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Werkbuch Psalmen III
Theologie und Spiritualität des Psalters und seiner Psalmen
This book is available to read until 5. Dezember, 2025
- 370 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch
The theological engagement with the biblical psalms and the Psalter cannot be limited to the discussion of factual statements, themes and concepts. Spirituality is a genuine concern since the Psalter involves people in a conversation with God (which ranges from lament to praise), but simultaneously also attempts to provide guidance on the way of life. The uniqueness of the Psalter as a book in the Bible consists of its being simultaneously >words to GodWord of GodWerkbuch PsalmenWerkbuch Psalmen IIIJohann Tobias Beck< prize in 2011. This prize to the value of 1000 Euro has been awarded annually since 1987 for outstanding biblically-founded theological literature.
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Information
1
VORÜBERLEGUNGEN
Am Anfang stehen Überlegungen zum "Einstichpunkt" bei der Beschäftigung mit den Psalmen. Daran schliessen sich grundlegende, das Verstehen leitende Bemerkungen über Perspektiven und "Stimmen" im Umgang mit dem Psalter und seinen Psalmen an. Es folgen Überlegungen zu zwei Problemfeldern, die es bei der Verwendung der Psalmen in modernen bzw. christlichen Kontexten zu beachten gilt: ihre Abständigkeit sowie ihre Israelbezogenheit. Die Vorüberlegungen schliessen mit knappen Hinweisen zum Standort des Verfassers sowie einem Blick auf die Gliederung des Wb Pss III.
I. Psalmenwahl und Psaltertheologie
Bader G., Psalterspiel (HUTh 54), Tübingen 2009 • Brueggemann W., The Message of the Psalms, Minneapolis, MN 1984 • Creach J.F.D., The Destiny of the Righteous in the Psalms, St. Louis, MO 2008 • Janowski B., Konfliktgespräche mit Gott, Neukirchen-Vluyn 32009 (2003) • König J., Die Theologie der Psalmen, Freiburg i.Br. 1857 • Kraus H.-J., Theologie der Psalmen (BKAT XV/3), Neukirchen-Vluyn 21989 (1979) • Kurtz J.H., Zur Theologie der Psalmen, Dorpat 1865 • Mays J.L. The Lord Reigns, Louisville, KY 1994 • Mitchell D.C., The Message of the Psalter (JSOT.S 252), Sheffield 1997 • Spieckermann H., Heilsgegenwart (FRLANT 148), Göttingen 1989.
1. Einen Psalm auswählen!?
Ein Buch liest man in der Regel vom Anfang bis zum Schluss. Bei den Psalmen geschieht das meist anders: Einer kranken Person im Spitalbett geht das Wort durch den Kopf: "Der Herr ist mein Hirte …"; sie ruft sich Ps 23 in Erinnerung oder nimmt eine Bibelausgabe zur Hand, um ihn betend zu lesen und daraus Zuversicht zu schöpfen. Ein an Gott und an der Gerechtigkeit im Leben zweifelnder Mann stösst in der Bibel blätternd auf Ps 73 und findet sich durch dessen Worte verstanden und aufgehoben. Eine Pfarrerin wählt Ps 130 für ihre Abdankungsrede, um anhand dieses Psalms das Leben der verstorbenen Person zu bedenken und der Trauergemeinde Gottes Trost und Beistand zu verkünden. Ein Poet lässt sich von einem Psalm zu einer Nachdichtung inspirieren oder komponiert ein "neues Lied". Ein Posaunenchor sieht im Lobpreis Gottes seine Berufung und interpretiert seine musikalische Tätigkeit im Licht von Ps 150.
