"Weibliche Angelegenheiten"
HandlungsrĂ€ume von KZ-Aufseherinnen in RavensbrĂŒck und Neubrandenburg
Johannes Schwartz
- 350 pages
- German
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"Weibliche Angelegenheiten"
HandlungsrĂ€ume von KZ-Aufseherinnen in RavensbrĂŒck und Neubrandenburg
Johannes Schwartz
About This Book
Im KZ RavensbrĂŒck, dem gröĂten NS-Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet, sollte die Oberaufseherin gemÀà Dienstvorschrift dem SchutzhaftlagerfĂŒhrer "in allen weiblichen Angelegenheiten beratend zur Seite" stehen. Und laut Lagerordnung war allen KZ-Aufseherinnen "jede Misshandlung von SchutzhĂ€ftlingen " explizit verboten. Dennoch gehörte Gewalt bekanntermaĂen zur alltĂ€glichen Praxis.Johannes Schwartz untersucht die Gewaltpraktiken von KZ-Aufseherinnen in RavensbrĂŒck und dem AuĂenlager Neubrandenburg. Im Fokus stehen die Fragen, welche HandlungsrĂ€ume fĂŒr die Anwendung von Gewalt die Aufseherinnen jenseits von eindeutigen Anordnungen hatten und wie und wann sie diese nutzten. Faktisch wurde die Entscheidung, Gewalt anzuwenden oder darauf zu verzichten, an sie delegiert. Ebenso wie ihre mĂ€nnlichen Kollegen nutzten viele KZ-Aufseherinnen die Möglichkeit, ohne Einmischung ihrer Vorgesetzten verschiedene Formen von Gewalt auszuĂŒben â von psychisch und "sanft" bis exzessiv und unberechenbar, von instrumentell bis exemplarisch.Anhand vielfĂ€ltiger Quellen analysiert der Historiker, wie sich die Gewaltpraktiken der KZ-Aufseherinnen in die Zielsetzungen der KZ-Verwaltung und der Kriegsindustrie einfĂŒgten und so dazu beitrugen, die Herrschaft der Lagerleitung zu stabilisieren und die ArbeitsproduktivitĂ€t der HĂ€ftlinge zu steigern. Individuelle HandlungsrĂ€ume und ihre Grenzen wurden aber nicht zuletzt von den Machtverschiebungen, KonkurrenzkĂ€mpfen und sozialen Beziehungen innerhalb des KZ-Lagerpersonals bestimmt. Unangetastet blieb das MachtgefĂ€lle zwischen Gefangenen und Aufseherinnen: Durch die VariabilitĂ€t und Unberechenbarkeit ihrer Handlungen festigten die KZ-Aufseherinnen ihr HerrschaftsverhĂ€ltnis gegenĂŒber den weiblichen KZ-Gefangenen immer wieder von Neuem.