Hymnus, Sequenz, Antiphon
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Hymnus, Sequenz, Antiphon

Fallstudien zur volkssprachlichen Aneignung liturgischer Lieder im deutschen Mittelalter

  1. 283 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Hymnus, Sequenz, Antiphon

Fallstudien zur volkssprachlichen Aneignung liturgischer Lieder im deutschen Mittelalter

Über dieses Buch

Die volkssprachlichen Bearbeitungen lateinischer geistlicher Lieder im deutschen Mittelalter sind noch kaum erforscht. Welche Hymnen, Sequenzen und Antiphonen wurden übersetzt? Wo, in welcher Weise und zu welchem Zweck wurden sie ins Deutsche übertragen? Wie schlägt sich der ursprünglich liturgische Charakter der lateinischen Lieder im volkssprachlichen Gebrauch nieder?

Der Sammelband vereint eine Reihe von Fallstudien, die auf der Basis des Berliner Repertoriums entstanden, einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Online-Datenbank, die die mittelalterlichen deutschen Übertragungen lateinischer Hymnen, Sequenzen und Antiphonen erschließt. Behandelt werden berühmte Lieder auf ihrem Weg in die Volkssprache wie die Hymnen Ave vivens hostia und Veni creator spiritus, die Sequenzen Lauda Sion salvatorem und Stabat mater dolorosa sowie die Antiphonen Media in vita und Salve regina. Prominente Liederdichter wie der Mönch von Salzburg werden ebenso untersucht wie anonyme Bearbeitungen aus dem monastischen Milieu. So dokumentieren die Beiträge die breiten Spielräume des volkssprachlichen Zugriffs auf die lateinische Liturgie im Mittelalter.

Der Sammelband bietet neue Impulse für alle mediävistischen Fächer, die sich mit Überlieferung und Gebrauch liturgischer Lieder im Mittelalter befassen, insbesondere der germanistischen und mittellateinischen Philologie, der Theologie und der Musikwissenschaft.

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Information

Abteilung I Hymnen

Die Reimpaarübersetzungen des Hymnus Veni creator spiritus

Jessica Ammer
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn, Abteilung für germanistische Linguistik, Germany
Der Hymnus Veni creator spiritus zählt zu den berühmtesten und schon im Mittelalter am häufigsten übersetzten Hymnen. Er gilt als ältester abendländischer Hymnus, der auf den Heiligen Geist verfasst wurde, und als einziger antiker Hymnus, der bis heute von allen großen Kirchen, die aus der Reformation hervorgegangen sind, übernommen wurde. Er findet sich ab dem elften Jahrhundert in Handschriften aus Deutschland, England, Frankreich, der Schweiz, Italien und Spanien. Franz Josef Worstbrock und Julia Bauer haben zahlreiche mittelalterliche deutsche Übertragungen dieses Hymnus für ihren Artikel im Verfasserlexikon recherchiert und systematisiert.1 Im vorliegenden Beitrag sollen die von Worstbrock und Bauer verzeichneten Reimpaarübertragungen näher betrachtet werden. Außerdem soll eine neu entdeckte Reimpaarübertragung aus dem Gothaer Codex Chart. B 940 vorgestellt werden, die sich von den bisher bekannten Reimpaarübersetzungen unterscheidet.

1. Der lateinische Hymnus

Seit dem neunten Jahrhundert ist der Hymnus Veni creator spiritus im ganzen Abendland verbreitet. Schon früh findet er Eingang ins Breviarum Romanum. Seit dem zehnten Jahrhundert wird er im Stundengebet während der Pfingstoktav gesungen. Im Pontificale Romanum ist er Bestandteil der Liturgie der Bischofs-, Priester- und Kirchenweihe sowie der Ordensprofess. Der Hymnus ist somit ein „Kerntext des abendländischen kirchlichen Betens“2. Kein anderer Hymnus erfuhr bis heute einen so durchgängigen Gebrauch.

