Stephen Hawking, das Universum und Gott
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Stephen Hawking, das Universum und Gott

  1. 80 Seiten
  2. German
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Stephen Hawking, das Universum und Gott

Über dieses Buch

Wissenschaft und Religion - ist das wirklich ein Kampf zwischen völlig unterschiedlichen Welten? Einige Autoren scheinen davon auszugehen, wie etwa Richard Dawkins oder auch Stephen Hawking. Sie bringen dafür zahlreiche Argumente - halten diese aber einer näheren Prüfung wirklich stand? Prof. John Lennox ("Hat die Wissenschaft Gott begraben?") setzt sich in seinem neuen Buch mit dem aktuellen Bestseller von Stephen Hawking "Der große Entwurf: Eine neue Erklärung des Universums" auseinander und liefert gute Argumentationshilfen für den Glauben.

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Information

Kapitel 1
Die großen Fragen

Stephen Hawking ist ohne Zweifel der weltweit bekannteste lebende Naturwissenschaftler. Vor seiner erst kürzlich erfolgten Emeritierung hatte er als Nachfolger von Sir Isaac Newton den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge inne. Diese Position füllte Hawking mit Bravour aus. Er wurde von der britischen Königin zum »Companion of Honour« ernannt. Seine akademische Vita weist unzählige Ehrendoktortitel aus aller Welt auf.
Daneben ist er seit Langem ein Symbol für Tapferkeit. Seit über vierzig Jahren leidet er an einer verheerenden Erkrankung des motorischen Nervensystems. Einen Großteil dieser Zeit brachte er im Rollstuhl zu und ist auf einen eigens konstruierten elektronischen Stimmsynthesizer als einziges Mittel der mündlichen Kommunikation angewiesen. Seine unverkennbare »Stimme« ist in aller Welt bekannt.
Gemeinsam mit vielen herausragenden Kollegen und Studenten hat Hawking die Grenzen der mathematischen Physik ausgelotet – wobei der vielleicht berühmteste Teil seiner Arbeit sich mit den schwer zugänglichen Rätseln der Schwarzen Löcher befasst. Seine Arbeit führte zum Postulat der »Hawking-Strahlung«, die ihm, wenn sie verifiziert würde, zweifellos den Nobelpreis einbrächte.
Mit seinem Rekordbestseller Eine kurze Geschichte der Zeit4 brachte Hawking die undurchdringliche Welt der Fundamentalphysik in jedes Wohnzimmer – wenn auch viele Leute zugaben, dass der Inhalt ihnen zu hoch war. Diesem Buch folgten einige weitere, die sehr erfolgreich versuchten, viele Leser für die große Naturwissenschaft zu begeistern.
Da seine Bücher sich mit dem Ursprung des Universums befassen, war es unvermeidlich, dass er sich auch mit der Frage nach der Existenz eines Schöpfers auseinandersetzte. Eine kurze Geschichte der Zeit ließ diese Frage noch offen. Das Buch endete mit der viel zitierten Aussage, wenn die Physiker eine »vollständige Theorie« entdeckten (also eine Theorie, die die vier fundamentalen Naturkräfte vereinheitlicht), so »würden wir Gottes Plan kennen«5.
In seinem letzten Buch Der große Entwurf6, gemeinsam verfasst mit Leonard Mlodinow7, ist von Hawkings Zurückhaltung nichts mehr zu spüren. Stattdessen stellt er den Glauben an eine göttliche Erschaffung des Universums infrage. Ihm zufolge liefern die Gesetze der Physik – nicht der Wille Gottes – die wahre Erklärung dafür, wie das Universum entstand. Der Urknall, so Hawking, sei die unvermeidliche Konsequenz dieser Gesetze gewesen: »Da es ein Gesetz wie das der Gravitation gibt, kann und wird sich das Universum […] aus dem Nichts erzeugen.«8
Der Titel Der große Entwurf wird für viele Leser die Existenz eines großen Planers nahelegen – doch genau dies versucht das Buch in Abrede zu stellen. Hawkings zentrale Schlussfolgerung lautet: »Spontane Erzeugung ist der Grund, warum etwas ist und nicht einfach nichts, warum es das Universum gibt, warum es uns gibt. Es ist nicht nötig, Gott als den ersten Beweger zu bemühen, der das Licht entzündet und das Universum in Gang gesetzt hat.«9
In diesem Buch möchte ich mich in der Hauptsache nicht mit Hawkings Naturwissenschaft auseinandersetzen, sondern mit dem, was er daraus in Bezug auf die Existenz oder besser Nichtexistenz Gottes ableitet. Hawkings Überzeugung, die Naturwissenschaft mache Gott überflüssig, wird als eine bahnbrechende Erkenntnis gefeiert, sie ist aber keineswegs neu. Andere Naturwissenschaftler stellen schon seit vielen Jahren ähnliche Behauptungen auf, wonach die überwältigende, ausgeklügelte Komplexität der Welt um uns her durch die ausschließliche Bezugnahme auf den Grundstoff des Universums (Masse/Energie) oder auf physikalische Gesetze wie das Gravitationsgesetz interpretiert werden könne. Tatsächlich ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen, inwiefern dieses Buch dem, was Hawking in Eine kurze Geschichte der Zeit geschrieben hat, aus naturwissenschaftlicher Sicht viel Neues hinzufügt.
