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eBook - ePub
About this book
Der Wunsch, geliebt zu werden, ist uns allen vertraut. Oft erleben wir die Liebe aber als ein Gefühl, das über uns hereinbricht, uns widerfährt - sofern wir Glück haben.Selten erkennen wir, dass Liebe eine entschiedene Absicht, ein aktives Tun erfordert.Die erfahrene Meditationslehrerin Marie Mannschatz beschreibt, wie wir zu einem neuen Verständnis von Liebe, Mitgefühl und Herzenswärme finden und die Kraft entwickeln können, auch wieder loszulassen. Ihr Buch ist ein sehr persönliches Plädoyer für eine neue Kultur der Liebe.
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Information
Publisher
Kamphausen MediaYear
2015eBook ISBN
9783899011852Metta
Die Metta-Praxis will einen Raum für ein erfülltes
Leben definieren, sie will Ausrichtung geben,
uns helfen, eine Wahl zu treffen im Alltag,
im gewohnheitsmäßigen Handeln.
Leben definieren, sie will Ausrichtung geben,
uns helfen, eine Wahl zu treffen im Alltag,
im gewohnheitsmäßigen Handeln.
Die südöstliche Spitze Australiens ist eine Landzunge, die schon seit mehr als hundert Jahren unter Naturschutz steht. Von Freunden wurde ich eingeladen, dort in einer Hütte ein Wanderwochenende zu verbringen. Nachdem wir das Eingangstor zum Reservat passiert hatten, mussten wir noch einige Meilen fahren, um uns bei der Parkranger-Station anzumelden. Zu beiden Seiten der Landstraße hüpften Känguru-Familien. Straußenpaare blickten uns unbeweglich an. Ich sah zum ersten Mal pummelige Wombats, die mir wie riesige Igel auf Dackelbeinen erschienen. Keines der Tiere flüchtete vor uns Menschen. Als wir aus dem Auto stiegen, kamen Crimson Rosellas angeflogen, Papageien, die doppelt so groß wie unsere Wellensittiche sind. In Scharen stürzten sie sich frech auf Kopf und Schultern, um etwas zum Picken zu finden. Das Leben dort im Park hat mich tief beeindruckt. Wir saßen am Strand und futterten zusammen mit den Kängurus unsere Karotten. Hoch über uns in den Eukalyptusbäumen turnten Koalabären, an denen ich mich nicht sattsehen konnte. Hin und wieder ließen sie eine Portion grüne Kacke auf uns herunterfallen. Um uns herum schwirrten farbenprächtige Tropenvögel. Das exotisches Getriller von Vögeln mit fremden Namen wie Honeyeater, Jacky Winter und Willie Wagtail, das wild krächzende Gelächter der Laughing Kookaburras – mir erschien es wie das Paradies auf Erden. So kann es also in der Natur aussehen, wenn Tiere nicht von Menschen gejagt und erlegt werden. All die wohlwollenden Absichten, die die Menschen hier den Tieren entgegenbringen, erschaffen ein tierisches Metta-Land, dachte ich mir, und ich versuchte mir vorzustellen, wie ähnliche Räume für Menschen aussehen könnten.
Ich habe im zweiten Kapitel bereits erwähnt, dass die MettaÜbung darin besteht, wohlwollende Wünsche und Absichten in ritualisierter Form leise im eigenen Geist vor sich hin zu sprechen und ständig zu wiederholen. Für mich war es anfangs ein verwunderliches Ansinnen, ein so großartiges und wichtiges Gefühl wie die Liebe durch meditatives Üben erwecken zu wollen. Vipassana-Meditation hat mich vom ersten Moment an fasziniert, aber die Metta-Meditation musste ich mir regelrecht erobern. Als es Mitte der achtziger Jahre üblich wurde, Vipassana-Meditationskurse mit Metta-Meditation anzureichern, habe ich zunächst verständnislos mit dem Kopf geschüttelt und nicht hinhören wollen, wenn die Lehrer zur Metta-Meditation aufriefen. Die deutsche Übersetzung – »Liebende-Güte-Meditation« – schien mir antiquiert und unlebendig. Wer benutzt heutzutage noch das Wort Güte? Auch die Art, wie Metta unterrichtet wurde, machte mir die Methode ungenießbar. Die Wortwahl, die bemüht salbungsvolle Stimmlage der Lehrer erweckten in mir nur Widerstand und Protest. Und die Satzkonstruktion: »Mögest du glücklich sein …«, mit der die Metta-Meditation eingeleitet wird, hatte auch keine Verwandtschaft mit meinem alltäglichen Sprachgebrauch. Warum sollte ich etwas üben, das meinem Alltag so fern war? Viele Jahre lang war für mich die Metta-Meditation höchst langweilig und bedeutungslos.