Diese Beispiele lassen sich leicht vermehren. Sie sind Ausdruck dafür, wie Lebens- und Verkündigungssituationen, existentielle Betroffenheit u.a.m. beeinflussen, was und wie von der Bibel (in unserem Fall: den Psalmen) wo und wozu aufgenommen, bedacht und weitergegeben wird. Dabei zeigt die Erfahrung, dass man bei den Psalmen – mehr als bei anderen (bibl.) Büchern – anscheinend fast beliebig mit Hören bzw. Lesen anfangen kann. Die Besonderheit der Psalmen äussert sich also einerseits darin, dass es sich innerhalb des Buchs um eingegrenzte Einheiten handelt, andererseits, dass sich mit ihnen eine Vielfalt von Einstiegsoptionen, Zugängen und Verstehensweisen verbinden lässt. Nicht nur wer die Psalmen liest, bedenkt und nachbetet, steht vor der Wahl, sondern auch solche, die in kirchlichen und anderen Diensten Psalmen verwenden. Sie suchen verwendungsorientiert nach einem passenden Psalmtext für ein seelsorgliches Gespräch, eine Unterrichtslektion, eine gottesdienstliche Lesung, eine Predigt, eine Kasualrede u.a.m.
Neben diesem "Einzelgebrauch" lädt der Psalter ein, ihn als Buch wahrzunehmen und entsprechend mit Ps 1 zu beginnen und das Psalmenbuch von Ps 1 bis Ps 150 (wiederholt) zu "durchwandern". Es handelt sich bei ihm nämlich um keine "Lose-Blatt-Sammlung", sondern um ein Buch innerhalb des Grossbuchs "Heilige Schrift". Dieser Hör- und Leseweise kommt ein besonderer Rang und eine spezielle Verheissung zu. Der Psalter als Buch ist der "privilegierte Kontext" (Georg Steins) der einzelnen Psalmen. Zu einem solchen "ganzheitlichen Zugang" führt der Psalter selbst hin, wie bereits die ersten beiden Verse (Ps 1,1–2) deutlich machen. Mit ihm verbindet sich das Versprechen – gemäss dem dritten Vers des Psalters (Ps 1,3) – von üppigem und gelingendem Leben, in Gemeinschaft mit Gott und seinem Volk. Aus diesem Grund behandelt Wb Pss III nicht nur Gattungen und Themen der einzelnen Psalmen, sondern legt besonderes Gewicht auf die dem Psalter als ganzem Buch eingeschriebene Theologie und Spiritualität.
2. Eine Psalmen- oder eine Psaltertheologie gestalten?!
Günter Bader (Psalterspiel, 1–42) bedenkt die in obiger Überschrift angezeigte Fragestellung mit Abschnittstiteln, die zwei Aussagen machen und eine Frage stellen: "1. Es gibt keine Theologie des Psalters", "2. Es gibt eine Theologie der Psalmen" und "3. Kann es eine Theologie des Psalters geben?". Seine "Skizze einer Theologie des Psalters" fasst er in das sinnige Wort "Psalterspiel" (s.u.). Mit diesen Stic hworten sind Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, Grenzen und Chancen des Unternehmens, nicht nur jeden Psalm für sich zu betrachten, sondern eine wie auch immer geartete "Zusammenschau" der Psalmen vorzunehmen, abgesteckt. Mit ihrer Vielzahl an Gestalten und thematischen Aspekten bilden die Psalmen das AT im Kleinen ab. Entsprechend liegt eine Gefahr beim Fortschreiten von der Exegese zur Theologie darin, die Vielgestaltigkeit in ein "Korsett" – wie immer dieses auch geschnürt wird – zu pressen. So ist das Fragmentarische dem Unternehmen gleichsam eingestiftet. Der Problemhorizont, der sich unter kanonhermeneutischem Bewusstsein in jüngerer Zeit verstärkt stellt (und von Bader diskutiert wird), lässt sich in die Fragestellungen fassen: Ist eine Theologie der Psalmen oder eine Theologie des Psalters sachgemäss? Oder beides? Gibt es überhaupt eine Differenz? Wenn ja: Worin besteht sie?