Der große Entwurf beginnt mit einer Liste der großen Fragen, die die Menschen sich von jeher gestellt haben: »Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben? Wie verhält sich das Universum? Was ist das Wesen der Wirklichkeit? Woher kommt das alles? Braucht das Universum einen Schöpfer?«10 Diese Fragen, gestellt von einem berühmten Naturwissenschaftler, wecken eine große Neugier. Es ist faszinierend, einem Naturwissenschaftler von Weltrang zuzuhören, wenn er den philosophischen Fragen nachgeht, die wir alle hin und wieder stellen.
Ist die Philosophie wirklich tot?
Doch wenn wir das erwarten, steht uns eine Überraschung bevor. Denn schon mit seinen nächsten Worten gibt Hawking seiner Verachtung für die Philosophie Ausdruck. Im Blick auf seine Liste von Fragen schreibt er: »Traditionell sind das Fragen für die Philosophie, doch die Philosophie ist tot. Sie hat mit den neueren Entwicklungen in der Naturwissenschaft, vor allem in der Physik, nicht Schritt gehalten. Jetzt sind es die Naturwissenschaftler, die mit ihren Entdeckungen die Suche nach Erkenntnis voranbringen.«11
Abgesehen von der Hybris gegenüber der Philosopie, einer Disziplin, die an seiner eigenen Universität Cambridge stark vertreten und geachtet ist, stellt dies einen recht beunruhigenden Beleg dafür dar, dass zumindest ein Naturwissenschaftler, nämlich Hawking selbst, mit der Philosophie nicht nur nicht Schritt gehalten hat, sondern offenbar auch nicht genug davon versteht, um zu erkennen, dass er selbst dabei ist, sie zu betreiben.
Denn Hawkings Aussage über die Philosophie ist selbst eine philosophische Aussage. Sie ist offenkundig keine naturwissenschaftliche, sondern eine metaphysische Aussage über die Naturwissenschaft. Insofern widerspricht sich seine Behauptung, die Philosophie sei tot, selbst.
Darüber hinaus ist die Ansicht, es seien »die Naturwissenschaftler, die […] die Suche nach Erkenntnis voranbringen«, nicht weit entfernt vom Szientismus – der Auffassung, die Naturwissenschaft sei der einzige Weg zur Wahrheit. Diese Überzeugung ist typisch für jene Bewegung des säkularen Denkens, die als »Neuer Atheismus« bezeichnet wird, wenn das Neue an ihren Gedanken auch zum größten Teil nur in der aggressiven Art ihrer Präsentation besteht, weniger in ihrem intellektuellen Gehalt.12
Der Nobelpreisträger Sir Peter Medawar wies schon vor langer Zeit in seinem hervorragenden Buch Advice to a Young Scientist, das für alle Naturwissenschaftler Pflichtlektüre sein sollte, auf diese Gefahr hin:
»Ein Naturwissenschaftler kann sich und seinen Beruf nicht schneller unglaubwürdig machen als vollmundig zu verkünden, die Naturwissenschaft kenne (oder kenne demnächst) die Antworten auf sämtliche Fragen, die es sich zu stellen lohne, und zu behaupten, Fragen, die keine naturwissenschaftliche Antwort zulassen, seien eigentlich Nicht-Fragen oder ›Pseudo-Fragen‹, die nur von Einfaltspinseln gestellt würden und für deren Beantwortung man naiv sein müsse.«
Medawar fährt fort:
»Dass die Naturwissenschaften Grenzen haben, wird daran deutlich, dass sie nicht imstande sind, Grundfragen des menschlichen Lebens zu beantworten, die mit den ersten und letzten Dingen zu tun haben – Fragen wie: ›Wie hat alles angefangen?‹, ›Wozu sind wir alle hier?‹, ›Welchen Sinn hat das Leben?‹«13
Er fügt hinzu, dass wir Antworten auf solche Fragen in der Literatur und in der Religion suchen müssen.
