Barbara Blomberg
eBook - ePub

Barbara Blomberg

Bürgerstochter, Kaisergeliebte und Heldenmutter

  1. 152 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Barbara Blomberg

Bürgerstochter, Kaisergeliebte und Heldenmutter

Über dieses Buch

Während des Regensburger Reichstages 1546 begegnet Barbara Blomberg (um 1527–1597), Tochter eines Gürtlers, dem mächtigen Kaiser Karl V. Die Liaison bleibt nicht ohne Folgen: 1547 schenkt Barbara einem Sohn das Leben, der später als Don Juan de Austria, Seeheld von Lepanto, in die Geschichte eingehen wird. So nimmt ihr Leben einen abenteuerlichen Verlauf: Aus der einfachen Bürgerstochter wird die heimliche Kaisergeliebte und Mutter eines unehelichen Sohnes, später aus der mit einem kaiserlichen Kriegskommissär verheirateten Brüsseler Hausfrau die "erlauchte" Heldenmutter und spanische Gutsherrin. Dieses ungewöhnliche Schicksal inspiriert noch heute zu zahlreichen Legenden und literarischen Bearbeitungen, welche die Wirklichkeit ihres Lebens verdecken. Die kompakte Biografie stellt in fundierter Weise die Stationen dieses erstaunlichen Frauenlebens dar.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Barbara Blomberg von Marita A. Panzer im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Histoire & Biographies historiques. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

1 Barbara Plumberger, die Regensburger Bürgerstochter

Vieles von ihrem Leben
ist unbekannt und wundersam.

