Märtyrer von Lyon und Vienne 177
A. Zum Text
Der Text (BHG 1573) folgt der Edition der Kirchengeschichte des Eusebius von SCHWARTZ 283 unter Berücksichtigung von ORBÁN, Martyrium Lugdunensium (1987). Da dessen textkritischer Apparat nicht durchsichtig und in Teilen unzuverlässig ist, ist hier jedoch selektiv der Apparat von Schwartz zugrundegelegt.
Mit Schwartz unterscheiden wir zwei Gruppen von Handschriften in der Überlieferung der eusebianischen Kirchengeschichte.
1. Gruppe: Sie stellt Eusebs Ausgabe letzter Hand dar, auf die auch die lateinische (Rufinus = Λ) und die syrische (Σ) Übersetzung zurückgehen:
B Paris, Bibliothèque nationale de France, cod. graec. 1431 (11./12. Jh.)
Kopien:
b Venedig, Biblioteca nazionale Marciana, cod. graec. 339 (Athos; 14. Jh.),
β Paris, Bibliothèque nationale de France, cod. graec. 1432 (13./14. Jh.), kopiert in: cod. Vat. graec. 2205 (1330/1)
D Paris, Bibliothèque nationale de France, cod. graec. 1433 (11./12. Jh.): beginnt (5) 2,6
M Venedig, Biblioteca nazionale Marciana, cod. graec. 338 (frühestens 12. Jh.)
L München, Bayerische Staatsbibliothek, cod. lat. 6375 (Freising; 9./10. Jh.)
Σ WRIGHT – MacLean – Merz, Eusebius (1898).
2. Gruppe: Hier handelt es sich um eine sehr alte, aber nacheusebianische Rezension:
A Paris, Bibliothèque nationale de France, cod. graec. 1430 (11. Jh.) Kopie:
a cod. Vat. Graec. 399 (11. Jh.)
T Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, cod. graec. 70,7 (11./12. Jh.)
E Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, cod. graec. 70,20 (10. Jh.)
R Moskau, Synodalbibliothek, cod. graec. 50 (Athos, Dionysiou; 12. Jh.)
Π Consensus aller griechischen Handschriften
c alte, aber vom Schreiber zu unterscheidende correctores
r recentiores (jüngere) correctores
m in margine (am Rand)
Der Erstdruck erfolgte 1544 durch Robert Estienne, die erste kritische Ausgabe durch Henri Valois284. Wertvoll bleibt auch die Ausgabe von Albert Schwegler.285
B. Zum Text
177, Lyon: Aus Briefen, welche die Gemeinden von Lyon und Vienne an Gemeinden in den Provinzen Asia und Phrygia sowie an Bischof Eleutherus in Rom schreiben, gehen folgende Nachrichten über Verfolgungen in Südgallien hervor: Nach antichristlichen Ausschreitungen, die den Hintergrund von populären Vorwürfen wie thyesteischen Mahlzeiten, ödipodeischem Umgang und Ähnlichem haben, nach Disziplinierungsmaßnahmen (diskriminierende Verbote und Ausweisungen) und Verhören durch den Militärtribun und städtische Beamte kommt es zu Verhaftungen und im Zusammenhang des gallischen Landtages von 177 zur Verhandlung vor dem praeses gegen eine große Anzahl von Christen sowie heidnischen Sklaven christlicher Eigentümer. Die Verurteilung ist in der verbrecherischen Handlung begründet, dem nomen christianum aus Starrsinn nicht abzuschwören. Das Verhör mit seinen blutigen Foltern, die schon den Tod einiger Christen brachten, führt einerseits aufgrund eines vom praeses bezüglich der Vielzahl römischer Bürger, die angeklagt sind, erbetenen Reskriptes von Marc Aurel zu spektakulärer öffentlicher Folter und Hinrichtung im Amphitheater von Lyon, andererseits auch zu vielen Apostaten gerade unter den montanistischen Charismatikern. Als Märtyrer werden neben dem vornehmen Bürger Vettius Epagathus, wohl einem Patron der Gemeinde, der Bischof Pothinus, der Diakon Sanctus von Vienne, der neugetaufte Maturus sowie der römische Bürger Attalus aus Pergamon genannt, der im Gefängnis die asketischen Montanisten Alcibiades und Theodotus zurechtweist. Ferner werden die Sklavin Blandina und ihre Herrin, ihr Bruder Ponticus sowie Biblis erwähnt, die zuerst verleugnet, dann aber bekennt. Die Leiber der Märtyrer werden verbrannt und ihre Asche in die Rhone gestreut. Es wird aber auch von überlebenden Confessoren berichtet.
