Manisch-depressiv für Dummies

Candida Fink, Joe Kraynak, Hartmut Strahl

• Verlag: Wiley-VCH
• Jahr: 2012
• ISBN drucken: 9783527705511
• eBook-ISBN: 9783527658145
• Auflage: 1
• Thema: Psychologie
• Thema: Abnormale Psychologie

Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt - manisch-depressive Stimmungsschwankungen kennen viele. Aber wie kann man sie ertragen oder besser noch lindern? Die Psychiaterin Candida Fink erklärt, was im Gehirn passiert, wie man den richtigen Arzt findet und welche Therapien und Medikamente heute angewandt werden.
Betroffenen und Angehörigen gibt sie Tipps zur Selbsthilfe, die die Symptome lindern können, Krisenzeiten überstehen lassen und sie für manische oder depressive Episoden wappnen. Übungen, Checklisten und Stimmungsbarometer machen auch kleine Fortschritte gleich ersichtlich und helfen, den Alltag in Familie und Beruf trotz aller Stimmungsschwankungen zu meistern.

Teil IV

Hilfe zur Selbsthilfe

In diesem Teil …

arbeiten wir darauf hin, dass Sie selbst die Verantwortung für Ihren Zustand übernehmen und Ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen können, auch wenn Ihr Arzt oder Therapeut, Ihre Familie oder Freunde jederzeit bereit sind, Ihnen zur Seite zu stehen, wenn Not am Mann ist. Doch zunächst sollten Sie herausfinden, was zum Teufel eigentlich passiert ist. Nach einer größeren depressiven oder manischen Phase kann es unglaublich schwierig sein, sich das Geschehene zusammenzureimen und eine Bestandsaufnahme der angerichteten Schäden zu machen. Das erste Kapitel dieses Teils soll Ihnen über diese erste Hürde hinweghelfen.

Nachdem Sie die Behandlung begonnen haben, bieten Ihnen die übrigen Kapitel dieses Teils Hilfsmittel, die es Ihnen erleichtern, den Strom der Besserung flussaufwärts zu rudern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Leben zurückgewinnen und neu ordnen können, um übermäßigen Stress zu vermeiden. Sie lernen, Ihre Stimmungen zu überwachen und zu steuern, besser auf sich selbst zu achten und sich von anderen Menschen helfen zu lassen, ohne dass sie Ihnen zu nah auf die Pelle rücken.

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Die aktuelle Krise überleben

In diesem Kapitel

• 
  Anzeichen einer größeren Stimmungsepisode erkennen
• 
  Wann man wen zu Hilfe ruft
• 
  Die Angehörigen warnen
• 
  Nach einer Stimmungsepisode weich landen

Bei den meisten Erkrankungen oder Verletzungen weiß man genau, was zu tun ist. Bei einem Notfall wählt man die 112 und lässt die Experten ran. Bei einer bipolaren Störung jedoch merken Sie und Ihre Umgebung noch nicht einmal, dass Sie krank sind. Sie fühlen sich vielleicht übermüdet und erschöpft oder aber berauscht, aufgeweckt und leistungsfähig. Andere können Sie als uninteressiert und provokativ oder als lebendig und hinreißend wahrnehmen. Aber krank? Im Leben nicht. Sie sehen vollkommen gesund aus. Sie fühlen sich sogar besser denn je. Wo ist also das Problem?

Ein Problem haben Sie, wenn Ihre Stimmungen übermäßigen Einfluss auf Ihr Verhalten nehmen, Ihr Leben und Ihre Beziehungen stören und Sie daran hindern, Ihr Denken und Handeln zu kontrollieren. Die Störung kann Ihr Leben nur allzu schnell ins Trudeln bringen. Sie traumatisiert Gehirn und Körper und richtet in Ihrem Leben und bei allen um Sie herum verheerende Schäden an.

Um solche Krisenzeiten zu überleben, sind Früherkennung und ein energisches Einschreiten erforderlich. Je früher Sie die Schwierigkeiten erkennen, Hilfe bekommen und wirksam behandelt werden können, umso schneller kann die Krise aufgelöst und weitere Schäden vermieden werden.

In diesem Kapitel helfen wir Ihnen, die Signale und Symptome einer größeren Stimmungsepisode zu erkennen, damit Sie und Ihr Unterstützungsnetzwerk so schnell wie möglich eingreifen können. Wir sagen Ihnen, wen Sie bei den ersten Warnzeichen anrufen sollten und wie Sie andere Menschen dazu bringen, Ihnen auch zuzuhören. Schließlich beschreiben wir einige medizinische Maßnahmen, die sich als hilfreich erwiesen haben, um den Betroffenen eine sichere, sanfte Landung aus der schweren Stimmungsepisode zu ermöglichen.

