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Die Babenberger sind an allem Schuld
Aus Urwäldern schufen sie Österreich
- 304 pages
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About this book
Ein spannendes Leseabenteuer, die Frühgeschichte Österreichs in neuer humorvoller SichtWas wäre passiert, hätte der erste Babenberger dem Kaiser damals nicht sienen Bogen geliehen? Durch welche Zwistigkeiten wurde Österreich zum Herzogtum? Der Autor führt auf humorvolle Weise durch wichtige Daten und Ereignisse der Geschichte und porträtiert dabei nicht nur auf köstliche Weise die damals herrschenden Persönlichkeiten sondern auch anschaulich und facettenreich das Alltagsleben im Mittelalter.
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Information
Topic
StoriaSubtopic
Storia europeaMARKGRAF LEOPOLD III.
DER HEILIGE (1095–1136)
Der Heilige? Diesen Ehrennamen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Kaum ein anderer Herrscher kann sich dieses Prädikats rühmen. Es gab die Katholischen Könige in Spanien, nun ja, sie waren eben katholisch, aber heilig? Dieses Attribut hat nun ein Babenberger.
Der Markgraf war ein treuer Diener seines Herrn, des Kaisers Heinrich IV., auch wenn die Geschichte hie und da einen anderen Eindruck hinterlässt. Aber bei genauer Betrachtung des Geschehens war sein Tun doch redlich. Markgraf Leopold III., der seinem Vater – dieser fand seine letzte Ruhestätte in Gars am Kamp – 1095 nachfolgte und bis 1136 regierte, war nicht nur ein guter, gläubiger, strenger Christ, sondern auch ein tüchtiger Regent. Unter seiner Herrschaft war Österreich das bestregierte Land des Heiligen Römischen Reiches. Beteiligt an diesem Erfolg waren die Klöster nördlich der Alpen, die sich zu bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Zentren entwickeln konnten. Um die Klöster bildeten sich wirtschaftlich selbstständige Siedlungen, in der alle Arten von Handwerkern lebten und arbeiteten. Durch die rasch voranschreitenden Rodungen wurden große, freie Flächen geschaffen, die eine Möglichkeit der städtischen Ausbreitung oder der landwirtschaftlichen Nutzung boten. Die zögernde Entwicklung, aus einem Dörfchen ein Städtchen zu werden, nahm ihren Anfang.
Neben der inneren Schule für künftige Kleriker gab es eine äußere Schule für Laien. Alles wissen, alles können, das war die Stärke der Kirche, des dem Adel zur Seite stehenden Klerus. Das wertvollste Wissen jener Zeit war die Fähigkeit des Lesens und Schreibens. Eine unvorstellbare Macht und Überlegenheit, die auch reichlich ausgespielt wurde. Noch bis in die Barockzeit gab es weltliche Herrscher, die dieses Wissens nicht mächtig und dadurch dem Klerus ausgeliefert waren.
Erfindungsreichtum der Mönche
In jedem Kloster leben begabte, kreative Mönche, die durch die Ruhe und Abgeschiedenheit Zeit finden, über Wesentliches nachzudenken. Ein derartiger Gedankengang war, das Bier besser und schmackhafter zu brauen. Bier oder ein Vorläufer dieses Getränks hatten schon die alten Ägypter gekannt. Über die Jahrhunderte wurde die Kunst des Bierbrauens allmählich über Griechenland, Spanien und Gallien auch in den Norden gebracht. In deutschen Landen gab es angeblich Gambrinus, einen tüchtigen Mönch, der ein gut schmeckendes Bier braute, indem er Hopfen den anderen Köstlichkeiten zufügte. Nur zu verständlich, dass Gambrinus der Schutzpatron der Bierbrauer ist. Wie gesagt, in den Klöstern begann die Bierkultur, Patresbier, ein starkes, vollmundiges Bier, eben für die Patres, und das etwas schwächere Konventbier für das übrige Personal eines Klosters. Tja, Unterschiede müssen sein.
Und wenn von Kultur die Rede ist, sei der Benediktiner Guido von Arezzo erwähnt, der in eben dieser Stadt im 11. Jahrhundert geboren wurde. Der Ruf seiner Erfindung, die Fortschritte seiner Schüler waren so unüberhörbar, dass ihn Papst Johannes XIX. nach Rom einlud, um zu erfahren, durch welches Geheimnis seine Schüler so schnell Choräle oder Messen erlernen konnten. Die Notenlinien und die unterschiedlichen Zeichen darauf oder dazwischen ergaben eine neue Schrift, die der Musikwelt ein neues Zeitalter eröffnete.
