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eBook - ePub
About this book
"Da war ein Traum, und was fĂŒr einer! Es war der Traum meines GroĂvaters Francesco, als er illycaffĂš grĂŒndete, der Traum, den besten Kaffee der Welt anzubieten."Die Erfolgsgeschichte von illycaffĂš: Das traditionsreiche Familienunternehmen mit Wurzeln in der österreichisch-ungarischen Monarchie ist heute in ĂŒber 140 LĂ€ndern prĂ€sent. Firmenchef Andrea Illy erzĂ€hlt voll Leidenschaft von der Geschichte und der Philosophie des Kaffeeimperiums.
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Information

MEIN ERSTER KAFFEE
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich meinen ersten Kaffee getrunken habe. Die KĂŒche war mit Sonnenlicht durchflutet. Ich hatte noch nie zuvor so intensives Licht gesehen. Ich war etwa vier Jahre alt und sah zu, wie meine Mutter mit unserer groĂen KaffeemĂŒhle Kaffeebohnen mahlte. Das sperrige GerĂ€t machte ein metallisches und zugleich fröhliches GerĂ€usch. Es war auĂer meiner Reichweite auf einem MöbelstĂŒck und fĂŒllte das Haus mit einem Duft, der mir schon damals wie der beste Geruch der Welt vorkam.
Damals dauerte es eine Dreiviertelstunde, manchmal sogar eine ganze Stunde, um eine gute Tasse Kaffee zuzubereiten. Es war ein komplexer und heikler Vorgang, ein Ritual. FĂŒr mich waren es magische Momente, und die Zeit verging in einem Wimpernschlag, wĂ€hrend ich auf die Erlaubnis wartete, den Kaffee zu kosten. Meine Mutter wog die Kaffeebohnen auf einer kleinen Waage. Dann mahlte sie diese und untersuchte das Ergebnis grĂŒndlich. Danach warf sie oft alles weg und begann von Neuem. Diese Ă€lteren KaffeemĂŒhlen produzierten nie richtig fein gemahlenes Kaffeepulver. Sie konnte es mit einem kurzen Blick bewerten. Daher nannte ich sie »die Ingenieurin«. FĂŒr mich war es so, als ob sie eine unglaublich schwierige Aufgabe bewĂ€ltigte, die viel Aufmerksamkeit und PrĂ€zision erforderte, und Messungen, die fĂŒr mich unbegreiflich waren. Erst spĂ€ter verstand ich, wie grundlegend das war, um die QualitĂ€t zu erreichen, die meine Mutter anstrebte und die ihr Elixier zum begehrtesten GetrĂ€nk in unserer Familie machte.
Endlich gab es an diesem sonnigen Nachmittag ein paar kleine Löffel Kaffee fĂŒr mich. Als der Moment gekommen war, brachte ich sie vorsichtig an meine Lippen, sodass kein Tropfen verloren ging. Wenn ich an diesen Moment zurĂŒckdenke, erinnere ich mich noch daran, wie ich die aromatische, bittere FlĂŒssigkeit genossen habe. Ich schloss meine Augen und spĂŒrte, wie Tausende mir unbekannte Aromen von weit entfernten, exotischen Orten durch meinen Mund tanzten, und ich fragte mich, ob ich sie jemals besuchen wĂŒrde. Ich stellte mir gerne vor, dass mich jeder Löffel an einen anderen Ort brachte, und ich weiĂ noch ganz genau, dass meine Mutter vor mir stand, als ich nach diesen flĂŒchtigen Gedankenreisen meine Augen öffnete. Sie lĂ€chelte mir zu und gab mir das GefĂŒhl, fĂŒr immer sicher zu sein.
