
Der traumatisierte Raum
Insistenz, Inschrift, Montage bei Freud, Levi, Kertész, Sebald und Dante
- 294 Seiten
- German
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Der traumatisierte Raum
Insistenz, Inschrift, Montage bei Freud, Levi, Kertész, Sebald und Dante
Über dieses Buch
Mit dem Konzept des traumatisierten Raums wird gezeigt, wie die Geschichte der Zerstörung, die das Europa des 20. Jahrhunderts durchzieht, nicht mehr als zeitliche Abfolge, sondern als räumliche Zersprengung gedacht werden muss. Der psychoanalytisch zugespitzte Trauma-Begriff, der durch eine Relektüre von Freuds diesbezüglich entscheidenden Schriften gewonnen wird, ermöglicht es, herkömmliche Raumvorstellungen auf eine andere Topologie hin zu öffnen, mit der das Europa als reale und zugleich phantasmatische KZ-Landschaft in den Blick rückt. Levi, Kertész und Sebald wissen etwas davon, insofern ihre Texte, jenseits ihres dokumentarischen Werts, zu einer grundsätzlichen Verunsicherung der Repräsentationen des Raums der Vernichtung beitragen. Wenn in ihnen die Trope des Inferno eine Rolle spielt, so wird damit nicht mehr auf eine vermeintlich stabile Weltordnung verwiesen, die durch Dantes Commedia garantiert wäre. Vielmehr wirft die insistente Wiederkehr des Inferno in den Zeugenschaften über das Lager die Frage auf, wie es um das Wirken des Traumatischen in Dantes Raumordnung selbst bestellt ist.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Fußnoten
| 1 | Walter Benjamin: Das Passagen-Werk, in: Gesammelte Schriften. Hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, unter Mitarbeit von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1974–1989, Band V.1, S. 580 [N 4,3]. |
| 2 | Insbesondere das NS-Lagersystem in der Sowjetunion stellt für die Geschichtswissenschaft eine eingestandene terra incognita dar. Dies betrifft nicht nur die Ausmaße des KZ-Systems, sondern auch die unübersichtliche Vielzahl an Lagertypen sowie deren Metamorphose im Lauf ihrer Existenz. Jedes Lager hat seine eigene Evolution erfahren, die wiederum mit derjenigen anderer Lager verknüpft ist. Angesichts dieser Tatsache scheinen die herkömmlichen Konzepte und Klassifikationen ihren epistemologischen Wert zu verlieren. Vgl. dazu Ulrich Herbert, Karin Orth, Christoph Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt a. M.: Fischer 1998 (2 Bände), darin v. a. Michael Wildt: „Die Lager im Osten. Kommentierende Bemerkungen“, Band 1, S. 508–520. |
| 3 | Vgl. Bernd Weisbrod: „Entwicklung und Funktionswandel der Konzentrationslager 1937/38 bis 1945. Kommentierende Bemerkungen“. In: ebda., Band 1, S. 354–359. |
| 4 | Vgl. Wolfgang Benz: „Vorwort“. In: ders., Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager (9 Bände). München: C. H. Beck 2005–2009, Band 1, S. 8. |
| 5 | Der bislang ausführlichste Versuch einer Gesamtgeschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager liegt mit der zitierten von Wolfgang Benz und Barbara Distel herausgegebenen Veröffentlichung Der Ort des Terrors vor. Bezeichnenderweise formulieren die Verfasser trotz ihrer Aufmerksamkeit für die unzähligen Außen- und Nebenlager die Problematik der Ausweitung der Vernichtung und die Pluralität ihrer Formen im Singular – eben als „Ort des Terrors“. In Benz’ und Distels Darstellung hat das Konzentrationslager Auschwitz 45 Außenlager, das Konzentrationslager Buchenwald 127 Außenlager (siehe ebda., Band 5). Die Lager auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion erhalten keine eigene Aufstellung. |