Nicht nur zum Erlernen und Üben der sakralen Musik hatten die Noten einen unvorstellbaren Vorteil, sondern auch um all diese wertvollen Werke nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. »Wenn der Mensch die Musik nicht im Gedächtnis behält, ist sie verloren, denn man kann sie nicht niederschreiben.« Dies schrieb der Bischof von Sevilla bekümmert an einen Freund.
Guido von Arezzo wurde bereits früher im Zusammenhang mit Papst Nikolaus II. erwähnt. Jetzt wird Johannes XIX. als Gesprächspartner genannt, also was stimmt? Es stimmt, dass im 11. Jahrhundert 25 Päpste auf dem Stuhl Petri saßen und daher einige Daten nicht genau verbürgt sind. Bedenkt man, dass Johannes und Nikolaus ihr Pontifikat innerhalb von 30 Jahren ausübten, ist eine Unsicherheit in der Zeitbestimmung eine plausible Erklärung. Auch über Guido von Arezzo sind nur vage Jahreszahlen bekannt.
Denkt man heute an die Orgel, so wird kaum jemand diese in Verbindung mit der Panflöte bringen. Aber es waren die Griechen, oder besser gesagt ein Grieche, Ktesibios von Alexandria, der um 270 v. Chr. eine mechanische Panflöte mit 19 Pfeifen baute. Das technische Wunderwerk war eine Sensation, die in Byzanz im 2. nachchristlichem Jahrhundert mit Hilfe eines Blasebalgs weiterentwickelt wurde. Im Jahr 757 brachten byzantinische Gesandte des Kaisers Konstantin V. ein fast schon Orgel zu nennendes Instrument als Geschenk an den Hof des Frankenkönigs Pippin III. Ein Instrument dieser Art war für die Kirche von größter Bedeutung, konnte man doch die Pfeifen erweitern, den Klang durch einen stärkeren Blasebalg verstärken, sodass die Lobpreisung Gottes weithin hörbar war.
Und noch eine Schriftart sei erwähnt: Die Glasmalerei, die Schrift der Analphabeten. Man nimmt an, dass durch das Mosaik die Idee zur Bemalung von Glas oder das Zusammenfügen farbiger Glasstücke geboren wurde. Die ältesten Glasgemälde sind tatsächlich reine Glasmosaike, die durch Bleifassung zusammengehalten wurden. Im bayerischen Kloster Tegernsee lebte im 11. Jahrhundert ein Mönch namens Werinther, der als Glasmaler erstmals genannt wurde. Diese These ist nicht ganz gesichert, denn ebenso Anspruch erhebt ein französisches Kloster mit dem dazugehörigen Mönch als Wiege der Glasmalerei zu gelten.
Schon der römische Schriftsteller Seneca, der um Christi Geburt lebte, stellte fest, dass ein Gegenstand, den man durch eine mit Wasser gefüllte Glaskugel betrachtet, vergrößert erscheint. Die Kugel bildet eine konvexe Linse, das erkannten auch im 11. Jahrhundert die Chinesen und im 13. Jahrhundert die Italiener. In der Ruhe und Abgeschiedenheit des Klosters konnte nach vielen Versuchen geschliffenes Glas hergestellt und daraus Brillen für Patres und Mönche erzeugt werden, die an Altersweitsichtigkeit litten.
Die Zeit war schon immer ein bestimmender Faktor aller Menschen. 3000 v. Chr. war in Babylon bereits eine Sonnenuhr bekannt. Es gab keine Terminschwierigkeiten, denn die Sonne wurde dort kaum durch Wolken getrübt. Aber wo viel Wasser und weniger Sonne zur Verfügung steht, entwickelten findige Menschen die Wasseruhr. Und in Ländern, wo das Wasser im Winter gefriert, baute man Sanduhren. Der Zeitmesser, der heute noch Gültigkeit hat, ist die mechanische Uhr. Die älteste uns bekannte Räderuhr, mit Gewichten und Balkenunruh, wurde 1309 in Mailand in der Basilika S. Eustorgio angebracht. Sicher war eine ganze Gruppe von Mönchen für die Erfindung dieses modernen Zeitmessers zuständig. Um 1344 erhielt der Palazzo del Capitano in Padua eine öffentliche Uhr, die von den Bürgern gesehen werden konnte. Jetzt erst, mit der Erfindung der Uhr, wurde der Zeitbegriff ein wichtiges Element im Alltag des Menschen.
