Abschnitt 1:
Theoretischer Aufbau
Das hier vorgestellte Klassifizierungssystem besteht aus einer fĂŒnfdimensionalen Matrix. Die Dimensionen stehen in einer hierarchischen Abstufung zueinander, sie sind daher nicht gleichwertig. Die ersten drei Dimensionen reprĂ€sentieren eine Konstellation, die fĂŒnfte eine Phase des Workflows, dazwischengeschaltet liegt die Menge der drei BewegtbildqualitĂ€tsaspekte (â311â).
BBQ = (BBQ.K BBQ.P RR) (PTA(BBQ.E) * PPA(BBQ.E) * GKA(BBQ.E)) (BBQ.Ph) [Formel 1]
Die mathematische Eindeutigkeit der Beschreibung durch Formel 1 soll jedoch nicht suggerieren, dass sich die BewegtbildqualitĂ€t quantitativ durch eine einzige KenngröĂe â als mathematische Auflösung der Gleichung â erfassen lieĂe. Das ist nicht der Fall, denn die Gleichung lĂ€sst sich nicht weiter auflösen.
Definition
Im System BBQ.311 wird die BewegbildqualitĂ€t beschrieben durch sechs BewegtbildqualitĂ€tskategorien mit einer jeweiligen Bewertung in jedem der sechs BewegtbildqualitĂ€tsparameter gemÀà der jeweiligen Relativen Relevanz in fĂŒnf Stufen, differenziert nach drei BewegtbildqualitĂ€tsaspekten, getrennt nach den sechs (Haupt-)Phasen des Bewegtbildproduktionsworkflows.
BBQ-Diagramm [BBQ.D]: Grafische Darstellung einer BBQ-Konstellation [BBQ.N]
Die bildliche Darstellung einer BewegtbildqualitÀtskonstellation, die die ersten drei Dimensionen des Systems BBQ.311 charakterisiert, erfolgt in einer perspektivisch einheitlichen Grafik mit einem einheitlichen Farbcode: Die Kategorie von links nach rechts, den Parameter von vorne nach hinten und die Relative Relevanz jedes BBQ.E von unten nach oben.
Kategorie und Parameter stellen jeweils eine Menge dar, die im Fall der BewegtbildqualitÀt jeweils sechs Elemente aufweisen. Das kartesische Produkt dieser beiden Mengen ist die Menge aller geordneten Paare (= Tupel) von Elementen der beiden Mengen. Jedes Tupel stellt ein BewegtbildqualitÀtselement dar. Seine erste Komponente ist jeweils die BewegtbildqualitÀtskategorie, seine zweite Komponente jeweils der BewegtbildqualitÀtsparameter. Das Mengenprodukt aus sechs BewegtbildqualitÀtskategorien und sechs BewegtbildqualitÀtsparametern enthÀlt somit 36 BewegtbildqualitÀtselemente.
Abbildung 1: Das BewegtbildqualitĂ€tsdiagramm [BBQ.D] ist die perspektivisch einheitliche grafische Darstellung einer BewegtbildqualitĂ€tskonstellation [BBQ.N]. Diese stellt die ersten drei Dimensionen des Systems BBQ.311 dar: Die Kategorie (von links nach rechts), den Parameter (von vorne nach hinten) und die Relative Relevanz jedes BBQ.E (von unten nach oben). Die Abbildung zeigt ein fiktives Beispiel eines BBQ.D fĂŒr eine recht komplexe BBQ.N, bestehend aus 27 relevanten und 9 irrelevanten BBQ.E.
Kategorie [BBQ.K]
Die Kategorie [BBQ.K] bildet die erste Dimension des Systems und stellt die oberste Hierarchieebene dar. Unterschieden werden sechs BBQ-Kategorien, die jeweils durch einen GroĂbuchstaben abgekĂŒrzt werden:
1. Bildgeometrie [G]
2. Bildmikrotextur [M]
3. BildschÀrfe [S]
4. KontrastqualitÀt [K]
5. FarbqualitÀt [F]
6. Temporale QualitÀt [T]
Die sechs Kategorien haben eine eindeutige, nicht austauschbare Reihenfolge, in der verwandte Kategorien unmittelbar aufeinander folgen. So steht etwa die BildschÀrfe in engem Zusammenhang einerseits mit der Bildmikrotextur sowie andererseits mit der KontrastqualitÀt. Diese wiederum steht in engem Zusammenhang mit der FarbqualitÀt. Vergleichsweise solitÀr stehen die Bildgeometrie und, vor allem, die Temporale QualitÀt.
