Einführung in die Qumranliteratur
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Einführung in die Qumranliteratur

  1. 332 Seiten
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Einführung in die Qumranliteratur

Über dieses Buch

Das vorliegende Buch füllt eine Lücke in der deutschsprachigen Qumranforschung, indem es eine kompakte Einführung in sämtliche in Qumran gefundenen Handschriften gibt: die genuinen Qumranschriften, das apokryphe und pseudepigraphische Material (Henoch, Jubiläen, ...) sowie, in einem kurzen Abriss, die biblischen Handschriften.
Zu jedem Werk werden die maßgeblichen (auch deutschen) Ausgaben und Übersetzungen neben einschlägiger und aktueller Literatur angegeben. Eine Übersicht über die Handschriftenlage sowie zumeist eine Gliederung des jeweiligen Werks geht den Einführungen voran. Tabellen und Übersichten erleichtern es, die Inhalte in eine leicht merkbare Form zu bringen. Inhaltlicher und theologischer Überblick sowie eine kurze Darstellung der Forschungslage runden die Abschnitte ab. Immer wieder werden kurze Passagen oder Parallelen wörtlich angeführt, anhand derer die Probleme illustriert werden oder ein erster Eindruck des Werks gewonnen werden kann. Dabei sollen die Texte in ihrer Einheit, aber auch in all ihrer Verschiedenheit je für sich sprechen und nicht vorschnell einer übergreifenden These untergeordnet werden.
Das Buch ist zwischen allzu populären Darstellungen und nur für Spezialisten verständlichen Einleitungen positioniert und soll Grundwissen vermitteln. Die Form der Darstellung möchte zur weiteren Beschäftigung mit "Qumran" anregen.

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Information

1 Einleitung:

Das Korpus der Handschriften von Qumran

Literatur: Florentino GARCÍA MARTÍNEZ / Adam S. VAN DER WOUDE, A „Groningen“ Hypothesis of Qumran Origins and Early History, RdQ 14/56 (1990) 521-41. ▪ Norman GOLB, The Problem of Origin and Identification of the Dead Sea Scrolls, PAPS 124 (1980) 1-4. ▪ DERS., Les manuscrits de la Mer Morte. Une nouvelle approche du problème de leur origine, Annales (1985) 1133-49. ▪ DERS., The Dead Sea Scrolls. A New Perspective, American Scholar 58 (1989) 177-207. ▪ DERS., Hypothesis of Jerusalem Origin of DSS – Synopsis, in: Mogilany 1989; Part 1 (hg.v. Z.J. KAPERA), Kraków 1993, 53-57. ▪ DERS., Who Wrote the Dead Sea Scrolls?, New York 1995. ▪ Lester L. GRABBE, Rez. von GOLB 1995, DSD 4 (1997) 124-28. ▪ Jodi MAGNESS, Art. Pottery, in: EDSS 2 (2000), 681-86. ▪ DIES., The Archaeology of Qumran and the Dead Sea Scrolls (StDSSRL), Grand Rapids/Mich. 2002. ▪ Emanuel TOV, The Scribes of the Texts Found in the Judaean Desert, in: The Quest for Context and Meaning (FS J.A. SANDERS, hg.v. C.A. EVANS u. Sh. TALMON, BIS 28), Leiden 1997, 131-52. ▪ DERS., Scribal Practices Reflected in the Texts from the Judean Desert, in: DSSFY 1 (1998/99), 403-29. ▪ DERS., Further Evidence for the Existence of a Qumran Scribal School, in: DSSFYD (2000), 199-216. ▪ DERS., Scribal Practices and Approaches Reflected in the Texts Found in the Judean Desert (StTDJ 54), Leiden 2004.

