jonas fiel es den Menschen in seiner Umgebung auf, dass er sich schon in jungen Jahren sehr für schöne Frauen interessierte. Dies sollte eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen.
Wenige Monate nach der Thronbesteigung seines Vaters, an dessen dreißigsten Geburtstag, war Wilhelm bereits zum Unteroffizier der preußischen Armee befördert worden. An seinem zehnten Geburtstag, dem 6. Mai 1892, trat er dann nach preußischer Tradition als Leutnant in die Leibkompanie des 1. Garderegiment zu Fuß ein. Zu diesem Anlass verlieh ihm sein Vater den Stern des Schwarzen Adlerordens.
Im Neuen Palais wurde Wilhelm – wie alle Generationen vor ihm – als preußischer Prinz erzogen. Wilhelm aber fühlte sich in dieser Rolle gefangen und sperrte sich dagegen. Als er 1896 die Kadettenschule in Plön in Schleswig-Holstein besuchte, erfuhr er die Nachteile dieser einsamen Erziehung und musste kämpfen, um sich an das neue Regime anzupassen: »Ich war als junger Mensch sicherlich kein Musterjüngling für das Schaufenster eines Knabenpensionates.« (Er. 29) Letztendlich verließ er die Schule 1900 jedoch erfolgreich.
Wilhelm ist ein sportlicher Typ und locker. Darüber hinaus zeigt er eine bemerkenswerte Abneigung gegen das formelle Verhalten, das sich für einen preußischen Prinzen ziemte.
Die Hohenzollern-Prinzen wurden bereits mit 18 Jahren für volljährig erklärt, was im Rahmen einer offiziellen Zeremonie erfolgte. Wilhelms Volljährigkeitserklärung fand am 6. Mai 1900 statt, nachdem er im Februar seine Abiturprüfung bestanden hatte, und geschah unter anderem in Anwesenheit königlicher Delegationen aus Österreich, Italien, Spanien und England.
In Potsdam sollte er in nur neun Wochen einen Militärkurs absolvieren, der eigentlich auf neun Monate angelegt war – ein Ansatz, der Fragen aufwirft. Aber diese unbotmäßige Eile und Schludrigkeit der Ausbildung hat Wilhelms Begeisterung für das Regiment nicht beeinträchtigt. In seinen
Images
Abb. 1: Kronprinz Wilhelm in jungen Jahren, Postkarte um 1900.
Erinnerungen behauptet er, für seine Aufgabe als Offizier gut geeignet gewesen zu sein:
Ich wurde später als Leutnant und Zugführer der zweiten Kompanie zugeteilt, die mein Vater als junger Prinz befehligt hatte, und ich fühlte so: Du tust hier deine ersten Schritte auf einem Wege, der dich durch Lehrjahre hindurch zu großen Aufgaben führen soll. (Er. 33)

Im Ausland

Während seiner militärischen Ausbildung, mit 19 Jahren, reiste Wilhelm viel, um internationale oder oft auch familiäre Kontakte zu knüpfen bzw. zu pflegen. Sein Besuch bei Zar Nikolaus in Petersburg sollte die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland verbessern. Graf Waldersee schreibt über die Rolle dieser Reisen für die Entwicklung des Prinzen:
Der Kronprinz ist in Petersburg und soll seine Sache dort recht gut machen. Ich zweifle nicht daran, denn er hat bisher im Auslande überall sehr gefallen. Stets wird sein bescheidenes, dabei doch sicheres Auftreten und liebenswürdiges Wesen gelobt … die Hauptsache bleibt immer, daß der Kronprinz doch recht gute Fähigkeiten haben soll. Ich bin überzeugt, er lernt bei seinen Reisen durch Erweiterung seines Gesichtskreises mehr als in Bonn.2
Letzteres war sicherlich richtig, denn nach zwei Jahren, in denen seine Kommilitonen noch nicht die Hälfte des regulären Lehrplans absolviert haben, wird Wilhelm bereits der Abschluss ausgestellt, ohne dass dieser etwas Erwähnenswertes gelernt hätte. Einer seiner Lehrer, Professor Zorn, sagt sogar offen: »Die Berührung mit der Wissenschaft blieb doch nur Berührung […]. Keiner seiner Lehrer hat auf den Kronprinzen richtunggebend eingewirkt.«3

Beliebte Unterhaltung

Kronprinz Wilhelm mochte schöne Kleidung und stand gern im Mittelpunkt. Er kleidete sich gern in eng geschnittenen Uniformen nach der neuesten Mode und suchte die Gesellschaft schöner englischer Mädchen. Dieses Verhalten brachte ihm viele Freunde ein, die sich im Abglanz des mondänen Thronfolgers sonnen wollten, aber auch viele Feinde, die ihn deshalb für oberflächlich, leichtfertig und für eine so wichtige Funktion für völlig ungeeignet hielten. Von diesen Kritikern, auf deren Spott er immer zählen konnte, distanzierte sich Wilhelm offen. Auf jeden Fall störte ihn das nicht weiter: Häufig war er im Nachtleben zu sehen und er liebte die Operetten von Franz Lehár. Operetten wie Lehárs Die lustige Witwe oder Carl Millöckers Der Bettelstudent waren seiner musikalischen Vorliebe näher als klassische Komponisten. Populäre Unterhaltung – das war perfekt für ihn. Als fanatischer Sportler trat er mit und gegen Leute aus der Unterschicht an und wurde häufig für seine Besuche der ausverkauften Sechstagerennen Berlins verspottet, wo er inmitten der Menge die Radfahrer begeistert anfeuerte.
Mit seinen Besuchen des Berliner Renn-Ovals machte sich Wilhelm bei den einfachen Menschen beliebt, bei seinem Vater jedoch weniger. Die Gegner des Prinzen veranlassten, dass der Kaiser die entsprechenden Berichte zu sehen bekam, aber Wilhelm kümmerte sich nicht um seine Kritik. Er glaubte, dass es als zukünftiges Staatsoberhaupt seine Aufgabe sei, Menschen aller Art einander näher zu bringen:
Die sportliche Gemeinschaft ist wie kaum eine andere Grundlage geeignet, innere und äußere Schranken zwischen den gleichstrebenden Menschen aufzuheben, denn gerade bei Sport entscheidet ja nur die tatsächliche und jederzeit offenkundige Höchstleistung. Wer sie vollbringt – ob Junker, Kaufmann oder Fabrikarbeiter, ob Christ, ob Jude oder Muselmann – das ist gleichgültig. (Er. 37)

Reiten und Zeichnen

Wilhelms größt...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Einführung
  7. 1 Der Kronprinz, 1882–1918
  8. 2 Verbannung auf Wieringen, 1918–1923
  9. 3 Der Ex-Kronprinz, 1923–1951
  10. 4 Der Hohenzollern-Streit
  11. Unser letztes Wort
  12. Anmerkungen
  13. Quellenverzeichnis
  14. Abbildungsverzeichnis
  15. Namensregister