Spiele ohne Grenzen
eBook - ePub

Spiele ohne Grenzen

  1. 160 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Spiele ohne Grenzen

Über dieses Buch

Aus der Flüchtlingskrise ist in naher Zukunft ein lukratives Geschäft geworden: Während die einen Leichen aus dem Meer sammeln, um diese und deren Habseligkeiten zu Geld zu machen, begeben sich die anderen zu den gekenterten Flüchtlingsbooten, um die Überlebenden als billige Arbeitskräfte zu verkaufen — beides wird von der EU subventioniert. Und dann gibt es noch jene, die illegalerweise versuchen, die Geflüchteten sicher an ihre Ziele zu bringen. Der Leichensammler Kastelic gerät zwischen die Fronten und seine Überzeugung aus den Fugen, als er eine fliehende Somalierin mit Baby in Obhut nimmt ...

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Information

»Die Infolmationsstelle«, lässt der Chinese nicht locker, »hat Meldung fül alle gefunkt.« Dazu lächelt er mir ins Gesicht, als hätte er mir gerade mit der Rechnung noch das kleine Tablett mit dem warmen Gratis-Pflaumenwein und den Lutschern für die Kinder serviert. Hat er aber nicht. Das darf doch nicht wahr sein!
Wenn Blicke töten könnten, wäre der Typ jetzt schon Hackfleisch, Füllung für Wan-Tan-Taschen. Aber sein Lächeln ist unerschrocken, alles prallt daran ab, jedes meiner Signale, er weicht keinen Zentimeter zurück. Ich bin kein Rassist, aber … Das ist, wie wenn du auf einem vollen Parkplatz darauf wartest, dass jemand, den du ins Auge gefasst hast, endlich rausfährt, und als er es wirklich macht und du einparken willst, schneit von der anderen Seite ein Dritter rein, der gerade mal so vorbeikommt, und dann bleibt ihr beide stehen und schaut euch an. So gaffe ich.
»Fucking Leitstelle«, sage ich. Die Wellen sind hoch, aber lang, sodass wir zwar zwei Meter auf und ab schaukeln, das Boot sich aber ziemlich ruhig anfühlt, zumindest unseres. Das des Chinesen ist in eher schlechtem Zustand, nur halb so groß und an einigen rostigen Stellen mit Gummi notdürftig abgedichtet. »Wenn du die Leitstelle gehört hast, hast du auch gehört, dass wir am nächsten dran sind. Dass wir zwei schon unterwegs sind, Svarun 1, vierzehn Meilen.«
»Ich hab Konzession«, bleibt der Chinese hartnäckig und lässt tatsächlich ein Stück laminierten Karton zu mir rüberblitzen. Ich kann ihn mir nicht richtig ansehen, weil die Boote zu starke Scherbewegungen machen, aber er sieht echt aus. Und ist es wahrscheinlich auch. Darum wäre es echt jämmerlich von mir, darauf zu bestehen, ihn aus der Nähe zu betrachten, übers tanzende Meer auf sein Boot zu springen oder sogar zu verlangen, dass er auf meines springt, um dann zugeben zu müssen, dass er recht gehabt hat.
»Aber ich hab nicht gehört, dass irgendein Wang Chang der Leitstelle den Empfang bestätigt hätte«, sage ich. »Und ich hab den Kanal die ganze Zeit offen. Nur wir haben bestätigt.«
Die haben keine Manieren. Obwohl ich schon zugeben muss, dass er Eier hat, dass er es überhaupt wagt, sich hier einzufinden, fünfundzwanzig Meilen vor der Insel, in einem solchen Wrack, und sich dazu noch unserem Boot entgegenzustellen, das doppelt so groß und solide gewartet ist.
»Mehl Mannschaften, bessele Lettung«, sagt der Typ.
Zu allem Überfluss offenbart er auch noch ein grundsätzliches Unverständnis der italienischen Sprache: Der nimmt das Wort »Rettung« tatsächlich wörtlich, so wie im Wörterbuch. Oder aber, was noch wahrscheinlicher ist, er verarscht mich. Wie kommt der zu einer Konzession? Er hat nicht die Staatsbürgerschaft, hundert pro nicht, mit diesem Italienisch, und billiger ist er auch nicht, weil wir sowieso alle dasselbe kriegen, pro Stück, Tarif ist Tarif. Woher dann seine Konzession? Mit einem Boot, mit dem ich nicht mal zum Branzino-Fang auslaufen würde? Da gibt’s jetzt einen EU-Bürokraten, der zumindest lebenslang kostenlose chinesische Putzfrauen für den erweiterten Familienkreis hat.
»Los, bleib bei der Sache«, sagt Tadej, »es treibt sie auseinander. Lass den Bengel.«
