Praxisbuch Kreative Naturfotografie

Naturmotive mit anderen Augen sehen und fotografieren

Daan Schoonhoven, Stephanie Wloch

• Verlag: dpunkt.verlag
• Jahr: 2017
• eBook-ISBN: 9783960882619
• Thema: Kunst
• Thema: Fotografie

Lernen Sie von den besten Naturfotografen der Niederlande, wie Ihnen außergewöhnliche Bilder von herkömmlichen Naturmotiven gelingen. Entwickeln Sie ein Auge für besondere Motive und ungewohnte Perspektiven, erkennen Sie Fotogelegenheiten in Details oder meistern Sie die Herausforderung von schwierigen Lichtsituationen. Erfahren Sie, wie Sie widrige Umstände und Einschränkungen kreativ nutzen können und lernen Sie die Vorzüge einer Location vor Ihrer Haustür zu schätzen. Nutzen Sie Farben und Formen der Natur als Bildgestaltungsmittel oder arbeiten Sie mit dem Schwarzweißmodus Kontraste heraus. Setzen Sie Schärfe und Unschärfe als Stilmittel ein oder abstrahieren und verfremden Sie Ihre Motive. Das Buch ist gegliedert in die Kapitel Sehweise, Komposition, Abstraktion, Bewegung, Licht und Equipment. Die einzelnen Workshops vermitteln Techniken der Aufnahme und Bildgestaltung anhand faszinierender Bildbeispiele. Portfolios auch hierzulande bekannter Fotografen wie beispielsweise Heike Odermatt, Theo Bosboom oder Jan van der Greef bieten dem Leser eine Fülle an neuen Bildideen. Unter der Rubrik "Kreativität" formulieren Naturfotografen ihren ganz persönlichen Zugang zu Kreativität und Inspiration. Aus dem Inhalt: - Stil und Vision entwickeln - Muster, Linien, Formen - Farbe und Schwarzweiß - Kompositionsregeln brechen - Abstraktion und Verfremdung - Lange Belichtungszeiten und Bewegen der Kamera - High Key und Low Key - Lensbabys und Vintage-Objektive nutzen - Mehrfachbelichtungen - Kreative Nachbearbeitung

Komposition

Komposition ist das Anordnen von unterschiedlichen Elementen (scharfen und unscharfen, farbigen und farblosen), Schwerpunkten und Nebensächlichkeiten zu einem ausgewogenen Gesamtbild. Jeder kann überraschende und durchdachte Kompositionen machen.

Muster, Linien, Formen

Johan van der Wielen

In der Malerei begann um 1900 die Suche nach Abstraktion. Vor jener Zeit beschäftigte man sich vorwiegend mit dem Inhalt (»Was soll es darstellen?«), aber ab diesem Moment nahm man auch die Form in Angriff: Kunst, bei der die Form der Inhalt ist, wobei es nicht mehr wichtig ist, was sie darstellt, sondern wie die Darstellung gestaltet ist.

In der Fotografie wurde die Abstraktion erst viel später entdeckt. Wenn eine Kamera etwas festlegt, stellt ein Foto schnell »etwas« dar, und in der Fotografie beschäftigen wir uns daher auch viel mit dem Inhalt. In der Naturfotografie, die erst in den 1960er- und 1970er-Jahren an Bedeutung gewann, war man hauptsächlich mit dem Entdecken und Festhalten der Natur beschäftigt. Neuerdings fällt aber verstärkt auf, dass die Natur auch als Setting für eigene Kreationen und künstlerische Ausdrucksformen genutzt wird. Und jetzt – ca. 100 Jahre nach Beginn der abstrakten Malerei – ist auch die abstrakte Naturfotografie auf dem Vormarsch. Dabei läuft dieselbe Suche nach Formen, Linien und Mustern ab, und man setzt sich immer mehr über allgemeine Kompositionsregeln hinweg.

Reine Form und Linienspiel

Die Natur ist voller Linienspiele, überall kann man regelmäßige und unregelmäßige Muster entdecken. Im Großen, aber gerade auch im Kleinen.

Wenn wir den figurativen Inhalt aus dem Bild heraushalten, können wir uns – genau wie Maler und andere Künstler vor uns – ganz auf das abstrakte Linienspiel konzentrieren. Für uns Fotografen ist das schwierig, weil wir immer nach einem Motiv Ausschau halten. Wir müssen daher unseren Blick darauf trainieren, den Inhalt auszublenden, damit wir lernen, die Linien und Muster in unserer Umgebung unvoreingenommen zu betrachten.

