Erzherzogin Sophie
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Erzherzogin Sophie

Die starke Frau am Wiener Hof. Franz Josephs Mutter, Sisis Schwiegermutter

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Erzherzogin Sophie

Die starke Frau am Wiener Hof. Franz Josephs Mutter, Sisis Schwiegermutter

About this book

»Leider wird nicht von jenen, die mich kennen, Geschichte gemacht! Und es ist ein böses Gefühl, zu bedenken, dass selbst bis über das Grab hinaus die üble Nachrede dauert.«Man nannte Erzherzogin Sophie die heimliche Kaiserin, den bösen Geist und den einzigen Mann bei Hof, aber auch eine bigotte Frömmlerin und politische Intrigantin. Seit der »Sissi«-Filmtrilogie von Regisseur Ernst Marischka aus den 1950er-Jahren haftet ihr darüber hinaus der Ruf der bösen Schwiegermutter Kaiserin Elisabeths an. So entstand ein widersprüchliches, meist negatives Bild der intelligenten Frau.Dieses Buch zeichnet auf der Grundlage einer Fülle von Äußerungen Sophies, überliefert in ihren Tagebüchern und Briefen, und Mitteilungen ihrer Zeitgenossen ein neues Bild der Mutter Franz Josephs. Als überaus engagierte Mutter leitete sie die Erziehung des künftigen Kaisers Franz Joseph und wurde damit zur Weichenstellerin für seinen Charakter und sein Weltbild. Besuchen Sie auch die Website zum Buch: erzherzoginsophie.atMit zahlreichen Abbildungen

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Information

Year
2016
eBook ISBN
9783903083103

Die junge Mutter

Seuchenalarm

Völlig unbeschwert konnte Sophie die ersten Tage mit ihrem Kind nicht genießen, denn um die Zeit von Franz Josephs Geburt war in Wien die Cholera ausgebrochen. Kaiser Franz hatte zwar eine Kommission eingerichtet, um »mit allen Mitteln gegen die Cholera vorzukehren«, doch umsonst. Im August kam es zu ersten Todesfällen in der Stadt, und im September brach die Seuche mit aller Heftigkeit aus.
Die Schriftstellerin Karoline Pichler (1769–1843) berichtete: »In einer kalten Nacht ließ sich aus dem regnerischen Dunkel das Ungetüm auf die Stadt Wien, und zunächst auf das Schottenviertel herab. Eine große Anzahl von Menschen erkrankte plötzlich in dieser Gegend. Die Cholera war da! Ärzte und Priester, welche man berief, wussten nicht, zu wem sie am ersten eilen sollten. Die Wägen der ersten, die Glöcklein der letzten, welche die Sterbesakramente zu den Kranken trugen, die Leichenbesorger, welche nach den Sanitätsvorschriften nicht genug eilen konnten, die Toten fortzuschaffen, und aus Furcht vor Ansteckung vielleicht manchen kaum Erkalteten aus den Armen der Seinigen rissen, kreuzten sich auf den Straßen. – Schrecken, Bestürzung, Jammer herrschten in der sonst so lebensfrohen Hauptstadt, und in diesem Schrecken und Schmerz vergrößerte die Phantasie die an sich schon großen Übel noch um ein Beträchtliches.«
Die Hauptschuld an der Seuche trug die schlechte Qualität des Trinkwassers. In Wien und seinen Vorstädten gab es noch keine ausreichende Kanalisation, die Abwässer flossen direkt in die Flüsse, das Grundwasser war verseucht und somit auch die Hausbrunnen. Da man nicht wusste, wie man sich vor der Seuche schützen konnte, griff man zu allerlei absonderlichen Heilmitteln: Magenpflaster, die unter anderem Pfefferkörner enthielten, oder Kupfer-Zink-Plättchen, die man auf der Brust tragen sollte. Die Wohnungen wurden mit Chlor, Essig oder Wacholderbeeren ausgeräuchert, man aß kein Obst und Gemüse mehr, als besonders gefährlich galten ausgerechnet Gurken. Das war instinktiv jedoch richtig, denn der Choleraerreger kann besonders lange in Gemüse und Obst überleben, wie man heute weiß. Dafür stieg der Fleisch- und Weinkonsum enorm. Die Ärzte sahen überdies ein »ruhiges und furchtloses Gemüt« als besten Schutz gegen die Krankheit an, wogegen die »Irritation des Nervensystems« als besonders gefährlich galt. Doch wer konnte schon ruhig bleiben angesichts der vielen Toten?
Der Choleramann, Karikatur
Es wurden Notspitäler eingerichtet, unter anderem in den Apollosälen im heutigen 7. Bezirk. Wo man vor Kurzem noch Walzer getanzt hatte, wurde nun gestorben. Die ergriffenen Quarantänemaßnahmen erwiesen sich als völlig wirkungslos, woraufhin die hilflosen Ärzte verkündeten, die Krankheit wäre nicht ansteckend, sondern würde durch Miasmen, also üble Dünste, verursacht.
Franz Grillparzer schrieb: »Die Cholera ist in Wien. Als sie entfernt war, fürchtete man sich; als sie zögerte zu kommen, ward man leichtsinnig; als sie eintrat, und von einzelnen wenigen Erkrankungen mit einem ungeheuren Sprunge an einem Tage anderthalbhundert erkrankten und verhältnismäßig viele daran starben, und noch dazu fast alle aus den besseren Ständen, ward das Entsetzen allgemein.«