Die Handschriften aus Qumran repräsentieren ein breites Spektrum unterschiedlichster Inhalte und verschiedenster Textgattungen. Auf der anderen Seite gehören sie jedoch, vermutlich schon aufgrund der Umstände, unter denen sie gefunden wurden, in gewisser Weise zusammen. Deswegen sprach und spricht man in der Qumranforschung gern von einer „Bibliothek“ (Entsprechend lautete der Titel der ungarischen Vorgängerin dieser Einführung von Géza G. XERAVITS denn auch Könyvtár a pusztában [sprich etwa: kǿnjvtār o pustābon], „Bibliothek in der Wüste“). Vielleicht am konsequentesten war dieser Gedanke von dem Göttinger Neutestamentler und Qumranexperten Hartmut STEGEMANN (1933-2005) in ein Bild der Gemeinschaft vom Toten Meer umgesetzt worden, der auch die archäologischen Hinterlassenschaften aus Qumran (arab. Ḫirbet Qumrān, hebr.
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) in diesem Sinne interpretierte. In seinen späteren Jahren sprach er eher von einer Art Verlagsbetrieb oder einem „publishing house“. Diese kleine Änderung deutet neben einem zweifelsfreien Fortschritt der Forschungen STEGEMANNS zweierlei an: Die Verwendung des Begriffs „Bibliothek“, so zutreffend dieser zunächst erscheinen mag, unterliegt immer der Gefahr einer allzu engen Analogiebildung zu einem modernen Bibliotheksbetrieb, dessen Züge sicherlich nicht alle auf die damalige Zeit zurückprojiziert werden können. Unser heutiger Umgang mit Literatur dürfte nicht einfach dem damaligen entsprechen. Darüber hinaus waren antike Bibliotheken baulich und auch im Hinblick auf die Inhalte deutlich von den Befunden aus Qumran unterschieden. Zu guter Letzt kommt hinzu, dass inzwischen nicht mehr von vornherein davon ausgegangen werden kann, dass die archäologischen Reste der Siedlung Qumran direkt mit den gefundenen Texten in einem Zusammenhang stehen, wie das aber lange Zeit üblich war.
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Karte 1: Das Tote Meer
In den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde beides, die Zusammengehörigkeit der gefundenen Schriften untereinander, aber auch die von Schriften und Archäologie, bestritten. Mit dieser Bestreitung verbindet sich unter anderem der Name Norman GOLB, Professor der Jüdischen Geschichte und Kultur am renommierten Oriental Institute der Universität Chicago. Er bestritt, dass die Ruinen von Qumran überhaupt mit einer frühen jüdischen Religionsgemeinschaft zu tun gehabt hätten. Seiner Meinung nach seien sie Reste einer militärischen Befestigung. Dann hätten aber die Texte aus den Höhlen der Umgebung mit der Anlage überhaupt nichts zu tun! Entsprechend vertritt GOLB die Meinung, dass die Rollen Reste verschiedener Jerusalemer Bibliotheken seien, die (so auch die übliche These) aus Furcht vor den sich nähernden römischen Truppen im jüdischen Aufstand 70 n.Chr. versteckt worden seien. Ersteres ist freilich aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich (s. dazu gleich).
Eine in archäologischen Fragen ähnliche Position hat in jüngster Zeit der israelische Archäologe Yizhar HIRSCHFELD (Hebrew University, Jerusalem) vertreten, im deutschsprachigen Raum kommt ihm der (aus Deutschland stammende) Archäologe und Neutestamentler Jürgen ZANGEN-BERG (Universität Leiden) nahe. Hirschfeld hat mit seinem Buch Qumran in Context (2004; weniger nüchtern der Titel der deutschen Übersetzung: „Qumran: Die ganze Wahrheit“ [2006]) ein differenziertes Bild der archäologischen Befunde in Qumran im Kontext der umliegenden Grabungsstätten am Toten Meer („in context“) geliefert, nach dem die Ruinen einer militärischen Anlage, in der Periode vom 2. Jh. v. bis 70 n.Chr. jedoch eher ein Landsitz im Sinne einer römischen villa rustica gewesen sind als die Unterkunft einer Religionsgemeinschaft. Er hat, unabhängig davon, wie man seine Ergebnisse und Interpretationen im Einzelnen bewertet, der Forschung noch einmal vor Augen geführt, dass es zwar gewisse Wahrscheinlichkeiten für einen Zusammenhang von Siedlung und Schriften gibt, jedoch keinesfalls einen definitiven Beweis. Was die Schriften angeht, so vermutet auch Hirschfeld, es habe sich um einen Teil der Jerusalemer Tempelbibliothek gehandelt. Schon wegen des Inhalts der Schriften ist das überaus unwahrscheinlich, denn sie verstehen sich in vielen Teilen gerade als Alternative zum Tempelgottesdienst, oder doch jedenfalls als Oppositionsliteratur gegen die damaligen Verhältnisse am Tempel.