Zum Glück fürchtete ich mich nicht, mein Unbehagen an diesem Meditations-Stil zu äußern. Von Freundinnen, die wochenlange Metta-Kurse absolvierten, wollte ich genau wissen, zu welchen Ergebnissen sie kamen. In einem dieser Gespräche warf die Vipassana-Lehrerin Carol Wilson den Haken aus, an dem ich hängen blieb: Sie erklärte, dass sie erst durch die Metta-Meditation wirklich verstehen gelernt habe, wie unser Geist funktioniert. Das saß. Schließlich interessierte mich nichts brennender als Geistes- und Bewusstseinsforschung. »Wie kann ich einen Zugang zu dieser Praxis finden?«, wollte ich von ihr als erfahrener Meditationslehrerin wissen. »Einfach eine Woche üben, ohne Erwartungen und Vorstellungen, ganz auf die Lehre vertrauen«, antwortete Carol.
Ich übe mich gerne darin, Gegensätze auszuloten, um die Mitte zu finden. Deshalb meldete ich mich trotz meiner Abneigung zu meinem ersten Metta-Retreat an und übte stoisch acht Tage lang die reine Technik. In gutem Rhythmus deklinierte ich die vorgegebenen Satzfolgen durch, ganz gleich, ob sich ein liebevolles Gefühl dazu einstellte oder nicht. Am Ende erkannte ich, dass die Entschiedenheit, liebevoll handeln zu wollen, viel wichtiger ist als das Liebesgefühl, das wechselhaft ist wie unser Wetter. Meine Defizite an Selbstachtung und Selbstdisziplin, meine innere Überzeugung von der Wertlosigkeit meiner Person waren offenbar geworden, und ich sah, wie lange ich mich schon weigerte, diesem Gefühl der Wertlosigkeit zu begegnen. Und – so paradox es klingt – ich fühlte mich gleichzeitig so sicher und geschützt in meiner eigenen Haut wie nie zuvor in meinem Leben, aufgenommen in den warmen Schoß der Geborgenheit, den intensive Metta-Praxis uns schenkt. Als ich von diesem Retreat heimkehrte, saß mir in der S-Bahn ein Bauarbeiter gegenüber. Müde und verstaubt nach einem offensichtlich schweren Tag starrte er aus dem Fenster. Er trug ein weißes T-Shirt, das auf der Brust in dicken schwarzen Buchstaben nur zwei Worte verkündete: Ich hasse. Da konnte ich gleich mit dem Üben im Alltag beginnen!
In den vergangenen Kapiteln habe ich Fähigkeiten vorgestellt, die unsere Herzenswärme anfachen können. Werden unsere Beziehungen von Aufmerksamkeit, Verstehen und Verzeihen durchdrungen, blüht Metta ganz von selbst auf. In diesem Kapitel wollen wir nun konkret erfahren, wie die Metta-Meditation als Methode den Raum der Liebe für uns erschließt.
Im zweiten Kapitel wurde bereits erwähnt, dass Metta mit festen Satzfolgen arbeitet, die man stimmlos im Geist vor sich hinmurmelt, ähnlich wie ein Mantra. Noch wichtiger als die Worte ist die erlebte Verbindung, die die Worte herbeirufen sollen. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf den Raum, der zwischen Ich und Du entsteht, und füllt ihn mit wohlwollenden Absichten, während wir sagen:
Mögest du glücklich sein.
Mögest du frei von inneren und äußeren Gefahren leben.
Mögest du gesund sein.
Mögest du unbeschwert durch deinen Alltag gehen.
Die englische Formulierung »May you be happy« geht uns viel leichter über die Lippen, als diese umständliche deutsche Form »Mögest du glücklich sein« oder »Möge ich glücklich sein«. In vielen Meditationskursen habe ich zusammen mit den Teilnehmerinnen darüber nachgedacht, welche Satzkonstruktion den Wunsch angemessen fassen könnte. Es kamen Vorschläge wie: »Ich wünsche mir, glücklich zu sein«, »Ich möchte glücklich sein« oder »Lass mich glücklich sein.« Doch wenn man das hundertmal wiederholt, spürt man den Unterschied zu der »Mögest du«-Version sehr deutlich, diese klingt offener und freier, deshalb kommen wir immer wieder darauf zurück, obwohl dieser Sprachgebrauch uns anfangs vielleicht fremd ist. Probieren Sie am besten selbst aus, was in Ihren Ohren annehmbar klingt. Erwarten Sie auch keine bestimmten Gefühle beim Üben. Es ist völlig hinreichend, sich auf die reine Satzfolge, angereichert mit der guten Absicht, zu konzentrieren. Alles Weitere entwickelt sich ganz von selbst.