C. Epistulae de martyribus Lugdunensibus et Viennensibus
Briefe über die Märtyrer aus Lyon und Vienne
(5) 1. Γαλλία μὲν οὖν ἡ χώρα ἦν, καθ’ ἣν τὸ τῶν δηλουμένων συνεκροτεῖτο στάδιον. Ἧς μητροπόλεις ἐπίσημοι καὶ παρὰ τὰς ἄλλας τῶν αὐτόθι διαφέρουσαι βεβόηνται Λούγδουνος καὶ Βίεννα, δι’ ὧν ἀμφοτέρων τὴν ἅπασαν χώραν πολλῷ τῷ ῥεύματι περιρρέων ὁ Ῥοδανὸς ποταμὸς διέξεισιν. 2. Τὴν οὖν περὶ τῶν μαρτύρων γραφὴν αἱ τῇδε διαφανέσταται ἐκκλησίαι ταῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν καὶ Φρυγίαν διαπέμπονται, τὰ παρ’ αὐταῖς πραχθέντα τοῦτον ἀνιστοροῦσαι τὸν τρόπον, παραθήσομαι δὲ τὰς αὐτῶν φωνάς.
3. „Οἱ ἐν Βιέννῃ καὶ Λουγδούνῳ τῆς Γαλλίας παροικοῦντες δοῦλοι Χριστοῦ τοῖς κατὰ τὴν Ἀσίαν καὶ Φρυγίαν τὴν αὐτὴν τῆς ἀπολυτρώσεως ἡμῖν πίστιν καὶ ἐλπίδα ἔχουσιν άδελφοῖς· εἰρήνη καὶ χάρις καὶ δόξα ἀπὸ θεοῦ πατρὸς καὶ Χριστοῦ Ἰησοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν.“ 4.Εἶτα τούτοις ἑξῆς ἕτερα προοιμιασάμενοι, τὴν τοῦ λόγου καταρχὴν ποιοῦνται ἐν τούτοις. „Τὸ μὲν οὖν μέγεθος τῆς ἐνθάδε θλίψεως καὶ τὴν τοσαύτην τῶν ἐθνῶν εἰς τοὺς ἁγίους ὀργὴν καὶ ὅσα ὑπέμειναν οἱ μακάριοι1 μάρτυρες, ἐπ’ ἀκριβὲς οὔθ’ ἡμεῖς εἰπεῖν ἱκανοὶ οὔτε μὴν γραφῇ περιληφθῆναι δυνατόν. 5. Παντὶ γὰρ σθένει ἐνέσκηψεν ὁ ἀντικείμενος, προοιμιαζόμενος ἤδη τὴν ἀδεῶς μέλλουσαν ἔσεσθαι παρουσίαν αὐτοῦ, καὶ διὰ πάντων διῆλθεν, ἐθίζων τοὺς ἑαυτοῦ καὶ προγυμνάζων κατὰ τῶν δούλων τοῦ θεοῦ, ὥστε μὴ μόνον οἰκιῶν καὶ βαλανείων καὶ ἀγορᾶς εἴργεσθαι, ἀλλὰ καὶ τὸ καθόλου φαίνεσθαι ἡμῶν τινα αὐτοῖς ἀπειρῆσθαι ἐν ὁποίῳ δήποτε τόπῳ. 6. Ἀντεστρατήγει δὲ ἡ χάρις τοῦ θεοῦ, καὶ τοὺς μὲν ἀσθενεῖς ἐρρύετο, ἀντιπαρέτασσε δὲ στύλους ἑδραίους δυναμένους διὰ τῆς ὑπομονῆς πᾶσαν τὴν ὁρμὴν τοῦ πονηροῦ εἰς ἑαυτοὺς ἑλκύσαι2 οἳ καὶ ὁμόσε ἐχώρουν3, αὐτῷ πᾶν εἶδος ὀνειδισμοῦ καὶ κολάσεως ἀνεχόμενοι οἳ καὶ τὰ πολλὰ ὀλίγα ἡγούμενοι ἔσπευδον πρὸς Χριστόν, ὄντως ἐπιδεικνύμενοι ὅτι· Οὐκ ἄξια τὰ παθήματα τοῦ νῦν καιροῦ πρὸς τὴν μέλλουσαν δόξαν ἀποκαλυφθῆναι εἰς ἡμᾶς.