Geburt und Herkunft

Bereits das Jahr ihrer Geburt wurde uns nicht eindeutig überliefert. Als gesichert gilt heute, dass Barbara in Regensburg das Licht der Welt erblickte. Ihre Eltern, Wolfgang und Sibilla Plumberger (Blumberger), erwarben 1526 ein Haus in der Kramgasse. Hier kam Mutter Sibilla frühestens 1526, wohl aber eher 1527 mit ihrem ersten Kind nieder, das Barbara genannt wurde.
Über die Lage des Wohnhauses der Familie bestand aufgrund der baulichen Veränderungen der letzten Jahrhunderte lange Zeit keine einheitliche Auffassung. Der Historiker Walderdorff beschrieb 1908 in seiner Untersuchung »Zur Geschichte der Barbara Blomberg« die Lage des Geburtshauses folgendermaßen: »Das Haus in der Kramgasse hatte vormals die Nummer 12; nach der neuen Numerierung befand es sich dort, wo jetzt die Numerierung ›Kramgasse Nr. 5, früher 12 ½‹ zu lesen ist. Das vormalige kleine Haus ist nicht mehr vorhanden und war längst mit dem anstoßenden Eckhause (früher Nr. 11) vereinigt worden.« Auch die Baualterspläne der Stadt Regensburg, die im Zuge der Altstadtsanierung angefertigt wurden, verzeichnen die Lage des Plumberger-Hauses in der Kramgasse, nunmehr mit dem Eckhaus an der Tändlergasse 1 zusammengebaut.
Die heute in der Kramgasse angebrachte Tafel mag als Hinweis dafür gelten, dass hier früher das kleine Wohn- und Geschäftshaus der Familie stand, in dem Barbara aufwuchs. Mit ihr lebten dort noch drei Geschwister: Oswald, Rebekka und Georg; zwei weitere Nachkommen der Eheleute, Wolfgang und Sibilla, verstarben bereits im Kindesalter.
Barbaras Vater Wolfgang gehörte als Gürtler der Regensburger Handwerkerschaft an und hatte das Bürgerrecht inne. Die Plumbergers stammten vermutlich aus dem damals niederbayerischen Geisling, wie Walderdorff meint; allerdings können in Regensburg schon seit dem Mittelalter Namen wie Plumberger, Blumberger, Blomberger und Ploemberger nachgewiesen werden. So wurde z. B. 1493 ein Heinrich Plumberger Bürger von Regensburg. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei ihm um Barbaras Urgroßvater.
In den Regensburger Akten treffen wir gleichwertig auf die Schreibweise Plumberger oder Blumberger. In den italienischen Gesandtenberichten scheint die Schreibweise Plombes und Blombes geläufig zu sein. Die uns heute bekannte Namensform Blomberg hat sich während Barbaras langjährigem Aufenthalt in Brüssel herausgebildet und entspricht der flämischen Sprache. Diese Schreibweise verwendete sie auch persönlich, aber in geringfügig abgewandelter Form: Sie selbst unterschrieb später ihre Schriftstücke als Barbara Blombergh.