Das Gottheitel

Vor dem Hintergrund der Seuche verlief das Leben für Sophie einigermaßen normal weiter. Sie ging völlig in der Mutterrolle auf, überschüttete den kleinen Franz Joseph mit ihrer Liebe und nahm seiner Amme anfangs sogar zwei Mal täglich das Stillen ab, was für eine Frau ihres Standes ganz ungewöhnlich war. Doch nach drei Wochen war damit Schluss: Ihre Ärzte führten einen Durchfall des Neugeborenen darauf zurück.
Louise Sturmfeder kümmerte sich hingebungsvoll um Franz Joseph, weilte Tag und Nacht in seiner Nähe und richtete sich in seinem Zimmer, das neben dem seiner Mutter lag, einen Platz ein, wo sie hinter einem Paravent schlief. Auch jetzt bekam sie keine klaren Anweisungen, wie sie mit ihrem Schützling umzugehen hatte: »Gesagt hat mir niemand etwas, ich mache es, wie es mir gut dünkt, bis mir etwas anderes gesagt wird
Sophie war wegen der drei kleinen Wunden beunruhigt, die das Kind bei der Zangengeburt am Kopf davongetragen hatte. Sie waren nur oberflächlich und wären sicher rasch verheilt, hätte man sie nur einfach in Ruhe gelassen. Doch die vier Ärzte, die bei der Geburt zugegen gewesen waren, gaben sich gegenseitig die Schuld daran, begutachteten sie laufend und machten nasse Umschläge, sodass sie nicht abheilen konnten. Am 8. September, also fast drei Wochen nach der Geburt, war noch immer keine Besserung in Sicht, weswegen die Ärzte die Wunden mit Höllenstein behandelten, einem damals gängigen Antiseptikum, das höllisch schmerzte – daher der Name. Der Säugling schrie wie am Spieß, und Louise Sturmfeder war entsetzt: »Oft steht mir der Verstand still, wie man mit einem Kinde so umgehen kann.« Immerhin begannen die Wunden nun langsam zu verheilen.
Das erste Bild von Franz Joseph
Ruhe hatte Louise im Kinderzimmer keine, denn ständig kamen Leute, die das Baby sehen wollten: Kurz nach sechs Uhr morgens erschien meist schon der stolze Vater Franz Karl. Bei seinem ersten, nicht angekündigten frühen Besuch konnte sie sich, bekleidet nur mit dem Nachthemd, gerade noch hinter ihren Paravent flüchten. Nach dem Vater erschienen die vier Ärzte, um neun Uhr kamen Kaiser und Kaiserin sowie Sophies Mutter und ihre Schwester Marie. Dann brachte Louise den Säugling zu seiner Mutter, wo er bis nach Mittag blieb. Aber auch hier herrschte keine Ruhe, denn es waren ständig Hofdamen und Familienmitglieder da, die sich um das Kind scharten und sich gebärdeten, als hätten sie noch nie ein Baby gesehen. Sie beteten den Kleinen an und nannten ihn Gottheitel – was Sophie rasch abstellte. Das war nun doch zu viel.
Abends erschienen nochmals der Kaiser und danach die Ärzte, dann wurde das Baby wieder für einige Zeit zu Sophie gebracht. Oft kamen sogar noch in der Nacht Besucher ins Kinderzimmer, Louise kam kaum zum Schlafen, denn »es war beinahe gar kein Augenblick Ruhe in unserem Zimmer«. Man sollte denken, dass diese dauernde Unruhe der Kindesmutter bedenklich erschien, doch weit gefehlt: Sie förderte die allgemeine Aufmerksamkeit sogar noch und brachte den Kleinen täglich zum Kaiser, der sich hingebungsvoll mit seinem Enkel beschäftigte und ganz vernarrt in ihn war, da ihn dieser stets strahlend anlächelte. »Der Kleine macht ihn [den Kaiser], der an so viel Kummer und Sorgen und an so wenig Glück gewöhnt ist, so selig«, schrieb Sophie. Als ihm jedoch zu Ohren kam, dass Louise Sturmfeder den Kleinen als Prinz bezeichnete, bestand er darauf, ihn korrekt als Erzherzog zu bezeichnen.
Sophies Mutter und Schwester blieben noch bis zum 18. Oktober in Wien, dann mussten sie sich verabschieden, der Sommer war vorbei. Weinend stand Sophie am Fenster und sah ihnen nach. Baronin Sturmfeder riet ihr, ihren Sohn rasch in den Arm zu nehmen. Das half, und wenig später sah man die junge Mutter wieder lachen.
Am nächsten Tag verließ der ganze Hof Schönbrunn und übersiedelte in die Hofburg. Die Räume für das Kind lagen zwischen jenen seiner Eltern und Großeltern. Louise Sturmfeder schlief auch hier wieder in unmittelbarer Nähe des Säuglings, ebenso wie die Kinderfrau. In den beiden Räumen daneben waren die Amme, das Kindermädchen, ein Kammerweib und ein Extraweib untergebracht.