7. Καὶ πρῶτον μὲν τὰ ἀπὸ τοῦ ὄχλου πανδημεὶ σωρηδὸν ἐπιφερόμενα γενναίως ὑπέμενον, ἐπιβοήσεις4 καὶ πληγὰς καὶ συρμοὺς καὶ διαρπαγὰς5 καὶ λίθων βολὰς καὶ συγκλείσεις καὶ πάνθ’ ὅσα ἠγριωμένῳ πλήθει ὡς πρὸς ἐχθροὺς καὶ πολεμίους φιλεῖ γίνεσθαι. 8. Καὶ δὴ ἀναχθέντες εἰς τὴν ἀγορὰν ὑπό τε τοῦ χιλιάρχου καὶ τῶν προεστηκότων τῆς πόλεως ἐξουσιῶν ἐπὶ παντὸς τοῦ πλήθους ἀνακριθέντες καὶ
(5) 1. Gallien nun war das Land, in dem das Stadion für die nun Vorzustellenden errichtet wurde. Seine Metropolen sind berühmt und zeichnen sich vor den anderen Städten dort aus – sie heißen Lyon286 und Vienne. Durch beide fließt der Fluss Rhone, der das ganze Land wasserreich durchströmt. 2. Das Schrei ben über die Märtyrer haben die dortigen, hell erleuchteten Gemeinden an diejenigen in der Asia und in Phrygia287 geschickt, indem sie das, was bei ihnen geschehen war, auf diese Weise schilderten. Ich werde also ihre Worte zitieren:
3. „Die in Vienne und Lyon in Gallien lebenden Diener Christi an die in der Asia und Phrygia, die als unsere Brüder denselben Glauben an die Erlösung und die Hoffnung haben: Friede und Gnade und Herrlichkeit von Gott, dem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn.“ 4. Nach längeren Ausführungen in der Briefeinleitung lassen sie den Bericht dann folgendermaßen beginnen: „Die Größe der hiesigen Bedrängnis288, der riesige Hass der Heiden gegen die Heiligen, und was die seligen Märtyrer ertrugen, sind wir weder geeignet, genau wiederzugeben, noch ist es möglich, dies schriftlich vollständig darzustellen. 5. Denn mit aller Gewalt stürmte der Widersacher289 heran und leitete seine schreckliche Ankunft290 in der Zukunft schon jetzt ein. Er durchdrang alles, indem er die Seinen gegen die Diener Gottes anleitete und einübte, so dass wir nicht nur von unseren Wohnhäusern, den Bädern und dem Marktplatz ferngehalten wurden, sondern auch verboten wurde, dass sich irgendeiner von uns überhaupt vor ihnen an irgendeinem Ort jemals sehen ließ2916. Aber die Gnade Gottes kämpfte dagegen, rettete die Schwachen aus der Gefahr und stellte standhafte Säulen292 auf, die die Kraft hatten, durch ihre Geduld jeden Ansturm des Feindes auf sich zu ziehen. Sie rückten gemeinsam vor und hielten jeder Form von Beschimpfung und Züchtigung stand.293 Dies alles achteten sie gering und eilten zu Christus und zeigten so auf, ‚dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht vergleichbar sind mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird‘294.
7. Zunächst ertrugen sie edel die Angriffe des zusammengerottet auftretenden gemeinen Volkes, die Pöbeleien und die Schläge, die Peitschenhiebe, die Plünderungen, die Steinwürfe, die drangvolle Enge und alles, was eine zornige Menge gegen Feinde und Gegner tut. 8. Und nachdem sie schließlich auf den Marktplatz geführt und von dem Militärtribun295 und den Vorstehern der städtischen Behörden vor dem
ὁμολογήσαντες, συνεκλείσθησαν εἰς τὴν εἱρκτὴν ἕως τοῦ ἡγεμόνος τῆς παρουσίας. 9. Μετέπειτα δὲ ἐπὶ τὸν ἡγεμόνα ἀχθέντων αὐτῶν, κἀκείνου πάσῃ τῇ πρὸς ἡμᾶς ὠμότητι χρωμένου, Οὐέττιος Ἐπάγαθος, εἷς ἐκ τῶν ἀδελφῶν, πλήρωμα ἀγάπης τῆς πρὸς τὸν θεὸν καὶ πρὸς τὸν πλησίον κεχωρηκώς, οὗ6 καὶ ἐπὶ τοσοῦτον ἠκρίβωτο ἡ πολιτεία7, ὡς καίπερ ὄντα νέον συνεξισοῦσθαι τῇ τοῦ πρεσβυτέρου Ζαχαρίου μαρτυρίᾳ. Πεπόρευτο8 γοῦν ἐν πάσαις ταῖς ἐντολαῖς κ...