Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück
eBook - ePub

Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück

Die Parabel von einem Jungen, der auszieht, die Welt zu erobern

  1. 160 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück

Die Parabel von einem Jungen, der auszieht, die Welt zu erobern

Über dieses Buch

Nach dem Schulabschluss verändert sich für den Kleinen Kämpfer das Leben. In dem großen Industrieunternehmen, für das er arbeitet, gilt die Devise: Mach hier nichts anders als es immer schon war. Der Kleine Kämpfer steht vor der Frage: Mach ich hier einfach immer so weiter? Träume sind sein Wegweiser. Sie erinnern ihn an die Zeit in seinem kleinen Dorf - als der Kleine Kämpfer noch ein richtiger kleiner Unternehmer war. Der Psychologe Klaus Doppler, Bestsellerautor und Coach vieler großer Unternehmenslenker, legt mit einer kleinen Geschichte ein großes Buch vor. Es zeigt den Weg aus persönlicher Krise in das richtige Leben.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück von Klaus Doppler im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politik & Internationale Beziehungen & Geschichte & Theorie der Politik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
|65| Der kleine Kämpfer
erprobt sich
im großen
Unternehmen
|67| Vom Vorstellungsgespräch, seiner ersten persönlichen Begegnung mit einem Unternehmen, kehrte der kleine Kämpfer sehr beeindruckt und zugleich leicht irritiert nach Hause zurück. Es lief nämlich nicht alles genau so ab, wie er sich das eigentlich vorgestellt hatte. Aber er war ja entschlossen zu lernen. Immerhin, gleich zwei Vertreter des Unternehmens standen zu seinem Empfang bereit: ein älterer Mann – sicher bereits um die vierzig – und eine jüngere Frau. Er war überrascht, wie freundlich sie ihn begrüßten und dass sie ihm sogar etwas zu trinken anboten. Als sie dann von ihm wissen wollten, was ihn dazu bewogen habe, sich gerade bei diesem Unternehmen zu bewerben, freute er sich über diese Frage, denn genau darauf hatte er sich besonders gut vorbereitet.
So begann er, ausführlich von seinen Überlegungen zu berichten, wie er überhaupt auf die Idee, sich zu bewerben, gekommen war und welche Ziele er damit verfolgte. Als er gerade dabei war, sich mehr und mehr warm zu reden, konnte er sich des zunehmenden Eindrucks nicht erwehren, dass eigentlich keiner der beiden ihm so richtig zuhörte. Nicht, dass man ihn unterbrochen hätte. Der ältere Mann blätterte zwischendurch in seinen Unterlagen, während die jüngere Frau, die eigentlich gar nicht so viel älter war als er, ihn unverwandt anschaute. Aber als von keiner Seite irgendwelche interessierten Nachfragen kamen, versiegte nach und nach sein Redefluss. Der kleine Kämpfer spürte, dass die Vertreter |68| des Unternehmens der Meinung waren, von ihm genug gehört zu haben.
Und sobald er eine etwas längere Pause einlegte, nutzten die beiden die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. Sie betonten, wie interessant das Unternehmen insgesamt für Mitarbeiter sei und auf was alles er sich innerlich einstellen solle. Von Eigeninitiative war die Rede, von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen, von Selbstverantwortung und davon, dass jeder Mitarbeiter seine Arbeit so verstehen und gestalten solle, als ob sein Arbeitsplatz sein eigenes Unternehmen sei. Der kleine Kämpfer hörte begeistert zu. Denn genau so stand es in der Anzeige, und genau so hatte er es sich vorgestellt, als in ihm der Wunsch entstand, in einem Unternehmen zu arbeiten. Sie erzählten ihm nicht nur viele schöne Geschichten darüber, wie dies alles konkret ablaufen würde, sondern sie führten ihn auch noch im Unternehmen herum, um ihm einen guten Eindruck von der Firma zu verschaffen.
Die kleine Irritation, die ihn überkommen hatte, als er spürte, dass man ihm nicht mehr zuhören, sondern lieber selbst erzählen wollte, war schnell überwunden. Der kleine Kämpfer erinnerte sich an das, was er bereits in früher Jugend gelernt hatte: Wichtige Menschen hören nicht zu, sondern wollen sich selbst in Szene setzen. Er wusste, was er zu tun hatte: die Bühne machen.
