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Gera hat sich verändert. Spätestens seit der Bundesgartenschau ist die Stadt noch grüner und attraktiver geworden. Den Beweis liefert der Blick von oben. Der Fotograf Jörg-Uwe Jahn hat die Stadtansicht mithilfe einer Drohne dokumentiert - entstanden sind tolle Bilder. Redakteure der OTZ sind noch einen Schritt weitergegangen und auch hinter die Fassaden der Häuser geschaut. Dabei kamen tolle Geschichten zusammen, die die Stadt Gera ausmachen.
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Information

Glockenklang und Blumenfrauen
von Sylvia Eigenrauch
Kirchturm von Sankt Salvator

Auf dem Nicolaiberg thront die evangelisch-lutherische Kirche Sankt Salvator. Sie wurde 1771 bis 1720 nach Plänen des sächsischen Landesbaumeisters David Schatz gebaut. Erst 1779 wurde der Turm vollendet, bevor er im Jahr darauf samt Glocken dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel.
Heimatfreunde sind ihm die liebsten Gäste bei seinen Kirchenführungen. „Die sind neugierig und stellen viele Fragen“, erzählt Nico Boje, der seit über drei Jahren die Salvatorkirche aufschließt. Dass er dann vorbereitet ist, versteht sich von selbst. Immer freitags bis sonntags von 14 bis 17.30 Uhr. Es sei denn, er hat Urlaub.
Anfangs begleitete er Besucher ehrenamtlich durch den größten, vollständig erhaltenen Jugendstilraum in Thüringen. Inzwischen gehören die Führungen zu seinen Aufgaben als Bundesfreiwilligendienstler bei der Diakonie.
Die 229 Stufen in dem 60 Meter hohen Turm steigt er im Jahr höchstens zehn Mal hinauf. Auf jeden Fall aber zu Neujahr und zum Höhlerfest. Wie lange er dafür benötigt, hat er noch nicht gestoppt. Lange, denn in den Ebenen entspinnen sich Gespräche beim Anblick des Innenlebens und beim Blick durch die Fenster hinaus auf die Stadt. Da sind zum Beispiel die vier Vodafone-Antennen, je eine in jede Himmelsrichtung, an denen die Turmbesteiger vorbeilaufen. Manchmal summt das Lüfteraggregat auf dem eigens dafür eingebauten Technikraum.
Die Lieblingsfarbe des letzten Türmers lässt sich an den Wänden von Schlafzimmer und – wieder eine Etage höher – Wohnstube noch erkennen. Er mochte Blau. 1915, vor 100 Jahren, zog er hier aus. Am spannendsten aber ist wohl das Erleben der drei Glocken. Sie wurden 1922 gegossen und geweiht und entstammen alle der Apoldaer Firma Schilling & Lattermann. Ihre Vorgänger, die in den 1780er Jahren nach dem Stadtbrand hier wieder einzogen, waren im Kriegsjahr 1917 zerschlagen worden.
Nico Boje greift zum Hammer und schlägt die größte Glocke, 3,3 Tonnen schwer und zwei Meter im Durchmesser, an. Der Nachhall verzaubert. Außer dem Gussjahr 1922 ist auch die Inschrift zu lesen: „Ewger Vater, sieh herab vom Himmel droben, Herr, den der Engel Zungen loben, sei gnädig unserm deutschen Land“. Die beiden anderen Glocken wiegen 1,9 Tonnen und 900 Kilogramm und hängen im Glockenstuhl in einer Turmebene. Darüber zeigt eine Uhr die Zeit an.