Ich glaube, dass es dieser Moment war, in dem »schön« und »gut« fĂŒr mich zu einem einzigen GefĂŒhl verschmolzen. Zum ersten Mal hatte ich den verschwommenen und zugleich intensiven Eindruck, dass Kaffee möglicherweise mehr sei als ein kochend heiĂes, köstliches GetrĂ€nk aus fernen LĂ€ndern. Es war etwas, das meinem Leben einen Sinn verleihen wĂŒrde. Als ich in der KĂŒche neben meiner Mutter am Kaffee nippte, schmeckte er wie der Traum von einer perfekten Welt. Seitdem versuche ich, diesen Traum in und durch Kaffee zu verwirklichen, den Traum von einer Welt, die gerecht, schön und gut ist, in der der Duft von Kaffee ein Symbol von Harmonie ist. An diesem Tag erwachte in mir eine Passion, die bis heute meine Arbeit beeinflusst: den Traum wahr werden zu lassen.
DER STOFF, AUS DEM DIE TRĂUME SIND
Doch was ist ein Traum? FĂŒr unsere Vorfahren waren die Visionen in unserer Tiefschlafphase göttliche Botschaften. Heute nennen wir sie TrĂ€ume und sehen sie als Ergebnisse psychischer Prozesse. Laut Freud sind sie Zeichen unterbewusster geistiger TĂ€tigkeit, die dazu dient, unser Verlangen zu erfĂŒllen. Doch aus philosophischer Sicht gab es immer nur eine Frage: Wie kann man TrĂ€ume von der RealitĂ€t unterscheiden? Platon schrieb in seinem Werk Theaitetos, dass TrĂ€umen nicht weniger real sei als das wahre Leben und dass »die Ăhnlichkeit der beiden ZustĂ€nde erstaunlich« sei. Auch fĂŒr Schopenhauer sind TrĂ€ume und das Leben »Seiten aus demselben Buch«.
Dies sind die Ideen, die mich inspirierten: TrĂ€ume sind nicht weit entfernt und unerreichbar, sondern ein anderer Aspekt der RealitĂ€t. Auch das kognitive Modell scheint TrĂ€ume und RealitĂ€t als zwei verschiedene Erkenntnisquellen zu sehen und nicht mehr als GegensĂ€tze. Beide sind als Ganzes funktionelle Teile des Geistes. TagtrĂ€ume sind und bleiben von Vorstellungskraft genĂ€hrt. Sie dienen dazu, SehnsĂŒchte zu erfĂŒllen, und sind daher dazu bestimmt, Wohlbefinden, Freude und Schönheit zu kreieren, in einem Wort: GlĂŒck, und zwar dasselbe GlĂŒck, das man durch den Geschmack und die Schönheit von Kaffee empfinden kann. Jede einzelne Tasse enthĂ€lt eine ganze Welt. Kaffee ist mehr als ein ausgereiftes und köstliches Produkt, er zeugt von einer ganzen Kultur oder besser noch â von vielen kombinierten Kulturen. Er verströmt den Duft und die Exotik seines wunderbaren Herkunftsortes. Er zeugt von einem Jahrtausend voller Geschichte, Geografie, Kunst und von Familien von Tausenden von Menschen, ja von gesamten Nationen. Ein Kaffee enthĂ€lt etwa 1000 Aromastoffe und fĂŒnfhundert andere Substanzen. Er wird in ĂŒber siebzig verschiedenen LĂ€ndern hergestellt und gibt etwa hundert Millionen Menschen weltweit und fĂŒnfundzwanzig Millionen Familien allein in den HerstellerlĂ€ndern Arbeit (Quelle: ICO). Kaffee ist ein komplexes GetrĂ€nk, das unglaublichste der Welt. Besonders Espresso basiert auf einer Art Equilibrium, das durch einen kritischen Punkt reguliert wird. Er ist ein echtes Unikat unter den GetrĂ€nken.
Ein gut zubereiteter Espresso ist ein wahres Meisterwerk. Ich glaube nicht, dass man es anders beschreiben kann. Kein anderes Produkt auf unserem Tisch ist so komplex und so schwierig zuzubereiten, auch wenn wir es möglicherweise als alltĂ€gliche und beinahe banale TĂ€tigkeit ansehen. Doch das wirklich Wunderbare am Kaffee ist, dass wir beim GenieĂen all das vergessen und einfach die Energie und die Inspiration, die er entfacht, genieĂen können.