Es bleibt festzuhalten: a) Die gefundenen Texte weisen bei allen Verschiedenheiten dennoch gemeinsame Züge auf. Insbesondere was die sogenannten „genuinen“ Qumrantexte (zum Begriff s.u.) angeht, erscheint es möglich, gewisse Rückschlüsse auf eine gemeinsame theologische Anschauung hinter den Einzeltexten zu ziehen. Diese Anschauung ist weder die eines „Mainstream“-Judentums (das es wohl nie gegeben hat), noch einfach als der Realität entflohene „Sektenliteratur“ zu kennzeichnen, sondern spiegelt, wie Dokumente wie etwa 4QMMT zeigen (s.u.), deutlich auf der Linie etwa einer strengen Toraobservanz liegend, eine unter anderen Positionen einer jüdischen Gruppenbildung wieder. Sie unterscheidet sich, um ein Beispiel zu geben, offenbar deutlich von dem, was wir als Lehre der Pharisäer zur gleichen Zeit rekonstruieren können. Für eine Gruppenüberlieferung einer Strömung im damaligen Judentum spricht außerdem, dass die Werke aus Qumran sich zum Teil regelrecht gegenseitig zitieren können.
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Karte 2: Die Qumransiedlung
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b) In Qumran wurden praktisch keine „profanen“ Texte gefunden, anders als an den anderen Fundstellen in der judäischen Wüste (etwa im Wādī [al-]Murabba‘āt / Naḥal [o. Wādī ad-] Darǧa oder in Naḥal Ḥever [Ḥæḇær]). Das spricht dafür, dass es sich um Literatur einer religiösen Gruppe handelt.
c) Paläographische Untersuchungen der Handschriften zeigen, dass es sich wahrscheinlich nicht nur um gesammelte Handschriften unterschiedlicher Herkunft, sondern in der Masse um vor Ort erstellte Abschriften von Schriften handelt. Autographen sind nur sehr selten und ausnahmsweise zu finden (erwogen z.B. für 4QTestimonia). Das Schriftbild ist einigermaßen homogen, was für eine bestimmte Schreibertradition sprechen könnte. Mitunter findet man in verschiedenen Höhlen Texte desselben Schreibers (vgl. z.B. die Handschriften der Gemeinschaftsregel 1QS (s. den Hinweis 5.1), 4QSamc und 4QTestimonia oder 1QpHab und 11QTb).
Über die Verbindung von archäologischen und textlichen Funden kann man, wie erwähnt, unterschiedlicher Meinung sein. Die wissenschaftliche Redlichkeit gebietet es jedoch – heute noch dringender als bisher –, die beiden Gebiete – was beileibe nicht immer geschieht – zunächst getrennt, je für sich, zu behandeln, bevor anschließend, in einem zweiten Schritt, die Ergebnisse beider Bereiche zueinander in Beziehung gesetzt werden können.

1.1 Orte und Anzahl der Funde

Insgesamt hat man in elf Höhlen in der näheren und etwas weiteren Umgebung der Qumransiedlung...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Vorwort
  4. Vorbemerkungen
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. 1 Einleitung: Das Korpus der Handschriften von Qumran
  7. 2 „Biblische“ Handschriften
  8. 3 Parabiblische Texte (Parabiblical Texts)
  9. 4 Exegetische Texte
  10. 5 Ordnungen und Rechtstexte
  11. 6 Kalendertexte
  12. 7 Liturgische und poetische Texte
  13. 8 Weisheitstexte
  14. 9 Historische Texte
  15. 10 Eschatologische und apokalyptische Texte
  16. Anhang: Liste der Qumranhandschriften