Angesichts dieser Herausforderungen überrascht es nicht, dass sich bisher relativ wenige an ein derartiges Unterfangen herangewagt haben. Heute kaum mehr bekannt ist "Die Theologie der Psalmen" des Freiburger katholischen Alttestamentlers Joseph König aus der Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Er verstand die Psalmen als Lehr- und Offenbarungsquellen und ordnet den Stoff anhand dogmatischer loci unter die Hauptteile "Lehre von Gott" und "Lehre von der Creatur". Ähnliches gilt vom einige Jahre später erschienenen Werk "Zur Theologie der Psalmen" des lutherischen, im Baltikum lehrenden Theologen Johann Heinrich Kurtz. Er beschränkte sich darauf, wichtige Momente einer Psalmentheologie darzustellen und schreibt: "Nach der heilsgeschichtlichen Seite hin beabsichtigen wir den messianischen Gehalt, nach der religiösethischen Seite hin aber die Vergeltungslehre, die Selbstgerechtigkeitsäußerungen und die anstößigen Imprecationen der Psalmen zur Betrachtung, Erläuterung und Würdigung herbeizuziehen." (ebd., 5) Die vor gut dreissig Jahren verfasste (auch in engl. Übers. vorliegende) "Theologie der Psalmen" des Alttestamentlers und Systematikers Hans-Joachim Kraus ist dagegen gut bekannt – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sie als Begleitband zu dem zweibändigen Psalmenkommentar in der renommierten Reihe "Biblischer Kommentar Altes Testament" (BKAT) erschienen ist. In sammelnder Art gliedert er darin den Stoff thematisch unter sieben Paragraphen, angefangen bei "Der Gott Israels" (§ 1.) bis "Die Psalmen im Neuen Testament" (§ 7.). Rund zehn Jahre später (1989) hat Hermann Spieckermann mit seinem Buch "Heilsgegenwart" eine anders akzentuierte "Theologie der Psalmen" – so der Untertitel – vorgelegt. Er konzentriert sich in seiner Abhandlung auf eine Auswahl von Psalmen. Als Gemeinsamkeit bestimmt er deren Ausprägung als Jerusalemer Tempeltheologie mit ihrem thronenden Königsgott. In ihr äussert sich der Deus praesens; es geht – wie der Titel anzeigt – um "Heilsgegenwart". Da sich bei den Psalmen Theologie und Anthropologie stark durchdringen, ist auch die Psalmenanthropologie von Bernd Janowksi anzuführen. Sie trägt den Titel "Konfliktgespräche mit Gott", ist auf individuelle Bitt- und Dankgebete fokussiert und verbindet Textarbeit mit anthropologischen Themenbereichen.1 Ein kurzer Blick noch in den engl. Sprachraum, wo einige Werke vorliegen, die zumindest Teilaspekte einer Psalmen- bzw. Psaltertheologie darbieten: Walter Brueg-GEMANN hat in "The Message of the Psalms" diese in das heuristische Ablaufparadigma "Psalms of Orientation" (Schöpfung, Tora, Weisheit), "Psalms of Disorientation" (Klagepsalmen) und "Psalms of New Orientation" (Danklieder und Hymnen) eingeordnet. David Mitchell, "The Message of the Psalter", sieht im Psalmenbuch eine eschatologische Orientierung eingeschrieben. James Luther Mays stellt sein theologisches Handbuch zu den Psalmen unter den Titel "The Lord Reigns" und sieht in der Königsherrschaft JHWHs das Zentrum des Psalters. Sein Schüler Jerome Creach beurteilt dagegen nicht die Königsherrschaft Gottes als primäres Thema des Psalmenbuchs, sondern stellt dieses unter den programmatischen Titel: "The Destiny of the Righteous in the Psalms". Gegenüber den genannten, von Alttestamentlern verfassten Studien geht der Systematiker Günter Bader mit seinem "Psalterspiel" einen eigenen Weg. Er bringt – unter Bedingungen der Modernität – alte Dimensionen dieses bibl. Buchs in neuer Weise "ins Spiel". In reflexiver Tiefsinnigkeit wie theologiegeschichtlicher Breite bezieht er die "Psalterkünste" ein und bedenkt den Psalter entsprechend als Bildpsalter ("Ikonik"), Musikpsalter ("Musik") und Wortpsalter ("Poetik"). "Name" (Gott) und "Wiederholung" sind nach ihm die Kräfte, die im Innersten Psaltertheologie wirken: "Psalter ist das Spiel, das entsteht, sobald eine der Psalterkünste oder mehrere zusammen an den Namen rühren." (ebd., 418) Das hier vorgelegte Wb Pss III schliesslich entnimmt der Psalmen-Ouvertüre (Ps 1–3) die Programmatik einer Psaltertheologie und -spiritualität im Sinne einer Verbindung von Weisheit, Königsherrschaft und Gebet (vgl. dazu 2).