Nachdem bisher ausschließlich friedliche Schöpfungen besprochen wurden, dürfen die kriegerischen nicht fehlen. Und wieder war es ein Mönch, Berthold Schwarz aus Konstanz, der im 14. Jahrhundert eine todbringende Mixtur erfand. Man nehme: Salpeter, Schwefel und Holzkohle im richtigen Verhältnis, um unter Donnergetöse und starker Qualmentwicklung feindliche Truppen zu vernichten. Zur Entschuldigung des »schwarzen Berthold« muss hinzugefügt werden, dass wieder einmal die Chinesen weit voraus waren.
Auch bei profaneren Dingen leisteten die Mönche Vorbildwirkung. Jede Menge Grünzeug kam aus dem Orient, Gemüse, Spinat und Salate, die zuerst in Klostergärten eine neue Heimat fanden. Unterschiedlich zubereitet, bereicherten sie wohltuend den eintönigen Speiseplan.
Internationale Nachrichten aus dem Heiligen Land
Nachdem um 700 n. Chr. die muslimischen Araber mit Feuer und Schwert um die Welt galoppierten, um das Wort Allahs zu verkünden, begannen für Südeuropa wieder einmal unruhige Zeiten. Von der Arabischen Halbinsel über Palästina, durch Ägypten, entlang der nordafrikanischen Küste fielen sie in Spanien ein, besetzten einen Großteil davon und gründeten das Königreich Cordoba. Damit war auch die Sicherheit der Pilgerwege zum Heiligen Grab nicht mehr gewährleistet. Seit Jahrhunderten galt eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, an die heiligen Stätten von Jerusalem, als besonderer Bußgang, da Gefahren und Strapazen die erhoffte Vergebung näher rücken ließen.
Eine Welle der Empörung schlug über unserer ach so christlichen Welt zusammen, denn eine andere Lehre als die christliche war undenkbar. Die Kriege, die Verwüstungen durch die muslimischen Reiterhorden waren schrecklich und verbreiteten Entsetzen und Furcht. Niemandem war bewusst, dass vor einigen Jahrhunderten die Christianisierung den gleichen Weg gegangen war. Nachdem dieses Geschehen Generationen zurücklag, jegliche Art von Erinnerungshilfen fehlten und dies der katholischen Kirche von Nutzen war, gab es auch keinen Zweifel an dem ewigen Bestand der Christenheit, einer schon immer befolgten Glaubensrichtung.
Mit einem Wort, Palästina war nun in Händen der Muslime und die Pilgerwege waren unterbrochen. Immer wieder erzählte man von den Einfällen neuer, fremder Völker, nie erwähnte man die Flut der Flüchtlinge, die von den Eindringlingen vor sich her getrieben wurden. Nicht nur ein Volk oder ein Stamm flüchtete von den Höfen, nein, es waren Völkerschaften, unzählige arme Menschen, die aber in ihrer Not nicht viel menschlicher einfielen als die Stürmer. Bei Erwägung all dieser Faktoren kam Rom zu dem Schluss, dass da etwas geschehen müsse. Eine religiöse Strömung kam in Bewegung, die zu den Kreuzzügen führte.
Geschäftssinn und tiefe Gläubigkeit schließen einander nicht aus, dieser Meinung war auch Markgraf Leopold. Der Babenberger war zu sehr mit seinem Land beschäftigt, um dieser neuen Bewegung von Anfang an ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. »Der Heilige« nahm zwar an keinem Kreuzzug teil, verdiente aber eine Menge Geld daran, da all diese Heere aus ganz Europa größtenteils durch Österreich ziehen mussten. Eine Geschichte erzählt zum Beispiel über das dreiwöchige Lagern eines Kreuzfahrerheers bei Wien, da der ungarische König schrecklich lange zauderte, die Durchreise eines derart gewaltigen Heerhaufens zu genehmigen. Das Ganze hatte nämlich einen angenehmen Nebeneffekt, denn der ungarische König und Leopold III. waren verschwägert und die durchziehenden Heere mussten für Kost und Quartier selbst aufkommen: kein schlechtes Geschäft.
Lasterhaftes Leben überall
Der Investiturstreit bedrückte nicht nur Markgraf Leopold, es war eine psychologische Katastrophe. Gegenkönige, Gegenpäpste, Absetzungen, mit dem Bann Belegte, Unterwerfungen, Begnadigungen, das waren die Probleme und Sorgen dieser Epoche, über Jahrzehnte. Kein Fürst, kein Graf kannte sich mehr aus.
Kaiser Heinrich IV. wollte und wollte einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass ein neuer Wind blies, eine neue Zeit angebrochen war. Selbstverständlich befürwortete Markgraf Leopold sehr gehorsam die Reformbestrebungen, sicherlich nur halbherzig, da auch er, so wie alle anderen, viel zu verlieren hatte. Tatsache war, dass bei aller Frömmigkeit Geschäft immer noch Geschäft bleibt.
