Kapitel 1: Grundlagen der Motivation
Motivation? Ja klar! Oder doch nicht?
Die Fähigkeit, die Motivation von Mitarbeitern zu steigern und zu erhalten, wurde in den letzten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Anforderungen an Führungskräfte der unterschiedlichsten Branchen, so auch in der Pflege. Liest man entsprechende Stellenanzeigen, steht diese Eigenschaft auf einer Stufe neben Kenntnissen gesetzlicher Rahmenbedingungen, der Betriebswirtschaft, des Managements und der Qualitätssicherung eines Unternehmens (vgl. Abb. 1).
Seminare und Publikationen zu den Themen Mitarbeitermotivation und Eigenmotivation erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zahlreiche Menschen schwören beispielsweise auf Carrs Methode, sich durch »De-Motivation« von der Droge Nikotin zu befreien (vgl. Carr, 1992).
Reminder!
Alles in allem kann man also zu dem Schluss kommen, dass Motivation in »Mode« gekommen ist.
Tatsächlich stellen sich heute zahlreiche Führungskräfte bezüglich der Motivation Fragen nach dem entscheidenden WIE, z. B.:
- Wie erreiche ich, dass meine Mitarbeiter höchstmögliche Leistungen für mein Unternehmen bringen?
- Wie bringe ich den Willen meiner Mitarbeiter mit meinen Unternehmenszielen überein?
- Wie begeistere ich meine Mitarbeiter für ihre eigene Tätigkeit und Neuerungen im Unternehmen?
- Wie motiviere ich mich tagtäglich selbst, um bestmögliche Leistungen zu erreichen?
Abb. 1: Stellenanzeige für eine Führungskraft in der Seniorenresidenz Sonnenstift gGmbH
Auf all diese Fragen gibt es Antworten. Antworten, die sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht beinhalten.
Zuerst die schlechte Nachricht: Es gibt kein Patentrezept, Motivation zu steigern oder langfristig abzusichern. Denn Motivation ist genauso individuell wie Sie oder jeder Ihrer Mitarbeiter und sie kann ausschließlich durch die Person erzeugt werden, die es betrifft. Motivation lässt sich nicht erzwingen!
Die gute Nachricht ist jedoch: Sie als Führungskraft können Motivation unterstützen und fördern. Mit der richtigen Vorgehensweise werden Sie Möglichkeiten finden, der entscheidenden Arbeitsaufgabe »Mitarbeitermotivation« in Ihrer beruflichen Tätigkeit gerecht zu werden.
Lernziele Kapitel 1
Eine Voraussetzung für die Förderung von Motivation ist die Kenntnis wichtiger Motivationsgrundlagen. Dementsprechend zielt das erste Kapitel dieses Buches darauf ab, Ihnen das WAS (Was ist Motivation?) zu erklären. In den nachfolgenden Kapiteln erhalten Sie Antworten auf die Frage nach dem WIE (Wie fördere ich meine Motivation und die meiner Mitarbeiter?).
Das nun folgende Kapitel gibt Ihnen einen grundlegenden Einblick in die Psychologie der Motivation, den Sie durch das Studium relevanter Literatur erweitern können. Sie lernen die wichtigsten Begrifflichkeiten im Rahmen des Motivationsprozesses und einen Ausschnitt der zahlreichen Motivationstheorien kennen. Es folgt eine kurze Darstellung potenzieller Einflussfaktoren auf die Motivation, bevor die Bedeutung motivierter Mitarbeiter für die Erreichung Ihrer Unternehmensziele erläutert wird. Abschließend gehen wir der Frage nach, ob Motivation überhaupt gefördert werden kann.
Input-Check – Wesentliche Inhalte
Motivation ist ein häufig verwendeter Begriff. Jeder Satz, der »ich will«, »ich werde«, »ich kann (nicht)« enthält, hat mit Motivation zu tun. Immer geht es um Handlungen. Handlungen, die beabsichtigt oder nicht beabsichtigt sind und einem Ziel folgen. Ob gut oder schlecht, Motivation ist in aller Munde.
Doch eine Begriffsklärung einer so alltäglichen Sache fällt schwer. Zahlreiche Bücher, Reportagen und Seminare beschäftigen sich mit der Frage, was Motivation eigentlich ist und wie man sie verbessern kann.
Motivation ist individuell, und sie ist abhängig von der Situation. Das ist der Grund für das Problem, sie »festzuhalten«. Und festhalten können wir sie nur, wenn wir bereit sind, in uns selbst und andere hineinzusehen und das zu akzeptieren, was wir sehen – all unsere Wünsche, Träume und Vorstellungen. Das ist das ganze Geheimnis.
1.1 Was ist Motivation?
Der Versuch, Motivation umfassend zu charakterisieren, stößt häufig an Grenzen. Grund dafür ist die Komplexität des Begriffes und – wichtiger noch – die Tatsache, dass dieser Versuch dem Anliegen gleicht, menschliches Empfinden und Verhalten pauschal zu beschreiben. Dass dies nicht möglich ist, ist leicht nachvollziehbar. Allerdings stehen zahlreiche theoretische und auch praktische Anhaltspunkte zur Verfügung, Motivation zu beschreiben und zu erklären.
1.1.1 Motivation, Motive und andere Begriffe
Definition
Motivation ist ein »Vorgang, durch den einer Handlung auf der Basis eines bestimmten Motivs der Antrieb gegeben wird. Im Unterschied zum Begriff des Motivs wird durch den Motivationsbegriff der Prozess bezeichnet, der die Dynamik des Handelns bedingt« (vgl. Stoffer, o. D.).
Wie aus dieser Definition abgelesen werden kann, ist Motivation kein feststehendes greifbares Objekt, sondern ein Vorgang bzw. Prozess. Ein Prozess (lat. procedere = voranschreiten) zeichnet sich durch zwei wesentliche Faktoren aus: Dynamik und Beeinflussbarkeit von innen und außen. Dies zeigt sich auch, wenn man den Ursprung des Wortes Motivation zurückverfolgt. Es ist abgeleitet vom lateinischen movere, was die Bedeutung »in Bewegung versetzen« trägt (vgl. Weibler, 2001). Ebenso ist Motivation zu verstehen.
Aufgrund eines Anreizes oder Motivs e...