Elektra
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Elektra

  1. 281 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch

Den Mythos davon, dass Orestes und Elektra für ihren getöteten Vater Agamemnon Rache nehmen und seine Mörderin, ihre eigene Mutter Klytaimestra, umbringen, haben die drei berühmtesten attischen Tragiker – Aischylos, Sophokles und Euripides – auf die Bühne gebracht. Sophokles konzentriert sich in seinem Stück vor allem auf das Leid der isoliert bei ihrer verhassten Mutter lebenden Elektra. Seine Tragödie hat besonders seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche moderne Dramatiker (wie etwa Hugo von Hofmannsthal, Eugene O'Neill, Jean Giraudoux oder Jean-Paul Sartre) zu Neufassungen inspiriert. Der vorliegende Kommentar erschließt den Text für moderne Leser. Er legt besonderes Gewicht darauf, die Wirkung des Bühnengeschehens auf den Zuschauer sowie die Bezüge zur modernen Rezeption des Textes zu erläutern.

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Information

Text, Übersetzung, Kommentar

Vor dem Palast Agamemnons in Mykene, in der Landschaft Argolis.
Die Personen, in der Reihenfolge ihres Auftretens: Der Pädagoge, Orest, der Chor (bestehend aus jungen Frauen der Stadt), Elektra, Chrysothemis, Klytaimestra, Aigisthos.
Orests Pädagoge
Sohn Agamemnons, der einst vor Troia
das Heer führte, jetzt endlich kannst du das
Παιδαγωγός
Ὦ τοῦ στρατηγήσαντος ἐν Τροίᾳ ποτὲ
Ἀγαμέμνονος παῖ, νῦν ἐκεῖν’ ἔξεστί σοι
1–85 Prolog Elektra beginnt mit dem Auftritt von zwei Dramenfiguren. Sie kommen entlang eines der beiden seitlichen Zugänge (Parodoi), die in dieser Tragödie (wie in einer Reihe anderer attischer Dramen) eine klare symbolische Bedeutung haben (Taplin [379] 450f.): eine Seite repräsentiert das „Außen“, die Fremde, aus der Orest nach Jahren des Exils zurückkehrt und woher er später die falsche Nachricht seines eigenen Todes mit der angeblichen Urne bringen wird; die andere repräsentiert das Gebiet von Mykene; von hier wird später Aigisthos kommen (s. unten zu V. 55). Somit werden für die Zuschauer dramatische Funktion und Zugehörigkeit der Figuren bereits durch den Ort ihres Auftritts (und Abgangs) vorbereitet.
Weil Orest, Pylades und der Diener auf ihrem Weg zur Spielfläche bereits längere Zeit sichtbar waren, bevor sie ihre ersten Verse rezitierten, konnte das Publikum sie in Ruhe betrachten und Mutmaßungen über ihre Identität anstellen. Durch Maske und Kostüm waren die drei Gestalten wohl recht eindeutig zu erkennen: Orest und Pylades als vornehme junge Männer, der Diener als deutlich älter und von niedrigerem Status. Durch entsprechende Kleidungsstücke (Mantel, Hut) war deutlich, dass die drei eine längere Reise hinter sich hatten. Wie die meisten hochgestellten Personen auf der tragischen Bühne werden auch Orest und Pylades außer von ihrem alten Diener von einer kleinen Entourage aus weiteren Dienern und Soldaten begleitet (vgl. dazu Taplin [379] 79–80; die Anwesenheit weiterer Diener ergibt sich aus V. 1123). Der alte Diener wird in der Tradition gewöhnlich als „Pädagoge“ bezeichnet, doch findet sich dieses Wort in der Elektra nicht (vgl. Kaibel [9] 1); in diesem Kommentar wird die Bezeichnung als bequeme, wenn auch nicht ganz präzise Kurzform verwendet. Daraus, dass Pylades im Prolog stumm bleibt, konnte das Publikum den Schluss ziehen, dass es sich bei ihm um eine typische „stumme Figur“ (kōphon prosōpon) handelte, den unbedeutenderen Teil eines Schauspielerpaars, der selbst nicht spricht (Taplin [379] 334). Allerdings hatte Pylades in Aischylos’ Weihgussträgerinnen an entscheidender Stelle doch einige Verse gesprochen (Taplin [379] 353f.). Wenn sich Sophokles’ Publikum daran erinnerte, so blickte es mit einiger Spannung auf Pylades; sicher zu Unrecht hält Kamerbeek [6] zu V. 15 diese Figur für „dramatisch ungeschickt“.
1–3 Die ersten Verse erlauben dem Publikum sogleich eine klare Identifizierung der Figuren und eine präzise Einordnung der dramatischen Handlung in den Zusammenhang des bekannten Mythos: Die Anrede „Sohn Agamemnons“ lässt die Zuschauer in dem angesprochenen jungen Mann Orest erkennen, in seinem Begleiter den engen Freund Pylades; wie zur Bestätigung dieser Identifikation werden die Namen in den folgenden Versen mehrfach genannt (6. 15. 16). Der Sprecher selbst wird erst in Orests Antwort 23–24 als sein Diener identifiziert, doch lässt sich aus der respektvollen Art der Anrede sowie seiner genauen Ortskenntnis erschließen, dass es sich um jemanden handeln muss, der bereits in Mykene im Dienst der Familie stand (zur Funktion von Sklaven und Dienern in der attischen Tragödie vgl. Hall [196] 110–118).
mit eigenen Augen sehen, was du immer ersehnt hast!
Denn dies hier ist das alte Land Argos, das du vermisst hast,
παρόντι λεύσσειν ὧν πρόθυμος ἦσθ’ ἀεί.
τὸ γὰρ παλαιὸν Ἄργος οὑπόθεις τόδε,
Die Aufzählung der prominenten Merkmale Mykenes, die Orest jetzt endlich selbst sehen kann und nach deren Anblick er sich immer gesehnt hat, macht deutlich, dass Orest sich hier auf der Rückkehr aus dem Exil befindet. Damit ist zum einen klar, dass seine entscheidenden Taten unmittelbar bevorstehen: als junger Erwachsener kehrt er zurück, um den Mord an seinem Vater zu rächen. Zum anderen werden die Zuschauer in die Atmosphäre der Bühnensituation eingeführt: Orest kommt, unerkann...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort der Herausgeber
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. Einführung
  8. Text, Übersetzung, Kommentar
  9. Anhang
  10. Fußnoten