Die Metta-Übung kultiviert Beziehung, weil unablässig Kontakt aufgenommen und Kommunikation geübt wird. Dabei erfahren wir, dass Situationen, in die wir mit gutem Willen und mit liebevollen Wünschen hineingehen, sich anders entwickeln, als Situationen, die wir voller Verachtung, Wut und Rachebedürfnis anpacken. Wünsche sind offen formulierte Absichten, die ein energetisches Feld erschaffen. Wenn wir uns und anderen mit den Metta-Sätzen Gutes wünschen, stecken wir einen deutlich anderen Ereignisrahmen ab, als wenn wir denken: »Ich muss aufpassen, dass ich nicht betrogen werde. Die Menschen haben nur ihren eigenen Gewinn im Sinn.«
All die vielen ungeordneten Gedankenimpulse, die wir innerlich pausenlos vor uns hinmurmeln, beeinflussen unser Leben viel mehr, als wir ahnen. Metta-Sätze sind bewusst gefasste Gedanken, definiert durch positive Absichten. Unser ungeordnetes Gedankengewusel wird durch diese Absichten sanft geformt und geleitet.
In der buddhistischen Psychologie wird die Absicht als die zugrunde liegende Willenstendenz bezeichnet, die entscheidend für die Folgen unseres Handelns ist. Es heißt, dass die in Handlung umgesetzte Absicht unser Leben jetzt und in Zukunft prägt. Ähnlich hat auch die moderne Psychologie die Wirksamkeit und Bedeutung von Absichten erkannt. Absichten wirken in unserem Bewusstsein wie ein Raubtierdompteur. Sie ordnen die Fülle der wilden Impulse, sie halten und lenken die Aufmerksamkeit. Absichten verfügen über eine Kraft, die die Energie der folgenden Gedanken und Taten bestimmt. Ein Beispiel aus der buddhistischen Lehre: Ein Arzt setzt ein Messer an, um einen Luftröhrenschnitt zu machen, ein Mörder führt das Messer an die Kehle, um jemanden umzubringen – die Handlung sieht gleich aus, aber die Absicht unterscheidet das Handeln (und die Folgen) unverwechselbar. Wir müssen uns immer wieder klar machen, wie tief unsere Absichten unseren Lebensverlauf bestimmen. Je genauer wir unsere Absichten kennen, desto besser können wir die eigenen Energien ausrichten.
Erfassen wir die Bedeutung von Absichten und die Kraft wohlwollender Worte im Geist, haben wir schon einen wesentlichen Teil der Wirkungsweise von Metta-Meditation verstanden. Stille und Geduld sind weitere unterstützende Kräfte, die Metta-Keime gedeihen lassen. Wir sammeln Konzentration, wenn wir uns jeden Tag eine Phase des bewussten Schweigens gönnen. Durch die Meditationsübung stellt sich Ruhe und Kontemplation ein. Aus der Oberflächlichkeit, die den Alltag viel zu oft beherrscht, kann die Meditierende in tiefere Schichten ihres Daseins vordringen und damit deutlicher zu ihrer eigenen Wahrheit und Realität finden.
Indem wir innerlich ständig die Metta-Sätze wiederholen, werden Schritt für Schritt aber auch Hemmungen und Hindernisse ans Tageslicht gebracht, die uns am Ausdruck von Sympathie und Wohlwollen hindern. Metta wirkt zuweilen erschreckend schnell, ruft Reaktionen hervor, konfrontiert uns stark mit unserer Unfähigkeit zu lieben. Durch die Metta-Übung wird unser Geist mit liebevollen Absichten erfüllt, die gleichzeitig inneren Morast aufrühren. Wir bemerken, dass wir längst nicht jedem unsere Metta-Wünsche zukommen lassen wollen. Wir sind wählerisch, voller Vorbehalte. Welchen Zweck verfolgen wir damit, bestimmten Menschen nichts Gutes zu wünschen? Schon sehen wir unser ständiges Bewerten, Vergleichen, Aussortieren. Wir begegnen unserer Trägheit und unserer Kontrolllust. Wir sehen, dass wir einer notwendigen Auseinandersetzung mit Menschen in unserem Umfeld aus dem Weg gehen. Unsere düsteren Impulse, Hass und Gewalttätigkeit kommen ans Tageslicht und brauchen kluge Zuwendung, damit der Geist durch achtsames, wiederholtes Nacherleben von schwierigen Erfahrungen gereinigt werden kann. Meistens haben wir nämlich ungelöste Konflikte mit Menschen, die wir aus unserem Gedächtnis vertreiben möchten. Durch die Metta-Meditation tauchen diese Konflikte so lange in unserem Bewusstsein auf, bis sie gelöst werden. Man kann sich vorstellen, dass solch ein Reinigungsprozess viele Jahre und damit auch viel Geduld braucht.