1.1 Text

Der lateinische Text, der wahrscheinlich durch die Pfingstsequenz Veni sancte spiritus sowie Ambrosius’ Weihnachtshymnus Veni redemptor gentium angeregt wurde, ist in zahlreichen Handschriften überliefert. Clemens Blume und Guido Maria Dreves verzeichnen in ihren Analecta hymnica 18 ältere Textzeugen und James Mearns zählt in seinen Early Latin Hymnaries 82 Hymnare, die diesen Hymnus beinhalten, unter diesen zehn, die schon bei Dreves und Blume verzeichnet sind.3 Im folgenden Abdruck des Textes stütze ich mich hauptsächlich auf die von Dreves und Blume, Mearns sowie Franz Joseph Mone4 (‚Lateinische Hymnen des Mittelalters‘) genannten Handschriften und habe weitere nur dann eingesehen, wenn die Beschaffung unproblematisch war. Wie schon Heinrich Lausberg anmerkte, sind in den Analecta hymnica nicht alle Varianten verzeichnet.5 So weist der Apparat z. B. nicht auf die verschiedenen Lesarten bei Christoph Brouwer (Mainz 1617, hier Sigle B) hin, der als Grundlage seiner Edition eine aus Fulda stammende Handschrift verwendete.6 Diese Handschrift ist deswegen von Bedeutung, da sie die einzige nicht-liturgische Handschrift ist, die den Hymnus bezeugt. Von dieser sind heute nur noch wenige Bruchstücke erhalten, die jetzt Teil der Einsiedler Miscellan-Handschrift Einsiedeln, Stiftsbibliothek, cod. misc. 266 sind, die den Hymnus allerdings nicht mehr enthalten. Außerdem soll auf den vermutlichen Urtext sowie auf Lausbergs Konjekturen (Sigle N) aufmerksam gemacht werden. Die hier angeführten Varianten stellen keinen vollständigen textkritischen Apparat dar, sondern werden nur dann verzeichnet, wenn sie für das Verständnis der deutschen Übersetzungen hilfreich sind. Orthographica bleiben im Apparat weitgehend unberücksichtigt; sie werden nur in denjenigen Fällen mitgeteilt, in denen die Varianten den Sinn verändern. Beim Abdruck der deutschen Übertragungen wird kein Ausgleich etwa von i und j, bzw. u und v vorgenommen. Strophenanfänge werden mit Majuskeln markiert und es wird eine Interpunktion gemäß heutigem Sprachgebrauch ergänzt. Die Siglen verweisen auf folgende Handschriften: C = München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 27305; D = Durham, Cathedral Library, B.III.32; D1 = Trier, Stadtbibliothek, Hs. 592; G = Paris, Französische Nationalbibliothek, Ms. lat. 1092; H = Rom, Biblioteca Nazionale Centrale ‚Vittorio Emanuele‘, Farf. 4; L = Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. Veronensis CIX [102]; R = München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14528.
I Veni, Creator Spiritus:
mentes tuorum visita!
imple superna gratia,
quae tu creasti pectora!
II Qui Paracletus diceris,
donum Dei altissimi,
fons vivus, ignis, caritas
et spiritalis unctio:
III Tu septiformis munere,
dextrae Dei tu digitus,
tu rite promisso Patris
sermone ditans guttura.
IV Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti:
V Hostem repellas longius
pacemque dones protinus:
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium:
VI Per te sciamus da Patrem
noscamus atque filium,
te utriusque Spiritum
credamus omni tempore!
VII Praesta hoc, Pater piissime
Patrique compar unice
cum Paraclito Spiritu
regnans per omne saeculum!
I,1 crator B; veni sancte creator D1.
I,3 gratie D1.
I,4 quae tu] tu que I.
II,1 deique donum Mone; paraclitus R; Strophenreinfolge in R: I, II, IV, III, V, VI.
II,3 vivis D1; ignis] om. B.
III,1 munere] gracie R.
III,2 dexterae G.
III,3 promissum B.
III,4 ditas D7; gutture D1.
IV,3 pectoris L.
IV,4 perpetim CHL.
V,2 donans L.
VI,3 Mone: „te für et haben alle, ein Schreibfehler, der sich festgesetzt hat“8.
VII,3 cum spiritu paracleto B.
Die hier vermerkten Varianten sind insofern wichtig, als sie offensichtlich auch in den lateinischen Vorlagen der deutschen Übertragungen enthalten waren. Ich habe mich in III,3 gegen die u. a. bei Brouwer und Lausberg zu findende Lesart promissum Patris entschieden und folge stattdessen dem auch in den Analecta hymnica abgedruckten und in vielen Handschriften bezeugten promisso Patris. Lausbergs Annahme, dass der ursprüngliche Text promissum enthielt, begründet er mit dem ‚Zusammenwachsen‘ des Nasalkompendiums über dem auslautenden u zu o und mit dem „technischen Sinn“9 des im Synodenzusammenhang mehrmals bezeugten promissum Patris | sermone. Dieser Erklärung kann ich mich nicht anschließen. Lausberg bietet ebenfalls eine – und meines Erachtens überzeugendere – Erklärung für die auch von mir gewählte Variante: Das auf das sermone zu beziehende promisso verleiht durch dessen attribuierende Funktion eine christologische Sinnrichtung, die auf NT Luc. 1,2 zu beziehen wäre: ministri fuerunt sermonis. Auch wenn Lausberg mit seiner Vermutung, die Form promissum sei die ursprüngliche, richtigläge, so ist doch im Hinblick auf di...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung
  5. Abteilung I Hymnen
  6. Abteilung II Sequenzen
  7. Abteilung III Antiphonen
  8. Index
  9. Autorenverzeichnis