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Agrippina - Kaiserin von Rom
"Agrippinas Geheimnis" und "Agrippinas Tod" jetzt in einem Band!
- 672 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Agrippina - Kaiserin von Rom
"Agrippinas Geheimnis" und "Agrippinas Tod" jetzt in einem Band!
Über dieses Buch
Köln im Jahre 53 nach Christus: Eine geheimnisvolle Mordserie sorgt für große Unruhe. Der Prätorianertribun Marcus Valerius Aviola wird aus dem fernen Rom nach Germanien geschickt, um die Mordserie aufzuklären. Er entdeckt, was alle Opfer verbindet: Sie gehören alle einer neuen orientalischen Sekte an, die einen Schreinersohn anbetet ...
Fünf Jahre später erschüttern erneut mehrere Mordfälle die beschauliche Stadt am Rhein. Sämtliche Opfer gehören zum Vertrautenkreis der Agrippina, die im fernen Rom um ihre Machtposition kämpft.
Die beiden historischen Romane "Agrippinas Geheimnis" und "Agrippinas Tod" - jetzt in einem Band!
Häufig gestellte Fragen
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Information
Begriffserklärungen
- Aedil
- niederer Beamter, zuständig u. a. für Marktaufsicht, Verkehr, polizeiliche Aufgaben
- Alen
- Pl. von lat. ala, berittene, von Bundesgenossen gestellte Einheit mit einer Sollstärke von 500 Mann
- As
- niedrige Geldeinheit, 1 Goldtaler (aureus) entsprach 400 Assen, für 1 As erhielt man zur Kaiserzeit ein Brot oder eine Flasche billigen Weins
- Astrologus
- Sterndeuter
- Augusta
- abgeleitet von Augustus (= der Erhabene), Ehrentitel für die weibl. Mitglieder des Kaiserhauses
- Aureus
- höchste Geldeinheit (Gold), entspricht 25 Denar oder 100 Sesterzen Auxiliartruppen: Hilfstruppen von verbündeten oder unterworfenen Völkern
- Caligae
- mit Nägeln beschlagene Soldatensandalen
- Caupona
- Kneipe
- Cena
- Hauptmahlzeit aus mehreren Gängen, meist gegen 15.00/16.00 Uhr
- Centurio
- Offizier (im Range eines Hauptmanns), Führer einer Hundertschaft
- Cithara
- Zupfinstrument (vergleichbar einer Laute oder Zither)
- Concordia
- röm. Göttin der Einheit Clivus Suburanus: Straße in Rom, die von der Subura zum Esquilin führt
- Clivus Victoriae
- kleine Straße in Rom, führte am Palatin entlang in östl. Richtung
- Cognomen
- an den Familiennamen angehängter Beiname
- Convivium
- festliches Gastmahl
- Consular
- ehemaliger Consul
- Cubiculum
- Schlafzimmer
- Cursus honorum
- römische Ämterlaufbahn
- Cursus Publicus
- Kaiserlicher Post- und Beförderungsdienst, von Augustus ins Leben gerufen
- Decurie
- (meist berittene) militärische Einheit von 10 Mann, angeführt von einem Decurio (Unteroffizier)
- Denar
- Geldeinheit (Silber), 1 Aureus entspricht 25 Denar
- Dentrificium
- Zahnpulver aus Natron
- Esquilinus
- der größte der sieben Hügel Roms, im Ostteil gelegen
- Fortuna
- römische Göttin des Glücks
- Garum
- äußerst beliebte Fischsoße, die oft auch zu Fleischgerichten gereicht wurde
- Hekate
- Göttin der Zauberei
- Insula
- Wohnblock für Mietwohnungen
- Latrina publica
- öffentliche Toilettenanlage
- Legat
- Legionskommandeur im Generalsrang (zur Kaiserzeit umfasste eine Legion 10 Kohorten mit insgesamt ca. 6000 Soldaten
- Libellus
- kleines Buch oder Schriftstück in Rollenform
- Liburna
- Schnellsegler
- Lupanar
- Bordell
- Lyra
- Laute
- Magister equitum
- Reiteroberst
- Maiordomus
- Vorsteher der Haussklaven
- Mamertinum
- Kerker in Rom
- Mercur
- römischer Gott der Kaufleute, der Reisenden, aber auch der Diebe
- Meretrix
- Prostituierte
- Milia
- Pl. von Meile (1 Meile = 1,5 km)
- Minister a rationibus
- kaiserlicher Schatzmeister
- Nomenclator
- Sklave, der bei Gesellschaften die Namen der Gäste aufruft