Die Metta-Sätze sind wie winzige Tropfen, die in einen riesigen Behälter fallen. Nach einem Jahr sieht der Boden aus, als sei er taufeucht, nach zwei Jahren sieht man vielleicht eine kleine Pfütze, nach fünf Jahren ist schon der ganze Boden nass, nach zehn Jahren steht man bis zum Knöchel im Wasser und fühlt sich genährt und erfrischt durch die Übung.
Metta-Meditation ist eine einfache Methode, für jeden anwendbar, unabhängig von Alter oder Vorbildung. Metta übt uns im Wohlgesinntsein und aktiviert die transformierende Kraft der Liebe. Jeder Moment, in dem Metta den Geist erfüllt, ist frei von Gier und Aversion, dadurch sammelt man mit jedem Metta-Satz heilsame Energie.
ÜBUNG
Die Metta-Meditation
Schrittweise führe ich Sie nun durch die Grundstruktur der Metta-Meditation. Diese Struktur wird in der Übung von Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut übernommen.
1.Aufgabe
Beginnen Sie mit einer formellen Sitzmeditation. Machen Sie zu Beginn jeder Meditationsphase ein paar Durchläufe der 7-Punkte-Meditation. Dann sprechen Sie den ersten Metta-Satz »Möge ich glücklich sein« zu sich selbst hin. Wiederholen Sie ihn mehrfach, achten Sie darauf, wie der Satz für Sie klingt. Um ein Gefühl für den rechten Klang der inneren Stimme zu bekommen, ist es angenehm, die Augen zu schließen und zu sich selbst ganz einfach und natürlich zu sagen: »Möge ich glücklich sein« bzw. »Mögest du glücklich sein« – je nachdem, welche Perspektive man spontan einnimmt, ob man zu sich lieber in der Ich- oder in der Du-Form spricht. Durch Ausprobieren findet man schnell heraus, auf welche Weise man sich unmittelbar angesprochen fühlt. Man sollte spüren, dass man wirklich gemeint ist. Vielleicht hilft es, das eigene Herz anzusprechen oder den eigenen Namen voranzustellen. Entscheiden Sie einmal grundsätzlich, ob Sie alle Sätze in der Du- oder Ichform sprechen wollen, und bleiben Sie dann dabei. Sprechen sie den Satz so, dass er wahrhaftig klingt. Vielleicht möchten Sie ihn etwas abändern. In meinen Kursen höre ich ständig neue Fassungen dieses ersten Satzes. (zum Beispiel »Möge ich aufrichtig sein.«) Der Satz sollte aber kurz und klar bleiben und so formuliert sein, dass Sie das, was Sie sich selbst wünschen, später ebenso auch anderen senden können.
Nehmen Sie sich ruhig ein paar Tage Zeit mit diesem ersten Satz, bis Sie eine Form gefunden haben, die Sie behalten möchten.
2.Aufgabe
Sobald Sie den ersten Satz klar haben, wenden Sie sich – immer in Ihrer täglichen Meditationsphase – dem zweiten Satz zu: »Möge ich in Sicherheit leben« oder »Möge ich frei von inneren und äußeren Gefahren leben« oder »Möge ich mich sicher und geborgen fühlen.« Wählen Sie Ihre passende Form und wiederholen Sie den Satz so oft, bis er annehmbar für Sie klingt. Wenn die Satzform klar ist, sprechen Sie immer nacheinander: »Möge ich glücklich sein, möge ich mich sicher und geborgen fühlen, möge ich glücklich sein, möge ich mich sicher und geborgen fühlen, usw.« Machen Sie das wieder ein paar Tage, bis es leicht fließt.