Er hörte zu, fragte freundlich und interessiert nach – und machte dadurch die anderen glücklich. Eine leise |69| Ahnung stieg in ihm hoch, dass vielleicht doch nicht alles so wunderbar sein würde, wie es ihm geschildert wurde, aber er sah keinen Anhaltspunkt, an dem, was ihm gesagt und gezeigt wurde, ernsthaft zu zweifeln. Als man ihn schließlich fragte, wie ihm zumute sei und ob er denn nun Lust habe, in diesem Unternehmen anzufangen, fand er nichts, was in diesem Augenblick dagegen sprach, und sagte spontan und voller Vorfreude zu.
|70| Aller Anfang …
Mit einigem Herzklopfen, aber doch auch mit freudiger Erwartung begab sich der kleine Kämpfer an seinem ersten offiziellen Arbeitstag in die Firma. Ohne Schwierigkeiten fand er den Bereich, wo er sich einfinden sollte, um seine Tätigkeit im Unternehmen zu beginnen. Dann kam die erste Überraschung: Es schien so, als ob ihn dort niemand wirklich erwartet hätte. Es gab kein herzliches Willkommen, nicht einmal eine förmliche Begrüßung. Zwar wurde er auch nicht als Störenfried behandelt. Aber alles wirkte so, als ob man mit ihm eigentlich nicht wirklich gerechnet hätte. Er sprach von sich aus jemanden an, der gerade an einem der Computer beschäftigt war, stellte sich kurz vor und fragte ihn, an wen er sich als Neuankömmling in dieser Abteilung wenden sollte. Nachdem für seinen Fall niemand Genaueres wusste, führte der von ihm Angesprochene ein kurzes Telefonat – später lernte er, dass es sich wohl um die Personalabteilung gehandelt hatte –, und es wurde bestätigt, dass der kleine Kämpfer schon am richtigen Platz gelandet war. Der kleine Kämpfer war nach dieser Klärung in gewisser Weise erleichtert, aber zugleich auch ratlos. Er wusste nicht, was er nun konkret tun sollte. Ein Kollege, der das ganze Geschehen aus der Entfernung mitbekommen |71| hatte, gab ihm den Rat, für die nächsten Tage die anderen einfach bei ihrer Arbeit zu beobachten und ihnen auf Anfrage behilflich zu sein. Der kleine Kämpfer traute sich nicht, danach zu fragen, ob der Mann offiziell für ihn zuständig sei. Er nahm es einfach als gegeben an, als niemand etwas anderes anordnete.
Eigentlich hatte er sich seinen Einstieg anders vorgestellt. Er hatte erwartet, dass man sich Zeit nehmen würde, ihm die Aufgaben der Abteilung zu erläutern und ihn dann einzuladen, seinen eigenen Beitrag dazu zu leisten. Daran war aber anscheinend niemand interessiert. Später am Tag klärte ihn eine Kollegin, die schon länger im Unternehmen arbeitete, über die wichtigste Spielregel für einen Mitarbeiter in diesem Unternehmen auf: Nicht auffallen! Der kleine Kämpfer staunte und begann zu sinnieren, in welches Spiel er geraten war. Er wollte herausfinden, worauf er zu achten hatte, wenn er in und mit dieser Gruppe zurechtkommen wollte.
Er benötigte nicht lange, um eine erste Erkenntnis zu gewinnen. Es gab wohl eine ganz klare Rollenverteilung – ähnlich wie er es früher auf dem Bauernhof erlebt hatte: die Hackordnung im Hühnerstall. Alle in der Gruppe wussten, wie viel sich jeder Einzelne leisten konnte, wessen Wort wie viel Gewicht hatte – und was man von wem erwarten konnte und was nicht. Es war alles geregelt, obgleich nichts schriftlich festgelegt war. In dieses klar festgelegte Rollenspiel einzugreifen würde mit hoher Wahrscheinlichkeit bedeuten, sich alle in der Gruppe |72| zum Gegner zu machen. Aus kleinen Zwischenbemerkungen hatte er schnell festgestellt, dass sich nicht alle gegenseitig gewogen waren. Aber gegen einen Eindringling würden sich vermutlich alle miteinander verbünden, unabhängig vom Grad ihrer gegenseitigen Wertschätzung.
Er erinnerte sich an ein Erlebnis aus seiner Schulzeit. Ein neuer Schüler war in die Klasse gekommen und hatte postwendend versucht, die Rolle des Klassenclowns zu besetzen. Er hatte in der Klasse kein leichtes Leben, immer wieder ließ man ihn auflaufen, um ihm deutlich zu machen, dass er noch nicht dazugehörte. Erst als er von diesem Vorhaben Abstand genommen und einen gebührenden Tribut als Zeichen der Unterwerfung unter bestehende Sitten geleistet hatte, wurde ihm ein offizieller Platz im Rollenspiel der Klasse eingeräumt.