Es treibt sie auseinander, ja. Das weiß ich schon, aber es geht ums Prinzip, und Prinzipien zählen auch heute noch.
Dieses unterwürfige Lächeln. Ich hätte echt Lust, mit dem Fänger rüberzulangen. Okay, ist nicht ernst gemeint, wahrscheinlich würde ich ihn nicht mal treffen, wegen des unberechenbaren Geschaukels; aber vielleicht würde es ihm eine Scheißangst einjagen, wenn der Haken an seinem Kopf vorbeisaust. Vielleicht ginge er vor Angst über Bord; unter allen, die hier schon rumschwimmen, fiele ein zusätzlicher Ciaina noch nicht mal auf. Echt: Manieren! Wenn ein interessiertes Boot die Meldung hört, gibt es seine Position bekannt: vierzehn Meilen Südsüdost. Wenn du weißt, dass die Nussschale dir zugeteilt ist, legst du dich ins Zeug. Dann rechnest du nicht damit, an Ort und Stelle noch zwei Spaßbremsen in einer schwimmenden Waschpulverschachtel vorzufinden. Lächelnd, mit geschliffenen Zughaken in den Händen. Sie haben nicht mal Schlingen an den Haken, aber Arbeitshandschuhe. Und auch der Fracht gegenüber fehlt der Respekt, das Boot ist in keinem viel besseren Zustand als jenes, das gekentert neben uns schaukelt. Was hat sich für die verbessert, wenn er sie aufsammelt? Was haben sie dann für eine Garantie? Na, immerhin hat sein Boot im Unterschied zu ihrem einen Skipper, auch wenn er nicht aus der EU stammt.
Okay, bei der Sache bleiben. Tadej hat recht: Es treibt sie auseinander.
Die Meldung ist vor eineinhalb Stunden reingekommen, weiß Gott, wie viele Stunden sie da schon im Wasser waren. Definitiv ein schlechtes Boot.
Ich nehme den Fänger. Tadej winkt dem Gelben auf eine Art zu, die wohl kollegial sein soll, was mich wundert. Für gewöhnlich ist er der Kämpferische, nicht ich. Jetzt aber beruhigt er mich. Ich meine, okay. Wenn es ihm egal ist …
Der Chinese, der mir noch immer in die Augen schaut, entspannt sich anscheinend ein bisschen, und die Boote entfernen sich voneinander. Sein Skipper, genauso gelb, dreht einsichtig auf die andere Seite des gekenterten Rumpfes ab, wo vielleicht wirklich etwas weniger Ware ist, aber der Chinese schaut mich noch immer an. Er testet mich, nicht ich ihn. Ich schaue zurück, bis sie endlich auf der anderen Seite angekommen sind und er sich offensichtlich an die Arbeit machen muss. Jeder von uns hat seinen Fänger in der Hand, und jetzt sind wir uns gleich, obwohl ich eine Schlinge habe und er nur einen Haken, jeder hat seine Arbeit und seine Konzession. Ich lasse die Schlinge ins Wasser, jetzt sind wir mittendrin. Tadej hat die eine Hand am Steuerrad, die andere an der Schaltung. Wir wollen keinem was Schlechtes.
Einen Moment lang sehe ich zwischen den Schaumfetzen eine Frau, die unter den andern fast semitisch hell wirkt, ihr dunkles Haar, das auf den Wellen schaukelt, hat einen Stich ins Rötliche, um sie herum aber bläht sich eine Tunika, die in unseren Breiten ein Umstandskleid für den Sommer abgäbe, dort aber offenbar die normale Tracht ist. Ostküste vermutlich. Vielleicht Äthiopien. Aber ein sehr schwarzer Knabe in einem schwarz-braun gestreiften T-Shirt ist näher, eher Tschad – oder Sudan. Er trägt Jeans und ziemlich ausgetretene Turnschuhe, die vor Urzeiten weiß waren; als besondere Kuriosität aber eine Bauchtasche mit der dänischen Flagge drauf. Ich muss fast lachen. Fast genauso eine habe ich selbst vor Jahren an einem Stand in Rovinj gekauft: aus Leinen und Kunstleder mit einem geflochtenen Plastikriemen und einem wahnsinnig billigen Reißverschluss. Der Knabe hat sie sich für alle Fälle zusätzlich mit einem Stück ganz normaler dünner Schnur umgebunden, denn diesen Plastikschnallen ist unter solchen Umständen nicht zu trauen. Das kann ich, was das Teil von dem Stand in Rovinj betrifft, bestätigen.
Als ich ihn zur Reling hinaufziehe, trieft das Wasser aus seinen Haaren und von seinen Augen; als ich ihn auf die Planken wälze, fließt es ganz langsam auch aus seinem Mund.
Oh, mein liebes, teures Herz. Du wirst nicht mehr auf dem Festlande wandeln. Me...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Autoreninfo
  5. Schmutztitel
  6. Zitat
  7. Inhalt