Kirchenführer Nico Boje entlockt der größten der drei Eisenglocken im Turm von Sankt Salvator mit dem Gummihammer ein C. (Foto: Sylvia Eigenrauch)
Der Marktplatz

1923 zog die Kanitz’sche Buchhandlung auf den Marktplatz in die heute denkmalgeschützten Kreuzgewölbe. Daran erinnert noch das Café Kanitz. Der Leipziger Buchhändler Wilhelm Heinsius war es, der am 6. November 1793 die Buchhandelskonzession für die Reußenresidenz Gera erworben hatte. Ein Nachkomme seiner geschiedenen Frau hieß Kanitz.
Am „Puls von Gera“ lebt Petra Raßmann mit ihrem Mann Konstantin Kupka. So beschreibt die 35-Jährige die große Wohnung mit Blick auf den Markt. „Wenn an den Markttagen die Blumenstände aufgeklappt werden, fühle ich mich wie in dem Film ‚My fair Lady‘“, schildert sie. „Wir wollten zentral wohnen, denn wir lieben es, abends auszugehen. Gern auch vier- bis fünfmal die Woche“, erzählt sie und bedauert dennoch, dass beide noch immer nicht ihr Lieblingslokal in Gera gefunden haben. Die Wohnung in dem stadtbekannten Haus dagegen entdeckten sie durch Zufall. „Der Markt ist zugleich auch eine schöne Firmenadresse“, sagt die Geschäftsfrau. Für Petra Raßmann bedeutete diese Bleibe die Rückkehr in die Heimat. Die Geraerin verließ die Stadt als 18-Jährige, um in Jena Medienwissenschaft zu studieren. Danach lebte sie zehn Jahre in Oslo, wo sie als Vertriebsleiterin arbeitete. Schließlich pendelte sie zwei Jahre zwischen Norwegen und Berlin. In der deutschen Metropole hatte sie ihren Mann kennen gelernt. Dem Stuttgarter folgte sie nach Gera, weil er hier einen Job übernahm. „Meine ältesten und wichtigsten Freundinnen aus der Kindergarten- und Schulzeit leben hier“, erzählt sie und strahlt selig, weil sie sie nun wieder in ihrer Nähe weiß. Die Familie sowieso. Eine Institution ist der montägliche Treff mit Oma, Mutti und Tante.
„Gera ist sehr schön geworden und hat das Charmante in seiner Größe“, schwärmt die junge Frau. „Ich treffe auf der Straße auch mal Menschen, die ich kenne“, erzählt sie und wartet mit einem Beispiel auf. Gestern begegnete sie ihrer Klassenlehrerin, die sie bis zur sechsten Klasse hatte. Welche Freude. Andererseits sei die Stadt trotzdem groß genug, ein Maß an Anonymität zu spenden. Als einzigen Wermutstropfen benennt sie, dass die Menschen ihre Stadt schlechtreden. „Verstehen kann ich das nicht“.
Die Morgensonne auf der kleinen Terrasse genießt das Paar gern beim Frühstücken. Dann stehen die zweiflügeligen Türen in den hohen hellen Räumen meist weit offen. Allerdings mischt sich den zweiten Sommer Baulärm aus dem Hinterhof in die Idylle.

Petra Raßmann wohnt am Markt im Haus mit dem Café Kanitz. Der große Tisch mit den knallfarbenen Stühlen ist das Zentrum der 130 Quadratmeter Wohnung. Das kleine Firmenbüro ist gleich nebenan. (Foto: Sylvia Eigenrauch)

