Engel, Hirten, Könige?
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Engel, Hirten, Könige?

24 Entdeckungen in der Weihnachtsgeschichte

  1. 160 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Engel, Hirten, Könige?

24 Entdeckungen in der Weihnachtsgeschichte

Über dieses Buch

Was war wirklich los in Bethlehem? Nicht wenige Menschen halten die Weihnachtsgeschichte nur für eine anrührende Legende. Wolfgang Kraska, freikirchlicher Pastor in Karlsruhe, zeigt, dass die Volksfrömmigkeit tatsächlich die biblischen Berichte oft fantasievoll übermalt und die Hauptakteure zu bunt lackierten Krippenfiguren gemacht hat. Doch wenn man genauer in die Bibel blickt, entdeckt man sehr interessante und lebendige Menschen. Dabei geht der Autor auch schwierigen Themen nach wie z. B. Marias jungfräulicher Empfängnis und stellt die Geburt Jesu in einen großen theologischen Gesamtzusammenhang, der von der Schöpfung bis zur Wiederkunft Jesu reicht. - Mit seinen 24 Kapiteln ist das Buch ein guter Begleiter durch die Adventszeit, der zu einem neuen und vertieften Verständnis von Weihnachten verhilft.

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Information

Jahr
2015
ISBN drucken
9783417266566
eBook-ISBN:
9783417228106

1. Wie finden Sie Weihnachten?

»Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore! Der König will einziehen, dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?«
»Es ist der Herr, der Starke und Gewaltige! Der Herr, der Sieger in jedem Kampf! – Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore! Der König will einziehen, dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?«
»Es ist der Herr über Himmel und Erde! Er ist der höchste König, ihm gehört alle Macht!«
Psalm 24,7-10
Wie finden Sie Advent und Weihnachten? Ich meine: Mögen Sie das ganze Drumherum? Freuen Sie sich auf diese Zeit mit ihrer besonderen Stimmung, den Lichterketten, der besonderen Duftmischung aus Bratapfel und Zimt in der Innenstadt? Mögen Sie die Weihnachtslieder beim Sockenkauf, die vielen Menschen an der Kasse, die einen hautnah erleben lassen, dass etwas Besonderes in der Luft liegt? Das hat ja etwas, und man kann es ja durchaus schön finden. Muss man aber nicht!

Den Kopf voller Sorgen?

Die frohe Botschaft für alle Weihnachtsmüden lautet: Sie müssen nicht Weihnachten feiern! Wir werden ausdrücklich aufgefordert, das Abendmahl zu feiern. Wir lesen von der Urgemeinde, dass sie den Auferstehungstag Jesu feiert, den Sonntag. Aber Weihnachtsfeiern kommen nicht vor. Weihnachten ist total freiwillig. Wir bringen Gott kein Speiseopfer, wenn wir Spekulatius verzehren, und nirgends werden wir aufgefordert, unsere Häuser mit Tannengrün auszustatten, um eine Art Laubhüttenfest im Wohnzimmer feiern zu können. Also geben wir es zu: Wir feiern Advent und Weihnachten so lang und üppig, nicht weil Gott es geboten hätte oder weil Jesus dabei besonders geehrt würde, sondern weil wir daran Freude haben. Das heißt aber auch: Der Glaube nimmt wahrhaftig keinen Schaden, wenn sich die heimelige Adventsstimmung nicht so richtig einstellen will.
Vielleicht geht es Ihnen ja eher so: Sie haben den Kopf voller Gedanken und Sorgen, wie es wohl weitergeht mit Ihrer Arbeit, ob nicht demnächst auch Ihr Betrieb geschlossen wird, Ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert wird. Sie haben zurzeit eigentlich nur Ihre Krankheit im Sinn und was Sie dagegen wohl tun können. Sie sind am Boden zerstört, weil Ihre Freundschaft zerbrochen ist oder Ihre Ehe vor dem Aus steht. Sie fragen sich, wie man angesichts der täglich neuen Terrormeldungen Weihnachten feiern soll. Na dann: Fröhliche Weihnachten! Denn Sie haben durchaus gute Chancen, dass es dieses Jahr so richtig Weihnachten bei Ihnen wird.

