
- 208 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Verbotene Schlittenfahrten auf der zugeschneiten Dorfstraße, betrunkene Weihnachtsmänner und ein Pfarrer, der Frauen (durch Gebet natürlich) verschwinden lässt. Gerhard Fischer erzählt aus seiner Jugendzeit in Hitlerdeutschland, den Nachkriegsjahren und von seinen Erlebnissen als Pfarrer im Reisedienst. Ansteckend und fröhlich, nachdenklich und eindringlich berichtet er von Lebens- und Glaubenserfahrungen.
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Information
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Das Unheil Hitler
»In Reih und Glied antreten zum Dienst! Richtet euch! Die Augen geradeaus!«
Nein. So darfst du das nicht lesen.
Du kannst doch nicht mit übereinandergeschlagenen Beinen, im Sessel sitzend, befehlen. Auch wenn du im Zimmer allein bist und es dir nur selbst vorliest, musst du schreien – schreien, wie alle Jungvolk- und Hitlerjugendführer, die Offiziere in den Kasernen, auf den Straßen und Plätzen und im Kampfgebiet schrien.
Es gehörte zum Befehl, dass er geschrien wurde. Er sollte wie Kanonendonner klingen. Und er wurde befolgt … ohne Pardon!
Befehl und Gehorsam gehörten zusammen wie Blitz und Donner.
Also lies das jetzt noch einmal. Lies es so, dass deine Nachbarn bei dir klingeln, weil sie denken, du bist verrückt geworden. Steh dazu auf, und stehe stramm!
»In Reih und Glied antreten zum Dienst!
Richtet euch!
Die Augen geradeaus!
Rechts um!
Im Gleichschritt marsch!
Links, zwei, drei, vier – links, zwei, drei, vier – links, zwei, drei, vier … ein Lied!«
»Vorwärts, vorwärts schmettern
die hellen Fanfaren;
vorwärts, vorwärts,
Jugend kennt keine Gefahren.
Ist das Ziel auch noch so hoch,
Jugend zwingt es doch!
Unsre Fahne flattert uns voran;
unsre Fahne ist die neue Zeit;
unsre Fahne führt uns in die Ewigkeit;
unsre Fahne ist mehr als der Tod.«
Richtet euch!
Die Augen geradeaus!
Rechts um!
Im Gleichschritt marsch!
Links, zwei, drei, vier – links, zwei, drei, vier – links, zwei, drei, vier … ein Lied!«
»Vorwärts, vorwärts schmettern
die hellen Fanfaren;
vorwärts, vorwärts,
Jugend kennt keine Gefahren.
Ist das Ziel auch noch so hoch,
Jugend zwingt es doch!
Unsre Fahne flattert uns voran;
unsre Fahne ist die neue Zeit;
unsre Fahne führt uns in die Ewigkeit;
unsre Fahne ist mehr als der Tod.«
Ich marschierte nicht mit in der Reihe, sondern als Einzelner vornweg – mit der Fahne!
Jawohl. Mir als Sohn des Schulleiters wurde die Ehre zuteil, Fahnenträger zu sein.
Ich trug das Stück Stoff, das ich damals wie ein Heiligtum verehrte, mit gemischten Gefühlen.
Voller Stolz trug ich die Fahne, wenn wir durch unser Dorf marschierten; Angst flößte sie mir ein, wenn wir zum Geländespiel ausschwärmten, denn im »Fahnenträgerlehrgang« hatten wir gelernt: Die Fahne entscheidet im Kampf über Sieg oder Niederlage. Sie darf nie in die Hände des Feindes fallen. Der Fahnenträger verteidigt sie mit seinem Leben.
Das erschien mir nun doch ein wenig übertrieben.
Im Ernstfall würde ich mich für mein Leben entscheiden.
Ich bin ein geborener Feigling.
Mir war klar, dass die schlimmste Prügelei beim Geländespiel an der Fahne stattfindet.
Wie konnte ich meinem Los entgehen und trotzdem Fahnenträger sein?
Ich wusste mir zu helfen.
Sonntag früh um acht Uhr. Treffen an der Schule. Antreten zum Appell. Abmarsch in das »Kriegsgebiet«.
Der Feind (Hitlerjungen aus Cämmerswalde) hatte sich im Saydaer Forst festgesetzt.
Der Befehl an uns lautete:
»Den Forst vom Feind säubern!«
Einer von uns trug in seinem Marschgepäck jede Menge Stricke, mit denen wir die gefangenen Feinde an die Bäume zu fesseln gedachten. Wir näherten uns dem Forst, ich mit der Fahne voran.
Der Fähnleinführer teilte uns ein.
»Ihr übernehmt die Seite hinter den hohen Fichten. Ihr durchkämmt das Mittelstück und ihr die rechte Seite hinter dem Graben.«
»Ich kenne mich hier aus. Im Mittelstück gibt es eine Lichtung und in dieser Lichtung einen Hügel. Dort hisse ich unsere Fahne.«
»Ja, tu das; aber lass dich von keinem Feind erwischen!«
Ich wartete ab, bis sich unsere Leute im Wald verteilt hatten, dann schlich ich los. Kaum verdeckten mich die Fichten, kroch ich in Richtung einer halbhohen Schonung, die eigentlich nicht betreten werden durfte, nutzte ein Loch im Maschendraht als Durchschlupf und versteckte mich samt meiner Fahne unter einem großen Reisighaufen. Ich muss das so perfekt hingekriegt haben, dass mich tatsächlich weder Freund noch Feind dort fand.