- Nomen gentile
- Familienname
- Novacula
- Rasiermesser
- Oppidum
- römische oder provinzialische Landstadt
- Optio
- Unteroffizier im Range eines Feldwebels
- Palatinus
- Hügel in der Mitte Roms, Sitz des kaiserlichen Palastes
- Palla
- langes, faltenreiches Obergewand römischer Frauen
- Pandura
- Laute
- Phalerae
- Orden, scheibenförmige Medaillen aus Silber
- Pluto
- röm. Gott der Unterwelt (Hades); Persephone/Proserpina war seine Frau
- Präfekt
- Offizier im Kommandeursrang
- Präfectus fabrum
- Kommandeur der Bau- und Handwerkereinheit
- Prägustator
- Vorkoster
- Prätor
- oberster Verwaltungsbeamter einer Provinzstadt, zugleich Gerichtsherr
- Priapus
- altrömischer Fruchtbarkeitsgott
- Princeps iuventutis
- Ehrentitel (Prinz), der eigentlich nur dem Sohn des Kaisers zustand und meist die Thronfolge festlegte
- Prinzipat
- lat. für Herrschaft
- Prokurator
- Verwalter bzw. Statthalter
- Puls
- Dinkelmehlbrei, der in Wasser und Salz gekocht und mit Kräutern und Gewürzen angereichert wurde, Grundnahrungsmittel des röm. Soldaten im Feld
- Quadrans
- 1 / 4 As
- Quaestor
- unterstes Amt der Ämterlaufbahn, Verwalter der Staatskasse
- Rex bibendi
- »Trinkkönig«, wurde während der Saturnalien durch Würfel gewählt und konnte den Verlauf des Festes bestimmen
- Rostra
- Rednertribüne auf dem Forum von Rom
- Servus publicus
- Sklave im Staatsdienst
- Sesterz
- Geldeinheit (Messing), entspricht vier Assen
- Sextarius
- 1 / 6 As
- Signum
- römisches Feldzeichen
- Symphoniacus
- Musikant
- Taberna
- Laden oder Wirtshaus
- Tibia
- Flöte
- Tigurinus
- einer der vier helvetischen Stämme; wurde im Jahre 58 v. Chr. während der Überquerung des Flusses Arar von Cäsar angegriffen und vernichtet
- Tisiphone
- eine der Furien (Rachegöttinnen)
- Toga virilis
- die Toga war das Kleidungsstück, das nur dem freien römischen Manne zustand; mit dem Anlegen der (ganz weißen)
- toga virilis
- im Alter von 15 bis 17 Jahren galt der Jugendliche als erwachsen
- Trib.deputatus
- (für Spezialaufgaben) abgeordneter Tribun
- Triclinium
- Speisezimmer mit meist drei (= tres) Speiseliegen (clinis)
- Trireme
- Schiff mit drei (= tres) Ruderdecks
- Tyropatina
- Süßspeise (griech.)
- Unctorium
- Massageraum
- Valetudinarium
- militärisches Lazarett
- Vestalin
- Priesterin der Vesta, für die Keuschheit als oberstes Gebot galt
- Vicus
- kleine dorfähnliche Ansammlung von Häusern Einheimischer, meist in der Nähe größerer Städte
Agrippinas Tod
Für Lara,
meine geliebte Zuckermandelfee,
ohne die mein Leben ruhiger,
aber ärmer wäre.
meine geliebte Zuckermandelfee,
ohne die mein Leben ruhiger,
aber ärmer wäre.
Prolog
Wer schafft mir dieses Weib vom Hals?
Über seine Mutter Agrippina, die ziemlich scharf seine Worte und Taten beobachtete und auch kritisierte, war Nero sehr erbost, begnügte sich aber anfänglich damit, sie mehrfach dem Hass der Öffentlichkeit auszusetzen, indem er vorgab, ihretwegen von der Herrschaft zurückzutreten und nach Rhodos gehen zu wollen. Später beraubte er sie aller äußeren Ehren und Macht, nahm ihr ihre militärische Wache und ihre germanischen Leibgardisten weg und verstieß sie auch aus seiner näheren Umgebung und vom Hofe. »Wer schafft mir dieses Weib vom Hals?«, soll er gerufen haben und ließ nichts unversucht, um sie zu quälen: So stiftete er Leute an, die, wenn sie in Rom weilte, Prozesse mit falschen Zeugen gegen sie anstrengten. Suchte sie aber Erholung auf dem Lande, so ließ er bezahlte Provokateure auf dem Land- und Wasserwege an ihrem Hause vorbeifahren, die ihr mit Schimpfwörtern und schlechten Witzen nach der Ruhe trachteten.