| 6 | Vgl. insbesondere Giorgio Agamben: Stato di eccezione. Torino: Bollati Boringhieri 2003, S. 9–43. |
| 7 | Vgl. zur wörtlichen Umwendung des Holocaust vom Brandopfer zum Allbrand, „le brûle tout“, Maurice Blanchot: L’écriture du désastre. Paris: Gallimard 1980, S. 80; Jacques Derrida: Feu la cendre. Paris: Edition des femmes 1989, S. 27 und passim. |
| 8 | Sigmund Freud: Die Traumdeutung. In: Studienausgabe in 10 Bänden. Hg. von Alexander Mitscherlich, Angela Richards, James Strachey. Frankfurt a. M.: Fischer 1969–1975, Band II, S. 488. |
| 9 | Kapitel II dieser Arbeit widmet sich ausführlich diesem Traum und der mit ihm einhergehenden Fragen. |
| 10 | Maurice Blanchot: Le livre à venir. Paris: Gallimard 1959, S. 131. |
| 11 | David Rousset: L’univers concentrationnaire. Paris: Éditions du Pavois 1946. |
| 12 | Charlotte Delbo: Une connaissance inutile (Auschwitz et après II). Paris: Minuit 1970, S. 34. |
| 13 | Cordelia Edvardson: Gebranntes Kind sucht das Feuer (1984). Aus dem Schwedischen übersetzt von Anne-Liese Kornitzky. München: Hanser 1989, S. 99. |
| 14 | Boris Pahor: Nekropolis (1967). Aus dem Slowenischen übersetzt von Mirella Urdih-Merku. Berlin: Berlin Verlag 2001, S. 132 und 137. |
| 15 | Primo Levi: I sommersi e i salvati. Torino: Einaudi 1986, S. 124. Dazu ausführlich Kapitel III.4. |
| 16 | Siehe dazu Kapitel V.1. |
| 17 | Siehe dazu Kapitel VI. |
| 18 | Anstelle von Wiederholungszwang wird in dieser Arbeit dem Begriff der Insistenz Vorzug gegeben, der ein Drängen und eine damit verbundene Dringlichkeit wesentlich besser ausdrückt als der immer schon tendenziell pathologisierende Begriff des Wiederholungszwangs. Es handelt sich dabei gleichsam um eine Art Rückübersetzung von Lacans Wiedergabe des Wiederholungszwangs als „insistance“ (vgl. dazu Jacques Lacan: Das Seminar II (1954–1955). Das Ich in der Theorie Freuds und die Technik der Psychoanalyse. Freiburg: Walter 1980, S. 82). |
| 19 | Analog zu Pierre Nora, der aus einer identitätslogischen Perspektive von „lieux de mémoire“ spricht, die für die Konstituierung des französischen Nationalgedächtnisses grundlegend sind (vgl. ders. (Hg.): Les lieux de mémoire (3 Bände). Paris: Gallimard 1984–1992), setzt Aleida Assmann, in Hinblick auf die Shoah, auf die Kraft der authentischen Orte (vgl. dies., „Erinnerungsorte und Gedächtnislandschaften“. In: Hanno Loewy, Bernhard Moltmann (Hg.): Erlebnis – Gedächtnis – Sinn. Authentische und konstruierte Erinnerung. Frankfurt a. M., New York: Campus 1996, S. 13–29). Die Ansätze beider Gedächtnistheoretiker neigen dazu, die stets verstellte und versetzte Wiederkehr des Traumatischen zu verkennen. |
| 20 | Vgl. Michel Foucault: „Des espaces autres“ (conférence au Cercle d’études architecturales, 14 mars 1967, Erstveröffentlichung 1984). In: ders., Dits et Écrits II, 1976–1988. Paris: Gallimard 2001, S. 1571–1581; maßgebliche raumtheoretische Veröffentlichung... |
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Danksagung
- Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Erster Teil
- Zweiter Teil
- Dritter Teil
- Epilog
- Literaturverzeichnis
- Sachregister
- Fußnoten