Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien
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Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien

Ergebnisse des Kieler DFG-Projektes

  1. 278 Seiten
  2. German
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Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien

Ergebnisse des Kieler DFG-Projektes

Über dieses Buch

Das DFG-Projekt "Der deutsche Sprachraum aus Sicht linguistischer Laien – wahrnehmungsdialektologische Grundlagenforschung und die Rekonstruktion von Laienkonzeptualisierungen zur deutschen Sprache" hatte linguistische, geographische, soziale, kognitive und visualisierte Raumkonzeptionen von regionalen Varietäten des Deutschen aus der Sicht deutschsprachiger linguistischer Laien zum Gegenstand. Im vorliegenden Band werden erstmals Ergebnisse aus allen Bereichen der Untersuchung vorgestellt: Wie konzeptualisieren linguistische Laien ihren sprachlichen Nähebereich? Wie sieht die dialektale Landkarte (mental map) linguistischer Laien aus, wenn der gesamte deutschsprachige Raum im Fokus ist? Welche sprachlichen Merkmale sind für die Gewährspersonen salient (perzipierte und assoziierte Dialektmerkmale)? In welcher Weise haben linguistische Laien überhaupt Zugriff auf ihr eigenen Varietätenwissen und wie ist dieses Wissen strukturiert? Welche Sprachnormvorstellungen haben linguistische Laien? Wie werden einzelne Dialekträume konzeptualisiert und welche Einflüsse sind z.B. durch die regionale Herkunft der Probanden messbar? Der Band bietet somit eine vielseitige Literaturgrundlage für Forschende und fortgeschrittene Studierende.

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Toke Hoffmeister

Der Einfluss der regionalen Herkunft auf das Dialektwissen linguistischer Laien

Hoffmeister, Toke: Germanistisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Leibnizstraße 8, 24118 Kiel, Tel. 0431/8803832, E-Mail:
Abstract: Der Beitrag setzt sich mit dem Wissen linguistischer Laien auseinander und verdeutlicht, dass dieses keinesfalls verallgemeinerbar ist, sondern stets differenziert betrachtet werden muss. Die Variable Herkunft, die zur Auswertung herangezogen wurde, verdeutlicht hingegen, dass die Wissensbestände der Laien nicht sonderlich heterogen sind. Dieser vermeintliche Widerspruch resultiert aus der Tatsache, dass sich die Wissensinhalte zwar unterscheiden, strukturelle Unterschiede jedoch nicht bzw. nur eingeschränkt vorhanden sind. Der süddeutsche Sprachraum kann als das ‚Zentrum‘ laienlinguistischer Wissensbestände gelten. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass eine kategorische Denkweise zur Beschreibung dieser Wissensbestände nicht zielführend ist, da ausländische linguistische Laien durchaus über Dialektwissen verfügen. Hierbei wird aber zumeist der eigene Mikroraum konzeptualisiert; über die Dialekte des bundesdeutschen Staatsgebiets besteht nur vereinzeltes Wissen. Insgesamt wurde festgestellt, dass es einer Differenzierung der metadialektalen Urteile in Bezug auf ihre thematische Ausrichtung bedarf. Im Zentrum dieses Beitrags steht also die Frage nach der Beschreibung der einzelnen Dialektkonzepte, d. h. es wird sowohl die Wissensstruktur als auch die Wissensreproduktion untersucht.
Schlüsselwörter: Laienwissen, Herkunft, Metadialektale Urteile, Metadialektale Äußerungen

