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Das Handwerkszeug des Fotografen
In 60 Workshops zu besseren Fotos
- 282 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Das Handwerkszeug des Fotografen
Ein Buch für leidenschaftliche Fotografen, die sich stets fragen: könnten meine Bilder noch besser sein?
Nicht die Werkzeuge - Kameras, Objektive, Zubehör - entscheiden über ein gutes Bild, sondern die Beherrschung des fotografischen Handwerks. Doch das ist komplex: Sie müssen Ihr Motiv erkennen, verstehen, die eingesetzte Technik in- und auswendig kennen, Licht, Farben und Bildelemente sehen und nutzen - und immer jenseits von Tellerrand und Regeln nach noch besseren Wegen zur Umsetzung Ihrer Vorstellung vom idealen Foto suchen.
In diesem Buch fasst David DuChemin das Handwerkszeug des Fotografen in 60 Workshops zusammen, in denen sie frei nach Wahl an Ihren handwerklichen Fähigkeiten als Fotograf/in arbeiten können - um so noch bessere Bilder zu machen. Nutzen Sie alle gestalterischen Möglichkeiten natürlichen Lichts? Sind Sie öfter unsicher bei der Bildaufteilung? Setzen Sie Farbkontraste gezielt ein? Können Sie mit Ihren Bildern Geschichten erzählen?
Dies und noch vieles mehr lernen Sie mit diesem Buch. Jeder der 60 Workshops endet mit einer Aufgabe, die Ihnen hilft, das Gelernte zu festigen und in der Praxis anzuwenden.
Häufig gestellte Fragen
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Information
WORKSHOP 1
Ihre persönliche Sichtweise

Leica M(240), 21 mm, 8s @ f/4.0, ISO 100
Fogo Island, Neufundland, Kanada. 2014.
Wir fotografieren aus den verschiedensten Gründen. Manchen von uns genügt ein technisch korrektes, scharfes und gut belichtetes Foto – mir jedoch nicht und Ihnen wahrscheinlich auch nicht. Sonst würden Sie wohl einfach Ihr Kamerahandbuch lesen oder im Automatikmodus fotografieren und wären zufrieden. Aber wir möchten die Welt mit der Kamera aus einem anderen Blickwinkel betrachten und für uns selbst und andere ausdrücken, was wir in dieser Welt sehen. Unter diesen Voraussetzungen lässt sich nicht mehr so leicht definieren, was ein gutes Foto ausmacht. Es muss nicht immer ganz scharf oder perfekt belichtet sein. Stattdessen ist die Sichtweise das A und O.

Fuji XE-1, 18 mm, 1/400 @ f/5.6, ISO 400
Jedes Foto – auch dieses in Oaxaca in Mexiko aufgenommene Bild – beginnt mit einer Vision. Wenn es Ihnen lieber ist, sprechen Sie stattdessen von einer »Sichtweise«. Von ihr werden Ihre Einstellungen, Objektive, Ihr Standort und die Wahl des Augenblicks bestimmt. Sie prägt die Bildentwicklung und -nachbearbeitung. Sie ist unser Ausgangspunkt.
In meinen anderen Büchern habe ich ausführlich über diese Sichtweise – oder Vision – geschrieben. Ich erspare Ihnen jetzt also die lange Predigt und komme gleich auf den Punkt: Sie sehen die Welt anders als andere Menschen.
Es geht nicht nur darum, was Sie sehen. Wichtiger ist, wie Sie diese Dinge wahrnehmen. In einem späteren Workshop ermutige ich Sie, die Werke der Meister zu studieren. Aber schon jetzt sollten Sie die Bilder anderer Fotografen betrachten und sich dabei fragen: Warum haben sie ausgerechnet diese Entscheidung getroffen, obwohl es so viele Möglichkeiten gibt? In den meisten Fällen liegt es an der Sichtweise. Diese Fotografen sahen die Szene (und die ganze Welt) durch bestimmte mentale und emotionale Filter. Manche Fotografen (zum Beispiel ich) nehmen die Welt optimistisch, hell und als wundervolles Abenteuer wahr und das spiegelt sich auch in ihren Fotos. Andere – etwa Elliott Erwitt – betrachten die Dinge eher humorvoll; und auch das färbt auf ihre Arbeit ab. Wieder andere empfinden die Welt als dunkel oder fantastisch. Ein Beispiel sind etwa die Arbeiten von Brooke Shaden.
»Ihre Reise hat kein bestimmtes Ziel – sie ist eine unendliche Entdeckungsreise.«
Unsere Sichtweise ist die treibende Kraft; deshalb setze ich sie an den Anfang des Buchs. Wir nehmen die Welt auf eine bestimmte Weise wahr und denken: »Hey, sieh dir das an!« Dann greifen wir zur Kamera und drücken den Auslöser. Unser fotografischer Stil hängt davon ab, was wir ausdrücken möchten. Vergessen Sie deshalb lieber gleich die Frage: »Wie soll ich das fotografieren?« Es gibt kein »sollen«. Interessanter ist die Frage »Wie will ich das fotografieren?« oder sogar: »Wie kann ich diese Szene mithilfe von Objektiv, Blickwinkel, Belichtungszeit, Blende usw. so darstellen, wie ich sie sehe oder empfinde?« In 20 Jahren werden Sie wahrscheinlich eine andere Antwort geben als heute. Dasselbe gilt für Ihre Sicht auf die Welt. So soll es auch sein: Ihre Reise hat kein bestimmtes Ziel – sie ist eine unendliche Entdeckungsreise.