Francis Collins äußert sich ähnlich über die Begrenzungen der ­Naturwissenschaft: »Aber die Wissenschaft ist unfähig, Fragen zu beantworten wie: ›Warum entstand das Universum?‹, ›Was ist die Bedeutung des menschlichen Daseins?‹, ›Was passiert nach unserem Tod?‹«14
Offenkundig sind Medawar und Collins leidenschaftliche Naturwissenschaftler. Es ist also keineswegs ein Widerspruch, ein Naturwissenschaftler ersten Ranges zu sein und anzuerkennen, dass die ­Naturwissenschaft nicht alle Fragen beantworten kann – darunter manche der tiefsten Fragen, die Menschen stellen.
Zum Beispiel ist man sich weithin einig, dass es schwierig ist, in der Naturwissenschaft eine Grundlage für Moral zu finden. Albert Einstein erkannte das deutlich. Bei einer Diskussion 1930 in Berlin über Naturwissenschaft und Religion sagte er, unser menschlicher Sinn für Schönheit und unser religiöses Empfinden seien »unterstützende Formen, die der Denkfähigkeit zu ihren höchsten Leistungen verhelfen. Sie sprechen zu Recht von der moralischen Grundlage der Naturwissenschaft, aber Sie können das Ganze nicht umkehren und von den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moral sprechen.« Einstein meinte, die Naturwissenschaft könne keine Basis für Moral formulieren: »Jeder Versuch, Ethik auf wissenschaftliche Formeln zu reduzieren, muss scheitern.«15
Richard Feynman, ebenfalls Nobelpreisträger der Physik, teilt Einsteins Ansicht: »Selbst die größten Kräfte und Fähigkeiten liefern offenbar keine klaren Antworten mit, wie man sie einsetzen soll. Beispielsweise führt die ungeheure Ansammlung von Wissen, wie die reale Welt sich verhält, lediglich zu der Schlussfolgerung, dieses Verhalten sei irgendwie sinnlos. Die Naturwissenschaften lehren einen nicht auf direktem Wege, was gut und was schlecht ist.«16 An anderer Stelle schreibt er: »Die moralischen Normen liegen offenbar außerhalb des Geltungsbereichs der Wissenschaft.«17
Hawking jedoch scheint dies zu bestreiten und weist damit der Naturwissenschaft eine Rolle zu, die ihre Fähigkeiten übersteigt. Nachdem er mit einer philosophischen Aussage die Philosophie herabgesetzt hat, stürzt er sich mit großer Inkonsequenz Hals über Kopf in die Philosophie. Denn insofern er Naturwissenschaften zur Beantwortung letzter Fragen wie der nach der Existenz Gottes heranzieht, treibt Hawking Metaphysik. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf. Ich befasse mich in diesem Buch ebenfalls durchweg mit Metaphysik. Meine Kritik zielt nur darauf, dass seine Haltung gegenüber der Philosophie inkonsequent ist.
Schauen wir uns die beiden Fragenkataloge von Hawking etwas genauer an. Zunächst die erste Liste von Fragen:
  • »Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben?
  • Wie verhält sich das Universum?
  • Was ist das Wesen der Wirklichkeit?
  • Woher kommt das alles?
  • Braucht das Universum einen Schöpfer?«18
Die zweite dieser Fragen ist rein naturwissenschaftlich – eine typische »Wie«-Frage, die nicht nach einem letzten Sinn fragt. Die erste und die drei letzten Fragen hingegen sind Grundfragen der Philosophie.
Die zweite Liste, die Hawking aufführt, findet sich am Ende seines ersten Kapitels und enthält folgende Fragen:
  • »Warum gibt es etwas und nicht einfach nichts?
  • Warum existieren wir?
  • Warum dieses besondere System von Gesetzen und nicht irgendein anderes?«19
Auch dies sind wohlbekannte große Fragen der Philosophie.
Nun wird die Naturwissenschaft zweifellos etwas beizutragen haben, wenn es darum geht, diese Fragen zu beantworten. Sie ist jedoch keineswegs die einzige und auch nicht unbedingt die wichtigste Beiträgerin.