1Einleitung

Das Wissen linguistischer Laien in Bezug auf Dialekträume muss mit Bedacht beschrieben werden, nicht nur weil es eine klare Struktur, die sich in der Reproduzierung rekodierter Elemente ausdrückt, vermissen lässt, sondern vor allem auch weil es keinesfalls verallgemeinerbar und nicht immer klar explizierbar ist.99 Die Ergebnisse, die aus den zahlreichen Studien folgen, sind oftmals eher Momentaufnahmen, von Repräsentativität kann ohnehin nicht gesprochen werden. Wenn linguistische Laien über Dialekte sprechen, dann ist es kein Abrufen von Wissen, sie sprechen nicht in einer „Ganz-oder-gar-nicht-Weise“ (Hundt in diesem Band), sondern entwickeln ein Wissen teilweise erst während des Gesprächs mit den Exploratoren. So kann nicht zweifelsfrei davon ausgegangen werden, dass die linguistischen Laien überhaupt über ein „Dialektbewusstsein“100 verfügen, das eine Voraussetzung jeglicher Reflexionsprozesse ist.
Im folgenden Beitrag soll untersucht werden, wie linguistische Laien Dialekte wahrnehmen, d. h. welche Raumvorstellungen die Laien besitzen (geographische Perspektive) sowie welche Attribute (linguistische Perspektive) repräsentiert werden. Eine evaluative Perspektive wird in diesem Beitrag nicht behandelt, da insbesondere die Prestige-Stigma-Diskussion der 1980er/1990er Jahre101 viele Erkenntnisse geliefert hat. Der Fokus der Betrachtung liegt auf der Konzeptualisierung einzelner Dialekträume durch linguistische Laien und eventuellen (inter-)nationalen Unterschieden.102 Ausgegangen wird von der Sprachraumkonzeptdefinition, wie sie Purschke (2011: 212, Hervorhebungen i. O.) liefert:
Sprachraumkonzepte sind demnach semantisch komplex kodierte Elemente des regionalsprachlichen Wissens, deren Komplexität, semantische Struktur und Motivierung wesentlich von konstitutiven Wissensfaktoren wie Herkunft, Alter, regionalsprachliche Kompetenz etc. einerseits und individuellen Wissensdomänen wie sprachlicher Raum, politischer Raum, geographischer Raum etc. andererseits bestimmt wird.
Hieraus leitet sich das Ziel des Beitrages ab, den Wissensfaktor Herkunft auf die Rolle im Wissenserwerbsprozess hin zu untersuchen.
Folgende Fragen sollen schließlich im Beitrag behandelt werden:
(1)Wie ist das Dialektwissen und die Dialektwahrnehmung von linguistischen Laien strukturiert?
(2)(Wie) Wird das Antwortverhalten der Laien durch ihre regionale Herkunft bedingt?103
Die letztere bildet das übergeordnete Erkenntnisinteresse der Arbeit, während die vorangegangene Frage eher grundsätzlicher Natur ist.
Es sollen, dies bildet den methodischen Kern der Arbeit, die einzelnen Konzeptualisierungen (metadialektale Äußerungen104) miteinander verglichen werden, um so etwaige Unterschiede oder Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Der Fokus liegt hierbei nicht wie bei Schröder (i. Dr.) auf der Gegenüberstellung Inland – Ausland, sondern auf der Differenzierung nach Nationen, wobei der deutsche Sprachraum in sich zur besseren Vergleichbarkeit zusätzlich in ein nord- und ein süddeutsches Gebiet aufgeteilt wird.
Die umfassende Analyse metadialektaler Äußerungen wurde lange vernachlässigt. Dies liegt zum einen daran, dass schlichtweg keine (belastbaren) Daten vorlagen, und zum anderen, dass die Arbeiten, die sich metadialektalen Urteilen widmeten, einzelne Dialektkonzepte fokussierten und so nur einen Ausschnitt laienlinguistischer Wissensbestände offenlegen konnten. Diese Lücke wurde nun, zumindest annäherungsweise, geschlossen, da erstmals umfassend metadialektale Äußerungen linguistischer Laien aus einem breiten Herkunftsspektrum ausgewertet und interpretiert werden konnten.
Die Struktur dieses Aufsatzes gestaltet sich folgendermaßen: Zunächst wird das Forschungsdesign dargestellt (Kap. 2), in dem die Untersuchungsorte genannt und die Auswahl begründet, die Datenmenge beschrieben, die Auswertungsmethodik erläutert und Hypothesen hergeleitet werden. Anschließend werden die Ergebnisse dargestellt (Kap. 3), ehe sie einer interpretierenden Bewertung (Kap. 4) unterzogen werden. Abgeschlossen wird der Beitrag durch ein Resümee und einen Ausblick (Kap. 5).