Die Ungemütlichkeit der Welt

Ich meine das keineswegs zynisch, und ich will schon gar nicht Ihre Nöte einfach übergehen. Im Gegenteil. Aber machen wir uns doch einmal klar, wie das damals war, als Jesus geboren wurde. Ulrich Parzany hat das einmal phantasievoll ausgemalt: »Es waren Tage voller Hektik. Die römische Besatzungsmacht hatte eine Volkszählung zum Zwecke der Neufestsetzung der Steuern angeordnet. An jeder Straßenkreuzung römische Militärkontrollen. Reine Schikane, dass alle Leute sich an ihrem Geburtsort registrieren lassen sollten. Wut lag in der Luft. Die Menschen ballten die Fäuste in der Tasche. Und die jüdischen Terroristen – die Zelotenbewegung – nahmen die Gelegenheit wahr, ein paar Kollaborateure meuchlings zu ermorden. Die Straßen waren nicht sicher – vor allem nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Viele machten dabei Bombengeschäfte. Die Hotels waren überfüllt. Jeder Schuppen wurde zu Wucherpreisen vermietet.« Zu Recht gibt er seinen Ausführungen die Überschrift »Unsere Welt – eine typische Weihnachtswelt«.
Gott wird ja nicht Mensch, um uns ein paar Tage voller sentimentaler Stimmung zu bescheren. Weihnachten feiern wir ja nicht trotz der Krisen und Konflikte in dieser Welt und nicht trotz Stress, Streit und Hektik in unseren Familien. Sondern gerade deswegen. Das Thema von Weihnachten ist nicht die Gemütlichkeit, sondern die Ungemütlichkeit der Welt. Wenn alles in Ordnung wäre, wenn wir in einer heilen Weihnachtswelt lebten, hätte Gott seinen Sohn überhaupt nicht den Weg auf die Erde und ans Kreuz zumuten müssen.

Noch so viele Fragen

Gott kommt in diese Welt, weil sie krank ist und es in ihr finster aussieht. Er kommt zu den Menschen mit ihrer Ratlosigkeit und Widersprüchlichkeit, Dummheit und Arroganz, mit Not und Schuld. Gott kann es nicht länger mit ansehen, dass wir uns selbst einen Reim auf das Leben machen und dabei scheitern. Er mischt sich ein, um aufzuzeigen, wie er das Leben gemeint hatte, als er uns erschuf, und was davon heute noch drin ist, wenn wir nur wieder zu ihm zurückfinden. Deshalb schickt er Jesus. Deshalb wird er einer von uns und macht all das durch, was uns das Leben so unerträglich erscheinen lässt. Bis zum bitteren Ende. Bis zum Verrecken am Kreuz.
Es gibt aber nicht nur die oben beschriebene Blockade, dass der Heile-Welt-Rummel, der um Weihnachten gemacht wird, nicht zu ihrer Lebenssituation passt. Es kann ja auch sein, dass Sie zu der Botschaft und den Inhalten von Weihnachten einfach keinen Zugang finden. Gott wird Mensch, von einer Jungfrau geboren – und das alles mit dem Ziel, die Welt zu retten. Das ist schon einiges an Zumutung für unseren Verstand, und ich kann verstehen, wenn Sie damit nicht klarkommen. In den folgenden Kapiteln werden Sie deshalb ja auch zu vielen der schwierigen Aspekte Gedankenanstöße und Argumente bekommen, »Futter fürs Hirn«. Aber letztlich ist das nicht der Weg, der einem Weihnachten wirklich nahebringt. Dazu braucht es noch einen anderen Zugang.