Der kleine Kämpfer überlegte, welchen Tribut er wohl hier zu leisten hätte. Sicher nicht das, was ihm die beiden Personalleute beim Einstellungsgespräch gesagt hatten, weder Eigeninitiative noch Selbstverantwortung, schon gar nicht Verbesserungsvorschläge oder die Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes, als ob er das eigene Unternehmen wäre. Von der dort geschilderten musterhaften Unternehmenskultur war hier überhaupt nichts zu spüren. Die Spielregel hier lautete: Nicht auffallen, nichts ändern, vor allem: nichts durcheinanderbringen. Nachdem er von den beiden, die ihn eingestellt hatten, nichts mehr gesehen und gehört hatte und auch ihm das Hemd näher |73| als der Rock war, beschloss er, sich der Situation anzupassen. Und was immer der kleine Kämpfer auch tat, er tat es konsequent: Aus dem kleinen Kämpfer, der voller Elan, Neugierde, Wissensdrang und Ehrgeiz in das Unternehmen gekommen war, wurde nach und nach der kleine Angestellte, der sich perfekt an das laufende Geschehen anpasste und der vor allem bemüht war, keine Ecken und Kanten zu zeigen.
|74|
vorurteile95.tif
|75| Nicht auffallen
Am Anfang fiel ihm das noch schwer. Er war zum Beispiel gebeten worden, für eine bestimmte Zeit an einer Verpackungsmaschine mitzuarbeiten. Die Maschine lief, sobald sie richtig eingestellt war, eigentlich automatisch. Die Aufgabe der Mitarbeiter an der Maschine bestand mehr oder weniger darin, Maschinenstörungen rechtzeitig zu erkennen und vor allem darauf zu achten, dass es bei der Verpackung nicht zu unerwünschten Staus kommen konnte. Die Maschine war in ihrer Größe und Leistungsfähigkeit in seinen Augen sehr beeindruckend. Er war beruhigt, dass er nicht allein Dienst machen musste, sondern lediglich zur Unterstützung eines von allen sehr geschätzten langjährigen Mitarbeiters eingesetzt war. Als die Maschine urplötzlich ihren Dienst verweigerte, war er deshalb nicht wirklich beunruhigt, sondern eher neugierig und darauf gespannt, wie der zuständige Mitarbeiter jetzt reagieren würde. Vielleicht konnte er ja daraus für später etwas Wichtiges lernen. Er beschloss also, genau aufzupassen. Als Erstes schaute der Mitarbeiter auf die Uhr. Der kleine Kämpfer erklärte sich dies damit, dass der für die Maschine Verantwortliche wohl exakt die Stillstandszeit der Maschine festhalten wollte. Aber weit gefehlt. Der ältere Kollege machte ihn |76| vielmehr darauf aufmerksam, dass jetzt Zeit für die Mittagspause sei. Der kleine Kämpfer staunte, brachte seine Verwunderung aber nicht zum Ausdruck. Beim gemeinsamen Gang in die Kantine erklärte ihm der Ältere, dass diese Störung häufiger vorkomme. Nachdem der ältere Kollege trotz der aufgetretenen Störung ganz guter Laune schien, erlaubte sich der kleine Kämpfer zwei Fragen. Wieso war die eigentliche Ursache der Störung nicht schon längst beseitigt, nachdem der Defekt doch bereits häufiger aufgetreten war? Auf diese erste Frage bekam er eine Erklärung, die ihn zwar nicht wirklich zufriedenstellte, ihn aber – da er bereits einiges dazugelernt hatte – auch nicht wirklich überraschte: Gleich beim ersten Auftreten der Störung habe man »die oben« informiert. Von dort habe man zur Antwort bekommen, der Hersteller der Maschine würde sich baldmöglichst um eine Behebung der Störungsursache bemühen. Dazu sei allerdings eine gründliche Analyse vonnöten. Nachgefragt, wer denn mit denen oben gemeint sei, wurde auf die nächsthöhere Ebene des Gruppenleiters verwiesen. Als der kleine Kämpfer eher vorsichtig nachhakte, ob denen oben die Dringlichkeit der Angelegenheit wirklich klar sei, kam die deutlich ein Ende der Diskussion setzende Antwort: Davon habe man ja wohl auszugehen.