Um 1500 begegnet uns erstmals in den Akten einer gerichtlichen Auseinandersetzung ein Hans Plumberger. Da er Gürtler war, wurde er manchmal auch nur als Hans Gürtler bezeichnet. 1535 erhielten die Plumbergers eine Erbschaft; dazu heißt es in den Schriftsätzen: »Hans Plumberger Gürtler und Bürger zu Regensburg« erhält einen Weinberg zu Winzer, genannt »Setz«, und sein Sohn Wolfgang ein Legat von 3 Gulden. Aus diesem Eintrag in den Akten der Stadt können wir den Verwandtschaftsgrad von Hans und Wolfgang Plumberger zweifelsfrei erfahren: Sie waren Vater und Sohn, somit Barbaras Großvater und Vater.
Vater Plumberger starb relativ früh, 1550 oder 1551. Hans Plumberger, der Großvater, übernahm daher zusammen mit anderen Regensburger Bürgern die Vormundschaft der teilweise noch im Kindesalter stehenden Geschwister. Barbaras Mutter Sibilla, eine geborene Lohmair, heiratete am 17. Mai 1552 in zweiter Ehe den »Harpfenschlaher« Mathes (Matthäus) Zeil, der aus Sachsen stammte. Die Trauung fand in der Regensburger Neupfarrkirche nach protestantischem Ritus statt, denn die lutherische Lehre war in der Reichsstadt offiziell 1542 eingeführt worden.
Barbaras Mutter, nunmehr Frau Sibilla Zeil, zog nach der Hochzeit mit ihrem zweiten Ehemann ins Sächsische und nahm ihre jüngste Tochter Rebekka mit. Diese heiratete später den Bruder ihres Stiefvaters. Oswald, der älteste Bruder Barbaras, sollte 1553 das Malerhandwerk erlernen, entfloh dem Meister jedoch nach Augsburg und wurde einige Zeit danach in Regensburg zum Goldschmied ausgebildet. Er ließ sich dann als Bürger im sächsischen Rochlitz nieder, wo unterdessen seine Mutter lebte. Der kleine Georg blieb vorerst beim Großvater Hans Plumberger in Regensburg, erlernte das Gürtlerhandwerk und folgte nach seiner Gesellenwanderschaft der übrigen Familie ebenfalls nach Rochlitz. Sibilla Zeil, verwitwete Plumberger, geborene Lohmair, verstarb dort im Jahre 1563. Damit war Barbaras Familie in Regensburg nicht mehr ansässig, bis auf den Großvater Hans Plumberger, der sich 1559 in hohem Alter nochmals verehelichte. Barbara selbst lebte zu dieser Zeit bereits in Brüssel und später in Spanien. Sie kehrte nie mehr nach Regensburg zurück.
Soweit die historisch gesicherten Erkenntnisse zu Barbaras Geburt, Abstammung und Familie.

Zur Forschungslage
Trotz der erhellenden Forschungen im Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jhs. durch Hebung der archivalischen Schätze, z. B. im Archiv von Simancas durch Modesto Lafuente, in Belgien durch L. P. Gachard und in Deutschland durch Neumann bzw. Walderdorff, wurde vieles bis heute einfach nicht zur Kenntnis genommen, was man zwischenzeitlich über Barbara Blomberg zu Tage gefördert hatte. So kam es, dass selbst der wohl informierte und gerühmte Biograf Kaiser Karls V., Karl Brandi, in seinem erstmals 1937 erschienenen und seitdem immer wieder aufgelegten Werk nur lapidar vermerkt: »Wir wissen wenig von Barbara Blomberg«, und damit geht er zu anscheinend Wichtigerem über, nämlich zur Geburt ihres Heldensohns Don Juan de Austria.