Ich zitterte vor Angst. Das Einzige, das mir noch zu funktionieren schien, waren die Ohren. Sie leiteten die Schreie der Prügelnden und der Verprügelten so intensiv in mein Gehirn und von da aus in sämtliche Nervenzellen meiner Arme, Beine und Gedärme, dass ich wie beim Schüttelfrost bebte – und der Reisighaufen gleich mit.
Wieso ich am Ende dieses Dramas noch trockene Hosen hatte, ist mir bis heute ein unerklärliches Rätsel geblieben.
Manchmal kamen die Schreie meinem Versteck sehr nahe.
Ich fürchtete, vor Angst zu sterben.
Aber ich starb nicht, sonst könnte ich dir das heute, fast 60 Jahre danach, nicht erzählen.
»Dort! Dort hinter der Wurzel verbirgt sich ein Heidersdorfer Partisan. Komm raus, du Hund! Wir prügeln dich windelweich!«
Das klang ja fast so, als würden unsere Feinde die Oberhand gewinnen. Auch das noch!
Der »Partisan« schien zu fliehen.
»Feigling! Feigling! Wo gibt’s denn so was, einfach auszureißen! Na warte!!«
Der »Feigling« schrie auf. Wahrscheinlich hatten sie ihn eingeholt. Dann röchelte er eine Zeit lang und schließlich heulte er erbärmlich.
Nach dem »Krieg« erkundete ich, dass sie ihm die Nase blutig geschlagen hatten. Vier tapfere Cämmerswalder Hitlerjungen hatten der Reihe nach dem »Zinken« des Gefangenen einen kräftigen Fausthieb verpasst.
Du guckst so ungläubig.
Frage Männer meines Alters, ob das so stimmt, oder ob ich dir Märchen erzähle. Aber du musst Männer fragen, die bei der Hitlerjugend mitgemacht haben. Sie machten damals alle mit, bis auf einzelne Ausnahmen, die so selten waren wie ein weißer Elefant in Sibirien.
Inzwischen kommt es mir jedoch oft so vor, als sei ich damals der einzige Hitlerjunge gewesen. Wenn heute noch einer davon spricht, dann war er auf jeden Fall dagegen.
Der Reisighaufen bebte noch immer – nun erst recht.
Ich würde hier wahrscheinlich bis in die Nacht hinein liegen müssen. Doch mit der Zeit wurde es stiller um mich herum. Ich wagte mich aus meinem Versteck heraus, schlich auf Umwegen aus dem Wald und fand schließlich den Platz, auf dem die Hitlerjungen beider Orte zusammensaßen und den Kampf auswerteten.
Als ich mit zusammengerollter Fahne auf der Bildfläche erschien, brüllten die Cämmerswalder gleich los:
»Drauf! Reißt ihm die Fahne weg. Sie gehört uns! Wir haben gesiegt!«
Schon kamen sie auf mich zugerannt. Ihre Schulterriemen schwenkten sie schlagbereit in ihren Händen.
Da griffen die beiden Fähnleinführer ein. Die hatten wohl selbst keine Lust mehr zum Weiterdreschen, denn die Mittagszeit war längst überschritten und der Hunger machte sich bemerkbar.
Sie fragten mich:
»Wo hast du gesteckt? Du musst mit deiner Fahne immer dort sein, wo der Kampf am heftigsten tobt.«
»Dort war ich ja auch. Wenn ihr die Fahne nicht gesehen habt, dann wahrscheinlich deshalb, weil ein paar Bäume sie verdeckten.«
Zum Glück blutete ich sowohl im Gesicht als auch an den Armen und Händen. Diese Abschürfungen hatte ich mir unter dem Reisighaufen zugezogen, behauptete aber, sie seien die Folgen des heißen Kampfes, den ich um unsere Fahne geführt hatte. Leider erinnerte sich kein Cämmerswalder Hitlerjunge an mein Gesicht. Sie behaupteten stocksteif, mich auf dem »Schlachtfeld« nicht gesehen zu haben.
Lass mich bei diesem Wort »Schlachtfeld« einen Augenblick innehalten. Dieses Wort war im offiziellen Sprachgebrauch; und tatsächlich stimmte es ja auch a...
Inhaltsverzeichnis
- Umschlag
- Titel
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Heiliger Mumm
- Zions Töchter
- Die Bruchlandung
- Prügel statt Erdbeeren
- Nur echte Engel sind schwindelfrei
- Der zertrampelte Himmel
- Eltern sind schwierig
- Kauen, schlucken, schütteln
- Das Unheil Hitler
- Frauen werden unsichtbar
- Gott kommt durch die Wand
- Das Bügelkomplott
- Rache ist süß
- Brot zu verschenken!
- Gesunder Appetit
- Zimmer Nr. 13
- Ein Zimmer zu zweit
- Die kalte Dusche
- Leseempfehlungen