Blog 1 vom 3. Oktober
WORTE: URGRUND ALLEN SEINS, MUTTER-VATER
Dieses traditionelle christliche Gebet, das uns von Jesus Christus vermittelt wurde, habe ich fĂŒr mich abgeĂ€ndert, indem ich so beginne: âUrgrund allen Seins, Mutter-Vater unserâ. Damit wird deutlich, dass hier jede geschlechtlich-spezifische Zuordnung irrellevant ist.
Der Umgang mit alten Texten und Gebeten ist mir aus dem buddhistischen Umfeld seit Jahrzehnten vertraut. Neu ist fĂŒr mich, mir einen Text aus dem christlichen Kontext - wie das uns von Jesus Christus vermittelte Gebet âVaterunserâ - zu erschlieĂen. Mit dem Wort âGebetâ hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten. Im katholischen Christentum aufgewachsen war mir zu viel Vorstellung damit verbunden wie âich klein da unten, du groĂ da obenâ. Heute bin ich damit entspannter, sehe ein Gebet als eine GesprĂ€chsgrundlage, die durchaus mit einer inneren Bitte verbunden sein kann. Es ist fĂŒr mich ein respektvolles AnknĂŒpfen an den âHimmelâ â mal ganz allgemein ausgedrĂŒckt.
Den Begriff âGottâ, die damit verbundenen zu vorgefassten Vorstellungen, verwende ich ungern. Das Gebet VATERUNSER vermag ich in Verbindung zu Jesus Christus zu beten - innerlich oder Worte aussprechend â gemeinsam mit ihm sozusagen. Gott - Gottvater sehe ich eher als der âUrgrund allen Seinsâ oder anders ausgedrĂŒckt als âursprĂŒngliches Licht und Liebeâ.
Materie, alles Feste, ist letztlich aus eben diesem Ur-Licht, aus dieser Ur-Liebe entstanden, hervorgegangen, geschaffen worden â ganz so wie man es ausdrĂŒcken mag. Letztlich ist davon nichts, auch nicht das klitzekleinste Teilchen beispielsweise einer PlastiktĂŒte von diesem Ur-Licht getrennt. In dieser Frage gibt es kein âEntweder Oderâ, sondern es gilt nur ein âAlles oder Nichtsâ.
MALEN â ZUFALL
Es gehört fĂŒr mich dazu, dass ich fĂŒr meine Projektarbeit VATER UNSER LAND auch zum Pinsel greife. Ich nehme mir also vorhandene Farben, dĂŒnne und dickere Pinsel. Als Grundlage will ich die RĂŒckseiten meiner Produktkarten nehmen, die sind sowieso ĂŒbrig und haben ein griffiges MaĂ von 10,5 x 10,5 cm. Um den Arbeitstisch zu schonen lege ich gelesene Zeitung drunter. BeschĂ€ftige mich damit, welches Rot nehme ich, mische ich? Wie deckend? Wo ist noch das Gold? Nach den Pinselstrichen fĂ€llt mir mein gemaltes Farbquadrat zusammen MIT der Unterlage auf. Dieser zufĂ€llige Hintergrund, auf dem meine gemalte FlĂ€che auf dem Schreibtisch der gezeichneten Figuren landet, finde ich nun wirklich spannend.
Links: Mein Vater, rechts: mit mir Mitte der 1970er Jahre.
VATER UNSER LAND Bild 2
IMPRESSIONEN DES 25. OKTOBER 2015
Duft: Bergamotte
Beate Nagel, Collage (2)
Blog 2 vom 25. Oktober
WORTE: UNSER
Wenn wir davon ausgehen, dass Gottvater der Vater - der âUrgund allen Seinsâ - aller Menschen ist, ganz gleich wie wir ihn nennen, so sind wir Menschen untereinander Geschwister. In der buddhistischen Vorstellung sieht man alle Wesen als âunsere MĂŒtterâ an, da wir in den unzĂ€hligen Leben / Inkarnationen uns gegenseitig Eltern waren. Ich persönlich nutze auch das Bild âalle Wesen, meine Kinderâ, hier springt fĂŒr mich noch etwas anderes an, eher ein GefĂŒhl von Verantwortung. Der heilige Franz von Assisi lebte in einem umfassenden Sinn diesen Geschwistergedanken. In seinem berĂŒhmten Sonnengesang spricht er von
âMutter Erde, Herrn Bruder Sonne (Christus), Schwester WasserâŠâ; so wird alles zu unserer Familie, auch die Elemente, die Erde, Tiere, Pflanzen. Es ist eine Sicht auf die Welt, die fĂŒr uns gerade elementar ist.