3.Aufgabe
Den Anfang kennen Sie jetzt schon. Stilles Sitzen, 7-Punkte, Sie spüren die Bereitschaft einen weiteren Satz hinzuzunehmen. Hier kommt der dritte Satz: »Möge ich gesund sein« oder »Möge ich mich kräftig fühlen« oder »Möge ich gesund und kräftig sein.«
Erst die Satzform herausfinden, die Ihnen für ein optimales Dasein in Ihrem Körper angemessen erscheint, dann den Satz an die beiden anderen dranhängen und alle drei Sätze fortlaufend nacheinander sprechen. Mehrere Tage abwarten und üben, bevor Sie den vierten Satz hinzufügen.
4.Aufgabe
Beispiele für den vierten Satz lauten: »Möge ich unbeschwert durch’s Leben gehen«, »Möge ich sorglos den Alltag bewältigen«, »Möge ich sorgenfrei sein«, »Möge es mir gelingen, gut für mich zu sorgen«, »Möge ich vergnügt und vertrauensvoll leben.« Es geht darum, die alltäglichen Anforderungen mühelos und reibungslos bewältigen zu können. Auch hier sollten Sie eine kurze, klare Satzform finden, die für Sie zutrifft. Probieren Sie geduldig, bis Sie Ihren vierten Satz gefunden haben. Dann hängen Sie ihn an die anderen drei an und sprechen nunmehr alle vier Sätze im Wechsel.
5.Aufgabe
Die vier Sätze, die Sie jetzt sprechen, betreffen Ihr Glücklichsein, Ihre Sicherheit, Ihre Gesundheit, Ihren Alltag. Gibt es irgendeinen zentralen Punkt in Ihrem Leben, der für Sie in diese Satzfolge nicht enthalten ist? Dann können Sie noch einen eigenen fünften Satz in der bewährten Art und Weise hinzufügen. Es muss aber nicht sein! Die vier Sätze reichen völlig. Sobald Sie Ihr Set von Metta-Sätzen ausformuliert haben, schreiben Sie sich die Sätze auf und heften Sie zur Erinnerung Ihre Sätze an Stellen in Ihrer Wohnung, in Ihrem Auto oder an Ihren Arbeitsplatz, wo Sie im Laufe des Tages wiederholt hinschauen.
6.Aufgabe
Sprechen Sie Ihr Set von Metta-Sätzen nun mindestens ein bis zwei Wochen, gerne auch länger, in Ihren Meditationszeiten und in Ihrem Alltag, wann immer Sie daran denken, zu sich selbst hin gerichtet. Verstehen Sie die Sätze nur als Transporter für ein Gefühl des liebevollen Annehmens und der wahrhaftigen Fürsorge für sich selbst. Rattern Sie deshalb die Sätze nicht im Schnelldurchlauf. Nehmen Sie sich für jeden Satz Zeit zum Nachklang. Sie können auch die Reihenfolge der Sätze umstellen, wenn Sie andere Prioritäten setzen möchten. Bleiben Sie dann aber stets bei der von Ihnen bevorzugten Version. Wechseln Sie nicht ständig hin und her.
Die Übung der Metta-Meditation ist jederzeit durchführbar. Sie können sich auch vornehmen, jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit zu üben oder tagsüber so oft wie möglich an die Metta-Sätze zu denken. Jeder Moment von Aufmerksamkeit für die Metta-Sätze trägt seine Früchte. Unsere erprobten Metta-Sätze können wir schon mit dem ersten Wachwerden am Morgen murmeln und auch mit dem letzten Gedanken vor dem Einschlafen. In jede Handlung, in jede Begegnung kann man die Sätze mit hineinnehmen, immer werden sie uns erinnern, freundlich zu sein. Die Metta-Haltung ist stets angemessen und für alle Beteiligten von Vorteil. Metta wirkt tröstend und lösend. Der Geist, der sich in der liebevollen Absicht, in den Worten und im Herzraum sammeln kann, lässt gleichzeitig auch los. Und es tut wohl, sich selbst und seine Mitmenschen auf diese Weise ernst zu ne...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort von Jack Kornfield
- Einleitung
- Erwachen
- Lieben
- Achtsam sein
- Verstehen
- Vergeben
- Metta
- Fixiert sein
- Böswilligkeit, Ärger und Hass
- Mitgefühl
- Mitleid
- Grausamkeit
- Mitfreude
- Schmeichelei und Idealisierung
- Eifersucht, Neid, Missgunst
- Gelassenheit, Gleichmut
- Gleichgültigkeit
- Reaktivität
- Schwierigkeiten in der Meditationspraxis
- Loslassen
- Anmerkungen
- Literatur
- Über die Autorin
- Informationen