Ein Mädchen aus dem Handwerkerstand

Da nur wenig aus der historischen Forschung allgemein bekannt wurde, kamen die tollsten Legenden über Barbara Blombergs Geburt und Abstammung in Umlauf. Walderdorff meinte dazu verständnisvoll: »(…) bei der Sorgfalt, mit der das Geheimnis der Geburt Don Juans gehütet und auch gewahrt wurde, war auch nichts über die Mutter bekannt geworden.« Trotz oder gerade wegen dieser Geheimhaltung kam Falsches auf.
So bezeichnete sogar die offizielle spanische Geschichtsschreibung Barbara Blomberg oftmals als eine Dame von vornehmer Herkunft, wie z. B. der Hofhistoriograf König Philipps II., Luis Cabrera de Córdoba, der Don Juan von einer »madre noble« abstammen ließ. Desgleichen nannte Lorenzo Vanderhammen (Vander Hammen), der erste Biograf Don Juans, als dessen Mutter eine hochstehende deutsche Dame. Aber auch die Regensburger Geschichtsschreibung, z. B. die Gumpelzhaimersche Chronik, wob die Fabel von der angeblich illustren Abstammung weiter: »Es war die schöne Regensburgerin Barbara Blomberg von edlem Geschlecht und Ansehen, ein Fräulein von feinen Sitten und Selbstbewußtsein, reich durch Talent und Geist.« Obwohl Gumpelzhaimer aufgrund unterschiedlicher Eintragungen im Steuerbuch der Reichsstadt Regensburg, welche die Familie Plumberger betreffen, zunächst der Auffassung anhing, dass »nicht alle dieser Familie stets in gleichem Stande gewesen« seien, kam er doch zum Schluss, dass Barbara Blomberg »eine Regensburgerin von Stande« war, da »auch zur Erlangung des Erbbürgerrechtes schon ein gewisses Ansehen gehörte«. Wiederum andere äußern die Meinung, sie sei eine Regensburgerin aus vornehmem Geschlecht, »eine Tochter aus einem guten Hause in Regensburg« gewesen und entstamme einer »bekannten Regensburger Familie«.
Zahlreiche phantasiereiche Geschichten woben sich um Barbaras Abstammung und Herkunft. Manche bezeichneten sie als eine »überaus schöne Zuckerbäckerin und Limonade-Händlerin« oder »Wäscherin« aus Brüssel. Andere Autoren gestalteten den angeblich gehobenen Stand Barbaras und ihrer Familie romanhaft aus, wie z. B. Christiane Benedikte Naubert. Sie schrieb eine »Originalgeschichte« über Barbara Blomberg, deren zwei Bände 1790 in Leipzig erschienen. In dieser fiktionalen Geschichte, deren Romanhaftigkeit die Schriftstellerin ausdrücklich betont, stimmen die Angaben über Barbaras Geburt und Herkunft sowie ihre weiteren Lebensumstände nicht mit der historischen Wirklichkeit überein. In Nauberts Roman ist ein Offizier namens Heinrich Blomberg Barbaras Vater. Die Protagonistin wird früh mutterlos und einer Marquise zur Pflege übergeben, gelangt jedoch durch missliche Umstände in ein kastilisches Kloster, in dem sie erzogen wird. Nach abenteuerlichen Irrfahrten, immer auf der Suche nach ihrem Vater, trifft sie endlich in Regensburg ein. Hier erhält sie, die inzwischen in einem Kirchenchor als Sängerin hervortritt, eine Stellung als Bedienstete der kaiserlichen Schwester. Aber bald gerät sie unschuldig ins Zentrum höfischer Intrigen und wird schließlich der Öffentlichkeit als junge Mutter präsentiert, um die Folgen einer Liebschaft des Kaisers mit einer flandrischen Gräfin zu vertuschen.
Nauberts Roman wurde nun in der Folgezeit völlig unkritisch wie eine historische Quelle behandelt, ihre Erfindungen wurden als verbürgt übernommen sowie vielfach weitergegeben. Der fiktive »historische« Roman wirkte in manchen Versatzstücken bis in die zeitgenössische historische Forschung nach. So rückte Beeching in seiner Biografie über Don Juan de Austria (1983) dessen Mutter Barbara Blomberg ins soldatische Umfeld. Bei ihm war sie die Tochter eines Offiziers aus der Regensburger Gegend, deren Vater früh verstarb. Demnach blieb Barbaras Mutter als Witwe mitsamt den Kindern in kärglichen Lebensumständen zurück und erbat deshalb die Hilfe des Kaisers.
Entschuldigend für seine irrenden Kollegen meinte Petrie, ebenfalls Biograf des Don Juan: »Barbara spielte im Leben ihres Sohnes eine so untergeordnete Rolle, dass sich dessen Biographen nicht viel um sie gekümmert haben.« Allerdings hatten schon Mitte des 16. Jhs. gut unterrichtete Kreise, wie der venezianische Gesandte am spanischen Hofe Paolo Tiepolo, Richtiges über Don Juans Mutter berichtet. Er schrieb in sein Heimatland über Barbara, sie sei eine Deutsche von ziemlich niederer Herkunft.
Der Wirklichkeit verhaftet, können wir über Barbaras Herkunft sagen: Ihr Vater war Bürger und Handwerker zu Regensburg und betrieb, wie schon sein Vater vor ihm, eine Gürtlerei. Ihre Mutter führte das Hauswesen, erzog die Kinder und unterstützte ihren Ehemann auch in geschäftlichen Angelegenheiten, wie es durchaus in kleinen Handwerksbetrieben und vor allem im Kleinhandel üblich war. Die Eltern hatten als Frischvermählte am 17. August 1526 von Georg und Anna Lohmair, Barbaras Großeltern mütterlicherseits, das Haus in der Kramgasse erworben, um sich dort niederzulassen, eine Familie zu gründen und den Handwerksbetrieb aufzubauen. Außerdem ermöglichten die Lohmairs dem jungen Paar noch die Aufnahme einer Hypothek, damit der neue Hausstand finanziell sichergestellt wurde, denn sie waren mit einem Jahreszins von zwei Schilling, zu zahlen an das Stift Obermünster in Regensburg, finanziell belastet.