Ein anderer Zugang

Kennen Sie Steckwürfel für kleine Kinder? Solch ein Würfel hat verschiedene Ausschnitte wie Kreis, Dreieck und Quadrat. Dazu gibt es entsprechende Figuren, die immer nur genau durch einen der Ausschnitte gesteckt werden können. Die Kinder lernen auf diese Weise die verschiedenen geometrischen Formen kennen. Was sie auch lernen, ist, dass man nicht alles Beliebige durch die Ausschnitte stecken kann. Der kleine Teddy passt einfach nirgends hindurch.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir Menschen mit der Frage nach Gott ähnlich umgehen wie die Kinder mit ihrem Teddy. Wir haben verschiedene Möglichkeiten, etwas zu erkennen und in uns aufzunehmen. Das sind vor allem unser Verstand, die Sinnesorgane und unsere Emotionen. Diese Zugänge sind wie die Ausschnitte beim Steckwürfel. Was nicht durch eine dieser Schablonen passt, lassen wir nicht in uns hinein. Aber bei Gott will das einfach nicht gelingen. Er ist zu groß, zu andersartig. Er passt nicht hindurch. Dabei wäre es durchaus attraktiv, an Gott glauben zu können. Aber als denkender Mensch kann man sich doch nicht auf etwas einlassen, das man nicht zweifelsfrei beweisen kann. Oder doch? Es gibt tausend Gründe, an Gottes Existenz zu zweifeln. Die Frage ist: Wie genau muss alles bewiesen sein, damit ich glauben kann? Wieviel Zweifel kann ich tolerieren, um mich auf Gott einzulassen?

Sich öffnen für das Geheimnis

Lassen Sie mich noch einmal auf den Steckwürfel zurückkommen. Ein kleines Kind hat mir nämlich etwas Wichtiges beigebracht. Es machte den Würfel einfach auf. Und siehe da, auf einmal passte der Teddy doch hinein. – Sich öffnen, das ist der Weg! Die übernatürliche Wirklichkeit Gottes erschließt sich nicht, indem wir ein logisches Fazit ziehen. Es kann aber passieren, dass Gott selbst sich uns offenbart, den Schleier lüftet, uns eine Begegnung mit sich schenkt. Wenn wir uns danach sehnen, uns darauf einlassen und dafür öffnen. Dann ist auf einmal klar, dass Gott da ist. Auch wenn der Verstand längst nicht auf alle Fragen eine Antwort hat. »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …« Nicht umsonst gehört die Aufforderung, sich zu öffnen, seit Jahrhunderten zum Beginn der Advents- und Weihnachtszeit.
Die Adventszeit bietet uns die Chance, über die Bedeutung von Weihnachten nachzudenken. Ich kann offene Fragen klären. Ich kann durchbuchstabieren, was Gottes Ankunft in dieser Welt für mich und mein Leben bedeutet. Ich kann mir Zeit nehmen zum Lesen und Nachdenken, zum Singen und Musikhören und nicht zuletzt zum Beten. Und wenn das bei Spekulatius, Tannenduft und Kerzenschein besser gelingt – warum nicht. Aber ich will dieses Jahr einen echten Grund haben, Weihnachten zu feiern. Ich will Jesus feiern, weil ich ihn neu verstanden habe und er mir nahe gekommen ist.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich an Rat.
Georg Weißel (1623)

2. Ganz und gar unheilige Besucher

Jesus wurde in Bethlehem in Judäa geboren, zur Zeit, als König Herodes das Land regierte. Bald nach seiner Geburt kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: »Wo finden wir den neugeborenen König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um uns vor ihm niederzuwerfen.« Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle führenden Priester und Gesetzeslehrer im Volk Gottes zu sich kommen und fragte sie: »Wo soll der versprochene Retter geboren werden?« Sie antworteten: »In Bethlehem in Judäa. Denn so hat der Prophet geschrieben: ›Du Bethlehem im Land Juda! Du bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten in Juda, denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel schützen und leiten soll.‹« Daraufhin rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und fragte sie aus, wann sie den Stern zum ersten Mal gesehen hätten. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: »Geht und erkundigt euch genau nach dem Kind, und wenn ihr es gefunden habt, gebt mir Nachricht! Dann will ich auch hingehen und mich vor ihm niederwerfen.«
Matthäus 2,1-8
Astronomen unserer Zeit können uns heute recht plausibel erklären, was es mit dem Stern von Bethlehem auf sich hat und was sich zur Zeit der Geburt Jesu am Himmel abgespielt haben muss: Die Planeten Jupiter und Saturn standen so beieinander, dass sie, von der Erde aus betrachtet, wie ein einziger, besonders heller Stern aussahen. Tatsächlich waren die beiden Planeten natürlich unendlich weit voneinander entfernt. Ein seltenes optisches Phänomen also, vergleichbar mit einer Sonnenfinsternis. Mehr nicht. Nun kann man sich natürlich – immer dem hellen Stern hinterher – von Osten aus in Richtung Westen auf den Weg machen. Eine grobe Richtung ergibt das schon. Aber wie bitteschön soll eine solche Himmelserscheinung einen Weg präzise bis zu einem Stall in einem kleinen Dorf weisen können? Und wie soll man es sich vorstellen, dass der Stern über dem Haus stehen blieb, wie Matthäus berichtet?