Und es ist ja so: Wenn wir mit allem durch den âUrgrund des Seinsâ â âGottvaterâ - verbunden sind, so sind wir auch auf eine ganz erstaunliche Weise miteinander vernetzt, vergeschwistert.
SONNENGESANG (AUSSCHNITT) (3)
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in groĂem Glanz
dein Sinnbild, o Höchster.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernÀhret und lenkt (trÀgt)
und vielfĂ€ltige FrĂŒchte hervorbringt und bunte Blumen und KrĂ€uter...
Unsere Talente sind vielfĂ€ltig verteilt. Wir sind so verschieden wie Geschwister in einer Familie, dennoch aus âeinem Stoff gemachtâ. Das kann man philosophisch betrachten und bio-chemisch: Die Natur produziert alles lebendig pflanzliche âMaterialâ (Materie) aus diesen wenigen Stoffen: Wasser (H2O) + Kohlendioxid (CO2) + Energie des Sonnenlichts + einigen Spurenstoffen des Bodens.
Meine Zeichnung, Grafik auf Ytongstein vom Bauschutt, nach dem Ă€ltesten, noch zu Lebzeiten, entstandene Bild des Hl. Franziskus von Assisi / Italien (1181 bis 1226) â Teil des ART PARFUM Kunstprojektes FRANCISCUS
VATER UNSER LAND Bild 3
IMPRESSIONEN DES 9. NOVEMBER 2015
Duft: Fichtennadeln
Beate Nagel, Collage (4)
Blog 3 vom 9. November
WORTE: IM HIMMEL
Im Himmel. Wo ist das? Ăber den Wolken, im Mond und in den Sternen, in entfernten Galaxien. Ja und ⊠der Himmel ist auch hier, bei mir, bei dir, direkt vor der Nasenspitze. Ja auch in mir, in dir, in jeder Zelle, in jedem Atom, Quarksteilchen ⊠letztlich gibt es keine Trennung. Wenn wir vom Himmel sprechen - oder anders ausgedrĂŒckt - vom Paradies, Nirwana - so ist dieser Raum, dieser Zustand ganz nah. Das empfinden wir natĂŒrlich meistens nicht so. Aber wir können uns darin âtrainierenâ wie ein Sportler seine Muskeln. Im Buddhismus handelt es sich hierbei um das Ăben der âreinen Sichtweiseâ: Ohne weltfremd zu sein oder allzu blauĂ€ugig konzentriert man sich auf das Positive beim GegenĂŒber.
Was bedeutet das fĂŒr mein Leben? Wir können lernen, uns auf Positives in unserem Leben zu konzentrieren. Wir alle kennen Zeitgenossen, die immer nur stöhnen, klagen, die Welt in schwarz-grauen Farben wahrnehmen. Mit einem solchen Menschen leben zu âmĂŒssenâ ist mehr als eine Herausforderung. Manche Menschen sitzen sprichwörtlich âim ButterfaĂâ und sind noch immer nicht zufrieden. Das MĂ€rchen vom Fischer und seiner Frau, die unersĂ€ttlich ist in ihrer Gier, bis sie wieder da sitzt wo sie zuvor saĂ - nur noch frustrierter -, zeigt diese Sicht auf das Leben recht deutlich: ein âmehr, mehr und noch mehrâ und nie zufrieden sein können.
Es gilt im Heute mit unseren vereinten KrĂ€ften dafĂŒr zu sorgen, dass wir das 21. Jahrhundert als ein gutes Jahrhundert unseren Nachfahren hinterlassen. Jeder ist dabei gefragt. Es fĂ€ngt immer bei mir selbst als erstes an⊠dann mag es weitere Kreise ziehen.
MALEN - SCHWARZ-ROT-GOLD
Schwarz-Rot-Gold male ich fĂŒr meinen Blogeintrag vom 9. November 2015 zusammen mit der Farbe des Duftes, den wir Deutsche ganz besonders lieben: die Farbe GrĂŒn, die Farbe eines Waldduftes.
Mein Farbquadrat pinsele ich auf einem Zeitungsabschnitt der an alle Haushalte kostenlos verteilten Sonderausgabe der BILD-ZEITUNG vom 1. Oktober 2015. (5) Es handelt sich um die RĂŒckenansicht von Veronica Ferres und Maria FurtwĂ€ngler wĂ€hrend der Aufnahmen fĂŒr diese Reportage des Fotografen Jimmy Nelson in einem deutschen Wald nahe MĂŒnchen. Ein heute noch immer recht typischer deutscher Wald mit den so dicht wachsenden Fichten.
VATER UNSER LAND Bild 4
IMPRESSIONEN DES 24. NOVEMBER 2015
Duft: Zitrone
Beate Nagel, Collage (6)
Blog 4 vom 24. November
WORTE: GEHE...