Ein abstraktes Foto einer Reflexion. Das Spiel von Farbverlauf und wechselndem Licht macht das Bild aus. Hossa, Finnland, 27.9. 2015, Johan van der Wielen; Canon EOS 7D Mark II mit Canon EF 100–400 mm 1:4,5–5,6L IS USM auf 375 mm; 1/100 s, Blende 8, ISO 800

Organische Formen

Auch in bewegten Motiven sind oft feste Muster und Formen zu finden. Nationalpark Oulanka, Finnland, 29.9. 2015, 17.52 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 7D Mark II mit Canon 70–200 mm 1:2,8L IS USM II auf 123 mm; 1 s, Blende 5,6, ISO 400

Wie dieses Linienspiel entstanden ist, spielt keine Rolle für das definitive Bild. Schiermonnikoog, 23.6. 2012, 16.48 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 16–35 mm 1:2,8 L USM auf 35 mm; 1/2000 s, Blende 4, ISO 200

Primitive fossile Lebensformen

Da die Größenordnung dieser organischen Muster auf dem Strand unbekannt ist, richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf die Form. Lofoten, Norwegen, 27.3. 2014, 15.32 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 16–35 mm 1:2,8L USM auf 35 mm; 1/60 s, Blende 8, ISO 400.

Auf den ersten Blick bizarr wachsende Wurzeln im weißen Sand, aber in Wirklichkeit: Schimmelpilz auf feuchter Wand in einer Waschküche. Enkhuizen, 31.1. 2012, 14.39 Uhr, Arno ten Hoeve; Canon EOS 7D mit Canon EF 70–300 mm 1:4–5,6L IS USM auf 70 mm; 1/20 s, Blende 5, ISO 1600

Ölgemälde

Bei Formen, die sich kontinuierlich ändern, muss man im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Oulanka, Finnland, 29.9. 2015, 16.06 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 7D Mark II mit 100–400 mm 1:4,5–5,6L IS USM auf 400 mm; 1/60 s, Blende 8, ISO 1600, in Schwarzweiß umgewandelt

Reflexion einer Straßenlaterne weit nach Sonnenuntergang auf einer leicht gekräuselten Wasseroberfläche. Barneveld, 14.2. 2009 19.47 Uhr, Jacob-Carl Pauw; Nikon D80 mit AF-S Nikkor 18–70 mm 1:3,5–4,5 AF-S DX auf 70 mm; 30 s, Blende 7,1, ISO 320

Muster

In der Natur kann man überall Muster finden, von kleinen Makromotiven bis hin zu großflächigen Mustern. Suchen Sie nach sich wiederholenden Formen, für die Sie einen Rahmen schaffen und innerhalb dieses Rahmens alle Elemente außerhalb des Musters ausblenden. Damit lösen Sie den Inhalt aus dem Zusammenhang und erhalten das Muster in Reinform.

Landschaftsmuster

Ein Muster aus Grünnuancen, Schilfsaum und Ackerfläche. Ein Austernfischer durchbricht das Muster. Schiermonnikoog, 27.6. 2015, 12.29 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 7D Mark II mit Canon EF 100–400 mm 1:4,5–5,6L IS USM auf 180 mm; 1/640 s, Blende 8, ISO 200

Da ein deutlicher Orientierungspunkt fehlt, wird das Gehirn auf die falsche Fährte gelockt und die Schattenfläche scheint hervorzutreten, statt tiefer zu liegen. Schiermonnikoog, 3.5. 2014, 7.01 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 7D Mark II mit Canon EF 100–400 mm 1:4,5–5,6L IS USM auf 100 mm; 1/500 s, Blende 11, ISO 400

Einige Muster bestehen aus Reliefs mit 3D-Effekt, die aber durch eine ungünstige Lichtführung flach und konturlos wirken können. Bei tiefstehendem Streiflicht werden die Muster durch das abwechselnde Spiel von Licht und Schatten herausgearbeitet. Schiermonnikoog, 27.6. 2014, 21.19 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 16–35 mm 1:4L IS USM auf 23 mm; 1/160 s, Blende 4, ISO 200

Amorphe Detailmuster (ohne Struktur)

An den Strand gespülte Schwertmuscheln. Ameland, 2.2. 2014, 12.12 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 24–105 mm 1:4L IS USM auf 70 mm; 1/100 s, Blende 8, ISO 400

Makroaufnahme eines angespülten Seetangblatts. Schiermonnikoog, 13.9. 2015, 10.41 Uhr, Johan van der Wielen; Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 100 mm 1:2,8L Makro IS USM; 1/100 s, Blende 4, ISO 200; entfesselter Blitz über der Oberfläche

Farbe

Roeselien Raimond

Als Fotograf verfügen Sie – genau wie ein Maler – über eine fantastische Farbpalette. Während sich Maler jedoch in ihrer Ausbildung ausgiebig mit den Farben beschäftigen, bleibt die Farbenlehre für Naturfotografen, die oft Autodidakten sind, meist ein unerforschtes Gebiet.

Das ist schade, denn Farbe ist ein starkes Kommunikat...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Titel
• Impressum
• Inhaltsverzeichnis
• Vorwort
• Dank
• Einleitung
• Sehweise
• Komposition
• Abstraktion
• Bewegung
• Licht
• Equipment
• Index
• Fotografenindex