BADER (ebd., 13) hat Recht: "Die Theologie der Psalmen weist über sich hinaus. Theologie des Psalters ist mehr. Dort einzelne Psalmen; hier der Psalter als Buch. Der Psalter verlangt eine geordnete Gestalt anstelle von zufälliger Anhäufung, Einheit anstelle von Vielheit." Wie im Untertitel von Wb Pss III angezeigt, verbinden sich Vorgehen, Inhalt und Anliegen mit zwei Wortpaaren. Mit "Theologie" ist ein reflektierendes wie strukturierendes Moment gegeben; mit "Spiritualität" – man könnte auch das alte Wort "Frömmigkeit" verwenden – ist angezeigt, dass das Bibelbuch und seine Inhalte auf die Begegnung mit Gott, die Ausrichtung auf sein Wort und gelingendes Leben aus sind. Entsprechend soll dies aufgenommen und die Rezeption nicht auf das vernunftgeleitete Verstehen allein reduziert werden. Schliesslich zeigt die Wortfügung "Psalter und seine Psalmen" an, dass sowohl eine auf das Buch als Einheit bezogene "Theologie und Spiritualität des Psalters" als auch eine auf die Einzelpsalmen in ihrer Vielheit bezogene "Theologie und Spiritualität der Psalmen" angezielt wird. Mit der Reihenfolge ist, kanonhermeneutisch begründet, die Vorordnung der Ganzheit (Psalter) vor den Teilen (Psalmen) ausgedrückt.
II. Hermeneutische Bemerkungen und theologische Positionierungen
Ballhorn E., Zur Pragmatik des Psalters als eschatologisches Lehrbuch und Identitätsbuch Israels, in: A. Gerhards u.a. (Hrsg.), Identität durch Gebet, Paderborn 2003, 241–259 • Bader G., Psalterspiel (HUTh 54), Tübingen 2009 • Ballhorn E., Kontext wird Text, BiLi 77 (2004) 161–170 • Braulik G., Rezeptionsästhetik, kanonische Intertextualität und unsere Meditation des Psalters, in: G. Braulik / N. Lohfink, Liturgie und Bibel (ÖBS 28), Frankfurt a.M. 2005, 523–547 • Goulder M.D., The Psalms of the Sons of Korah (JSOT.S 20), Sheffield 1982 • Janowski B., Konfliktgespräche mit Gott, Neukirchen-Vluyn 32009 (2003) • Seybold K., Die Psalmen (HAT I/15), Tübingen 1996 • Weber B., Psalm 77 und sein Umfeld (BBB 103), Weinheim 1995 • Weber B., Von der Psaltergenese zur Psaltertheologie, in: E. Zenger (Ed.), The Composition of the Book of Psalms (BEThL 238), Leuven 2010, 733–744.
1. Blickrichtungen und Stimmen
Die in Wb Pss III dargebotenen Ausführungen verstehen sich als "angewandte Wissenschaft" (applied theology) und wollen Einsichten der gegenwärtigen Psalmenforschung (primär) für den Dienst der Kirche fruchtbar machen. Es geht um die Bereitstellung von "Verstehensräumen" mit dem Ziel, dass die alten Texte ihr bleibendes Wort in neuen Zeiten aktuell und wirkkräftig zu sprechen vermögen. Das Geschehen selbst bleibt allerdings der Machbarkeit entzogen und damit unverfügbar. Von daher ist von "Verstehensräumen" die Rede. Dabei sollen zunächst die Blickrichtungen und die involvierten "Stimmen" bedacht werden.