Barbaras Elternhaus

Es handelte sich bei dem Gebäude in der Kramgasse um ein kleines Haus, zweifenstrig unten und oben mit drei Fenstern, wie der Lokalhistoriker Neumann festhielt. Dieses Gebäude könnte ursprünglich ein Traufseithaus mit Tonnengewölben im Erdgeschoss gewesen sein. Auf jeden Fall war es ein bescheidenes Haus, ähnlich dem im Regensburger Bürgerhausbuch beschriebenen: »(…) neben einem schmalen Fletz mit der Treppe wird an der Hauptfassade nur ein kleiner Raum (Laden oder Werkstatt), rückwärts nochmals einer (Magazin und dgl.) ausgebildet. Im 1. OG befindet sich wie bei den Giebelhäusern die ›Stube‹, dahinter die Küche, Treppe und eine Kammer. In den weiteren Obergeschossen sind Schlafstuben und Kammern. Typisch für das Kleinhaus ist das förmliche Eingezwängtsein zwischen größeren Häusern, seine Zweiachsigkeit (höchstens enggereihte Dreiachsigkeit) und sein Schluss mit Traufdach oder auch Pultdach (Halbgiebel). Selten fehlt ein Höfchen ringsum von Nachbarhäusern und Mauern eingeengt.«
Barbaras Elternhaus lag ganz in der Nähe zum Dom, zum Bereich der Geistlichkeit, wie auch unweit der Schiffslände an der Donau, dem Bereich des Warentransportwesens, sowie nahe dem politischen Zentrum der Stadt, dem heutigen Alten Rathaus mit dem Reichssaal und den Warenumschlagsplätzen, den Stadtmärkten wie Kohlen-, Fisch-, Fleisch- und Watmarkt. In diesem Gebiet mit seinen engen Gässchen, wie der sich kreuzenden Kram- und Tändlergasse, wohnten und arbeiteten hauptsächlich mittelständische Kaufleute und Handwerker, also Kleingewerbetreibende. Deshalb wurde diese Gegend schon 1265 als »inter institas«, das heißt unter Schleppen, Falbeln, Binden, Gurten, und 1279 als »inter utensilia«, das heißt unter wirtschaftlichen Gebrauchsgegenständen, bezeichnet. 1359 nannte man dann dieses Gebiet »unter den Chramen«, woraus die Kramgasse wurde.
Lage und Größe des Elternhauses der Barbara Blomberg weisen also auf ihre Herkunft aus einer Regensburger Handwerkerfamilie hin, die der städtischen Mittelschicht angehörte. Ihre Mutter entstammte einer einigermaßen wohlhabenden Familie, denn ihre Eltern besaßen zur Zeit der Heirat ihrer Tochter zwei Häuser, wovon sie, wie gesagt, eines an die Frischvermählten verkauften. Über das Gewerbe der Lohmairs ist nichts bekannt. Von Barbaras Onkel mütterlicherseits erfahren wir nur, dass er Hauptmann wurde.
Barbaras Eltern hatten es bestimmt in den Anfangsjahren ihrer ehelichen Gemeinschaft nicht leicht, ihren und ihrer Kinder Unterhalt zu erwirtschaften und zu sichern, worauf schon das erhaltene Darlehen zum Kauf des kleinen Hauses hinweist.
Wir können davon ausgehen, dass die Werkstatt von Wolfgang Plumberger zugleich auch sein Verkaufslokal war, denn manche Handwerker betrieben oftmals einen Detailverkauf, das heißt, sie vertrieben ihre hergestellten Waren selbst.
Panzer_Abbildung
Abb. 2:
Blick in eine Gürtlerei. – Während der Meister mit seinen Gesellen bzw. Lehrlingen Gürtel mit Gehängen und Beuteltaschen aus Leder und Metall herstellte, übernahm die Ehefrau im vorgelagerten Ladengeschäft den Verkauf von Waren an wohlhabende Bürger, Patrizier und Adelige. – Holzschnitt, 16. Jh.
Das durch Neumanns Forschungen überlieferte Nachlassverzeichnis des Wolfgang Plumberger von 1551 lässt darauf schließen, dass es Barbaras Eltern im Laufe ihrer Ehe zu einigem Wohlstand gebracht hatten. Melchior de Camargo, ein Zeitgenosse, der für den spanischen König 1569 oder 1572 einen Bericht über Barbara Blomberg anfertigen musste, teilte darin sogar mit, dass ihr Vater nur von seinem Vermögen lebte und kein Handwerk mehr ausübte: »Ihr Vater war ein ›Purger‹, was so viel heißt als ein ›ciudadino‹ (Bür...

Inhaltsverzeichnis

  1. Buchinfo
  2. Zur Buchreihe
  3. Haupttitel
  4. Impressum
  5. Vorwort – Annäherung an Barbara Blomberg
  6. 1   Barbara Plumberger, die Regensburger Bürgerstochter
  7. 2   Jungfrau Barbara, die Kaisergeliebte
  8. 3   Barbara, die ledige Mutter
  9. 4   Barbara Khöglin, die Ehe- und Hausfrau
  10. 5   Dame Barbara Blomberch, die Witwe und Heldenmutter
  11. 6   Madama de Blombergh, erlauchte Mutter und spanische Gutsherrin
  12. Zeittafel
  13. Stammtafel Barbara Blomberg
  14. Stammtafel Karl V.
  15. Quellen und Literatur
  16. Bildnachweis
  17. Eigenanzeigen