Ein Bericht mit vielen Fragezeichen

Doch nicht nur naturwissenschaftlich denkende Menschen haben Probleme mit der alten Geschichte. Auch bewussten Christen macht sie beim näheren Nachfragen erhebliche Mühe. Irritiert fragen sie sich, ob denn das Schicksal vielleicht doch in den Sternen zu lesen ist? Hat Gott die Geschichte – vielleicht sogar meine persönliche Biografie – dort irgendwie auf geheimnisvolle Weise festgeschrieben? Dann könnte ja an Horoskopen doch etwas dran sein, zumindest an den seriösen in meiner Tageszeitung? Aber wie reimt sich das mit der scharfen Verurteilung solcher Praktiken im Alten Testament? Sterndeuterei wird dort als Götzendienst und schwere Sünde bezeichnet. Die Propheten kündigen dem Volk in Gottes Auftrag schwerste Strafen an, wenn sie sich an so etwas beteiligen (5. Mose 4,19; Jeremia 8,2 u.a.). Steht der Bericht des Matthäus dann nicht im Widerspruch zum Alten Testament?
All unsere Fragen und Verlegenheiten haben ihre Ursache keineswegs im biblischen Bericht, sondern in dem, was menschliche Fantasie und Tradition daraus gemacht haben. Der Originalbericht des Matthäus ist weder in der Sache unglaubwürdig noch steht er im Widerspruch zur sonstigen Bibel. Allerdings muss man dazu die vielen Gold- und Lackschichten entfernen, mit denen der Bibeltext im Laufe der Jahrhunderte übermalt worden ist. Mag sein, dass das Märchen von den »Heiligen Drei Königen« dabei auf der Strecke bleibt. Die Bibel jedenfalls hält beizendes Nachfragen allema...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Weihnachtszeit ist Märchenzeit
  6. 1. Wie finden Sie Weihnachten?
  7. 2. Ganz und gar unheilige Besucher
  8. 3. Ehrliche und sympathische Kerle
  9. 4. Anbetung – das Ziel der langen Reise
  10. 5. Weiße Weihnachten – dieses Jahr ganz bestimmt!
  11. 6. »Jungfrauengeburt«: Muss man daran glauben?
  12. 7. Sollte Gott etwas unmöglich sein?
  13. 8. »Gottes Geist wird über dich kommen«
  14. 9. Maria – eine beeindruckende Christin
  15. 10. Eine Zumutung für jeden Mann
  16. 11. Josef – Randfigur oder Heiliger?
  17. 12. Ein Junge zwischen zwei Vätern
  18. 13. Jesus – der einzige Weg zu Gott?
  19. 14. Das Wort der Schöpfung wurde Mensch
  20. 15. Danke, wir brauchen nichts!
  21. 16. Engel fliegen nicht wie Batman!
  22. 17. Hirten, Huren, Zollbetrüger
  23. 18. Es geht dem Teufel an den Kragen
  24. 19. Gehaltserhöhung zu Weihnachten
  25. 20. Wie bereits gesagt …
  26. 21. Gottes Zukunft findet statt
  27. 22. Kopf hoch – Augen auf – wach bleiben
  28. 23. Die größte Systemumstellung aller Zeiten
  29. 24. Platz für alle in der Herberge
  30. Leseempfehlungen