1 Einleitung
1.1 Hintergrund der Arbeit
1.1.1 Nominalismus, Mengen und Fusionen
GemÀà einer genauso gÀngigen wie vagen Charakterisierung besteht der oder eine Variante des Nominalismus in der Ablehnung abstrakter GegenstÀnde.
Mengen sind das Paradebeispiel abstrakter GegenstĂ€nde. Jede Katze ist konkret, die Menge der Katzen ist etwas abstraktes â und als solche fĂŒr den Nominalisten nicht akzeptabel. Zudem kann der Nominalist mit Verweis auf Russell ein logisches Argument gegen den Mengenbegriff anfĂŒhren: intuitiv sollte es zu jeder Eigenschaft F die Menge der F geben. Die ĂŒbliche erststufige Formalisierung dieses Postulats ist inkonsistent.1
Der Fusionsbegriff ist dem Nominalist sympathischer, denn die Fusion konkreter GegenstĂ€nde ist konkret: die Fusion der Katzen ist der aus allen Katzen bestehende Gegenstand. Er ist zwar unzusammenhĂ€ngend ĂŒber die Welt verstreut, aber dennoch konkret. Der Fusionsbegriff wird auch nicht vom logischen Argument getroffen. Zu jeder nicht-leeren Eigenschaft F soll es die Fusion der F geben. Die ĂŒbliche erststufige Formalisierung dieses Postulats ist konsistent.2
Die vage Frage, ob sich der Mengenbegriff sich durch den Fusionsbegriff ersetzen lÀsst, besitzt also nicht nur logisches, sondern auch philosophisches Interesse.
Eine erste Analyse lÀsst daran zweifeln, dass die Frage zu bejahen ist. Zwar teilt der Fusionsbegriff mit dem Mengenbegriff das Merkmal der Rechtseindeutigkeit: sind Eigenschaften umfangsgleich, so sind ihre Fusionen identisch. Aber der Fusionsbegriff ist im Gegensatz zum Mengenbegriff nicht linkseindeutig: Hase und Hasenteil sind nicht umfangsgleich, ihre Fusionen jedoch identisch.3
1.1.2 Elementschaft und Ăberlappung
Im Hinblick auf eine PrĂ€zisierung der gestellten Frage ist es gĂŒnstig, den Blick auf Theorien der Elementschaftsbeziehung Δ und Theorien der Ăberlappungsbeziehung â zu lenken. Denn
wird gemeinhin durch
erklĂ€rt.4 Welche Axiome sind mit Δ bzw â verbunden?
(i) Ăberlappung ist reflexiv und symmetrisch. Ferner enthalten ĂŒberlappende GegenstĂ€nde einen gemeinsamen Teil. Zusammengenommen fĂŒhrt dies zum so genannten Ăberlappungsaxiom5
(ii) Das ExtensionalitÀtsaxiom bzw Individuierungsaxiom6
ist Àquivalent mit der Forderung der Rechtseindeutigkeit des Mengen- bzw Fusionsbegriffs.
(iii) Die oben angefĂŒhrten Existenzpostulate gehen ĂŒber in das Komprehensionsschema
âzâu(u Δ z â Fu)
bzw das Fusionsschema
Das Komprehensionsschema ist inkonsistent: es enthÀlt die Russell-Antinomie
An konsistenten Instanzen enthĂ€lt es den mit dem Leeremengeaxiom âzâuÂŹu Δ z Ă€quivalenten Satz
âzâu(u Δ z â u â u)
sowie das Adjunktmengeaxiom
âxyâzâu(u Δ z â uΔ x âš u = y)
Das Fusionsschema ist konsistent. Sowohl das Summenaxiom
âxyâzâu(u â z â x â y âš u â y)
als auch das Negataxiom
âx(âyÂŹx â y ââxâzây(âu(u â y â u â z) â ÂŹx â y))
ist mit einer Instanz des Fusionsschemas Àquivalent.
1.1.3 Die Theorien ASE und CI
Die Theorie ASE, eine Teiltheorie der Zermelo-Fraenkelschen Mengenlehre mit Auswahlaxiom ZFC, ist durch ExtensionalitÀt...