Das Tor zur Stadt
von Martin Gerlach
Ein Gartenparadies an der Siemensstraße

Aus der Kiesgrube an der Siemensstraße ist längst ein Gartenparadies geworden – mit gewaltigen Ausmaßen, Streuobstwiesen und jeder Menge Erinnerungen von Margot Bach, die ihr Kindheitsparadies wiederbelebt hat. Diesen Ort hier zu finden ist eine echte Überraschung.
Die Kindheit fand zwischen Kaiser Alexander und Kaiser Wilhelm statt. So heißen die Apfelbäume, deren Früchte auch heute noch so lecker sind. Hier lag die Pferdedecke. Darauf spielte Margot Bach mit ihrem Cousin. Die Bäume spendeten etwas Schatten und ein paar Meter weiter lockte der Teich. Das alles ist schon lange her und alles andere als schwarz-weiß in der Erinnerung wie die Fotos von damals. Margot Bach ist wiedergekommen. Zurück nach Gera ins Haus des Großvaters, das sie 1956 gen Bundesrepublik verließ. Das Anwesen an der ehemaligen Kiesgrube hat sich über die Jahre verändert. Das sahen Margot Bach und ihr Ehemann gleich nach der Wende, als sie sich das Gebäude anschauten. Sie begannen das Kindheitsparadies wiederzubeleben. Sie sanierten das Haus, befreiten die Natur vom Müll, der über Jahre illegal entsorgt wurde. Jetzt ist es wieder die Idylle, die an der viel befahrenen Siemensstraße so unvermittelt hinter den Bäumen auftaucht. Das Grundstück hat gewaltige Ausmaße. 1200 Quadratmeter ist es groß und umspannt den Teich. Das Schilf hat ihn derzeit fest im Griff, sagt Margot Bach als sie am Ufer spaziert. An einer Stelle hat es sich gar die geliebten Seerosen einverleibt. In einem Kraftakt hat die Tochter jüngst Teile aus dem Wasser geschnitten, doch noch viele Arbeitsstunden sind nötig, um den Job ganz zu erledigen. Ja, der Garten braucht viel Pflege. Die Streuobstwiesen müssen gemäht, die Äpfel aufgelesen werden. Die Natur, sagt Bach, zeigt ihre Kraft – vor allem dann, wenn sich der Mensch eine Pause gönnt.
Aber nein, es geht hier nicht um die Arbeit, sondern um den Ort, aus dem Margot Bach so viel Kraft schöpft. Die pensionierte Lehrerin, die lange in München lebte, liebt diesen schattigen Platz mit der robusten Sitzbank. Der liegt am Rand des Teiches mit Blick auf das Wasser. Hier leben stattliche Amurkarpfen und neuerdings auch zwei Schildkröten. „Ich weiß nicht, wo die hergekommen sind“, sagt Margot Bach. „Ich hoffe nur, sie überstehen den Winter.“
Zuletzt, zum „Tag der offenen Gärten“, hat Gartenbesitzerin Bach ihr Kindheitsparadies für alle Geraer geöffnet. 800 Menschen sind gekommen. Dass auch sie fasziniert waren, ist nicht überraschend.

Margot Bach in ihrem Haus in der Siemensstraße. Von hier aus sieht sie den Teich ihrer Kindheit. Das Haus wurde mühevoll saniert. (Foto: Martin Gerlach)
Das Tinzer Wasserschloss

Vom Wasser ist nicht mehr viel zu sehen am Tinzer Wasserschloss. Auch ist es schon längst nicht mehr eine gute Visitenkarte der Stadt, die den Besucher bei der Fahrt nach Gera empfängt. Das soll sich nun aber mit dem Umbau des Schlosses ändern.
Auch wenn es viele kaum erwarten können, es braucht noch Zeit, bis das Wasserschloss Tinz seinen Glanz zurückbekommen wird. Die Sanierungen, die auf Hochtouren laufen, dauern noch bis 2015. Wenn sie fertig sind, sollen Gera-Besucher nicht mehr von einer Ruine begrüßt werden, wenn sie in die Innenstadt fahren, sondern von einem modernen Lehrgebäude samt Bibliothek und Büros der Berufsakademie Gera. Und dann soll das Schloss auch zurückbekommen, was ihm einst seinen Namen gab: Wasser. Nein, es werden sich keine Wassergräben rund um das Gebäude ziehen. Aber sie werden angedeutet und sollen auf den Ursprung hinweisen.
Längst nicht mehr so fern ist das neue Studienjahr. Derzeit laufen die Planungen dafür in der Berufsakademie (BA) auf Hochtouren. Noch immer finden mündliche Prüfungen statt. Und es sieht so aus, als beginnen in diesem Jahr so viele Studenten hier ihre akademische Laufbah...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Inhalt
- Zum Geleit
- Glockenklang und Blumenfrauen
- Impressum