TRAUMHĂNDLER
Kaffee ist zweifelsohne ein GetrĂ€nk der TrĂ€ume, und das nicht nur, weil er so köstlich ist und von auĂerordentlich schönen Orten kommt. Seit ĂŒber tausend Jahren inspiriert er die KreativitĂ€t der besten Köpfe. Einer davon ist Baba Budan, dessen Geschichte mir mein Vater erzĂ€hlt hat. Im 17. Jahrhundert hĂŒteten Jemen und Ăthiopien eifersĂŒchtig ihre gut ausgebaute Kaffeeproduktion und wollten ihr Monopol aufrechterhalten, um ihren bereits blĂŒhenden Handel mit Europa zu kontrollieren. Etwa ein Jahrhundert lang konnten sie verhindern, dass die fruchtbaren Kaffeekirschen ihre LĂ€nder verlieĂen, indem sie diese so lange kochten, bis sie unfruchtbar waren. Im Jemen wurde zusĂ€tzlich jeder enthauptet, der versuchte, sie zu exportieren. Im Jahr 1670 schaffte es jedoch Baba Budan, einer der zahlreichen Pilger, die jedes Jahr nach Mekka reisten, durch eine List und unter Einsatz seines Lebens, einige Kaffeekirschen ĂŒber die Grenze zu schmuggeln und nach Indien zu bringen. Er schluckte sieben rote Kaffeebohnen und pflanzte sie, nachdem er sie wiedererlangt hatte, in SĂŒdindien an den HĂ€ngen von Chikmalagur im Bundesstaat Karnataka ein. Seitdem verbreitete sich Kaffee auch erfolgreich in Indonesien, zuerst auf der Insel Java und dann auf Celebres, Sumatra und Timor. Baba Budans Geste wurde so gewĂŒrdigt, dass er sogar heiliggesprochen wurde und das gesamte Gebiet, in dem er die Kaffeebohnen angepflanzt hatte, nach ihm benannt wurde: Baba Budan Giri. Heute ist es eine PilgerstĂ€tte und wird sowohl von Hindus als auch von Muslimen verehrt, was wirklich ein seltenes PhĂ€nomen ist.
Eine weitere beispielhafte Geschichte erzĂ€hlt, wie Kaffee in die französischen Kolonien Martinique, Guadeloupe und Santo Domingo kam. Dies war dem ĂŒberaus genialen Geist von Gabriel de Clieu (1687â1774) zu verdanken, der Guadeloupe beinahe zwanzig Jahre lang regierte. Laut dem Bericht, den er in den AnnĂ©e littĂ©raire im Jahr 1774 veröffentlichte, transportierte de Clieu eine oder mehrere Kaffeepflanzen, die die französische Regierung von Holland geschenkt bekommen hatte, nach Martinique. Laut anderen Quellen hatte er die Pflanzen aus dem Land geschmuggelt. WĂ€hrend der langen Ăberquerung des Atlantiks hatte er sogar seinen dĂŒrftigen Trinkwasservorrat mit ihnen geteilt, um sicherzustellen, dass sie ĂŒberleben wĂŒrden.
Hinter der Ankunft des Kaffees in Brasilien im Jahr 1727 scheint eine Liebesgeschichte zu stecken. Der Vizekönig Brasiliens hatte Francisco de Melo Palheta mit der Aufgabe betraut, ihm einige der kostbaren Samen aus Guyana zu bringen, wo sie eifersĂŒchtig gehĂŒtet wurden. Laut einer Geschichte erhielt er sie durch sein diplomatisches Geschick und aufgrund des ausgezeichneten Eindrucks, den er auf den Herrscher des Landes gemacht hatte. Eine andere Geschichte erzĂ€hlt, dass sich der Herrscher weigerte, ihm die Samen zu geben, und dass sich alles ganz anders abspielte. Laut dieser Version erhielt Francisco die Samen aufgrund seines Charmes: Es scheint, als ob sich die Frau des Herrschers in Francisco verliebt hatte. Da sie wusste, wie wichtig ihm die Samen waren, versteckte sie sie in einem BlumenstrauĂ, den sie ihm vor seiner Abreise gab. Die Keime dieser Saat des Verrats trugen nicht sofort FrĂŒchte. Der Anbau begann in Brasilien erst zwanzig Jahre spĂ€ter und das Land wurde erst 1840 zum fĂŒhrenden Hersteller â ein Rekord, der bis heute steht.