Der König von Ungarn

Am 28. September 1830 fand Ferdinands Krönung in Pressburg statt, er trug nun offiziell den Titel König von Ungarn und Kronprinz der übrigen kaiserlich österreichischen Staaten. Bedeutete schon dies eine herbe Enttäuschung für Sophie, so sollte es noch schlimmer kommen: Die Ärztekommission unter Baron Stifft bescheinigte dem mittlerweile immerhin 37-jährigen Ferdinand im Dezember 1830, er könne eine Ehe eingehen, ohne dabei sein Leben zu gefährden. Dies bedeutete die Möglichkeit von Nachkommen.
Nachdem Sophie also schon die Hoffnung verloren hatte, ihren Mann eines Tages auf dem Thron zu sehen, konnte dieser nun auch für ihren Sohn verloren sein. Nach außen bewahrte sie Haltung, wie Baronin Sturmfeder berichtete: »Die Art, wie sie eine Sache, die so großen Einfluss auf ihre Position in der Welt hat und vielleicht noch einen größeren auf das Schicksal ihres Kindes haben wird, nimmt, macht ihr große Ehre.« Aber in den Briefen an ihre Mutter gestand Sophie, wie schwer ihr Herz war und dass sie hoffe, dass ihrem »armen Franz Gerechtigkeit widerfahre, der durch diesen Wechsel der Positionen an Bedeutung verloren hätte«. Sie sprach mit den Ärzten, allen voran mit Stifft. Dieser versicherte ihr dienstbeflissen, dass Ferdinand zwar heiratsfähig sei, etwaigen Kindersegen schloss er hingegen entschieden aus.
In all dieser Unsicherheit hoffte die Erzherzogin, dass Kaiser Franz noch lange leben würde. Sein »Leben wäre nun wichtiger als je zuvor«, meinte sie in einem Brief an ihre Mutter, denn »ich wage nicht, die Möglichkeit einer Zukunft ohne ihn zu erwägen«.
Als Braut für den Thronfolger wurde die bedauernswerte Maria Anna von Savoyen (1803–1884) ausersehen. Sie war mit ihren 27 Jahren für die damalige Zeit schon recht alt für eine Braut. Dass sie nicht besonders hübsch war, störte angesichts des Bräutigams keineswegs.
Die Hochzeit fand am 12. Februar 1831, am Geburtstag von Kaiser Franz, per procurationem in Turin statt. Auf ihrer Reise nach Wien traf Maria Anna zum ersten Mal in der Nähe von Wiener Neustadt mit Ferdinand zusammen, was viel besser verlief, als man befürchtet hatte. Niemand wäre verwundert gewesen, hätte die Braut beim Anblick ihres Zukünftigen die Flucht ergriffen.
Sophie war bei Maria Annas Ankunft in Schönbrunn dabei und berichtete, die Prinzessin sei bleich wie ein Leintuch gewesen, mit zitternder Stimme und unsicherem Gang. Sie beschrieb ihrer Mutter das lange Gesicht Maria Annas, ihren schiefen Mund, die hässlichen Zähne und kritisierte ihre Kleidung. Aber immerhin habe Maria Anna schöne Augen und ein freundliches, einnehmendes Wesen. Die Italienerin schien fest entschlossen, mit der Situation zufrieden zu sein, aber ihre Augen füllten sich immer wieder mit Tränen, sie wirkte alles andere als glücklich.