Sobald Sie die Kamera in die Hand nehmen, streichen Sie den Rest der Welt aus Ihrem Kopf, auch die Fotografen, die Sie bewundern – sogar diejenigen, wegen denen Sie selbst Fotograf werden wollten. Die ganz besonders. Diese Fotografen haben uns ihre Weltsicht gezeigt. Wir haben ihre Bilder gesehen. Was wir noch nicht kennen, ist Ihre Wahrnehmung der Welt. Zeigen Sie uns diese mit Ihren Bildern.
WORKSHOP 2
Stellen Sie bessere Fragen
Anfänger haben tausend Fragen. Wir sollten stets bescheiden bleiben und uns weiter als Anfänger betrachten. Damit bewahren wir uns auch für immer die Bereitschaft, Fragen zu stellen. Zu Beginn tauchen angesichts der Bilder anderer Fotografen ganz natürliche Fragen auf:
• Welches Objektiv haben sie verwendet?
• Mit welcher Kamera haben sie das fotografiert?
• Welche Einstellungen haben sie vorgenommen?
Insgesamt sind das keine schlechten Fragen. Die Kunst, die Sie erlernen möchten, wird schließlich vor allem mit technischen Mitteln ausgeübt.
Das Problem ist nur, dass diese Fragen nicht ganz so interessant und hilfreich sind wie bestimmte andere. Sie scheinen etwas zu vereinfachen, was letztlich absolut nicht einfach ist. Ich möchte Sie nicht überfordern, sondern ermutigen: Betrachten Sie die Fotografie weniger als technisches, sondern als ästhetisches Handwerk, das mit technischen Mitteln ausgeübt wird. Mit anderen Worten: Jede Entscheidung, die den Bildeindruck mitbestimmt, liegt in Ihren Händen; und jede Entscheidung ist wichtig. Hier einige der interessanteren Fragen – ich formuliere sie in der ersten Person, weil ich hoffe, dass Sie sie anschließend an sich selbst richten werden:

Leica M (240), 21 mm, 1/90 @ f/6.8, ISO 200
Lake Louise, Kanada, 2014.
• Welchen Gedanken oder welche Wirkung möchte ich mit diesem Foto vermitteln?
• Welche Rolle spielen die Farben?
• Wie würde diese Szene aussehen, wenn ich ein- oder auszoomen würde?
• Was hat dieser spezielle Augenblick an sich – warum habe ich gerade ihn gewählt, statt noch einen Moment zu warten oder das Bild ein bisschen früher zu machen?
»Es gibt keine richtige Antwort, nur Möglichkeiten. Manche funktionieren besser als andere.
Vergessen Sie die Praxis; lernen Sie zu spielen.«
Vergessen Sie die Praxis; lernen Sie zu spielen.«
• Würde sich das Aussehen bestimmter Elemente durch meine Einstellungen (Blende, Belichtungszeit, Brennweite) ändern? Könnte ich meine Geschichte besser erzählen? Welche Elemente wären bei einer geringeren Schärfentiefe nicht mehr im Fokus? Welche würden bei einer längeren Belichtungszeit verwischen? Durch solche Unschärfen ändern sich Formen und Bildkomposition.
• Mit welchen Mitteln kann ich Unwichtiges aus dem Bild nehmen, ohne die Wirkung der wichtigen Elemente zu mindern? Soll ich mein Motiv zum Beispiel mit einem Teleobjektiv isolieren? Oder soll ich ein Weitwinkelobjektiv nehmen, dafür näher herangehen und vielleicht meine Position und die Bildperspektive ändern?
• Welche Beziehungen bestehen zwischen den Elementen? Kann ich diese durch einen anderen Standort oder ein anderes Objektiv verdeutlichen?
• Wo sind in diesem Bild die Linien? Würde ein anderer Bildausschnitt (vertikal oder horizontal), ein anderes Seitenverhältnis (Quadrat, 16:9 usw.) oder ein anderes Objektiv sie betonen oder abschwächen?
• Führen diese Linien das Auge in das Bild hinein oder aus ihm heraus? Könnte ich das ändern, um das Auge besser zu leiten?
• Was ist mit dem Licht? Licht trägt zur Komposition bei, schafft Schattenzonen, Räumlichkeit und Stimmung. Ignorieren Sie die Schatten nicht; Sie vergeben sonst eine Chance auf stärkere Bilder.
• Gibt es Räumlichkeit in meinem Bild? Könnte es mehr sein? Oder wäre weniger besser?
• Gibt es wiederholte Elemente, die ein visuelles Echo hervorrufen oder einen Rhythmus erzeugen? Könnte ich ein wenig auszoomen und mehr von diesen Elementen zeigen? Oder soll ich ein bisschen näher herangehen, sodass weniger Elemente sichtbar sind?
