Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft II
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Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft II

Antisemitismus in Text und Bild – zwischen Kritik, Reflexion und Ambivalenz

  1. 424 Seiten
  2. German
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Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft II

Antisemitismus in Text und Bild – zwischen Kritik, Reflexion und Ambivalenz

Über dieses Buch

Die Beiträge des Bandes analysieren aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen künstlerisch-mediale Auseinandersetzungen mit dem Antisemitismus vor 1950. Im Zentrum steht die Frage, auf welche Weise jeweils Antisemitismus thematisiert, dargestellt und kritisiert wird. Allen Aufsätzen gemeinsam ist eine Orientierung am gegenwärtigen Stand transdisziplinärer Antisemitismusforschung. Die Analysen beziehen sich ebenso auf teilweise vergessene wie auch auf kanonisierte »Texte«, was im Sinne des erweiterten Textbegriffs Filme, Zeichnungen, Karikaturen, Comics etc. einschließt. Insgesamt wird so ein mehrsprachiges Korpus erfasst, das sich über einen Zeitraum erstreckt, der etwa mit Gotthold Ephraim Lessings Thematisierung antijüdischer Vorstellungen in seinem Drama »Die Juden« (1749) beginnt und bis zu Laura Z. Hobsons Roman »Gentleman's Agreement« (1947) sowie dessen Verfilmung aus demselben Jahr reicht.

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Information

Von Mäusen, Golems und Sündenböcken

Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus in europäischen und nordamerikanischen Comics der 1940er Jahre
Markus Streb
Der belgische Comiczeichner Hergé (1907 – 1983), bekannt als Erfinder von Tim und Struppi und Wegbereiter der später als Ligne claire bezeichneten Comic-Stilrichtung, sorgt mit seinen kolonialistischen und rassistischen Darstellungen bis heute immer wieder für Kontroversen. Vergleichsweise wenig diskutiert werden hingegen antisemitische Darstellungskonventionen, die sich ebenfalls in seinem Werk finden. In der ab Oktober 1941 als Zeitungsstrip in der belgischen Tageszeitung Le Soir erschienenen Geschichte L’Étoile mystérieuse (dt. Der geheimnisvolle Stern) finden sich mit Salomon und Isaac zwei Figuren, die durch ihre Namen und ihr stereotypes, an nationalsozialistische Karikaturen anknüpfendes Aussehen als jüdisch markiert sind.1 In der ein Jahr später in Albenform veröffentlichten Version hat Hergé diese Szene jedoch ersatzlos gestrichen. Geblieben ist mit dem Bankier Blumenstein (ab 1954 von Hergé in Bohlwinkel umbenannt) eine weitere als jüdisch wahrgenommene Figur mit dunklen Haaren, großer Nase, Zigarre, Brille und wulstigen Lippen, die von Amerika aus international und geheim operiert. Hergés Zeichnungen in der Geschichte können zwar, wie Ole Frahm auf beeindruckende Weise gezeigt hat, als Reflexion wahnhafter antisemitischer Stereotype gelesen werden, doch wie Frahm konzediert, bleibt „die Reflexion der wahnhaften Projektion […] viel schwächer als deren Realisierung im Stereotyp mit Lippen, Zigarre, Brille und Nase“.2 Die Zitation antisemitischer Klischees verstärkt ihre diskursive Wirkung, denn die Verbreitung antisemitischer Bilder in sequentiellen Erzählungen hat in Westeuropa eine lange Tradition.3 Die von Frahm behauptete Reflexion dürfte weiten Teilen der LeserInnenschaft nicht offenbar geworden sein.4
Welche expliziteren Möglichkeiten aber gab es, um die Judenfeindschaft im Comic kritisch darzustellen? Unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Europa war dies den KünstlerInnen bis zur Befreiung durch die Alliierten fast unmöglich. Auch unmittelbar danach sind die Bezugnahmen auf den Antisemitismus nur vereinzelt in Publikationen zu finden. Nordamerikanische Comics aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind nicht zuletzt für ihren propagandistischen Kampf gegen die Deutschen bekannt. Es gibt zudem eine breite Diskussion zur Frage nach der Bedeutung der jüdischen Herkunft zahlreicher ProtagonistInnen der US-Comicindustrie der späten 1930er und 1940er Jahre für die Inhalte der Comics. Ungeachtet dessen finden sich in nordamerikanischen Comics bis zum Ende des Krieges keine Hinweise auf die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden.5 Reflexionen des Antisemitismus lassen sich allerdings vereinzelt ausmachen. Anhand der wenigen europäischen und nordamerikanischen Comics der 1940er Jahre, die implizit oder explizit auf Antisemitismus reagieren, soll im Folgenden die Bandbreite möglicher Reflexion und Gegenstrategien skizziert werden. Welche Vorstellungen von Antisemitismus liegen diesen wenigen Comics zugrunde? Welche Gegenstrategien werden in den Comics beziehungsweise durch die Comics dargestellt? Auf welche Weise nehmen die Comics der 1940er Jahre Bezug auf die antisemitische Eskalation im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten?