Endlich, durch ihre Drohungen und Heftigkeit erschreckt, beschloss er sie umzubringen. Dreimal hatte er es mit Gift versucht, merkte aber, dass sie sich mit Gegengiften zu schützen wusste. Da ließ er die Decke ihres Schlafzimmers so einrichten, dass sie nachts mittels einer Maschinerie über der Schlafenden zusammenstürzen sollte. Als dieser Plan aber durch seine Mitwisser zu wenig geheim gehalten wurde und misslang, erdachte er neue Pläne.
In der Zeit vom 19. bis zum 23. März wurde im ganzen Land das Fest der Minerva gefeiert. Da lud der Kaiser seine missliebige Mutter mit einem liebenswürdigen Brief dazu ein, das Fest gemeinsam mit ihm in einer Villa in Baiae zu feiern. Ein Schiff wollte er ihr schicken, das sie zu ihm bringen würde ...
(nach Sueton, »Leben der Cäsaren«)
***
Dezember des Jahres 37 n.Chr.
Sturm und Regen peitschen die Bäume des kleinen Landgutes in Antium an jenem Vorabend der Saturnalien. In den hell erleuchteten Räumen der Villa herrscht hektische Betriebsamkeit.
»Es kommt!«, flüstern die Hebammen und bereiten alles für die bevorstehende Geburt vor. Sie wischen den Schweiß von der Stirn der schönen jungen Frau, die da auf ihrem Bett liegt und stöhnt, sie sprechen ihr Mut zu und streicheln vorsichtig über den gewölbten Leib.
Und die, die sich da in Schmerzen krümmt, ist nicht irgendeine: Agrippina die Jüngere, Tochter des Volkshelden Germanicus und seiner Gattin Agrippina, Urenkelin des göttlichen Augustus und Enkelin des Tiberius, zugleich Schwester des amtierenden Kaisers Gaius Caligula, aus uraltem patrizischem Geschlechte, mit Schönheit und Abstammung begnadet.
Im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft hat sie einen parthischen Sterndeuter um Rat gefragt, und der hat Schreckliches aus den Sternen gelesen: »Du wirst einem Sohn das Leben schenken, der wird Kaiser sein, aber er wird seine Mutter ermorden!« Und die Mutter, nachdem sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt hat, hat trotzig ausgerufen: »Necet me, dum regnet – Soll er mich töten, solange er nur Kaiser wird!«
Diese Worte gehen ihr jetzt durch den Sinn, während die Presswehen ihren Körper martern. Und doch, als die ersten Sonnenstrahlen sanft über die schweißnassen Kissen streichen, ist es geschafft.
»Es kommt mit den Beinchen zuerst«, bemerken die Hebammen mit Schaudern und auch die eiligst herbeigerufenen Auguren überbieten sich in schlimmsten Prognosen.
»Ein Geschöpf von Agrippina und mir kann nur ein Scheusal und eine Katastrophe für den Staat sein«, meint der Vater, Gnaeus Domitius Ahenobarbus, lakonisch und hebt den Knaben achselzuckend hoch, um vor aller Welt seine Vaterschaft anzuerkennen.
Von ihm erhält er seinen Namen: Lucius Domitius Ahenobarbus, aber die Welt wird ihn unter dem Namen Nero kennen und fürchten lernen!

I.
Agrippinas Agent
November des Jahres 58 n.Chr.
Ächzend hängt das Tabernenschild im stürmischen Wind. Nur ein letzter rostiger Metallhaken bewahrt es noch davor, in den weichen Teppich aus glitzernden Schneekristallen herabzustürzen. Die Aufschrift Ad Ursos ist kaum noch zu entziffern, zu lang war das Schild, das noch aus den Zeiten der Feldzüge Cäsars stammen mochte, den Launen von Wind und Wetter ausgesetzt. Der untere Text, der einst in fehlerhaftem Latein »Komfort nach hauptstädtischer Weise« verhieß, ist bis auf wenige Lettern gänzlich verschwunden. Umgeben von schneebeladenen Tannen, ächzt das windschiefe Holzhaus unter seiner Last, die morschen Stämme sind an vielen Stellen löchrig und bahnen dem Zugwind seinen pfeifenden Weg.
