Krisenprävention in der Schule
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Verfügbar bis 5 Dec |Weitere Informationen

Krisenprävention in der Schule

Das NETWASS-Programm zur frühen Prävention schwerer Schulgewalt

  1. 156 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Krisenprävention in der Schule

Das NETWASS-Programm zur frühen Prävention schwerer Schulgewalt

Über dieses Buch

Als bislang einziges wirksamkeitsevaluiertes, deutschsprachiges Programm unterstützt das "Networks Against School Shootings" (NETWASS)-Verfahren Schulmitarbeiter darin, die Ernsthaftigkeit von Drohungen schwerer Gewalttaten durch Schüler einzuschätzen, und fördert einen adäquaten Umgang mit Schülern in Krisen. In einzelnen Modulen klärt der Praxisleitfaden fundiert über die Hintergründe von Gewalttaten und Krisensituationen auf und stellt die Verfahrensschritte detailliert und verständlich dar. Zahlreiche Fallbeispiele aus der täglichen Praxis von Schulen sowie abwechslungsreiche Methoden unterstützen die konkrete Umsetzung und flexible Anpassung der Struktur an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Schule.

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Information

Jahr
2014
eBook-ISBN:
9783170254299
Auflage
1

II Theoretische Grundlagen: Fach- und Handlungswissen erwerben

Friederike Sommer Vincenz Leuschner Nora Fiedler Johanna Scholl Herbert Scheithauer

Nachdem Sie im ersten Teil das NETWASS-Programm im Überblick kennengelernt und eine Einführung zu den theoretischen Hintergründen des Präventionsansatzes erhalten haben, sind in diesem Abschnitt die konkreten Inhalte rund um das Phänomen schwerer, zielgerichteter Schulgewalt und das Krisenpräventionsverfahren aufgeführt. Die daraus hervorgehenden grundlegenden Kenntnisse sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Nutzung und Umsetzung des Präventionsverfahrens. Damit richtet sich dieser Teil des Manuals an alle Personen, die mit dem Verfahren arbeiten werden, wobei die vorgestellten Inhalte gleichzeitig auch immer Bestandteile der Fortbildungen für die Beratungsteams und Kollegien von Schulen sind.
Das erste Modul vermittelt zunächst grundlegendes Fach- und Handlungswissen zum Phänomen schwerer, zielgerichteter Schulgewalt: Um ein Problembewusstsein für das Phänomen zu entwickeln und die zum Verständnis erforderliche Wissensbasis zu schaffen, vermitteln wir Ihnen in der ersten Einheit des Moduls alle relevanten Hintergrundinformationen zu den Fällen, die in Deutschland aufgetreten sind, und gehen dabei auch auf bestehende Präventionsansätze ein. Die eskalierende Entwicklung der Täter wird in der zweiten Einheit in ein theoretisches Prozessmodell eingebettet und durch Fallbeispiele illustriert. Da sich unser Präventionsansatz als Möglichkeit versteht, frühzeitig krisenhafte Entwicklungen von Schülern zu identifizieren und adäquat aufzufangen, ist es entscheidend, spezifische und beobachtbare Krisensymptome sowie die zugrundeliegenden Bedingungsfaktoren im Rahmen der dritten Einheit kennen zu lernen. In der vierten Einheit liegt der Fokus auf potenziellen Schutzfaktoren und Ressourcen des Schülers, anhand derer sich in der Regel niedrigschwellige und doch erfolgsversprechende Maßnahmen für den Einzelfall ableiten lassen.
Das zweite Modul baut auf dem Wissen zum Phänomen schwerer, zielgerichteter Schulgewalt auf und stellt Ihnen den Aufbau und Ablauf des NETWASS-Präventionsverfahrens detailliert vor. Diese Struktur soll es Ihnen erleichtern, Handlungskompetenzen im Umgang mit Krisen und Androhungen zu entwickeln und die vier Schritte des Verfahrens an Ihrer Schule anwenden zu können.