Fabelhafte Reflexionen? – Lager und Deportation in Comics aus Frankreich

Horst Rosenthal, 1915 in die jüdische Gemeinde Breslau geboren, verfasste 1942, während seiner zweiten Haftzeit im Internierungslager Gurs, die drei kurzen Bildgeschichten La journée d‘un hérbergé, Petit guide a traverse le camp de Gurs und Mickey au camp de Gurs.6 Kurz darauf, am 11. September 1942, wurde er von Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet.7 Mickey au camp de Gurs ist das umfangreichste der drei überlieferten Werke und umfasst 16 Blätter. Das Bemerkenswerte an dieser Erzählung ist, dass sich darin die damals bereits weltberühmte Figur Mickey Mouse als Protagonist mit den Umständen des Lagers Gurs konfrontiert sieht. Neben der Verhaftung durch einen französischen Gendarmen und einer fotografischen Luftaufnahme des Lagers, vor der Mickey erschrickt, zeigt der Comic die Widrigkeiten des Lageralltags in je einer Illustration pro Seite. Diesen Bildern zur Seite stellt Rosenthal Mickeys Kommentare oder kurze Dialoge, die er mit Offiziellen oder anderen Insassen des Lagers füh...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung: Gegennarrative und Bildpolitiken Verhandlungen des Antisemitismus in Literatur, Kunst und Populärkultur
  5. Entlarvende Inkongruenz und vorgeführte falsche Fährten Lessings literarische Kritik in Die Juden (1749) und Nathan der Weise (1779)
  6. Poetische Gerechtigkeit Ghettoliteratur und moderne Judenfeindschaft
  7. Un-unheimliche Juden oder: Warum spukt es im Schloss? Steen Steensen Blichers Novelle über eine jüdische Familie in Jütland
  8. Von Ararat nach Sitka Zur Geschichte und Literatur der jüdischen territorialen Bewegungen
  9. „Hinaus – aus – dem – Ghetto!“ Beschreibungen des Antisemitismus in Theodor Herzls literarischem Werk
  10. Schmelztiegel. Die Neue Welt als Antwort auf den europäischen Antisemitismus Über The Melting Pot (1908) von Israel Zangwill
  11. Latente Erinnerung – latenter Antisemitismus Die Darstellung der modernen Judenfeindschaft in Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
  12. „Die Juden, – das ist was anders“ Das Tragische in dem satirischen Roman Tohuwabohu von Sammy Gronemann
  13. Maskierte Propheten Darstellungsformen des Antisemitismus in Hugo Bettauers Roman Stadt ohne Juden und Artur Landsbergers Adaption
  14. Schuld ohne Sühne Innenansichten eines Antisemiten in Franz Werfels Der Abituriententag
  15. Flüchtling Shylock Antisemitismuskritik und Empathielenkung in Walter Mehrings Drama Der Kaufmann von Berlin
  16. Jüdisches Subproletariat in New York Michael Golds Jews without Money
  17. Lea Grundigs Grafikzyklus „Der Jude ist schuld!“
  18. Der Antisemitismusdiskurs in jiddischsprachigen Balladen aus Osteuropa
  19. Von Mäusen, Golems und Sündenböcken Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus in europäischen und nordamerikanischen Comics der 1940er Jahre
  20. Literaturverzeichnis
  21. Über die Autoren