Ihre Zwillingsschwester Maria Theresia (1803–1879), die Herzogin von Lucca, lebte glücklicherweise ebenfalls in Wien und konnte ihr zur Seite stehen.
Kaiser Franz verstand Sophies Angst, durch die neue Schwägerin an Ansehen einzubüßen, und versicherte ihr seine tiefe Zuneigung: »Bevor wir zur Tafel gingen, ging er mit mir in ein anderes Zimmer, und als wir dort waren, umarmte er mich und sagte, dass er mich sehr liebe und immer lieben werde. Aber jetzt ist die Königin [von Ungarn, Maria Anna] unter seinem Schutz und daher könne er nicht zeigen, dass er mich bevorzuge«, schreibt sie ihrer Mutter.
Maria Anna (Marianna) und Ferdinand
Am 27. Februar 1831 fand die offizielle Hochzeit in der Hofkapelle im kleinen Familienkreis statt. Warum die Trauung nicht wie sonst bei Habsburgerhochzeiten in der Hofpfarrkirche, der Augustinerkirche, stattfand, ist nicht bekannt. Möglicherweise wollte man in der Fastenzeit kein prunkvolles Fest feiern oder das Volk nicht besonders auf das seltsame Brautpaar aufmerksam machen. Murmelte doch sogar Kaiser Franz beim Anblick der Braut: »Dass Gott erbarme!«
Marianna, wie sie genannt wurde, ergab sich also in ihr Schicksal. Sophie meinte, »dass man dem Himmel nicht genug danken könnte für solch ein gutes und sanftes Wesen, das seine eigentlich trostlose Existenz mit so viel Ergebung und Gleichmut erträgt«. Sie begegnete ihrer neuen Schwägerin freundschaftlich, zumal sie wusste, dass Ferdinand seine Pflichten als Ehegatte vernachlässigte: »Ich glaube, wenn man ihm nicht sagte, er solle von seinem Gattenrecht Gebrauch machen, würde er niemals daran denken, es zu tun.«
Die Gefahr, dass das Paar Kinder haben würde, schien also gebannt. Sophie konnte aufatmen – ihr angebeteter Franz Joseph würde also doch eines Tages Kaiser sein.
Erstaunlicherweise wurde Ferdinands Ehe einigermaßen glücklich, auch wenn Marianna sicher mehr Krankenschwester als Ehefrau war. Aber die beiden hatten viele gemeinsame Interessen, wirkten karitativ und lebten bescheiden. Die Italienerin erwarb sich durch ihre Freundlichkeit viele Sympathien. So schrieb Freiherr Carl Friedrich Kühbeck (1780–1855) in sein Tagebuch: »Sie legte ihre klösterliche Schüchternheit ab und war bemüht, ihre natürliche Liebenswürdigkeit zu steigern und erwarb sich allgemeine Liebe und Bewunderung.«
Sophie hatte sich mit der neuen Situation abgefunden, doch was sie wirklich davon hielt, zeigte sie viel später in einer Äußerung gegenüber Melanie Metternich (1805–1854): »Was ich Ihrem Gatten vorwerfe, ist, dass er eine unmögliche Sache machen wollte: Die Monarchie ohne Kaiser zu führen und mit einem Trottel als Repräsentant der Krone.«