Auch in Österreich war man in diesen Fragen nicht zimperlich, zu schön war bis dato nicht nur das Klosterleben, sondern auch die Verständigung verwandter geistlicher und weltlicher Herren in schwierigen Fragen. Aber Bischof Altmann von Passau, der ein eifriger Reformer war, schrieb viele Seiten über das Laster in den Klöstern und die Schwierigkeiten, diese zu beseitigen. Wie Bischof Altmann festhielt, sollen es die Mönche in St. Pölten trotz der in Bewegung befindlichen Reformen besonders arg getrieben haben. Dort waren die Geistlichen der Trunkenheit, Gefräßigkeit und Ausschweifung so sehr verfallen, dass sogar an manchen Tagen weder an Arbeit noch an Gebet gedacht wurde. Erwachte man frühmorgens, überzeugte ein Griff neben sich, dass da noch immer ein herrliches Weib lag. Mit der Erkenntnis, dass morgen auch noch ein Tag sei, setzte man sich über weitere Kleinigkeiten hinweg und genoss die Stunden der Herrlichkeit. Manchmal kam es auch vor, dass man am Tag brav betete, scheinbar der Arbeit nachging und kein Weib sichtbar war, doch mit Einbruch der Dämmerung ging ein seltsamer Wandel vor sich. Die Frauen, die Weiber kamen angelaufen und das Hallo war dementsprechend. Es wurde gebechert und gevöllert, und nicht nur das. Um dieses zauberhafte Leben finanzieren zu können, wurde veräußert, was nicht niet- und nagelfest war. Als Bischof Altmann diese Lasterhöhle ausräumte und gottesfürchtige Männer einsetzte, drangen die »Brüder« nach einigen Tagen mit Waffengewalt in das Kloster ein, vertrieben die braven, hastig betenden Mönche und traten die Kellertüre auf, um zum Wein zu gelangen. Jetzt bekam das Leben wieder Farbe und der Wein floss zügig durch die Kehlen, und wie in früheren Zeiten wurden liederlichen Liedern und anderen Schandtaten gefrönt.
Ehrenwerte Glaubensbrüder
Es ist interessant, über das Leben des Bischofs Altmann von Passau in der »Vita Altmanni« mehr zu erfahren. Als jugendlicher Studiosus in Gesellschaft zweier Kollegen, Gebhard und Adalbero, unterwegs, überlegten die drei, was alles zu verändern sei, sollten sie einmal Bischöfe werden. Und wie das Leben so spielt, wurden alle drei Bischöfe. Altmann, der das Stift Göttweig gründete, wurde Bischof von Passau, Gebhard wurde Bischof von Salzburg und Adalbero Bischof von Würzburg. Sie hatten tatsächlich viel zu tun und zu reformieren in diesen wild bewegten Zeiten. Nach ihrem gottesfürchtigen, bewegten Leben fanden die drei Kirchenfürsten mit den Segnungen der Kirche bedacht in ihren Klöstern die letzte Ruhestätte: Bischof Altmann in seinem auf dem Berg errichteten Stift Göttweig, Bischof Gebhard in dem von ihm gegründeten Kloster Admont und letztendlich Bischof Adalbero im neu entstandenen Stift Lambach.
Ebenso wurde das für die Babenberger so wichtige Kanonikerstift Melk in den Wirren des Investiturstreits reformiert und in ein Benediktinerstift umgewandelt.
Lambach, ein Zentrum reformgesinnter Mönche, schuf in vielen Klöstern Ordnung und versorgte auch Melk mit Mönchen. Man merkte es kaum, aber überall setzte sich, wenn auch mit kleinen Schritten, die Reformbewegung durch.