DIE CHEMIE DES ESPRESSO

Aus chemischer Sicht ist Espresso zugleich eine Lösung, eine Emulsion, eine Suspension und eine GĂ€rung. Im Wesentlichen ist er ein kleines Wunder aus Chemie und Physik. Die Lösung besteht aus den chemischen Substanzen von Kaffee (inklusive seiner Aromen), die in Wasser aufgelöst sind (Kohlehydrate, SĂ€uren, Koffein). Die Ăle in den Kaffeebohnen (und somit im Kaffeepulver) emulgieren mit dem Wasser. Sie schmelzen nicht sofort, sondern lösen sich aufgrund der hohen Temperatur und der mechanischen Wirkung der Extraktion im Wasser in winzige Tröpfchen auf. Die Crema entsteht durch das Vorhandensein einer Gasphase (vor allem Kohlendioxid) im Wasser, die wĂ€hrend der Vorbereitung eingeschlossen wird und an der OberflĂ€che des Espresso als Schaumschicht wieder auftaucht. Die Suspension erfolgt durch das Vorhandensein winziger Feststoffteilchen von gemahlenem Kaffee, die im GetrĂ€nk bleiben und manchmal in hellem Schaum als winzige dunkle Punkte (Tigerstreifen) zu sehen sind. Ein perfekter Espresso ist ein kleines Wunder. Um dieses Ergebnis zu erreichen, mĂŒssen ein Dutzend Variablen perfekt kalibriert sein, darunter die Menge an Kaffee, die in den Filter kommt, und sogar der Filter selbst, das Tampern, das Mahlen, der HĂ€rtegrad, die QualitĂ€t, die Temperatur und der Druck des Wassers sowie die Extraktionszeit.
KAFFEE IN ITALIEN
Kaffee hatte seinen ersten Auftritt in Italien im Jahr 1615 in Venedig dank Reisender, die aufgrund einer Vielzahl von GrĂŒnden von dort aus in Richtung Orient in See stachen. Nachdem der Kaffee auf Schiffe im Hafen an der jemenitischen KĂŒste des Roten Meeres geladen worden war, wurde er zurĂŒck nach Venedig transportiert und zunĂ€chst in Apotheken zu exorbitanten Preisen als Medizin verkauft.
Es scheint, dass Pietro della Valle (1586â1652), ein Autor und Musiker, der nach einem romantischen RĂŒckschlag in den Orient gereist war, nach seiner RĂŒckkehr das Kaffeetrinken beschrieb und es in venezianischen Kreisen einfĂŒhrte. Kaffee war bereits von Prospero Alpino (1553â1617), einem Mediziner, der als Erster die Pflanze beschrieben und ihre nĂŒtzlichen therapeutischen Eigenschaften hervorgehoben hatte, nachdem er sie in Kairo gesehen hatte, erwĂ€hnt worden sowie vom Venezianer Gian Francesco Morosini (1537â1596), dem Botschafter Venedigs beim Sultan von Konstantinopel. Er berichtete im Jahr 1585, dass die TĂŒrken die Gewohnheit hatten, in der Ăffentlichkeit, in GeschĂ€ften und auf der StraĂe »schwarzes Wasser« zu trinken, das von einem Samen namens QavhĂ© kam und angeblich Menschen »ziemlich wachhalten« konnte.