A) Blickrichtungen
Im Wb Pss III kommt eine zweifache Perspektive zum Tragen: Zum einen werden unter begrifflichen, thematischen, situativen wie funktionalen Gemeinsamkeiten einzelne Psalmen oder Psalmgruppen zusammengestellt und erörtert. Dies ist die bisher vorherrschende Methodik, eine Theologie der Psalmen oder zumindest Bausteine einer solchen zu erarbeiten. Eine solche Sicht- bzw. Darstellungsweise kommt schwerpunktmässig im Hauptkapitel 3 zur Anwendung.
Die zweite Optik ist gegenläufig zur ersten. Sie sammelt und bedenkt nicht gemeinsame Phänomene einzelner Psalmen, sondern richtet ihren Blick aufs Ganze und von dort her zurück auf seine Teile. Es geht um Gestalt und Gehalt des Buchs als Teil des Kanons der Heiligen Schrift(en). Zu diesem Ansatz einer Psaltertheologie haben jüngere Entwicklungen innerhalb der Psalmenforschung beigetragen. Sie führten zu einer Neueinschätzung und -gewichtung der finalen Textgestalt und zum (neuerlichen) Ernstnehmen ihrer normativen Geltung. Unter Aufnahme literaturwissenschaftlicher und kommunikationstheoretischer Überlegungen wurde die wechselseitige Verknüpfung zwischen den autoritativen Schriften und den sie überliefernden respektive aus ihnen lebenden Glaubensgemeinschaften (Israel und die Kirche) ins Blickfeld gerückt. Die im Psalter anvisierten Hörenden und Meditierenden sind weniger Einzelpersonen als ein Kollektiv, das als "hermeneutische Gemeinschaft" die Psalmen empfängt, deutet und aus ihnen lebt. Die Stichworte dieser Forschungsrichtung lauten "vom Einzeltext (Psalm) zum Gesamttext (Psalmenbuch/Bibelkanon)" und "vom Verfasser über den Text zum Hörer/Leser" (vgl. Braulik, Rezeptionsästhetik, 523–528). Die Formulierungen machen deutlich, dass auch dieser Neuansatz in den Bahnen historisch-genetischen Verstehens verbleibt. Er soll durch eine Optik ergänzt werden, die sich auf den Leitsatz bringen lässt: "Von der Psaltergenese zur Psaltertheologie" (dazu 7 IV. und Weber, Psaltergenese). Damit wird eine kanontheologische Sichtweise in Anschlag gebracht, die nicht den End-, sondern den Ausgangspunkt beim Ganzen des Psalters nimmt und die einzelnen Psalmen dezidiert als seine Teile akzentuiert. Der Endpunkt der Buchkomposition ist nämlich der Anfangspunkt theologischen Verstehens. Diese psaltertheologische Optik kommt in den Hauptkapiteln 2 und 6 sowie teils auch in 4 und 5 zum Tragen.
B) Stimmen
Psalter und Psalmen haben eine Nähe zum "Gespräch" bzw. lassen sich als Gesprächsausschnitte verstehen. Ihre Interpretation vollzieht sich entsprechend in Gesprächen über Gespräche. Gegenüber anderen Bibelbüchern und -texten gilt dies verstärkt, zumal im Text selbst "Stimmen", die in Kommunikationen eintreten, hörbar werden. Die Psalmen vermitteln ein zutiefst dialogisches Gesc...
Inhaltsverzeichnis
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- ABKÜRZUNGEN
- 1 VORÜBERLEGUNGEN
- 2 DER PSALTER-EINGANG ALS LESEANLEITUNG
- 3 BETEN UND SINGEN ("LITURGIE")
- 4 KÖNIGSHERRSCHAFT GOTTES UND SEINES GESALBTEN ("PROPHETIE")
- 5 WEGWEISUNG ("WEISHEIT")
- 6 DER PSALTER-AUSGANG ALS EINSTIMMUNG IN ANHALTENDEN LOBPREIS
- 7 PSALMEN UND PSALTER IN GESCHICHTE, THEOLOGIE UND SPIRITUALITÄT
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