Die grafische Darstellung erfolgt in einem einheitlichen BBQ-Diagramm [BBQ.D] von links nach rechts:
Abbildung 2: Die sechs BBQ-Kategorien [BBQ.K] sind im BBQ-Diagramm auf der waagerechten, von links nach rechts verlaufenden Achse aufgereiht: Bildgeometrie [G], Bildmikrotextur [M], BildschÀrfe [S], KontrastqualitÀt [K], FarbqualitÀt [F], Temporale QualitÀt [T]. Ihre Reihenfolge ergibt sich aus ihrer jeweiligen Artverwandtschaft zueinander.
Bildgeometrie [G]
Bildgeometrie [G] bedeutet die Einhaltung einer projektionsgeometrischen Abbildungsvorschrift. In den meisten FĂ€llen ist dies die Zentralprojektion auf eine (Bild-)Ebene. In bestimmten FĂ€llen können aber auch andere Abbildungsvorschriften maĂgeblich sein, etwa bei gewölbten BildflĂ€chen.
Bildmikrotextur [M]
Bildmikrotextur [M] bedeutet Form, GröĂe und Verteilung der kleinsten Bildelemente im Bild. Bei digitalen Bildsystemen liegt in der Regel ein orthogonales, temporal konstantes Pixelraster vor. Insofern mĂŒsste man hier strenggenommen von einer Struktur sprechen statt von einer Textur. Da aber eine Struktur einen Spezialfall einer Textur darstellt, wird in dieser Systematik durchgĂ€ngig der Begriff Bildmikrotextur verwendet.
Physisch reale Pixelraster können sich durchaus in ihren Formen oder SeitenverhĂ€ltnissen unterscheiden oder auch eine Farbdimension enthalten, wie etwa bei den lichtempfindlichen Elementen auf einem Sensor mit Bayermaske oder bei den nebeneinander liegenden farbigen Leuchtelementen eines Displays. Bei fotochemischen Filmmaterialien werden die kleinsten Bildelemente bei der Aufnahme durch Silberhalogenidkörner bzw. durch Farbstoffkonglomerate nach der Entwicklung reprĂ€sentiert. Form, GröĂe und Verteilung dieser Textur variieren im fotochemischen Laufbild von Einzelbild zu Einzelbild. Auch eine feste Pixelrasterstruktur kann z.B. durch Bildrauschen zu einer temporal variierenden Bildmikrotextur fĂŒhren.
BildschÀrfe [S]
BildschĂ€rfe [S] setzt sich zusammen aus der Auflösung feiner Details und dem hierbei erreichten Detailkontrast. Im Gegensatz zur ModulationsĂŒbertragungsfunktion, die dieselben GröĂen physikalisch beschreibt, arbeitet BBQ.311 mit physiologischen Bewertungen. Daher gehen auch QuerbezĂŒge z.B. zur Bildmikrotextur mit ein: Bilder können schĂ€rfer erscheinen, wenn ihre Bildmikrotextur erkennbar â und damit vergleichsweise grob â ist.
KontrastqualitÀt [K]
KontrastqualitĂ€t [K] bedeutet die QualitĂ€t der groĂflĂ€chigen Bildhelligkeitskontraste (im Gegensatz zu den kleinflĂ€chigen Detailkontrasten). Dies umfasst ausschlieĂlich Helligkeitskontraste. Kontraste zwischen Farben unterschiedlichen Farbtons oder unterschiedlicher FarbsĂ€ttigung bei gleicher Helligkeit fallen nicht unter diese Kategorie. Bewusst wird nicht der Begriff der âWiedergabequalitĂ€tâ verwendet, da dies die Orientierung an einer absoluten Referenz fĂŒr die Kontraste voraussetzte. BBQ.311 betrachtet jedoch die physikalisch-technischen QualitĂ€tsaspekte getrennt von den psycho-physiologischen und den gestalterisch-kĂŒnstlerischen.
FarbqualitÀt [F]
FarbqualitĂ€t [F] umfasst alle Aspekte der groĂflĂ€chigen Farbdarstellung. Betrachtet werden ...