Einmal die Reformen, einmal die Muslime, jetzt sind wieder die Ungarn dran, die mit überschwänglicher Begeisterung mal hier und mal dort ohne Blut und Feuer zu scheuen einfallen, um leichte Beute zu machen. König Heinrich V., der Sohn des Kaisers, erhält den Auftrag, dem wilden magyarischen Treiben Einhalt zu gebieten und den Burschen wieder einmal eine Zurechtweisung zu erteilen. Also wird ein Feldzug gegen die Ungarn vorbereitet und Wien als günstiger Sammel- und Startplatz auserkoren. Man kann ohne weiteres annehmen, dass bei dieser Gelegenheit König Heinrich alle in der Markgrafschaft noch vorhandenen Reichsrechte und -güter an Leopold übergibt. Diese freundschaftlichen Bande sollten bald Nutzen bringen, denn sein Vater Kaiser Heinrich IV. liegt wie erwähnt im ewigen Hader mit Papst, Gott und der Welt. Zurzeit kämpft er gegen seinen Sohn Konrad, der den eigensinnigen, alternden Vater absetzen will. Der Sohn wird gefangen genommen und stirbt in der Haft. Sein zweiter Sohn, König Heinrich V., hat nach dem Kriegszug gegen die Ungarn die gleichen Gedanken wie sein Bruder, aber seine Handlungen sind wohlüberlegt. Er sammelt ein papsttreues Heer und zieht los, um seinen Vater in einer Schlacht zu entmachten. Die Heere ordnen sich, auf der Seite des Kaisers stehen Markgraf Leopold III. und der Böhmenherzog, sein Schwager.
Sohn und Vater trennt die Regen, ein kleines Flüsschen, das sich am nächsten Tag, dem Tag der Schlacht, rot färben wird. Doch das Leben sorgt immer für Überraschungen. Bei Einbruch der Dämmerung gleitet ein kleines Boot über die Regen, setzt am Ufer auf und ein junger, schlanker Mann springt auf den knirschenden Kies, um in das Lager des Markgrafen zu eilen. Es ist nicht leicht, an den Wachen vorbei zu kommen, aber ein Königssohn? Seit frühester Jugend in Taktik und Kampf geübt, schafft er das schier Unmögliche.
Da weicht Herzog Leopold überrascht einen Schritt zurück, als König Heinrich V. ohne Vorwarnung und ganz alleine vor ihm steht, die Hand am Degen. Nach der ersten Überraschung kommt der König zur Sache. Er schlägt dem Markgrafen folgendes Geschäft vor: Leopold III. läuft mit seinem Heer und den Böhmen zum Sohn über, um den Vater zu schlagen. Als Lohn bekommt er Heinrichs Schwester Agnes zur Frau, die seit über neun Monaten Witwe, sehr vermögend, sehr schön, sehr gescheit und sehr fruchtbar ist. Nichts steht einer Vermählung im Wege, wenn der Markgraf zustimmt. Eine Miniatur gleitet in die Hand des Babenbergers, um den Markgrafen stets an den Liebreiz der verwitweten Agnes zu erinnern. »Und noch eins«, spricht der König, »vergesst nicht, dass Ihr der Schwiegersohn eines Kaisers und der Schwager eines Kaisers werdet«. Dieses Angebot zeigt Wirkung und Markgraf Leopold muss nur kurz nachdenken, um zu folgendem Schluss zu kommen: Man kann nicht unbedingt auf der Seite eines wieder einmal exkommunizierten Kaisers kämpfen, klar.
Eigentlich unverantwortlich, den kommenden Kaiser zu vergrämen, irgendwann wird die Kaiserwürde dem Sohn zufallen. Meine eigene Macht kann ich dadurch sicher vergrößern, denn meine Wünsche, die der junge König noch nicht kennt, kann er später nur ungut ablehnen, wir sind verschwägert. Aber vor allem bin ich ein guter Christ, weil ich ein Blutbad zwischen Vater und Sohn verhindere. Aber, ich laufe nicht über, ich bin kein Verräter, ich ziehe ab, mit den Böhmen.
Das waren des Leopold hehre Gedanken, die er nicht aussprach, bis auf den letzten Satz. »Jawohl, ich laufe nicht über, ich bin kein Verräter, ich ziehe ab, mit meinem Schwager Böhmen. Der Kaiser steht alleine da und kann keine Schlacht schlagen, nur abziehen.«
Am nächsten Tag si...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- DANKSAGUNG
- INHALT
- Sind die Babenberger an allem schuld?
- Markgraf Leopold I. der Erlauchte (976–994)
- Markgraf Heinrich I. der Starke (994–1018)
- Markgraf Adalbert der Siegreiche (1018–1055)
- Markgraf Ernst der Tapfere (1055–1075)
- Markgraf Leopold II. der Schöne (1075–1095)
- Markgraf Leopold III. der Heilige (1095–1136)
- Markgraf Leopold IV. der Freigebige (1136–1141)
- Markgraf Heinrich II. Jasomirgott (1141–1177)
- Herzog Leopold V. der Tugendreiche (1177–1194)
- Herzog Friedrich I. der Katholische (1195–1198)
- Herzog Leopold VI. der Glorreiche (1198–1230)
- Herzog Friedrich II. der Streitbare (1230–1246)
- Přzemysl Ottokar, Prinz von Böhmen (1251)
- Stammbaum der regierenden Babenberger