Eines ist sicher: Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts waren KaffeehĂ€user in Venedig bereits weitverbreitet und wurden »GeschĂ€fte des Wassers und Eises« genannt. Ihr Erfolg verursachte bald den einen oder anderen Streit. Kaffee wurde von so manchen als »Erfindung des Teufels« bezeichnet, da er aus arabischen LĂ€ndern stammte und von Muslimen getrunken wurde. Der Papst wurde sogar gebeten, ihn zu verbieten. Doch Clemens VIII. (1536â1605) wollte das GetrĂ€nk zuerst kosten â und es schmeckte ihm. Man erzĂ€hlt, dass er so begeistert davon war, dass er sagte, es wĂ€re eine SĂŒnde, nur UnglĂ€ubige ein so köstliches GetrĂ€nk genieĂen zu lassen. Statt Kaffee zu verbieten, gab er ihm seinen Segen. Nach der pĂ€pstlichen Genehmigung wurde Kaffee in Venedig reichlich konsumiert, und 1624 lernten die Venezianer das Röstverfahren. Im Jahr 1676 wurde der erste Kaffeeladen in Venedig errichtet. Er wurde zu Ehren seines Besitzers, Floriano Francesconi, CaffĂš Florian genannt. Das CaffĂš Lavena wurde 1750 eröffnet. Im Jahr 1759 gab es in Venedig 206 KaffeelĂ€den, wovon sich dreiĂig am Markusplatz befanden.
WIENER KAFFEEHĂUSER
Wiener KaffeehĂ€user sind dank der literarischen Aura, die sie umgibt, weltberĂŒhmt, und auch heute noch sind sie ganz besondere Orte. Jedes Detail wird sorgfĂ€ltig beachtet und der Kaffee wird immer mit einem Glas Wasser serviert. Kunden sitzen auf den berĂŒhmten geschwungenen StĂŒhlen aus Buchenholz von Michael Thonet und lesen Zeitungen an Tischen mit Marmorplatten. Abends werden musikalische VortrĂ€ge und Lesungen gehalten.
Viele österreichische Intellektuelle des 19. und 20. Jahrhunderts fanden in der gemĂŒtlichen Eleganz dieser KaffeehĂ€user eine AtmosphĂ€re vor, die ihre KreativitĂ€t förderte. Das niveauvolle Ambiente inspirierte die Gattung, die als Kaffeehausliteratur bekannt ist. Darunter sind Werke von Autoren wie Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Alfred Polgar, Stefan Zweig und Peter Altenberg, der angeblich sogar seine Post ans CafĂ© Central zustellen lieĂ, zu finden.
Im Jahr 2011 wurde das Wiener Kaffeehaus von der österreichischen Kommission der UNESCO als immaterielles Kulturerbe nominiert. Es wurde als Ort, »wo Raum und Zeit konsumiert werden, aber nur Kaffee auf der Rechnung steht«, beschrieben.

KULCZYCKI
Sicher ist, dass die kreativsten Köpfe tausend Jahre lang durch Kaffee inspiriert wurden, den sie in groĂen Mengen tranken. Dies war wahrscheinlich kein Zufall, denn wie zahlreiche Gelehrte bemerkt haben, traf der weitverbreitete Kaffeekonsum in Europa mit der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts und spĂ€ter mit der AufklĂ€rung zusammen. Die anregenden Eigenschaften von Kaffee, die die Aufmerksamkeitsspanne und die gedankliche Klarheit verbessern, machen ihn zu einem ausgezeichneten Helfer fĂŒr KreativitĂ€t, Konzentration und Aufmerksamkeit. WĂ€hrend der AufklĂ€rung wurde dieses »GetrĂ€nk der Vernunft«, dieser Inbegriff der Moderne und des Fortschritts, zum GetrĂ€nk erster Wahl der Wissenschaftler, Intellektuellen, HĂ€ndler und Beamten, was die Verbreitung eines neuen Rationalismus widerspiegelte.
Venedig, Triest, London: Innerhalb kurzer Zeit hatten KaffeehÀuser Europa erobert und sich in der zweiten HÀlfte des 16. Jahrhunderts in Wien, dem Herzen des Kontinents, durchg...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Einleitung | Drei Worte
- KAPITEL 1 TrÀume vom Kaffee
- KAPITEL 2 Das Streben nach dem Guten
- KAPITEL 3 Wird Schönheit die Welt retten?
- KAPITEL 4 Der Geschmack von GlĂŒck
- Ausklang | Die neue Kaffeerevolution
- Danksagung
- Abbildungsnachweis