Mit all dem beschäftigen Sie sich in den kommenden Workshops – und solange Sie fotografieren. Mithilfe dieser Fragen lernen Sie, kreativ über Ihre Sichtweise nachzudenken. Lassen Sie sich davon nicht lähmen. Es gibt keine richtige Antwort, nur Möglichkeiten. Manche funktionieren besser als andere. Vergessen Sie die Praxis; lernen Sie zu spielen. Dann werden Sie mehr lernen. Fürchten Sie sich nicht vor Misserfolgen; experimentieren Sie. Wenn Sie die Fragen nicht beantworten können, probieren Sie alle Möglichkeiten aus und lernen Sie aus den Ergebnissen. Und wenn Sie die Chance haben, mit einem Fotografen über seine Kunst zu sprechen und von ihm zu lernen, dann fragen Sie statt »Was« lieber »Warum«. Die Antwort wird Sie sehr viel weiterbringen.
WORKSHOP 3
Das Handbuch
Lesen Sie das Kamerahandbuch. Ja, im Ernst. Laden Sie es bei Bedarf herunter und lesen Sie es. Dann heften Sie es gegebenenfalls ab. So erfahren Sie, welche erstaunlichen Dinge dieser Lochkasten bewerkstelligen kann. Kreativität braucht Möglichkeiten; und wenn Sie nicht wissen, dass Ihre Kamera Mehrfachbelichtungen machen oder Vorsch...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Widmung
- Danksagung
- Über den Autor
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Workshop 1 Ihre persönliche Sichtweise
- Workshop 2 Stellen Sie bessere Fragen
- Workshop 3 Das Handbuch
- Workshop 4 Belichtung: Das Zonensystem
- Workshop 5 Belichtung: Optimieren Sie Ihre RAW-Bilder
- Workshop 6 Das Dreieck beherrschen
- Workshop 7 Wählen Sie eine längere Verschlusszeit
- Workshop 8 Lernen Sie mitzuziehen
- Workshop 9 Absichtliche Kamerabewegung
- Workshop 10 Weitwinkelobjektive: Zeigen Sie den Kontext
- Workshop 11 Vergessen Sie die Kamera
- Workshop 12 Isolieren lernen
- Workshop 13 Isolieren mit größerer Brennweite
- Workshop 14 Isolieren mit größerer Blende
- Workshop 15 Tiefere Schärfeebene mit kleinerer Blende
- Workshop 16 Abstraktion durch Unschärfe
- Workshop 17 Beachten Sie die Farbpalette
- Workshop 18 Farbkontraste ausloten
- Workshop 19 Probieren Sie es in Schwarzweiß
- Workshop 20 Blickwinkel: Linien kontrollieren
- Workshop 21 Linien: Dynamik mit Diagonalen
- Workshop 22 Linien: Muster
- Workshop 23 Linien: Das Auge führen
- Workshop 24 Linien: Der Horizont
- Workshop 25 Lernen Sie skizzieren
- Workshop 26 Sehen Sie die Richtung des Lichts
- Workshop 27 Licht: Licht von vorne
- Workshop 28 Licht: Seitenlicht
- Workshop 29 Licht: Gegenlicht
- Workshop 30 Lichtqualität: Weitere Überlegungen
- Workshop 31 Stimmungsvoller Weißabgleich
- Workshop 32 Licht: Reflexionen
- Workshop 33 Licht: Schatten
- Workshop 34 Licht: Silhouetten
- Workshop 35 Licht: Blendenflecke
- Workshop 36 Augenblicke: Timing
- Workshop 37 Augenblicke: Geduld
- Workshop 38 Augenblicke: Warten Sie auf den Vordergrund
- Workshop 39 Menschen
- Workshop 40 Visuelles Gewicht verstehen
- Workshop 41 Experimentieren Sie mit Balance und Spannung
- Workshop 42 Nutzen Sie den negativen Raum
- Workshop 43 Verstehen Sie Ihr Motiv
- Workshop 44 Gegenüberstellung: Inhaltliche Gegensätze
- Workshop 45 Geschichten erzählen
- Workshop 46 Denken Sie filmisch
- Workshop 47 Bildausrichtung
- Workshop 48 Wählen Sie das Seitenverhältnis
- Workshop 49 Arbeiten Sie mit Größenverhältnissen
- Workshop 50 Erkunden Sie die Möglichkeiten
- Workshop 51 Näher rangehen, anders sehen
- Workshop 52 Entschleunigen Sie
- Workshop 53 Benutzen Sie ein Stativ
- Workshop 54 Verstehen Sie optische Filter
- Workshop 55 Bleiben Sie präsent
- Workshop 56 Vereinfachen Sie
- Workshop 57 Fotografieren Sie mit dem Herzen
- Workshop 58 Umgeben Sie sich mit Ihren Bildern
- Workshop 59 Hören Sie auf andere (sehr vorsichtig)
- Workshop 60 Studieren Sie die Meister
- Schlussbemerkung
- Index