Die Philosophie mag Hawking zufolge tot sein, aber es scheint ihm daran gelegen zu sein, ihr eine sofortige Auferstehung zu verschaffen! Er nennt seine drei Fragen »die letztgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest« und kündigt an: »Wir werden versuchen, sie in diesem Buch zu beantworten.«
Eine oberflächliche Gottesvorstellung
Wenn man eine rote Ampel überfährt, überfährt man leicht auch gleich noch ein paar weitere. Genauso ist es hier. Hawkings unangemessene Haltung gegenüber der Philosophie macht sich schon bald in seiner nur oberflächlichen Vorstellung von Gott bemerkbar. Er schreibt: »Unkenntnis der Naturgesetze veranlasste die Menschen früherer Zeiten, Götter zu erfinden, die in jeden Aspekt des menschlichen Lebens hineinregierten.« Dies habe sich dann mit Thales von Milet vor etwa 2600 Jahren zu ändern begonnen: »Es kam der Gedanke auf, die Natur könnte in ihrem Verhalten gleichbleibenden, entschlüsselbaren Prinzipien folgen. So begann der lange Prozess, der die Vorstellung von der Herrschaft der Götter schließlich durch die eines Universums ersetzte, das von Naturgesetzen bestimmt wird und nach einem Entwurf erschaffen wurde, den wir eines Tages lesen könnten.«20
Hier wird der Eindruck erweckt, als wäre der Gottes- oder Göttergedanke ein Platzhalter für menschliche Unwissenheit – ein »Lückenbüßergott«, der zunehmend verdrängt wird, je mehr unsere Wissenslücken durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse ausgefüllt werden, bis er schließlich komplett verschwindet. In der Vergangenheit gab es viele Lücken im naturwissenschaftlichen Weltbild, die mit Gott ausgefüllt wurden, doch nun meint Hawking, die Physik lasse keinen Raum mehr für Gott, denn sie habe den letzten Ort beseitigt, an dem er hätte zu finden sein können – die ungeklärte Frage nach der Entstehung des Universums. Das letzte Teil des naturwissenschaftlichen Puzzles hat seinen Platz gefunden, und damit ist unser Universum zu einem geschlossenen System geworden.
Damit sind wir nur noch einen Schritt davon entfernt, den Atheismus als notwendige Voraussetzung für naturwissenschaftliches Arbeiten zu betrachten.
Werfen wir zuerst einen Blick auf den wahren Kern von dem, was Hawking sagt. Wenn wir hinter jedem Donnerschlag einen brüllenden Gott vermuten, wie manche Menschen der Antike, werden wir natürlich kaum geneigt sein, dem Mechanismus nachzuspüren, der den Lärm verursacht. Wenn wir aber davon ausgehen, dass es keine Götter dieser Art gibt, gewinnen wir die Freiheit, den Mechanismen der Natur auf wissenschaftliche Weise nachzugehen.
Es ist richtig, dass wir Vergöttlichungen von Naturkräften loswerden müssen, um die Natur studieren zu können. Hawking erläutert diesen revolutionären Schritt im Denken, den frühe griechische Naturphilosophen wie Thales, Anaximander und Anaximenes von Milet vor über 2500 Jahren getan haben.
Sie gaben sich mit den mythologischen Erklärungen, wie sie Homer und Hesiod um 700 v. Chr. in ihren Werken gaben, nicht zufrieden. Stattdessen suchten sie nach Erklärungen anhand natürlicher Abläufe und konnten einige bemerkenswerte naturwissenschaftliche Erfolge verbuchen. Thales wird das Verdienst zugeschrieben, die Länge des Jahres auf 365 Tage berechnet, die Sonnenfinsternis des Jahres 585 v. Chr. korrekt vorhergesagt und mithilfe geometrischer Verfahren die Höhe der Pyramiden aus ihren Schatten berechnet zu haben. Sogar die Größe der Erde und des Mondes soll er geschätzt haben. Anaximander erfand die Sonnenuhr und fertigte die ersten Welt- und Sternenkarten an. Somit gehörten die Milesier zu ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Einführung
  6. 1. Die großen Fragen
  7. 2. Gott oder die Naturgesetze?
  8. 3. Gott oder das Multiversum?
  9. 4. Der große Entwurf
  10. 5. Naturwissenschaft und Rationalität
  11. Schluss
  12. Anmerkungen