Modul 1: Das Phänomen »schwere, zielgerichtete Schulgewalt«

In der medialen Berichterstattung von Taten schwerer, zielgerichteter Schulgewalt werden diese nicht selten mit hoher Impulsivität, irrationalem Verhalten und einem extremen Kontrollverlust der jugendlichen Täter in Verbindung gebracht. Die wissenschaftlichen Befunde der empirischen Untersuchung verdeutlichen jedoch, dass die in den Medien vertretenen charakteristischen Kennzeichen der Gewalttat eher mediale Interpretationen der Tathintergründe sind und tatsächlich nur wenig mit den wirklichen Entwicklungen und Motiven der Täter zu tun haben. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen in den folgenden Lerneinheiten den heutigen Wissensstand zum Phänomen der schweren, zielgerichteten Schulgewalt näherbringen, mit dem Ziel, Einblicke in die zugrundeliegenden Krisen der jugendlichen Täter und das Wissen über Risikodynamiken im Vorfeld ihrer Gewalttaten zu erweitern.
Lernziele:
• Problembewusstsein für das Phänomen schwere, zielgerichtete Schulgewalt entwickeln
• Verständnis der Notwendigkeit früher spezifischer Prävention erlangen
• Entwicklungsprozess im Vorfeld der Taten verstehen
• Wissen um Symptome individueller Krisen erwerben
• Wissen um Anhaltspunkte für eine gewaltspezifische Entwicklung erwerben
• Bedingungen kennenlernen, die Krisen begünstigen
• Schutzfaktoren kennenlernen und Potenziale des Schülers erkennen
Zielgruppe:
Alle Schulmitarbeiter und sonstige Personen, die mit dem Programm arbeiten wollen.
Materialien:
• Handout: Auffälligkeiten und Krisensymptome
• Handout: Schutzfaktoren
Zeit:
Für die Bearbeitung aller vier Lerneinheiten benötigen Sie zwischen 60–120 min.
Anmerkung:
Die in diesem Modul dargestellten Inhalte vermitteln grundlegendes Wissen, welches die Voraussetzung für die Anwendung des Krisenpräventionsverfahrens darstellt.

1.1 Hintergründe zum Phänomen der schweren, zielgerichteten Schulgewalt

Um mögliche Krisen besser erkennen und verstehen zu können, die solchen Taten wie in Erfurt oder Winnenden vorausgegangen sind, ist es wichtig, sich mit den Hintergründen der Taten vertraut zu machen. Im folgenden Abschnitt geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Phänomen der schweren, zielgerichteten Schulgewalt.

Begriffsklärung und Abgrenzung

Umgangssprachlich hat es sich bei Taten wie in Erfurt oder in Winnenden etabliert, von Amokläufen zu sprechen. Der Begriff Amok ruft dabei regelmäßig bestimmte Assoziationen hervor, die von dem Sozialwissenschaftler Richard Albrecht so zusammengefasst wurden:
Definition
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Amok
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»Amok bezeichnet das Phänomen, dass ein Mann in rasender Enthemmung, gleichsam in blinder Wut, alle, auf die er zufällig trifft, ohne dass sie sich ihm sichtbar entgegenstellen, wie im Rausch angreift und/oder tötet, solange, bis der Täter selbst aufgibt, zusammenbricht, sich selbst tötet oder von anderen getötet wird.« (Albrecht, 2002, S. 143)
Diese Assoziationen greifen auf die ursprüngliche Bedeutung von Amok zurück. Das Wort Amok stammt aus dem südostasiatischen Kulturkreis und bedeutet in der malaiischen Sprache »in blinder Wut angreifen und töten« (malaiisch: meng-âmok) und bezeichnete ursprünglich eine Kampfeshaltung malaiischer Krieger. In den Klassifikationssystemen psychischer Erkrankungen wird Amok dementsprechend als eine kulturspezifische Erscheinung im südostasiatischen Raum eingestuft:
Definition
»… eine dissoziative Episode, die durch eine Periode des Grübelns charakterisiert ist, auf die ein Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder menschengefährdenden Verhaltens folgt, das sich auf Personen und Objekte richtet.« (DSM-IV, Saß et al., 2003, S. 931)
»… eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich destruktiven Verhaltens, gefolgt von Amnesie oder Erschöpfung. Viele Episoden gipfeln im Suizid.« (ICD-10, Dilling, Mambour & Schmidt, 1993, S. 32)
Vergleicht man die stattgefundenen Taten im Schulkontext mit diesen Definitionen, so passen nur einige der erwähnten Verhaltensweisen. Der größte Unterschied zwischen den Taten und Amokdefinitionen besteht darin, dass es sich bei keiner Tat um einen plötzlichen, zufällig an einer Schule stattfindenden Gewaltausbruch handelt. Tatsächlich waren die Taten lange im Voraus geplant. Sie richteten sich ausdrücklich und gezielt gegen die Schulen bzw. bestimmte Personen in den Schulen. Die Taten haben damit eher den Charakter von gezielten Anschlägen. Aus diesem...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Inhalt der ContentPLUS-Materialien
  6. Vorwort
  7. Einleitung
  8. I Das NETWASS-Programm im Überblick
  9. II Theoretische Grundlagen: Fach- und Handlungswissen erwerben
  10. III Zur praktischen Umsetzung des NETWASS-Programms: Handlungsbereitschaft fördern und Organisationsstrukturen ausbauen
  11. Literatur
  12. Stichwortverzeichnis
  13. ContentPLUS