Das zweite Thema war heikler. Überall in der Produktion hingen Plakate mit den Zielen und Werten des Unternehmens. Eines der wichtigsten Ziele war, eine möglichst hohe Maschinenlaufzeit zu erreichen. Begründet |77| wurde dieses Ziel mit dem Anspruch des Unternehmens, allen Kunden eine hundertprozentige Lieferbereitschaft zu garantieren. Der kleine Kämpfer erinnerte sich, dass den Zielen und Werten – und in diesem Zusammenhang auch der Maschinenlaufzeit – bereits beim Betriebsrundgang im Rahmen seines Einstellungsgespräches eine hohe Bedeutung beigemessen worden war. Warum also jetzt in Ruhe Mittagspause machen, anstatt umgehend die Maschinenstörung zu beheben? An dieses Thema tastete sich der kleine Kämpfer sehr vorsichtig heran. Er wollte es sich mit seinem Kollegen auf keinen Fall verscherzen. Also fragte er ganz unschuldig, wann denn die Reparatur in Angriff genommen und wie lange sie vermutlich dauern werde. Die Antwort kam prompt: Das Ganze sei vermutlich, wie üblich, eine Angelegenheit von ungefähr einer Stunde, vorausgesetzt, man würde nach der Pause den dazu notwendigen Betriebsingenieur erreichen – und selbstverständlich ebenfalls unter der Voraussetzung, dass dieser nicht gerade anderweitig ebenso dringlich gebraucht werde. Die Nachfrage, warum für diese Nachforschung nicht die Pause genutzt und warum nicht einmal geprüft werde, ob die Störung überhaupt so ernsthaft sei, dass sie vom Kollegen nicht eigenhändig hätte behoben werden können, blieb unbeantwortet. Der kleine Kämpfer traute sich nicht, weiter nachzuhaken.
Ein paar Tage später fand das übliche wöchentliche Gruppengespräch statt mit dem Ziel, die Problemlösekompetenz |78| der Gruppe anhand konkreter aktueller Beispiele zu üben und zu verbessern. Der Gruppenleiter bat die Mitglieder, reale Beispiele aus der Arbeit der Gruppe in jüngerer Zeit zu benennen. Es kam keine Reaktion. Auch der kleine Kämpfer wagte es nicht, diesen Vorfall als Beispiel anzuführen. Es gehörte, so hatte er mittlerweile gelernt, zu den eisernen, wenn auch ungeschriebenen Gesetzen, in der Gruppe nichts offen anzusprechen, was irgendeinem Gruppenmitglied hätte schaden können. Und so übten sie schließlich an einem theoretischen Beispiel, das der Gruppenleiter einem Lehrbuch für Problembearbeitung in Gruppen entnahm. Dass sich in der konkreten Arbeit der Gruppe dadurch nichts, aber auch gar nichts ändern würde, war jedem klar – dem Gruppenleiter, den engagierten Mitgliedern der Gruppe, denen, die sich auf Kosten der anderen einen faulen Lenz machten, und natürlich auch dem kleinen Kämpfer. Alle wussten es, keiner bäumte sich dagegen auf, alle akzeptierten es auf ihre Weise: Die Bequemen waren froh, weil sich nichts änderte, die Engagierten waren zwar etwas enttäuscht, aber nicht eigentlich unglücklich, weil die Schuld für das Übel bei den anderen lag, der Gruppenleiter war zwar nicht überglücklich, hatte aber eigentlich nichts anderes erwartet – und er war auf diese Weise darum herumgekommen, Konflikte in der Gruppe ansprechen zu müssen. Und der kleine Kämpfer schließlich hatte seine erste Bewährungsprobe in der Gruppe bestanden – nämlich nicht aufzufallen, niemanden vorzuführen, |79| sondern das allgemeine Rollenspiel mitzuspielen. Nichts hatte sich geändert – und alle waren im Grunde zufrieden.
|80|
vorstandsbesuch.tif
|81| Ein irritierender Besuch
Einige Wochen später stand der schon längere Zeit angekündigte Besuch des Vorstandsvorsitzenden bevor. In der offiziellen Information wurde betont, der Vorstandsvorsitzende wolle sich vor Ort ein persönliches Bild von der Situation machen, sich einen unmittelbaren Eindruck verschaffen über die Befindlichkeit der Mitarbeiter angesichts der allgemeinen Maßnahmen zur Rationalisierung, die das Unternehmen bereits umgesetzt hatte, und der Effizienzsteigerungsprogramme, die gerade geplant wurden. Alle im Betrieb wussten, dass dieses Werk fortwährend in seinem Bestand gefährdet war, weil sie immer mit den anderen Produktionswerken des Unternehmens im Wettbewerb standen – gemessen an Produktivität, Kosteneffizienz und Kundenzufriedenheit. Die allgemeine Stimmung war deshalb gedrückt, zumal darüber hinaus eine ganze Reihe von eigentlich anstehenden Investitionen in Maschinen und in eine bessere Ausstattung der Räume zwar fest vereinbart, aber noch nicht umgesetzt, sondern mit unterschiedlichen Begründungen immer wieder verschoben worden war. Der kleine...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelei
  2. Was ich nicht tue, wird nicht geschehen
  3. Der kleine Kämpfer in seinem kleinen Dorf
  4. Der kleine Kämpfer als kleiner Unternehmer
  5. Der kleine Kämpfer kommt höher hinaus und in eine völlig andere Welt
  6. Der kleine Kämpfer erprobt sich im großen Unternehmen
  7. Der kleine Kämpfer rüstet sich für die Zukunft
  8. Die weiteren Wege des kleinen Kämpfers
  9. Editorische Notiz
  10. Autor