Den Puls Ihrer Stimmung fühlen

Sie sind krank. Oder nicht? Für Außenstehende sieht es nicht so aus, als litten Sie an irgendeiner Krankheit. Freunde und Familienmitglieder können ahnen, dass Sie »nicht ganz Sie selbst« sind, aber selbst enge Freunde zögern, Ihnen zu sagen, dass Sie übermüdet oder angespannt wirken. Innerlich fühlen Sie sich zu müde, um etwas zu tun, zu niedergeschlagen, um sich zu sorgen, oder so unglaublich gut, dass Sie sich vielleicht nicht einmal selbst als krank betrachten.

Wenn Ihnen die Menschen um Sie herum keine ehrliche oder verlässliche Rückmeldung geben oder ihr eigenes Stimmungsempfinden gestört ist, wie wollen Sie dann zu einer objektiven Einschätzung Ihrer Stimmung gelangen? Eine Selbsteinschätzung ist nicht immer absolut verlässlich. Eine bessere Momentaufnahme Ihrer aktuellen Gefühlslage erhalten Sie, wenn Sie einen Stimmungscheck machen, indem Sie einen entsprechenden Testfragebogen ausfüllen, der Ihnen einen Wert auf der depressiven oder manischen Skala liefert.

Wenn Sie niedergedrückt sind, aber nicht wissen, ob Sie deshalb beunruhigt sein sollten, vervollständigen Sie den Testfragebogen zur Depression im folgenden Abschnitt. Sollten Sie sich übermäßig energiegeladen, nervös oder betriebsam fühlen, blättern Sie weiter und füllen den Testfragebogen zur Manie aus.

Eine Selbstdiagnose ist kein Ersatz für eine fachmännische psychiatrische Untersuchung und Diagnose. Wenn Ihre Gefühle oder Ihre Psyche leiden oder Sie sich mit Gedanken an Tod oder Suizid herumquälen, nehmen Sie unverzüglich professionelle Hilfe in Anspruch. Die hier gezeigten Testfragebogen zur Depression und Manie sollten Sie nur für den eigenen Gebrauch und als zusätzliche Information für Ihren Arzt nutzen.

Ihre Depression bewerten

Füllen Sie den Testfragebogen für Depression (siehe Abbildung 10.1) aus, indem Sie ein R (für richtig) oder F (für falsch) neben jeder Aussage über Ihr Befinden in den letzten zwei Wochen ankreuzen. Wenn mehrere Aussagen zutreffen, empfehlen wir Ihnen, Ihren Arzt oder Therapeuten wegen einer professionellen Untersuchung aufzusuchen.

Ihre Manie messen

Füllen Sie den Testfragebogen zur Manie (siehe Abbildung 10.2) aus, indem Sie ein R (richtig) oder F (falsch) neben jeder Aussage zu Ihrem derzeitigen oder früheren Befinden ankreuzen. Wenn mehrere Aussagen als zutreffend erscheinen und ihre Denk- oder Verhaltensweisen einige Aspekte Ihres Lebens beeinträchtigen, empfehlen wir Ihnen Ihren Arzt oder Therapeuten wegen einer professionellen Untersuchung aufzusuchen.

Der Testfragebogen zur Manie soll Ihnen helfen, aktuelle manische Symptome zu erkennen. Wenn Sie die im Testfragebogen beschriebenen Symptome aber länger als einige Stunden erleben, ohne dass Sie einen Rausch haben, könnten Sie an einer bipolaren Störung leiden. Lassen Sie das von einem Psychiater genauer untersuchen.

Abbildung 10.1: Depression-Testfragebogen zur Selbsteinschätzung Ihrer Stimmungen in den letzten beiden Wochen

Abbildung 10.2: Manie-Testfragebogen zur Einschätzung Ihres jüngsten manischen Verhaltens

Beistand fordern

Normalerweise schaut Ihnen Ihr gesunder Menschenverstand über die Schulter und gibt Ihnen fortlaufend kluge Ratschläge. Er sorgt dafür, dass Sie auf sich selbst achtgeben, vorsichtig fahren, sparsam sind und sich überhaupt aus a...

Inhaltsverzeichnis

• Manisch-depressiv für Dummies – Schummelseite
• Titel
• Impressum
• Über die Autoren
• Inhaltsverzeichnis
• Einführung
• Teil I - Die bipolare Störung entwirren
• Teil II - Das bipolare Ungeheuer zähmen
• Teil III - Die Werkzeugkiste öffnen: Ein umfassender, ganzheitlicher Ansatz
• Teil IV - Hilfe zur Selbsthilfe
• Teil V - Hilfestellung für Freunde oder Angehörige mit bipolarer Störung
• Teil VI - Der Top-Ten-Teil
• Stichwortverzeichnis