Mutterglück

Sophie schrieb ihrer Mutter detaillierte Briefe über den Alltag ihres Kleinen, sie beschrieb seine Kleidung, seine Nahrungsaufnahme, kleine Unpässlichkeiten, die erste Impfung gegen die Pocken im Dezember 1830, vor allem aber die Art, wie er seine Besucher verzückte und begeisterte. Er wurde herumgereicht wie ein Wanderpokal, und das schien ihm sogar noch zu gefallen. Er lachte alle fröhlich an, streckte ihnen seine Ärmchen entgegen und bezauberte mit seinem hübschen Aussehen. Er weinte kaum, und selbst wenn, dann war auch das entzückend. »Ich habe nicht bald ein so freundliches heiteres Kind gesehen!«, schrieb Sophie.
Sie achtete darauf, dass er immer besonders hübsch aussah: Eines Tages trug er ein rosa Kleidchen, ein Geschenk ihrer Mutter. Der Herzog von Reichstadt spottete, der Kleine sähe aus wie »Erdbeergefrorenes mit Rahm«. Auch Fränzchen kam ja regelmäßig vorbei, obwohl – wie Louise Sturmfeder bemerkte – er sich im Kinderzimmer nicht besonders amüsierte. Sophie sah das ganz anders: »Es ist ein hübscher Anblick, diesen jungen Mann anzusehen, wenn er meinen lieben Franzi in den Armen hält und mit ihm spielt. Reichstadt besucht ihn oft und lässt sich nach türkischer Art mit gekreuzten Beinen vor ihm nieder. Da wälzt er sich auf allen vieren zu ihm hin und legt mit einem einschmeichelnden Lächeln sein hübsches Köpfchen auf Reichstadts Fuß
Erzherzog Franz Karl liebte seinen kleinen Sohn abgöttisch: »Der liebe Gott hat meine Bitten erhört. Ich habe ihn so sehr gebeten, mir ein Kind zu gewähren«, sagte er zu Louise Sturmfeder. Manchmal schlief Franz Joseph, wenn sein Vater ihn besuchte. Dann stand dieser neben dem Bettchen und sah seinem Sohn beim Schlafen zu – niemals hätte er ihn geweckt. Dies wäre aber auch schwer möglich gewesen, denn schon der kleine Franz Joseph hatte einen »echt österreichischen Schlaf«, wie die Kaiserin treffend bemerkte. Franz Karl spielte jeden Tag mit ihm, sodass Sophie richtig eifersüchtig wurde, noch dazu, als der Kleine im März 1831 zu sprechen begann und sein erstes Wort »Papa« lautete. Erst zwei Wochen später kam das heißersehnte »Mama«.
Im Alter von drei Monaten erhielt Franz Joseph Hühnerbouillon mit Biskotten, was Sophies Mutter Karoline sehr erstaunte: »Keines meiner Kinder hat dies so früh gegessen...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Bildnachweis
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Kindheit und Jugendjahre
  7. Die ersten Jahre in Wien
  8. Die junge Mutter
  9. Der Wendepunkt
  10. Die Kaiserinmutter
  11. Die letzten Jahre
  12. Nachwort
  13. Anmerkungen
  14. Zeittafel
  15. Quellen- und Literaturverzeichnis
  16. Personenregister