Auf dem Boden vor dem Eingang liegt, verstreut in mehrere Teile und mit dickem Eis bedeckt, die zerbrochene Kupfertafel, die den Gästen einst die Preise nannte:
Wein 1 As
Brot 1/2 As
Fleischbeilage 2 As
Heu für die Pferde 2 As.
Nachtquartier 3 As
Brot 1/2 As
Fleischbeilage 2 As
Heu für die Pferde 2 As.
Nachtquartier 3 As
Doch hier hat lange keiner mehr Quartier genommen, und auch die Stallungen haben seit Jahren kein Pferd mehr gesehen.
Eine bucklige Gestalt, eingehüllt in einen schmutzigen, mottenzerfressenen Kapuzenmantel, humpelt mühsam über den schneebedeckten Boden und tastet sich langsam an der Wand des Stalles entlang, um nicht auszugleiten. Gegen den scharfen Ostwind mag das Fuchsfell ein wenig helfen, das sich der Alte um den Hals gebunden hat. Dennoch friert er erbärmlich und verflucht den frühen Wintereinbruch in Germanien.
»Vernicia! Vernicia, du verdammtes Luder! Wirst du wohl mit dem Holz kommen, oder soll ich mir in dieser Kälte den Tod holen?« So kräftig, wie es seine ausgemergelten Hände zulassen, schlägt Vindurix gegen die dünne Wand des Stalles. Wenig später künden huschende Schritte von der Ankunft der Gerufenen. Ein schmächtiges Mädchen mit kurzen nussbraunen Haaren kommt aus dem Stall, die dünnen Arme voller Holz. Verängstigt versucht sie, an den Händen des geifernden Alten vorbeizukommen, und dennoch schlägt ihr der Greis ohne Erbarmen ins Gesicht. Doch kein Schrei kommt über ihre Lippen, kein Schmerzenslaut entwindet sich der gequälten Gestalt. Das Mädchen gibt lediglich ein zusammenhangloses Stammeln von sich, ein Stammeln, wie es nur ein Mensch zustande bringt, dem unselige Hände die Zunge herausgerissen haben! Die Holzscheite entgleiten den klammen Händen und fallen in den Schnee.
»Du Schlampe, sieh nur, was du angerichtet hast. Jetzt ist es nass, wie soll es da brennen?«
Eine weitere Ohrfeige begleitet das Zetern des Alten. Ängstlich bückt sich Vernicia und liest das Holz mit fliegenden Händen auf. So schnell es geht, läuft sie in die Gaststube des ehemaligen Gasthauses und legt Holz nach für den verschmutzten Kamin. Zischend und dampfend nimmt das Feuer den Nachschub auf. Eilig humpelt der Alte hinterher.
»Jetzt bring mir Cervisia, du unnützes Ding, und dann verzieh dich in deine Kammer!«
Ein lautloser Seufzer der Erleichterung entringt sich der Brust des Mädchens. Immerhin muss sie dem Greis heute nicht zu Willen sein. Das ist gut, sehr gut, alles andere ist erträglich. Sie hat sich daran gewöhnt, dass der Alte sie schlägt, sie beleidigt oder ihr die schönen langen Haare abschneidet. Wenn er aber mit seinen schmutzigen Fingern in greisenhafter Lüsternheit nach der jungen Sklavin greift und sie auf seine stinkende Strohmatte zieht, dann ...
Mit Schaudern wendet sich Vernicia ab. Eilfertig bringt sie den Krug mit dem schalen, gallischen Bier, um dann lautlos in ihrer trostlosen Schlafkammer zu verschwinden. Wenig später dreht sich der Schlüssel in dem rostigen Schloss. Der Alte hat sie – wie immer – eingeschlossen.
»Damit du nicht abhaust, mein kleines Täubchen«, murmelt er aus zahnlosem Mund und humpelt zurück ans wärmende Feuer. Ächzend lässt er sich auf einem wackligen Holzstuhl nieder. Seine Blicke schweifen an den verrußten Wänden entlang, streifen die alten Bärenfelle, die dem Gasthof einst den Namen gaben. Daneben hängen Schwerter, blind vor Rost, wurmstichige Schilder, uralte Lanzen. Mit denen hat sein Vater einst gegen den mächtigen Cäsar am Arar gekämpft, als sein Stamm der Tiguriner von den Römern mitten in der Flussüberquerung überrascht wurde.
Während er in kleinen Schlucken sein Bier trinkt, wandern die Blicke des Alten an den Wänden entlang. Ein bös...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Agrippinas Tod