2Das Forschungsdesign

2.1Datengrundlage: Erhebungsorte und Gewährspersonen

Das Datenkorpus bilden 61 leitfadengestützte Interviews (26 Frauen, 35 Männer), die in zwölf verschiedenen Orten des gesamten deutschen Sprachraumes (mit Ausnahme von Österreich und Ostbelgien) im Rahmen des DFG-Projektes von 2012 bis 2015 erhoben wurden, wobei hier nur die Aussagen aus der Makrokartierung (MAK) berücksichtigt werden.105 Die Interviews wurden mithilfe des Transkriptions- und Annotationsprogramms EXMARaLDA106 orthographisch in Kleinbuchstaben transkribiert.
Für die Untersuchung wurden die in Abb. 1 dargestellten Orte ausgewählt. Ein leichtes Übergewicht liegt im Westen des deutschen Sprachraums. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Erhebungsorte Radebeul und Jena im Osten (und Hamburg im Westen) bisher nicht transkribiert vorliegen.107 Folgende Kriterien wurden für die Ortsauswahl Meran zugrunde gelegt: Erstes Kriterium für die Auswahl eines Ortes war die Zahl der transkribierten Interviews, da eine möglichst hohe Datenmenge erreicht werden sollte. Bei Meran, Brixen und Bruneck gestaltete sich die Auswahl schwieriger, da in jedem der Orte fünf Interviews transkribiert vorliegen. Das zweite Kriterium war der objekt-dialektologische Sprachraum, der jedoch auch bei allen drei Orten, da sie im südbairischen Sprachraum liegen, identisch ist. Schließlich wurde Meran aufgrund der geopolitischen Bedeutung für die Region als ehemalige Tiroler Landeshauptstadt ausgewählt.
Abb. 1: Verteilung der in die Untersuchung eingeflossenen Ortspunkte.
2.1.1Differenzierung des innerdeutschen Untersuchungsgebietes
Das deutsche Sprachgebiet soll in sich differenziert werden, um einen Vergleich von nord- und süddeutschen Erhebungsorten zu ermöglichen. Bisher existiert meines Wissens keine Einteilung des deutschen Sprachraums aus wahrnehmungsdialektologischer Perspektive. Dieses Vorgehen wäre für diese Arbeit das Wünschenswerteste, da so die wahrnehmungsdialektologische Ausrichtung konsequent durchgehalten werden könnte. Da eine solche Einteilung nicht vorliegt, muss eine traditionell dialektologische Einteilung des deutschen Sprachraumes genügen. Dieses Vorgehen birgt gegenüber dem wahrnehmungsdialektologischen sogar einen Vorteil: Da der deutsche Sprachraum mittels traditioneller Isoglossen eingeteilt wird, können schließlich verlässliche Aussagen darüber getroffen werden, wie nord- bzw. süddeutsche Deutschsprecher den deutschen Sprachraum beurteilen, stünde hingegen ein laienlinguistisches Profil zur Verfügung, müsste dies bei der Formulierung der Ergebnisse stets Berücksichtigung finden.108
Als Differenzierungsmarker wurde die Hochdeutsch/Niederdeutsch-Sprachscheide109 gewählt. Diese Einteilung ist insofern unproblematisch und für diese Zwecke angemessen, als sie den deutschen Sprachraum exemplarisch in Norden und Süden differenziert. Demnach liegen Barth und Springe im Norden, Schleiden, Ettelbrück, Simmern, Buchen, Eppingen, Coburg, Luzern, Vaduz und Meran im Süden des deutschen Sprachraumes. Problematisch ist die Einteilung von Velbert, da der Ort exakt auf der Isoglosse liegt (vgl. Abb. 2).110 Die ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Einleitung
  7. Der Einfluss von Grenzen auf die Verortung von Sprachräumen im Nahbereich
  8. Die Verortung der eigenen Sprechweise im Makrobereich durch linguistische Laien
  9. Das Ratespiel
  10. Struktur und Komplexität des linguistischen Laienwissens
  11. Laienlinguistisches Sprachnormwissen
  12. „irgendwas zwischen hochdeutsch und plattdeutsch“
  13. Der Einfluss der regionalen Herkunft auf das Dialektwissen linguistischer Laien
  14. Fazit